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minikom
21.02.2009, 20:24
Sagt irgend jemand der Begriff "stiefeln" oder auf Platt "stiwwele" etwas??

:fragkratz: mini

Wasserratte
21.02.2009, 23:18
Ohja, ich hab das schon gehört, als Kind -ich erinner mich noch an das, aber ich weiß es nimmer, was es war. leider :-(

Betraf das das Laufen eines Kindes in Stiefeln?? Oder hat es was mit den Gummistiefeln zu tun?
Mir scheint, dass das aus dem Hessischen kommt.

Ernst
21.02.2009, 23:42
...ich weis es und schweige....

Nun macht mal weiter !

Gruß Ernst

p-m
22.02.2009, 19:21
Hallo zusammen

Als Landratte wusste ich zwar nicht, was "stiefeln" in der Binnenschifffahrt bedeutet. Aber ich fand den Ausdruck und die dazugehörende Erklärung in Göpfs "Schiffischem Wortschatz des Schweizer Rheinschiffers". Ich will kein Spielverderber sein, und lasse die Forumteilnehmerinnen und -teilnehmer weiter raten.

Als kleiner Hinweis: "stiefeln" darf nicht mit "sacken" verwechselt werden.

Freundliche Grüsse

Peter

Ernst
22.02.2009, 19:54
Hallo Peter,

..."stiefeln" darf nicht mit "sacken" verwechseln...

da hast Du vollkommen Recht. :super:

Gruß Ernst

minikom
26.02.2009, 19:12
Hallo Ernst,
es heißt "sacken lassen", das klingt inaktiv, stiefeln muss man aktiv,
(ich mein' ja nur)

mini

p-m
28.02.2009, 07:13
Hallo minikom

Du meinst absolut richtig, "stiefeln" muss frau/man aktiv, "sacken lassen" passiv. Frag' mich bitte nicht weshalb das so ist, bzw. so genannt wird. Vielleicht kennt ja ein(e) Teilnehmer(in) den Grund.

Freundliche Grüsse

Peter

Gernot Menke
28.02.2009, 12:07
"Sacken lassen" ist wohl dasselbe wie "durchsacken lassen" (rückwärts durch eine Brücke oder Engstelle), denke ich mal.

Andererseits ist das nicht nur passiv: man läßt ja zum Steuern oder evtl. notwendigen Aufstoppen die Maschine laufen. Aber es könnte gemeint sein, daß man sich eben doch passiv, wenn auch mit langsam laufender Maschine, mittels der Strömung durch eine Stelle durchsacken läßt.

Was könnte dann also aktiv "stiefeln" sein - ich habe es noch NIE gehört! Vielleicht das Rückwärtsfahren aktiv mit eigener Kraft? Der Sinn des Rückwärtsfahrens könnte sein, eine kurze Strecke mit dem Strom zurückzulegen, ohne zweimal wenden zu müssen. Die Herkunft des Wortes könnte sich dann daraus erklären, daß man früher ohne Wendegetriebe die Motoren nicht mit Schmackes rückwärtslaufen lassen wollte und dann eben gemütlich mit geringer Drehzahl rückwärts zu tal "stiefelte". - oder ?????

Mal gespannt, was es am Ende wirklich ist!

http://www.forum-f%C3%83%C2%BCr-interessierte-der-binnenschifffahrt.de/forum/images/smilies/wave.gif Gernot (vielleicht habe ich in meinem langsamlaufenden PC zuwenig Druckluft - das Winkemännchen will einfach nicht anspringen!)

Ernst
28.02.2009, 19:47
...Hallo Ernst,
es heißt "sacken lassen", das klingt inaktiv, stiefeln muss man aktiv,
(ich mein' ja nur)...

Hallo Mini, man kann auch eine Maus melken,
man muss nur den Eimer drunter bekommen. :wink:

Gruß Ernst

Ernst
28.02.2009, 19:49
Hallo Gernot, ich lasse das Thema noch offen, mal sehen was da noch so kommt.
Werde mich dann abschließend dazu äusssern.

Gruß Ernst

minikom
28.02.2009, 20:25
...Hallo Ernst,
es heißt "sacken lassen", das klingt inaktiv, stiefeln muss man aktiv,
(ich mein' ja nur)...

Hallo Mini, man kann auch eine Maus melken,
man muss nur den Eimer drunter bekommen.

Gruß Ernst


Okay Ernst,
normaler Weise bin ich nicht so schnell eingeschnappt - aber ich bin von einem der Forum-Teilnehmer auf die Gefahr billiger Polemik, versteckt hinter Zitaten, aufmerksam gemacht worden, - ich möchte diesen Hinweis inhaltlich an dich weiterleiten: Wer sich, wie du es offensichtlich gerne tust, immer "weise" zurückhält, weil er was weiß aber noch schweigen möchte um sich an anderer Leute "Pseudowissen" erst mal zu Gemüt zu führen und dann mit geballtem Fachwissen zuschlägt, sitzt meiner Meinung nach im Glashaus . . . . auch wenn er nur mit dummen Sprüchen schmeißt.
Schade, ich dachte du wärst besser . . .
Ich nehme das Ganze zum Anlass mich von euch zu verabschieden, hätte 'ne tolle Sache für mich werden können, aber bei so viel geballtem Wissen um die Bereiche der Binnenschifffahrt kann ich nicht mithalten, dafür bin ich einfach zu dumm.

