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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sattelschlepper



Norbert
22.02.2009, 18:27
wem von euch ist der Begriff Sattelschlepper denn noch geläufig :fragkratz:

Ich meine damit nicht den Cowboy der ohne Pferd seinen Sattel selbst tragen muss.

Gruß Norbert

Kalle
22.02.2009, 18:48
Hallo Norbert
Geläufig ist der Begriff schon, aber was der in der Schiffart bedeutet...das ist mir jetzt erst einmal ein Rätsel...Ich kenn Sattelschlepper aus dem LKW Bereich..das ist auch sowas ähnliches wie Cowboy, Sattel und Pferd..Kann mir nur vorstellen, das das irgendwas mit Schleppern zu tun hat..Das ein oder mehrere Schlepper ein Schiff ziehen..Aber da bleibt immer noch der Sattel..
Ich geb erstmal auf..
Gruß Kalle

Jürgen F.
22.02.2009, 19:11
Ich sag mal: zB Piz La Margna. Gab aber noch einige mehr wie Rhenus 130 und 131.

Schöne Grüße Jürgen F.

Kalle
22.02.2009, 19:34
Hallo
Aha..jetzt komm ich der Sache schon näher..du meinst zum Beispiel wie die Anna Firmbach mit Leichter..Ein Binnenschiff gekoppelt mit einem Leichter...nennt man das vielleicht Sattelschlepper in der Binnenschiffart..
Gruß Kalle

Jürgen F.
22.02.2009, 19:36
Nee Nee, man achte darauf wo das Ruderhaus stand:Kap::Kap:

Gruß Jürgen F.

Ernst
22.02.2009, 20:01
Hallo Jürgen,

...Piz La Margna...

den Piz La Margna als Sattelschlepper zu bezeichnen ist wohl ein grober Fehler.
Der hat zwar das Steuerhaus mittschiffs aber der hatte keine Schleppeinrichtung. (Strangelier, Klemme, Überläufer, usw)
Sieh Dir mal die hinteren Aufbauten an !

Gruß Ernst

Jürgen F.
22.02.2009, 20:07
Ich war doch tatsächlich der Meinung der hätte mal geschleppt:dream::dream:

Hingucken hilft ja manchmal:Kap::Kap:,mach ich dann nächstes mal,

Gruß Jürgen

Norbert
22.02.2009, 20:07
Anna Firmbach ist eigentlich nicht schlecht aber ohne Leichter,

Haniel Kurier 54, 55, 57 oder Harpen 105 (Vestland)

bei de Binnenvaart gibt es Bilder davon, dann weisst du was ich meine.

Gruß Norbert

Ernst
22.02.2009, 20:16
Hallo, anbei ein Foto vom WILDEN MANNvon der Stromeyer AG in Basel.


Gruß Ernst


Foto von Gunter Dexheimer gesehen in Debinnenvaart.

Hermann
22.02.2009, 20:26
Hallo,

wenn ich mich so erinnere fuhren ende der 60er solche "Sattelschlepper" z.B. Haniel Kurier 55 (Nr. richtig ??):fragkratz: noch oft mit zwei Schleppschiffe zur Berg
Rhenus Nr.??:fragkratz: gab es auch noch.
Gruß
Hermann:wink:

Hermann
22.02.2009, 20:27
Hallo,

wenn ich mich so erinnere fuhren ende der 60er solche "Sattelschlepper" z.B. Haniel Kurier 55 (Nr. richtig ??) :fragkratz:noch oft mit zwei Schleppschiffe zur Berg
Rhenus Nr.??:fragkratz:gab es auch noch.
Gruß
Hermann:wink:

Kalle
22.02.2009, 21:57
Hallo..
ich Versuchs nochmal..
OK, ich sehe ein Binnenschiff mit Steuerhaus in der Mitte...Ist ein Sattelschlepper ein Schiff, das man vorne und achtern koppeln kann..meine z.b Leichter oder Schleppschiffe ankoppeln kann..:roooll: Weil bei den meisten Koppelverbänden kann man ja nur vorne und/oder seitlich koppeln..aber nicht achtern..Auf den Fotos kann ich das nicht so richtig erkennen.
Gruß Kalle

Ernst
22.02.2009, 22:36
Hallo Kalle, beim Schiffstyp "Sattelschlepper" befand sich das Steuerhaus fast mittschiffs und hinter dem Steuerhaus war die Schleppeinrichtung (Strangelier, Klemme)
Durch diese Anordnung wurde eine größere Manöverierfähigkeit beim schleppen, speziell beim aufdrehen (wenden), erziehlt.
Hatte aber den Verlust von Laderaum zu Folge, was man wiederum durch die Erhöhung des Dennebaums an den hinteren Räumen teilweise ausglich.

Als die Schleppschiffahrt zum erliegen kam wurden diese Schiffe umgebaut.
Steuerhaus nach hinten und vorne eine Schubbühne dran. (siehe Anna Firmbach)

Noch Fragen, nur zu.

Gruß Ernst

Kalle
22.02.2009, 22:52
Hallo Ernst
Ja, jetzt verstehe ich das Prinzip..hinter dem Steuerhaus war die Schleppeinrichtung..Darum war das Steuerhaus natürlich auch nicht achtern..sondern mittig..So macht die Anordnung natürlich sinn..Hab ich Anfang der 70ziger Jahre auch noch gesehen..aber ganz selten..wo ich in den Ferien bei Vater aufn Schiff war..Aber weist du, was das schönste hier im Forum ist..Man lernt immer wieder was dazu..
Gruß Kalle

claudius2
22.02.2009, 22:54
Hallo Ernst
"ANNA FIRMBACH" jetzt "CHANTAL" war kein Sattelschlepper in diesen Sinne.Das Steuerhaus war als "RHENUS 130" schon immer hinten.Erst als RHENUS 131 bis RHENUS 142 war das Steuerhaus Mitschiffs. Im alten Forum waren von mir beide Typen eingestellt.

Norbert
23.02.2009, 00:49
Hallo Ernst und Klaus, :super:

danke für die Erklärung, ich hab diese Sattelschlepper nur noch vereinzelt während meiner Lehre fahren sehen. Das ist auch schon über 30 Jahre her, ab und zu kreuzt noch mal ein umgebauter Haniel Kurier auf.


Gruß Norbert:wink:

minikom
23.02.2009, 01:00
So, - zum Thema Sattelschlepper hätt' ich dann auch noch was beizutragen.
Sattelschlepper oder auch "Flugzeugträger" genannt gab es ab 1950 eine ganze Reihe.
Fange' mer mol an:
HANIEL: Haku 50; 51; 52; 53; 54; 55; Riehen, (später 56); Stadt Basel (später 57)
Rhenus: 130 bis 142
Rheinstahl: "Rheinstahl 104"
Krupp: "REX"
Winschermann: ein Fzg. (Name weiß ich nicht mehr)
Alle waren sog. Schleppmotoren die als Besonderheit den Schleppbock, d.h. dort wor der letzte Fixpunkt der Schleppstränge war, in der Mitte hatten, bzw. am vorderen Ende des letzten Drittels des Schiffes. Diese Tatsache erhöhte die Manövrierfähigkeit des Schleppers erheblich, wurde doch sein Heck (der Arsch) nicht mehr durch die Schlepplast festgehalten.
Ich selbst habe auf dem MS "Riehen" unter der Fuchtel meines Vaters meine ersten berufsmäßigen Schritte unternommen.
Ein Foto dieses, in der Schweiz angemeldeten "Hanielers" stelle ich demnächst hier ein.

Sollte jemand ein ausgeprägtes Interesse an mehr Details haben, ich bin gerne bereit im Rahmen meiner Möglichkeiten - ääh meines bescheidenen Wissensstandes zu helfen.

Es grüßt euch wie immer mit 'ner Hand breit Wasser unter'm Kiel


der mini

Gernot Menke
25.02.2009, 18:45
Sattelschlepper sind faszinierende Schiffe, die sich bei Fotografen und Modellbauern großer Beliebtheit erfreuen. Das fahrende Personal sah das zu der Zeit, als diese Schiffe eingesetzt wurden, allerdings anders.

Das Aufkommen der Sattelschlepper Mitte der Fünfziger Jahre lag nicht etwa an einem grundsätzlichen Vorteil gegenüber der bestehenden Schleppschiffahrt. Der Grund war vielmehr eine Gesetzeslücke. Motorschiffe bis zu einer Größe von 80 x 9,50 Meter – also Rhein-Herne-Kanalmaß – brauchten nur drei Mann Besatzung, während auf einem Schlepper doppelt so viel Personal vorgeschrieben war. Man sparte also Personal, wenn man nicht mit Schleppern, sondern mit Motorschiffen schleppte.

Die drei Mann auf dem „Paragraphenschiff“ – die Sattelschlepper waren deswegen nie länger als 80 Meter, da sonst mehr Personal vorgeschrieben gewesen wäre – mußten jetzt nicht nur dieselbe Arbeit machen wie ihre Kollegen auf gewöhnlichen Motorschiffen, sondern zusätzlich auch noch Schlepper spielen. Der Schiffsführer mußte steuern und auch noch die Anhänge im Blick haben, ohne dabei - wie auf einem Schleppboot - einen Steuermann zur Unterstützung oder als Ablösung zur Verfügung zu haben!