Gruß mini

Dewi
28.02.2009, 20:35
Hallo miteinander,

:fragkratz: habe ich was verpasst :fragkratz:

Gruß Dewi

Andy
28.02.2009, 20:51
Hallo Dewi
Das scheint so, ich wohl auch.
Und was stiefeln ist weiß ich auch noch nicht.
Gruß Andy

Ernst
28.02.2009, 21:11
Hallo Andy, bevor es neuen Ärger gibt hier ist meine Interpretation der zwei Begriffe „sacken lassen“ und „stiefeln“

Unter „sacken lassen“ versteht man das Schiff, ob mit oder ohne Antrieb, wird eine meist kurze Strecke über „Steur“ zu Tal treiben gelassen.

„stiefeln“ ist heute nicht mehr üblich.
Beim „stiefeln“ wurde ein meistens leeres Schleppschiff über eine längere Strecke „kopfvor“ zu Tal treiben gelassen. Da die Ruderwirkung fast gleich null war wurde mit langen stabilen Staken die bis auf den Grund reichten der Kurs geändert. Das geschah im hinteren Bereich des Schiffes. ( vom hinteren Mittelpoller bis zum Heck) Zusätzlich wurden am Kopf abwechselnd Bb oder Stb Ketten schleifen gelassen.
Ja das war ein mühsames Geschäft aber so wurden die Schleppkosten gespart.

Gruß Ernst

Jürgen II
28.02.2009, 21:19
Hallo zusammen,
wie ihr seht, bin ich hier bei Sprache und Ausdruckweise der Moderator.....
Bis jetzt haben wir hier ein wirklich heiteres " Begrifferaten " gehabt, und da möchte ich, dass das auch so bleibt. Es ist immer wieder vorgekommen, das Leute die es mit den ersten gelesen haben und sofort wußten, sich zuerst mal zurückhielten --so wie Ernst und Peter hier--, um anderen wie hier dem Gernot auch noch die Möglichkeit zu geben sich zu äussern. Da finde ich, das soll auch so bleiben. Bedenkt bitte, hier sind jetzt über zweihundertdreißig verschiedene Charaktere zusammengekommen...Und jetzt vertragt euch bitte wieder.
Schöne Grüsse vom Mittelrhein
Jürgen

Andy
28.02.2009, 22:18
Hallo Ernst

Was "Sacken lassen" ist das wusste ich, nur stiefeln war mir neu.
Man lernt nie aus. Danke für die Info.
Grüße Andy

p-m
28.02.2009, 22:52
Hallo zusammen

Irgendwie verstehe ich die Welt nicht mehr, aber ich muss ja auch nicht mehr unbedingt alles verstehen. Ich weiss, dass ich eine Landratte bin, und dass mir alle aktiven und ehemaligen Schiffsleute mit ihrem Fachwissen haushoch überlegen sind. Ich akzeptiere das und habe absolut keine Probleme mit dieser Tatsache. Da ich beruflich und in der Freizeit trotzdem mit der Binnenschifffahrt zu tun habe, interessiert mich dieses heitere Begrifferaten, und ich erlaubte ich mir, ab und zu meinen "Senf" dazu zu geben. Falls ich damit irgend jemandem zu nahe oder gar auf die Füsse getreten bin, entschuldigte ich mich hiermit in aller Form, das war nie meine Absicht.

Mit dem Scannen und Konvertieren von Göpfs "Schiffischem Wortschatz des Schweizer Rheinschiffers" in eine elektronische Form lernte ich sehr viele schiffische Begriffe und deren Erklärung kennen. Mit der 3. Auflage vom 14. Juli 2007 konnte dieses schiffische Wörterbüchlein für die Nachwelt erhalten werden. Mit der Erklärung von schiffischen Begriffen hielt ich mich ganz bewusst zurück, um anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch die Möglichkeit zu geben, sich an der Diskussion zu beteiligen. Zudem ist es nicht mein eigenes Fachwissen, ich kann nur aus Göpfs Wortschatz zitieren. Es ist mir ein sehr grosses Anliegen, dass sich alle wieder vertragen und dieses Begrifferaten wie bisher weitergeht.

Vielen Dank fürs Verständnis und liebe Grüsse aus Basel

Peter

Jürgen II
01.03.2009, 00:00
Hallo Peter,
vielen Dank für deine Ausführungen und mach bitte weiter so, ist ganz in meinem Sinne.
Gruß Jürgen

Wasserratte
03.03.2009, 02:12
Nachdem bei den Antworten sacken lassen vorkam, dachte ich sofort daran, dass das beim Ankern ist. Das Schiff wird sacken gelassen, solange, bis das Anker sicher hält. Erst das eine, dann das andre und dann in die Ketten sacken lassen.

Nun, der Begriff stiefeln sagt mir nichts, wurde bei uns nicht gebraucht.

Ist es wirklich so, dass man das Schiff mit Hilfe von schleifenden Ankern treiben ließ? Ich denke, das ist nicht ungefährlich, da auch mal ein Anker verloren gehen könnte....und dann?!? :fragkratz:

Gernot Menke
03.03.2009, 09:32
@Wasserratte,

man ließ die Kähne zum Teil auch ohne Anker nur vor der schweren Kette treiben. Die Kette bremste, so daß Strömung und Druck auf dem Ruder war, aber man hakte sich nicht fest und konnte so - rückwärts mit schleifender Kette treibend - lenken.