In der Praxis sah das dann so aus, daß die Frau des Schiffsführers das Essen oder den Kaffee von der Wohnung auf dem Achterschiff durch Wind und Regen die dreißig Meter nach vorne zum Steuerhaus tragen mußte, ohne daß alles kalt wurde und sie sich den Kopf an einem der Strangabweiser stieß (die waren übrigens notfalls demontierbar, falls im achteren Raum mal etwas Sperriges geladen werden mußte). Und wenn den Schiffer mal die Blase drückte, mußte er die Reise nach hinten antreten und vertraute dabei das Ruder oft genug lieber seiner Frau an, als einem der Matrosen ohne Patent.

Zur Illustration, wie es der kleinen Besatzung auf einem Sattelschlepper erging: Zunächst Laden am Kohlenkipper, Trimmen mit Schaufeln, Abdecken der Räume, grobes Abwaschen des Schiffes – so wie auf den anderen Schiffen auch. Dann aber zusätzlich noch das Aufpacken von vier Kähnen auf dem Strom, das Übergeben und richtige Einfieren der Stränge. In Bad Salzig wurden zwei der Kähne für die Fahrt durch das Gebirge abgelegt, die dann nicht selbst nachgeholt wurden, sondern von Schleppern der eigenen Reederei oder auch von den Vorspannbooten. Auf diese Weise wurde ein langer Aufenthalt für die kostbare Schleppkraft vermieden; stattdessen stand das erneute Aufpacken und Einfieren der zwei von einem anderen Schlepper hinterhergebrachten Kähne an. Am Ziel dann Ablegen der Kähne, Aufdecken des eigenen Schiffs, Löschen, Reinigen der Räume, Abdecken und dann nicht etwa auf das Löschen der Kähne warten, sondern – so wie später in der Schubschiffahrt – gleich wieder mit leeren Kähnen, die schon entladen waren und auf die Talfahrt warteten, zu tal.

Zusätzlich zu dieser Doppelbelastung durch die kombinierte Motorschiffs- und Schlepperfunktion kamen noch als Bonbon die Eigenarten der Sattelschlepper hinzu: neben der bereits genannten lästigen Trennung von Wohnung und Steuerhaus waren die Sattelschlepper auch durch starke und große Maschinen von über 1000 – 1200 PS mit entsprechend großen Maschinenschächten gekennzeichnet. Da blieb nicht mehr allzu viel Platz für die Wohnung übrig und die Lärmbelastung war entsprechend hoch.

Als erste Reederei hatte Haniel um 1955 die Gesetzeslücke zur Personaleinsparung erkannt und die bei den Besatzungen und natürlich noch mehr bei den Schlepperkapitänen verhaßten Sattelschlepper in Fahrt gebracht. Die abfälligen Kommentare der Lotsen über diese Schiffe, die die Klagen der Besatzungen in den Ohren hatten, wären an Land wohl nicht verstanden worden. Vom Ufer aus waren das starke, moderne und schöne Schiffe mit einem schnittigen Ruderhaus in der Mitte im Stil der Zeit.

Die Bedeutung des Drehpunkts und der Befestigung der Schleppdrähte in der Mitte des Schiffes ist damals wohl überschätzt worden. Für die Räderboote, die nicht mit Motorkraft Druck auf das Ruder bringen konnten, war der Drehpunkt in der Mitte notwendig – die Sattelschlepper mit ihren starken Maschinen hätten das Schleppgeschirr aber auch auf dem Achterschiff haben können. Allenfalls in der Talfahrt war der mittige Drehpunkt von Bedeutung. Die Reederei Braunkohle setzte ja auch einige schleppende Motorschiffe ein, die die Brücke und die Schleppwinden hinten hatten.

Einige interessante Details gibt es noch zu erwähnen. Der Schiffsführer des Haniel Kurier 54 schleppte grundsätzlich leer! Vielleicht hatte er genug Autorität oder Beziehungen, um die Doppelbelastung als Motorschiff und Schlepper nicht mitzumachen. Gleiches galt auch für einige Sattelschlepper von Lehnkering. Durch die schweren Maschinen lagen die Schrauben allemal tief genug. Im Gegenteil: wenn der dafür maßgebliche Kauber Pegel entsprechende Marken erreichte, mußten die Sattelschlepper bei Niedrigwasser für die Fahrt durch das Gebirge sogar Ballast (oder Fracht) in die vorderen Räume übernehmen, damit der Arsch etwas aus dem Wasser heraus kam (womit wir wieder beim Laden auf den Kopf wären)!

Erwähnenswert ist auch der Damco 207, der auf dem Niederrhein bis zu acht Anhänge mitnahm. Am Mittel- oder Oberrhein wären seine 1200 PS dafür allerdings nicht mehr ausreichend gewesen.

Die Sattelschlepper waren also nichts anderes als ein Kostenspartrick der Reedereien auf Kosten der Besatzungen. Mit dem Ende der Schleppschiffahrt erledigten sich die Sattelschlepper gewissermaßen von selbst. Sie fuhren jetzt als gewöhnliche Motorschiffe, die das Steuerhaus größtenteils nach hinten gesetzt bekamen.

Die Reedereien wiederholten ihre Personaleinsparungspolitik dann noch einmal - diesmal nicht in der Schlepp-, sondern in der Schubschiffahrt. Schiffe wie der Reuterweg brauchten nach den Vorschriften weniger Bemannung als ein Schubboot, nahmen aber wie ein Schubboot in Tag- und Nachtfahrt bis zu fünf Leichter mit! Ausgangspunkt war auch hier die Haniel-Reederei, deren Schiffe Haniel Kurier 65 und 68 mehr Leistung hatten als einige ihrer Schubboote!


Später (Anfang der 1980er) wurden die Bemannungsvorschriften für Schubboote erleichtert und damit der Anreiz zur Verwendung schiebender Motorschiffe beseitigt.


(Winkemännchen und ein Danke an Uli Totzki) Gernot

Stadt_Aschaffenburg
25.02.2009, 22:17
Ooooh,


da hat sich aber wieder jemand Mühe gemacht :super:
VIELEN DANK GERNOT!!! :super::super::super:

LG
Micha

Helmut
25.02.2009, 23:09
Sattelschlepper:

der richtige Name ist eigentlich: Schlepp-Motorgüterschiff. So werden diese Schiffstypen in den Werftlisten geführt.
Die großen Reedereien hatten einige davon undersetzten so ihre großen Schlepper.
Die Harpener Reederei hatte einen: Harpen 105
L:80m B:9,50m 1240to 2x 715PS gebaut 1957 Berninghaus Duisburg

Winscherman hatte einen: Winschermann 60 -Konrad Ende L:80m B: 9,50m 1301 to 2x 650 PS

Reederei Jos.Schürmann hatte 2: Jos.Schürmann 104 und 105 ab 1961 hießen diese beiden Rheinstahl 104 / Rheinstahl und 105 Ruhrstahl
gebaut 1959 auf der Ruhrorter Schiffswerft
L: 85m B:9,50m 1450to 2x 715 PS
Diese beiden kamen 1978 zu Haeger&Schmitt und hießen dann H&Sch 104 und H&Sch 105

Unter holländischer Flagge fuhr für W.H.Müller - Rotterdam der Sattelschlepper Nassaukade geb. 1958 auf der Rheinwerft Walsum L:80m B:9,50m 1302to ab 1970 MS Damco 270.

Haniel hatte da mehr zu bieten: 8 Stück: gebaut zwischen 1955 und 1958 auf der Ruhrorter Schiffswerft und einer in Speyer bei Braun (H.K.52)
Die Namen waren Haniel Kurier 50 bis 55 und Riehen (56) und Stadt Basel (57). Diese Schiffe waren alle 85m lang, 9,50m breit und hatten um die 1450to. die ersten hatten 2x 600PS dann 2 x 715PS

Die meisten hatte Fendel: die erste Serie Rhenus 124-129 wurden in Mannheim gebaut 76,5mlang , 9,50m breit und hatten 950to. Sie waren schlank gebaut und trugen deshalb nicht sehr viel.
PS 2x 400 gebaut zwischen 1939 und 1941

Zwischen 1955 und 1957 kamen dann die Schleppmotorschiffe Rhenus 139 bis 142 in Fahrt. Gebaut wurden Rhenus 131 - 133 in Walsum mit 80m Länge und 9,50m Breite und1130to 2x550 PS
134 - 142 wurden bei der Schimag in Mannheim gebaut. Gleiche Abmessungen wie die anderen Schiffe mit 1145to und 2x550PS

Es gab also auch 85m lange Sattelschlepper.
Im übrigen waren die gelben Schweizer keine echten "Sattelschlepper" da sie zwar das Steuerhaus in der Mitte hatten , aber so weit mir bekannt ,keine Schleppvorrichtung.

Die Rhenania Reederei hatte zwar keinen Sattelschlepper aber mit Express 126 ein großes zum Schleppen von 2 Kähnen gebautes Doppelschraubenschiff. Hier standen die Winden vor der Roof. Ebenso war MS Rhenus 130 gebaut.
Die Sattelschlepper konnten jedoch meist 4 Kähne Schleppen.
Auf dem angehängten Foto erkennt man gut das nach vorn versetzte Steuerhaus und die Schleppdrahtbügel über die Roof.
Foto: unbekannt

Gernot Menke
26.02.2009, 00:39
Danke Helmut,

ein schönes Bild und viele wichtige Informationen! Mal gespannt, wie sich der Widerspruch mit den 80 m Länge auflösen wird - offenbar durfte man auch 85 m noch mit drei Mann fahren? Möglicherweise brauchte man dafür aber einen vierten Mann, der auf Sattelschleppern auch vorkam - das waren ja immer noch weit weniger als auf einem Schleppboot! Ich habe die Besatzungsvorschriften nicht selbst vorliegen, sondern nur das wiedergegeben, was mir zu dem Thema zu Ohren kam.