Das war ein mühsames Geschäft, wurde aber z. B. auf dem noch nicht ausgebauten Oberrhein gemacht, wenn die Schleppboote wegen kleinen Wassers oben liegenbleiben mußten und man mit den flacher gehenden Kähnen dann eben ohne Schlepperhilfe leer nach unten ging. Das Treibenlassen ohne Kette war auf diesem flachen Stück bei kleinem Wasser zu gefährlich.

(Und dann gab es angeblich auch noch das "Grasen", das Bremsen mit nur teilweise heruntergelassenem und etwas schleifendem Anker, wenn man mit einem Kahn zu schnell war und gleich vor Anker gehen oder in irgendeine Einfahrt hineinlaufen wollte. Aber darüber weiß ich nichts Näheres)

Gruß

Gernot

Ernst
04.03.2009, 00:10
Hallo Gernot, das Anker „grasen lassen“ wurde auch bei Motorschiffen (damals noch ohne Bugi) angewandt . z.B.: wenn man mit einem leeren Motor eine längere Strecke über Steur fahren musste. (im Kanal oder Hafenbecken ohne Wendemöglichkeit) Dann wurde das Anker „kurze Bucht“ gesetzt und stabilisierte so den Kopf gegen das „verfallen“ durch den Wind und dem "Radeffekt" der Schraube..

Gruß Ernst

Wasserratte
04.03.2009, 13:16
Wir hatten in Walsum mal ein Anker verloren, da hatte Vater dann auch mit dem 2. Anker den Bodengrund abgegrast, um unser Anker wieder aufzufischen, dabei fand er ulkigerweise dann auch bald eins, das nichtmal unseres war....*gg*. Das hatten wir dann zum Wasser- und Schifffahrtsamt nach Du-Ruhrort gebracht und unseres verlustig gemeldet, dafür aber ein Andres gekauft, damit wir wenigstens in Walsum vor Anker gehen konnten.

:Kap:
Gruß Christa

:wink:

grotefendt
04.05.2009, 17:25
Gestiefelt wurde nicht rückwärts ,zum Stiefeln brauchte man Ruderkraft.
Talwärts stiefelnde Schiffe, das waren früher natürlich nur Kähne.
Ein Talwärts treibender Kahn baut an Stellen mit höherer Fließgeschwindigkeit eine gewisse Bewegungsenergie auf,die dann zum Steuern benutzt werden kann.
Falls das mit dem Ruder nicht reichte wurde der Schoorbaum zum stiefeln eingesetzt,um das Schiff auf Kurs zu halten.
Die Sage um die Lorelei basiert auf die bis zu dreizig Meter Wassertiefe dort,da die Fahrzeuge dort nicht stiefeln konnten zerschellten viele an der
Loreley.

grotefend :captain:

Jürgen F.
04.05.2009, 17:30
Ich kenne das treiben lassen unter dem Begriff:
Mit kaltem Druck zu Tal

Gruß Jürgen

NFK
09.05.2010, 22:01
Ein Jahr nach der letzten Antwort fiel mir dieser Strang auf.

Hier: http://www.rheinschifffahrtsgeschichte.de/Mainzer%20Pano%20Dateien/Galerien%20Mainz%201636.html

gibt es Bilder und eine Erklärung dazu (die Navigation auf der Seite ist etwas gewöhnungsbedürftig).

Demnach kommt "stiefeln" möglicherweise vom holländischen "stevelen" (über den Steven fahren) und bedeuted, beim Talfahren einen Geschwindigkeitsüberschuß über die Strömung zu erzielen. Der Grund dafür liegt am Gefälle des Stroms, wodurch eine schiefe Ebene entsteht. Dadurch erzeugt die Erdbeschleunigung eine Vortriebskomponente. Dadurch treibt das Schiff nicht nur, sondern es wird steuerbar.

Ich kam auf diesen Strang, weil ich nach einem Binnenschiffahrtsbegriff suchte, den ich aber nicht fand. Weiß jemand wie es hieß, wenn ein Schleppkahn losgeworfen wurde und dieser mit dem verbleibenden Schwung in den Hafen oder an die Ankerstelle gesteuert wurde?

Gruß

Norbert

Ernst
10.05.2010, 02:14
Weiß jemand wie es hieß, wenn ein Schleppkahn losgeworfen wurde und dieser mit dem verbleibenden Schwung in den Hafen oder an die Ankerstelle gesteuert wurde?

das nennt (nannte) man semmen.

Das Schiff ist in den Hafen gesemmt.