Dazu gehört noch eine weitere, wichtige Information, die ich heute gehört habe. Der ursprüngliche Anlaß zur Erfindung der Sattelschlepper (die natürlich alle Schlepp-Motorgüterschiffe waren. Aber nicht alle Schlepp-Motorgüterschiffe waren auch Sattelschlepper!) war offenbar zunächst nicht der Einfall eines Bürokraten zur Kostenersparnis, sondern die Sache lief konkret so ab:

Nach dem Krieg lagen auch bei Haniel noch U-Boot-Motoren rum, die vor der Demontage versteckt und nun wieder verfügbar waren. Diese eigentlich viel zu starken Motoren wurden nun zur Motorisierung von Schleppkähnen verwendet. Das ständige Fahren mit nur halber Kraft führte aber zu Motorschäden.

Daher wurde nun überlegt, wie man die Schiffe einbremsen konnte. Man versuchte es mit dem Anhängen von Schlepplast. Angeblich sei die Idee, vorhandene Schleppwinden auf die Schleppmotoren zu bauen, von Schifferseite gekommen. Die früheren Schleppkahn- oder auch Motorschiffer hätten es zunächst sogar als einen Fortschritt empfunden, jetzt mit den starken Maschinen schleppen zu können und unter Verwendung der beiden Winden und des Schlepphakens bis zu drei Kähne mitgenommen.

Das Poblem war, daß die motorisierten ehemaligen Schleppkähne sich zum Schleppen nicht sonderlich eigneten und bei zu viel Kraft festsaugten. Zugleich war man aber seitens der Reedereien inzwischen auf den Vorteil aufmerksam geworden, mit den Schleppmotoren Personal zu sparen. So wurde gezielt das Konzept eines geeigneteren Schleppmotorschiffs entwickelt: mit zwei Maschinen mit kleineren und gegenläufigen Schrauben und der Verlegung der Schleppwinden und des Drehpunkts weiter nach vorne. Der Sattelschlepper war geboren.

Jede Reederei hatte eigene Vorstellungen und die Entfernung des Drehpunkts vom Heck war unterschiedlich. Manche bauten breite Hecks, um viel laden zu können und das Eintauchen zu verhindern, Haniel baute mit Rücksicht auf die Fahrt nach Basel schlankere Formen. Das Grundkonzept war aber überall dasselbe. Inzwischen standen auch wieder brauchbare Maschinen zur Verfügung wie der RVM 545. Eine der wenigen großen Reedereien, die keine Sattelschlepper fuhr, war die französische CNFR.

Erst jetzt kristallisierten sich für die Besatzungen die Nachteile der Schiffe heraus. Viele waren zugleich stolz, auf diesen Schiffen zu fahren. Nur die ehemaligen Schlepperkapitäne haben es als eine Degradierung empfunden, mit einem Motorschiff zu schleppen (vermutlich erklärt das das leere Schleppen einiger Sattelschlepper, die also de facto als Schlepper und nicht als schleppende Motorschiffe fuhren!). Für die Reedereien waren die Vorteile der Sattelschlepper von Anfang an klar und mit jedem in Betrieb gehenden Schiff starb wieder irgendein Räderboot oder auch Schraubenschlepper.

Diese näheren Angaben zur Entstehungsgeschichte der Sattelschlepper erscheinen sehr viel plausibler und realitätsnäher, als der einfache Gedanke der Erfindung des Sattelschleppers am Schreibtisch eines Kalkulators.

:wink: Gernot (wieder mit havariertem und dann von Micha repariertem :lool: Winkemännchen)

PS: Hat eigentlich jemand eine Übersicht über die Sattelschlepper bei den verschiedenen Reedereien? Ich habe keine Ahnung, wieviele es insgesamt waren, würde aber einfach mal so auf um die dreißig tippen.

Ernst
26.02.2009, 01:15
Hallo Helmut, einen hast Du vergessen

der "WILDE MANN" von der

* M. Stromeyer Handel & Scheepvaart Maatschappij NV in Rotterdam
ab 1967 Stromeyer AG in Basel


Gruß Ernst

Gernot Menke
26.02.2009, 01:41
@Helmut,

ich hatte gar nicht kapiert, daß Deine Zusammenstellung (mit der kleinen Ergänzung von Ernst) bereits komplett ist? Alles zusammen zähle ich 36 Stück.

Gruß

Gernot

Ernst
26.02.2009, 01:42
Hallo Gernot,

Eine der wenigen großen Reedereien, die keine Sattelschlepper fuhr, war die französische CNFR.

Anfang der 50ziger war eine Delegation der CNFR, bestehend aus französischen Schiffbau Ing., Direktoren und führenden Leuten von De Biesbosch, in den USA um sich die Vorteile der Schubschiffahrt vorführen zu lassen.
Anfängliche Bedenken wegen der Breite des Rheins und dessen Strömungen wurden beseitigt und so wurde die Schleppboot PR. HERRENSCHMIDT zum Schubboot umgebaut.
Damit wurde dann das Ende der Schleppschiffahrt eingeläutet.

Gruß Ernst

minikom
26.02.2009, 18:49
Hallo zusammen,

ich habe mir alle Beiträge zum Thema „Sattelschlepper“ aufmerksam durchgelesen. Bei einigen war ich erstaunt über so viel Fachwissen bei anderen erheitert und manchmal auch ein wenig frustriert über den, meiner Meinung nach, haarsträubenden Unsinn, der da als ernst gemeinte Info eingestellt wird.
Ich werde es mir aber verkneifen jeden Unsinn, der (meiner Meinung nach) dort geschrieben wurde, zu kommentieren. Eines möchte ich jedoch hier an dieser Stelle nicht versäumen – ich möchte mal was klarstellen:


Die sog. „Sattelschlepper“ (bei uns in Hanielkreisen auch „Flugzeugträger“ genannt, eine Bezeichnung, die ich als ehemaliges Besatzungsmitglied eines solchen Schiffes, nämlich des MS „RIEHEN“, viel schöner finde) waren zu ihrer Zeit die modernsten, vielseitigsten und am komfortabelsten ausgestatteten Frachtschiffe und eben auch Schleppmotoren; sie wurden von den entsprechenden Reedereien konzipiert und bauen lassen, weil man sich davon eine höhere Effizienz und eine entscheidende nautisch-technische Weiterentwicklung versprach. Sie waren allerdings in den Jahren 1955 bis etwa 1975 auch nur eine Art Zwischenlösung hin zu einer noch effizienteren Binnenschifffahrt, der Schubschifffahrt.
Die Sattelschlepper lösten zu ihrer Zeit die mit hohem Kostenaufwand betriebenen und nur zum Zweck des Schleppens geeigneten reinen Dampf- und Dieselschlepper ab, und zwar erfolgreich! Mein Vater, selbst jahrelang auf Räderbooten und Dieselschleppern als Kpt. im Einsatz, war zu meiner Zeit auch Kpt. auf dem MS „RIEHEN“. Er fühlte sich durch diese Tatsache in keinster Weise „erniedrigt“ bzw. degradiert, wie es zumindest in einem Beitrag zum Thema erwähnt wird. Das Gegenteil traf eher zu, er musste gleichzeitig Schleppzug- Ladungs- und Transportführer sein, was ihn doppelt verantwortlich machte. Es erhöhte seinen unternehmerischen Mitverantwortungsbereich.
Ihre gegenüber konventionellen Schleppern wesentlich höhere Manövrierfähigkeit beschränkte sich nicht nur auf das Schleppen leerer Anhänge in der Talfahrt (aufdrehen u.a.), sondern machte sich auch im Hafenbereich und vor allem beim Turnen, beim Freischleppen von Havaristen, sehr positiv bemerkbar.
Während meiner aktiven Zeit an Bord des MS „RIEHEN“ und des MS „Haniel Kurier 55“ in den Jahren 1966 bis 1970 waren immer mindestens 5 Mann Besatzung an Bord; es wurden anfangs auch noch Maschinisten gefahren.


Lasst mich (für mich zu diesem Thema abschließend) noch ein Zitat zu Hilfe nehmen: „Wer über alles glaubt Bescheid zu wissen und nur von anderen weiß, was er weiß, wiederholt manchmal nur den letzten Sch….. t'schuldigung.

mini

Helmut
26.02.2009, 19:33
Hallo Ernst,

klar, du hast recht. Der Wilde Mann - und sein Kopf auf dem Kopf. Das Signal war ähnlich dem von Fendel.Nur war der Streifen grün anstatt rot.
Ein alter Schiffer erzählte mir mal dass der "Wilde Mann" auch immer ziemlich schnell fuhr und dass er mit dem Schiffsführer einmal Ärger hatte weil dieser zu hart an ihm vorbeifuhr und den hinteren Beidraht abriss.

claudius2
27.02.2009, 01:08
Hallo Minicom
Hier nochmals ein Foto von MS "RIEHEN",das ich von Urs V.bekommen habe.War bereits im alten Forum von mir eingestellt.

minikom
27.02.2009, 13:57
Danke claudius2,

dieses Bild und noch zwei weitere befinden sich seit geraumer Weile in meinem Dunst- und Wirkungskreis. Wenn ich mal kapiert habe, wie ich eigene Bilder hier einstellen kann, dann zeige ich mal, was ich noch habe.