Gruß Ernst

Cuxi
10.05.2010, 10:07
Moin, moin;
das war manchmal ein heisses Ding, in den Hafen semmen.
Besonders, wenn auf dem Rhein starker Strom stand, und der Hafenkanal bis zum eigentlichen Liegeplatz weit. Dann musste soviel Fahrt wie möglich beibehalten werden,
um so weit wie möglich zu kommen, ohne staken zu müssen.
Der Mann vorne nahm die oberen Schläge der Schlepptrosse vom Poller, um auf Zuruf des Schiffers sofort loswerfen zu können. Dann rauschte das Schiff in den Hafenkanal.
Oft genug sprang die steif stehende Schlepptrosse schon über die Steine der Molenböschung nach oben. sodass der Kapitän des Schleppers, besorgt um seine Trosse,
grimmig blickend aus seinem Ruderhaus kam.
Wenn dann der Ruf "lego" kam, wurden die nächsten Buchten abgeworfen, bis die Schlepptrosse durch den aufgebauten Zug alleine die letzten Windungen um den Poller
rauschte. dann hiess es bloß weg von der Pollerbank, damit man vom Ende der Trosse nicht erwischt wurde.
Und dann trieb man so dahin, in der Hoffnung anzukommen, wo man hin mußte.
Mit Gruß von der Küste
Helmut:wink:

Friedhelm L.
12.11.2012, 13:44
Hallo Gemeinde,
ich habe in Wikipedia einen Artikeln zum Stiefeln eingesetzt:http://de.wikipedia.org/wiki/Stiefeln Falls noch jemand Ergänzungen dazu hat, bitte mir per PN mitteilen.

Gruß

Friedhelm

Gernot Menke
12.11.2012, 17:03
Ein sehr schöner Artikel, Friedhelm!

Eine kleine Anmerkung noch an dieser Stelle, weil sie eigentlich nicht in den Artikel gehört: im übertragenen Sinn nannte man - so habe ich mir jedenfalls sagen lassen - auch ein sehr langsames Fahren etwas verächtlich als "stiefeln".

:wink: Gernot

mainschnickel
12.11.2012, 17:49
Wenn das "stiefeln" dasselbe ist wie das niederländische wort "stevelen". Sacken lassen ist kopf zu berg zu tal schwimmen lassen mit oder ohne maschine das ist egal, ohne wird man arbeiten mit seilen oder anker. Stevelen ist kopf zu tal nur mit beladene schiff ohne maschine treiben lassen. Durch die kleine geschwindigkeit im wasser kann man das ruder benutzen. Ich kenne das aus den erzählungen meines opas der machte das vor dem krieg von linz nach ruhrort, weiter zu tal war verboten. am main habe die das ähnlich gemacht aber dann beigesteuert mit schorbäumen oder flierhaken.

Gernot Menke
12.11.2012, 18:22
Hallo Mainschnickel,

genauso hat Friedhelm es ja auch beschrieben. Was den Main anbelangt, findet sich hier (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?4101-META-Havarie-an-der-L%F6wenbr%FCcke-1941&highlight=l%F6wenbr%FCcke) etwas dazu (im Zeitungsartikel).

:wink: Gernot

Wasserratte
31.12.2013, 03:03
Hallo Mainschniggel, Du meinst bestimmt den Fliegerhaken? Flierhaken hab ich noch nie gehört ;-). Und das mit dem Semmen, wenn der Schwung nicht ausgereicht hat, dann hatte man sich sicher mit der Ankerlier und dem Lierdraht wie beim Verholen geholfen, an den richtigen Platz zu kommen. ;-) Gibt es das überhaupt noch auf Motorschiffen, dass man sich mit dem Lierdraht zum Verholen behilft?

kannmanns
26.12.2021, 18:35
„Stiefeln“ oder „Unter kaltem Druck fahren“ und “Schricken“ oder „Zippeln“.

Text ist vorbereitet. Aber wie kann ich Bilder als Anhang senden?

Joana
29.12.2021, 13:59
Hallo,

siehe hier (https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?44567-Anleitung-zum-Bilder-einstellen-mit-Dateimanager)