mini

minikom
27.02.2009, 14:12
Hallo nochmal,

mal sehen, ob ich das mit dem Hochladen der Bilddatei hingekriegt habe. Einmal der "Riehen" mit Schweizer Kreuz im Kopf und Schweizer Hanielflagge und als Zweites als späterer Haniel Kurier 56.

mini

*Wassermann*
27.02.2009, 20:16
Schon in der dreissiger Jahre kamen die erste "Sattelschlepper" auf dem Rhein. Es war Fendel die mit diese Schiffe eine Anfang machte. Hier ein Foto vom Motorschiff "Rhenus 126" (in 1951 Heimathafen Basel) in der Bergfahrt bei Duisburg-Hochfeld.
2e Foto ist der Sattelschlepper Rhenus 129, ein Schwesterschiff von der 126, bei der Loreley.

Rhenus 126 :
Bau: 1939, Schiffswerft Boele in Bolnes / Holland. Abm.: 76,05 x 9,49 x 2,65 Mtr., 971 Tonnen, 2 x 450 EPK KH-Deutz (1949)

*Wassermann*

Gernot Menke
27.02.2009, 23:30
Danke Wassermann - das ist interessant!! Sind die Rhenus-Schiffe denn von Anfang an zum Schleppen und als Sattelschlepper konzipiert worden oder waren es zunächst normale Motorschiffe, die erst nach dem Krieg zu Sattelschleppern wurden?

So langsam nimmt die Entstehungsgeschichte der Sattelschlepper immer mehr Formen an. Die Frage ist: waren die frühen Rhenus-Sattelschlepper – wenn es denn wirklich schon von Anfang an Sattelschlepper waren, was ich nicht weiß - eine Ausnahmeerscheinung oder kündigte sich die Nachkriegsentwicklung hier schon an? Man müßte mal klären, was es mit den Rhenus-Booten auf sich hatte und wie es zu ihrem Bau gekommen ist. Es ist nicht auszuschließen, daß es eine Verbindung von den ersten Doppelschraubern vor dem Krieg zu den Sattelschleppern gab. Die Doppelschrauben-Güterboote beispielsweise der Götterklasse haben zwar nicht geschleppt, aber die positiven Erfahrungen mit den Doppelschrauben war da. Als nach dem Krieg Schleppkraft fehlte, könnte man sich wieder daran erinnert haben.

Vielleicht gibt es hier noch etwas Neues zu entdecken!

:wink:
(Dem Winkemännchen fehlt gerade die zweite Schraube) Gernot

*Wassermann*
27.02.2009, 23:44
Hallo Forumleute,

Anbei eine Kurzgeschichte von Rhenus 127

http://www.debinnenvaart.nl/binnenvaarttaal/afbeeldingen/schepen/vrachtschepen_oud/oude-motorschepen/rhenus127.html

Die Schiffe konnten schon schleppen in der Zeit das die Name "Sattelschlepper" noch nicht bestand :).

*Wassermann*

Gernot Menke
28.02.2009, 00:09
Gut, daß ich so vorsichtig formuliert habe, denn ich habe danebengelegen. Gerade klingelt das Telefon und Uli Totzki beanstandet:

Der Rhenus 126 und der Rhenus 129 waren keine Sattelschlepper, sondern Güterboote, ganz normale Motorschiffe also, ebenso wie die Doppelschrauber der Götterklasse. Die Maschinen lagen nicht, wie bei den Sattelschleppern, hinten, sondern in der Mitte (auf dem Loreley-Foto sieht man sehr schön den Schornstein). Die Schraubenwellen gingen unter dem achteren Laderaum durch, was bei Stückgutschiffen einigermaßen hinnehmbar war. Auch die Wohnung lag zum Teil in der Mitte, wie auf dem sehr schönen Foto des Loreley 129 ebenfalls zu erkennen ist.

Wieso aber die Strangabweiser, wenn es Stückgut-Güterboote waren? Ich zitiere wieder Uli Totzki: da die Güterboote es immer eilig hatten, wurden größere Ladungspartien teilweise am Ladeort schon vor der Ankunft des Bootes in kleine Schleppkähne (von rund 500-700 Tonnen) geladen, die dann nur noch aufgepackt zu werden brauchten. Oder auch umgekehrt: man legte einen solchen Kahn irgendwo ab, der dann in Ruhe entladen wurde und verlor keine Zeit, sondern konnte gleich weiterfahren. Für diese bei Bedarf mitgenommenen Kähne besaßen die beiden Rhenus-Schiffe ihre Strangabweiser. Koenigsfeld, Rhijn-Schelde und der Wijkdienst hätten das genauso gemacht (man sehe sich mal bei de binnenvaart z.B. die Güterboote AKSWIJK oder KRUISWIJK mit ihren Strangabweisern an). Die Schlepphaken befanden sich dabei zum Teil auch hinten auf der Wohnung. Kurz: es waren Güterboote und keine Sattelschlepper. Zum echten Schleppen schwerer Anhänge seien diese ranken und schnellen Schiffe auch gar nicht geplant gewesen.