Grüße Joana

kannmanns
29.12.2021, 14:55
„Stiefeln“ oder „Unter kaltem Druck fahren“ und “Schricken“ oder „Zippeln“.
DBR-Lehrschiff „Heinz Kapelle“ Schiffsführer Herr Braune aus Breitenhagen- OT Alt-Tochheim und Lehrausbilder Alfred Fischer aus Barby mit 8 Lehrlinge an Bord. Reise 1963 von Riesa Hafen Gröba km 109,0 bis Westerhüsen dann mit Bugsierer bis vor Magdeburg Buckau km 325,0 Koppelstelle für Schleppkähne (und Gaststätte „Mücke“ Koppelstelle für die Schiffer). Elbkahn beladen treibend („Mit kaltem Druck“ d.h. ohne Antrieb mit der Strömung zu Tal; oder auch „Stieleln“ genannt) als sichtbares Zeichen wurde am Mast ein etwa 1,5 m langer Wimpel seitlich ausstehend gehisst. Ich glaube noch zu wissen, das für die Fahrt am Bug 2 Anker und am Heck 2 Anker (Vierflunken Anker auch Draggen genannt) einsatzbereit gehalten werden mussten.
Schleppzüge haben weit unter der Kurve gestoppt, damit das treibende Schiff in die Innenkurve außerhalb der Fahrrinne „riechen„ konnte. Denn in der Innenkurve ist die Strömung geringer und der Kahn konnte sich so von der Abdrift in die Außenkurve „Grube“ manöverieren. Das gelang nur wenn die Geschwindigkeit schneller als der Strom war. Und der Kahn damit steuerungsfähig . Das war beim Start aus dem Hafen mit dem Bugsierer gegeben. Hilfreicher wäre die ältere Bauart des Ruders mit einem Helmholzruder mit einer größeren Fläche („Hackebeil Ruder“) gewesen. Diese Art der Schifffahrt wurde glaube ich 1963 auf der Elbe nicht mehr zugelassen, um die Schleppschifffahr nicht zu behindern. Mit dieser Reise waren wir einer der letzten die das praktiziert haben. Auf der Oder war das glaube ich schon ab 1952 nicht mehr erlaubt. Ich kann mich nicht erinnern, wo wir auf der Reise Feierabend gemacht haben. Aber Ankerstellen auf der Elbe:“ Der arme Edelmann“; „Der rote Ochse“; „Der Honigmann“; „Schröders Frieden“ bei Griebo oder auch „Die Saugrube“ glaube bei Zerbst kommen mir noch vom Namen bekannt vor. Diese Auswahl dieser Stellen war aber sehr wichtig für den Start am nächsten Tag.
Das handwerkliche Geschick der Fahrweise „Unter kaltem Druck“ wurde erst gefordert bei der Auswahl des Ankerplatz und des Ankerns unter der Kurve, und vor allem bei dem Start bis zum Erreichen der Steuerbarkeit des Kahns ohne in der nächsten Kurve Schricken zu müssen. (Arbeit mit dem Bundstaken auch „Zippeln“ genannt)
Wenn Interesse für diese Schilderungen bestehen kann ich gern mich dazu erinnern und in einem weiteren Beitrag auslassen.
Das ist natürlich alles nicht mehr mit der heutigen Motorschifffahrt mit Buggi (Bugstrahlruder) zu vergleichen. Die Klippanker der Motorgüterschiffe und deren Handhabung und Wirkung ist von dem Vierflunken Ankergeschirr mit deren Möglichkeit den Kahn in eine entsprechende seitliche Position zu „gieren“ nicht vergleichbar und auch nicht mehr notwendig. Bundstaken (oder Schorbaum) wenn die überhaupt noch vorhanden sind werden nur zur Distanzhaltung am Uferbereich eingesetzt.
Dann musste mit dem Bundstaken verhindert werden ans Ufer gedrückt zu werden. Es wurde "gezippelt" Schanzkleid Hanftampen (Bundzippel) circa 3 m unter dem Schanzkleid befestigt. Das freie Ende wurde griffbereit platziert. Denn beim "Zippeln" war Schnelligkeit gefragt. Der Bundstaken wurde auf dem Schanzkleid gewichtsmäßig ausgeglichen dann schrägen zur Fahrtrichtung in den Uferbereich gesetzt der Tampen wurde schnell um den Handgriff zugelegt (wie bei einer Klampe) und gefiert. Die Wirkung war deutlich durch das Geräusch des Tampens hörbar. Durch die Fahrgeschwindigkeit musste das sehr schnell bewerkstelligt werden. Sobald der Starken dann quer zum Schiff war wurde der Satz wirkungslos und der Starken wurde erneut über das Schanzkleid für den nächsten Satz geschlenkert. Der Schiffsführer zeigte dann an ob ein weiter Satz erforderlich war, um vom Uferbereich wegzukommen. Das war sehr anstrengenden aber auch aufregend spannend.
Bemerkungen zu den Bildern im Anhang:
1. Lehrschiff „Heinz Kapelle“ in Stralsund an der Mohle. Am Bug ist ein Vierflunken Anker und auf dem Deck Bundstaken zu erkennen.
2. An dem Wohnhaus von Herrn Braune in Alt-Hochheim sind von oben Bundstaken mit belegtem Zippel; Bootshaken; Malstange (zum Peilung der Tauchtiefe); Bundstaken für felsigen Grund (mit Maikäfer Ars….); Handstaken; Ruder (oder Riemen)zum Wriggen im Beiboot.
3. LS-Heinz Kapelle mit Mittelkajüte für 8 Lehrlinge (nicht mein Jahrgang)
„Stiefeln“ oder „Unter kaltem Druck fahren“ und “Schricken“ oder „Zippeln“.
DBR-Lehrschiff „Heinz Kapelle“ Schiffsführer Herr Braune aus Breitenhagen- OT Alt-Tochheim und Lehrausbilder Alfred Fischer aus Barby mit 8 Lehrlinge an Bord. Reise 1963 von Riesa Hafen Gröba km 109,0 bis Westerhüsen dann mit Bugsierer bis vor Magdeburg Buckau km 325,0 Koppelstelle für Schleppkähne (und Gaststätte „Mücke“ Koppelstelle für die Schiffer). Elbkahn beladen treibend („Mit kaltem Druck“ d.h. ohne Antrieb mit der Strömung zu Tal; oder auch „Stieleln“ genannt) als sichtbares Zeichen wurde am Mast ein etwa 1,5 m langer Wimpel seitlich ausstehend gehisst. Ich glaube noch zu wissen, das für die Fahrt am Bug 2 Anker und am Heck 2 Anker (Vierflunken Anker auch Draggen genannt) einsatzbereit gehalten werden mussten.
Schleppzüge haben weit unter der Kurve gestoppt, damit das treibende Schiff in die Innenkurve außerhalb der Fahrrinne „riechen„ konnte. Denn in der Innenkurve ist die Strömung geringer und der Kahn konnte sich so von der Abdrift in die Außenkurve „Grube“ manöverieren. Das gelang nur wenn die Geschwindigkeit schneller als der Strom war. Und der Kahn damit steuerungsfähig . Das war beim Start aus dem Hafen mit dem Bugsierer gegeben. Hilfreicher wäre die ältere Bauart des Ruders mit einem Helmholzruder mit einer größeren Fläche („Hackebeil Ruder“) gewesen. Diese Art der Schifffahrt wurde glaube ich 1963 auf der Elbe nicht mehr zugelassen, um die Schleppschifffahr nicht zu behindern. Mit dieser Reise waren wir einer der letzten die das praktiziert haben. Auf der Oder war das glaube ich schon ab 1952 nicht mehr erlaubt. Ich kann mich nicht erinnern, wo wir auf der Reise Feierabend gemacht haben. Aber Ankerstellen auf der Elbe:“ Der arme Edelmann“; „Der rote Ochse“; „Der Honigmann“; „Schröders Frieden“ bei Griebo oder auch „Die Saugrube“ glaube bei Zerbst kommen mir noch vom Namen bekannt vor. Diese Auswahl dieser Stellen war aber sehr wichtig für den Start am nächsten Tag.
Das handwerkliche Geschick der Fahrweise „Unter kaltem Druck“ wurde erst gefordert bei der Auswahl des Ankerplatz und des Ankerns unter der Kurve, und vor allem bei dem Start bis zum Erreichen der Steuerbarkeit des Kahns ohne in der nächsten Kurve Schricken zu müssen. (Arbeit mit dem Bundstaken auch „Zippeln“ genannt)
Wenn Interesse für diese Schilderungen bestehen kann ich gern mich dazu erinnern und in einem weiteren Beitrag auslassen.
Das ist natürlich alles nicht mehr mit der heutigen Motorschifffahrt mit Buggi (Bugstrahlruder) zu vergleichen. Die Klippanker der Motorgüterschiffe und deren Handhabung und Wirkung ist von dem Vierflunken Ankergeschirr mit deren Möglichkeit den Kahn in eine entsprechende seitliche Position zu „gieren“ nicht vergleichbar und auch nicht mehr notwendig. Bundstaken (oder Schorbaum) wenn die überhaupt noch vorhanden sind werden nur zur Distanzhaltung am Uferbereich eingesetzt.
Dann musste mit dem Bundstaken verhindert werden ans Ufer gedrückt zu werden. Es wurde "gezippelt" Schanzkleid Hanftampen (Bundzippel) circa 3 m unter dem Schanzkleid befestigt. Das freie Ende wurde griffbereit platziert. Denn beim "Zippeln" war Schnelligkeit gefragt. Der Bundstaken wurde auf dem Schanzkleid gewichtsmäßig ausgeglichen dann schrägen zur Fahrtrichtung in den Uferbereich gesetzt der Tampen wurde schnell um den Handgriff zugelegt (wie bei einer Klampe) und gefiert. Die Wirkung war deutlich durch das Geräusch des Tampens hörbar. Durch die Fahrgeschwindigkeit musste das sehr schnell bewerkstelligt werden. Sobald der Starken dann quer zum Schiff war wurde der Satz wirkungslos und der Starken wurde erneut über das Schanzkleid für den nächsten Satz geschlenkert. Der Schiffsführer zeigte dann an ob ein weiter Satz erforderlich war, um vom Uferbereich wegzukommen. Das war sehr anstrengenden aber auch aufregend spannend.
Bemerkungen zu den Bildern im Anhang:
1. Lehrschiff „Heinz Kapelle“ in Stralsund an der Mohle. Am Bug ist ein Vierflunken Anker und auf dem Deck Bundstaken zu erkennen.
2. An dem Wohnhaus von Herrn Braune in Alt-Hochheim sind von oben Bundstaken mit belegtem Zippel; Bootshaken; Malstange (zum Peilung der Tauchtiefe); Bundstaken für felsigen Grund (mit Maikäfer Ars….); Handstaken; Ruder (oder Riemen)zum Wriggen im Beiboot.
3. LS-Heinz Kapelle mit Mittelkajüte für 8 Lehrlinge (nicht mein Jahrgang)

Willy
29.12.2021, 17:36
Sehr schöner Bericht, mein Vater in Aken/Elbe 1910 geboren erzählte oft von den Fachausdrücken, wie du sie im Text beschreibst. Das waren noch Zeiten. Harter Schifferberuf.

Gruß Willy

kannmanns
31.12.2021, 20:10
„Stiefeln“ oder „Unter kaltem Druck fahren“ und “Schricken“ oder „Zippeln“.
DBR-Lehrschiff „Heinz Kapelle“ Schiffsführer Herr Braune aus Breitenhagen- OT Alt-Tochheim und Lehrausbilder Alfred Fischer aus Barby mit 8 Lehrlinge an Bord. Reise 1963 von Riesa Hafen Gröba km 109,0 bis Westerhüsen dann mit Bugsierer bis vor Magdeburg Buckau km 325,0 Koppelstelle für Schleppkähne (und Gaststätte „Mücke“ Koppelstelle für die Schiffer). Elbkahn beladen treibend („Mit kaltem Druck“ d.h. ohne Antrieb mit der Strömung zu Tal; oder auch „Stieleln“ genannt) als sichtbares Zeichen wurde am Mast ein etwa 1,5 m langer Wimpel seitlich ausstehend gehisst. Ich glaube noch zu wissen, das für die Fahrt am Bug 2 Anker und am Heck 2 Anker (Vierflunken Anker auch Draggen genannt) einsatzbereit gehalten werden mussten.
Schleppzüge haben weit unter der Kurve gestoppt, damit das treibende Schiff in die Innenkurve außerhalb der Fahrrinne „riechen„ konnte. Denn in der Innenkurve ist die Strömung geringer und der Kahn konnte sich so von der Abdrift in die Außenkurve „Grube“ manöverieren. Das gelang nur wenn die Geschwindigkeit schneller als der Strom war. Und der Kahn damit steuerungsfähig . Das war beim Start aus dem Hafen mit dem Bugsierer gegeben. Hilfreicher wäre die ältere Bauart des Ruders mit einem Helmholzruder mit einer größeren Fläche („Hackebeil Ruder“) gewesen. Diese Art der Schifffahrt wurde glaube ich 1963 auf der Elbe nicht mehr zugelassen, um die Schleppschifffahr nicht zu behindern. Mit dieser Reise waren wir einer der letzten die das praktiziert haben. Auf der Oder war das glaube ich schon ab 1952 nicht mehr erlaubt. Ich kann mich nicht erinnern, wo wir auf der Reise Feierabend gemacht haben. Aber Ankerstellen auf der Elbe:“ Der arme Edelmann“; „Der rote Ochse“; „Der Honigmann“; „Schröders Frieden“ bei Griebo oder auch „Die Saugrube“ glaube bei Zerbst kommen mir noch vom Namen bekannt vor. Diese Auswahl dieser Stellen war aber sehr wichtig für den Start am nächsten Tag.
Das handwerkliche Geschick der Fahrweise „Unter kaltem Druck“ wurde erst gefordert bei der Auswahl des Ankerplatz und des Ankerns unter der Kurve, und vor allem bei dem Start bis zum Erreichen der Steuerbarkeit des Kahns ohne in der nächsten Kurve Schricken zu müssen. (Arbeit mit dem Bundstaken auch „Zippeln“ genannt)
Wenn Interesse für diese Schilderungen bestehen kann ich gern mich dazu erinnern und in einem weiteren Beitrag auslassen.
Das ist natürlich alles nicht mehr mit der heutigen Motorschifffahrt mit Buggi (Bugstrahlruder) zu vergleichen. Die Klippanker der Motorgüterschiffe und deren Handhabung und Wirkung ist von dem Vierflunken Ankergeschirr mit deren Möglichkeit den Kahn in eine entsprechende seitliche Position zu „gieren“ nicht vergleichbar und auch nicht mehr notwendig. Bundstaken (oder Schorbaum) wenn die überhaupt noch vorhanden sind werden nur zur Distanzhaltung am Uferbereich eingesetzt.
Dann musste mit dem Bundstaken verhindert werden ans Ufer gedrückt zu werden. Es wurde "gezippelt" Schanzkleid Hanftampen (Bundzippel) circa 3 m unter dem Schanzkleid befestigt. Das freie Ende wurde griffbereit platziert. Denn beim "Zippeln" war Schnelligkeit gefragt. Der Bundstaken wurde auf dem Schanzkleid gewichtsmäßig ausgeglichen dann schrägen zur Fahrtrichtung in den Uferbereich gesetzt der Tampen wurde schnell um den Handgriff zugelegt (wie bei einer Klampe) und gefiert. Die Wirkung war deutlich durch das Geräusch des Tampens hörbar. Durch die Fahrgeschwindigkeit musste das sehr schnell bewerkstelligt werden. Sobald der Starken dann quer zum Schiff war wurde der Satz wirkungslos und der Starken wurde erneut über das Schanzkleid für den nächsten Satz geschlenkert. Der Schiffsführer zeigte dann an ob ein weiter Satz erforderlich war, um vom Uferbereich wegzukommen. Das war sehr anstrengenden aber auch aufregend spannend.
Bemerkungen zu den Bildern im Anhang:
1. Lehrschiff „Heinz Kapelle“ in Stralsund an der Mohle. Am Bug ist ein Vierflunken Anker und auf dem Deck Bundstaken zu erkennen.
2. An dem Wohnhaus von Herrn Braune in Alt-Hochheim sind von oben Bundstaken mit belegtem Zippel; Bootshaken; Malstange (zum Peilung der Tauchtiefe); Bundstaken für felsigen Grund (mit Maikäfer Ars….); Handstaken; Ruder (oder Riemen)zum Wriggen im Beiboot.
3. LS-Heinz Kapelle mit Mittelkajüte für 8 Lehrlinge (nicht mein Jahrgang)

Hummel-Ruthof
01.01.2022, 12:32
Am Rhein nannte man dies "Fahren auf sich", wenn ein Treidelschiff stromabwärts fuhr und durch das Gefälle ein wenig schneller war als die Strömung. Das verschaffte dem Boot eine gewisse Steuerfähigkeit.

kannmanns
07.01.2022, 18:37
Zu den Bildern mit den Bananenstauden möchte ich mit einer Episode antworten.
Und den Begriff Wriggeln mit ins Spiel bringen
Die Koppelstelle der Schleppkähne der Deutschen Binnenreederei (DDR Reederei) war im Hamburg – Vettel der Peutehafen. Von dort sind wir zu zweit ich glaube 1962 mit dem Beiboot (Flieger) bis in den Segelschiffhafen gewriggelt. Durch einen Tipp in der Schifferkneipe („Klein Erna“ im Peutehafen) sind wir zum Segelschiffhafen um eine Bananenstaude in einen Seesack einzuladen. Denn die überreifen Bananen wurden für die Schweinemastanlagen in Schuten verladen. Auf der Rücktour wurden wir am Ende des Freihafengeländes (Bereich Elbbrücken) durch den Zoll kontrolliert. Einer der Beamten hatte seinen Kollegen bei der Kontrolle nur darauf hingewiesen das die Buchstaben an dem Beiboot (Flieger) DBR nicht Deutsche Bundesrepublik bedeutet. Da wir vom Osten waren durften wir mit der ganzen Staude weiterfahren. Aber mit dem Hinweis dass wir nichts davon verkaufen dürfen. Drei Personen konnten diese Menge natürlich nicht verzehren. Bis Wittenberge war der Rest von mindestens 2/3 Staude auch nicht mehr genießbar. Die Touren mit dem Beiboot zu wriggel sind üblicherweise nur von der Ankerstelle bis an Land notwendig gewesen. Dieser Bananentransport mit dem Beiboot von etwa 6 km war schon durch die Entfernung ein Sonderfall. Der Nachteil dieser Fortbewegungsmethode ist die geringere Geschwindigkeit, die erreicht werden kann. Der Vorteil ist aber nicht zu verkennen, dass man in Fahrtrichtung schauen kann. Und das dazu nur ein Ruder (Riemen sieh) benötigt wurde. Das ist nach einiger Übung problemlos möglich und sinnvoll. Bei einigen Beibooten (Fliegern) wurde die Rundsel ( eingelassen runde Aussparung für das Ruder) am Heck nicht in der Mitte sondern etwas nach Backbord versetzt, das war beim Wriggeln und nach vorne schauen noch günstiger angeordnet.
Wenn das Bild von dem Schuppen sichtbar ist, dann ist ganz unten das Ruder (Riemen) zum Wriggeln zu erkennen.

Handhaspel
07.01.2022, 19:42
Hallo Kannmanns,

Bild 2 in # 32 zeigt eine Original-Schottelschlupp. Die achterliche Konstruktion für den Wriggelriemen im Bild kann nur Eigenarbeit sein (Versuch, die Ducht höher zu stellen?). Die Ducht für den Wriggelriemen war im Original mittig halb versenkt. Um richtig Wriggeln zu können, musste man mit beiden Händen den Riemen fassen, stand dabei mit dem Gesicht nach hinten. Um Sicht in Kursrichtung zu haben, musste man schon mal den Kopf drehen. Man konnte beim Wriggeln nötigenfalls (Buhnen umrunden u.a.) mit starkem Einsatz zumindest kurzfristig einen saftigen Sprint hinlegen. Riemenbrüche waren keine Seltenheit.
Ich lernte Wriggeln als blutjunger Schiffsjunge im Köln-Niehler Hafen im Nachen eines Partikuliers, dessen Tochter weihte mich in diese Kunst ein.

Gruß, Walter

HansaV
07.01.2022, 22:32
Sehr schöner Bericht, mein Vater in Aken/Elbe 1910 geboren erzählte oft von den Fachausdrücken, wie du sie im Text beschreibst. Das waren noch Zeiten. Harter Schifferberuf.

Gruß Willy
Hallo Willy,

dann wurde Dein Vater vermutlich mit meinem Grossvater im gleichen Jahr in Aken eingeschult.

HansaV
07.01.2022, 22:44
Hallo Kannmanns,

Bild 2 in # 32 zeigt eine Original-Schottelschlupp. Die achterliche Konstruktion für den Wriggelriemen im Bild kann nur Eigenarbeit sein (Versuch, die Ducht höher zu stellen?). Die Ducht für den Wriggelriemen war im Original mittig halb versenkt. Um richtig Wriggeln zu können, musste man mit beiden Händen den Riemen fassen, stand dabei mit dem Gesicht nach hinten. Um Sicht in Kursrichtung zu haben, musste man schon mal den Kopf drehen. Man konnte beim Wriggeln nötigenfalls (Buhnen umrunden u.a.) mit starkem Einsatz zumindest kurzfristig einen saftigen Sprint hinlegen. Riemenbrüche waren keine Seltenheit.
Ich lernte Wriggeln als blutjunger Schiffsjunge im Köln-Niehler Hafen im Nachen eines Partikuliers, dessen Tochter weihte mich in diese Kunst ein.

Gruß, Walter

Moin,

wenn es auch keine Riemenbrüche gab, dann sahen die Riemen aber schon aus wie Flitzebögen und es gab mächtige Blasen zwischen Zeigefinger und Daumen:D
Im Meidericher Hafen zwischen Kaiserhafen und Hafenkanal den engen Durchbruch mit dem Nachen zu durchfahren konnte man nur mit richtig Speed, rudern war da sinnlos.

Lang ist's her und den Kaiserhafen gibt es ja auch schon lange nicht mehr.

Rolf Gertsch
07.01.2022, 23:04
Schulschiff Leventina

896746

Achterpiek
08.01.2022, 18:17
Hallo,

mal was Lustiges zum Flieger fahren.
Gedrehter Flieger zum Badespass, nur das Friggeln war beschwerlich.

MfG Herbert !

Willy
08.01.2022, 18:37
Moin,

auch ein Ponton lässt sich mit Wriggeln fort bewegen. :fragkratz:

Gruß Willy