Also, jetzt sind wir wieder da, wo wir vorher auch schon waren: bei der Nachkriegszeit als Entstehungszeit der Sattelschlepper!

(Das Winkemännchen ist immer noch auf Helling) Gernot

Gernot Menke
28.02.2009, 19:57
Anbei eine Kurzgeschichte von Rhenus 127



Da war doch noch was ... richtig! Die Fotos unter Gütermotorschiffe, Buchstabe D zum DIANA.

Das nur zur Ergänzung, weil`s paßt.

:wink: Gernot

helmut1972
01.03.2009, 11:00
Hallo!

Auch in der Donauschifffahrt, gab es solche Schiffe:

I.DDSG – Feldherrenklasse Motorgüterzugschiff (MGZS)

1937 wurden in der Schiffswerft Korneuburg, für die I.DDSG vier Schiffe der ,,Feldherrenklasse“ gebaut.
Es waren dies die Motorgüterzugschiffe Prinz Eugen, Erzherzog Carl, Laudon, Radetzky;

Länge: 63,80m, Breite: 8,62m, Höhe: 2,52m, Motoren Baujahr 1937 von Fiat Turin, 5 Zyl. 2Takt Diesel, 2 x 350 indizierte Leistung;
Die vier Schiffe waren soweit baugleich, aber zwei davon wurden mit Corddüsen ausgestattet, um Verbesserungen der Zugeigenschaften zu erreichen, wobei erstmals damals kommissionelle Vergleichsfahrten durchgeführt werden konnten.
Diese Schiffe hatten eine Tragfähigkeit von 615 To. bei einem Tiefgang von 2m.
Sie wurden als Zweischrauben-Tunnelheckschiffe mit drei Laderäumen ausgeführt.

mfG helmut1972

Gernot Menke
02.03.2009, 23:04
Es gab also auch 85m lange Sattelschlepper.


Das mit dem RHK-Maß war ein Fehler in meinem Bericht: 80x9,5 war keine für die Besatzungsstärke relevante Größe, sondern die Grenze lag bei der Größe des Typs "Johann Welker" - das sind 85 x 9,50. Das mit den "Paragraphenschiffen" ist schon richtig, nur die Länge von 80 m war also falsch angegeben: 85 m ist richtig.

Das als Nachtrag zur Auflösung des Widerspruchs zwischen den genannten 80 m und der Existenz längerer Sattelschlepper. Länger als 85 m war keiner!

(Das Winkemännchen müßt Ihr Euch denken ...) Gernot

:wink:

grotefendt
19.03.2009, 19:33
Danke Wassermann - das ist interessant!! Sind die Rhenus-Schiffe denn von Anfang an zum Schleppen und als Sattelschlepper konzipiert worden oder waren es zunächst normale Motorschiffe, die erst nach dem Krieg zu Sattelschleppern wurden?

So langsam nimmt die Entstehungsgeschichte der Sattelschlepper immer mehr Formen an. Die Frage ist: waren die frühen Rhenus-Sattelschlepper – wenn es denn wirklich schon von Anfang an Sattelschlepper waren, was ich nicht weiß - eine Ausnahmeerscheinung oder kündigte sich die Nachkriegsentwicklung hier schon an? Man müßte mal klären, was es mit den Rhenus-Booten auf sich hatte und wie es zu ihrem Bau gekommen ist. Es ist nicht auszuschließen, daß es eine Verbindung von den ersten Doppelschraubern vor dem Krieg zu den Sattelschleppern gab. Die Doppelschrauben-Güterboote beispielsweise der Götterklasse haben zwar nicht geschleppt, aber die positiven Erfahrungen mit den Doppelschrauben war da. Als nach dem Krieg Schleppkraft fehlte, könnte man sich wieder daran erinnert haben.

Vielleicht gibt es hier noch etwas Neues zu entdecken!

:wink:
(Dem Winkemännchen fehlt gerade die zweite Schraube) Gernot
Hallo Gernot
Bist du mit Willi Menke verwand,der die MS"Katharina Menke" hatte
ich meine, der war ja aus Haaren and der Ems,und so viel ich weis,heißt da jeder dritte Menke.
Willi Menke fuhr jahrelang meine Tour Rkm 810 Kiesbaggerei Lehnkering -Hamm.


Grüße grotefendt

Gernot Menke
19.03.2009, 21:54
Hallo Gernot
Bist du mit Willi Menke verwandt

Grüße grotefendt

Das mit Haren wußte ich gar nicht. Möglicherweise bin ich sogar um 27 Ecken mit denen verwandt, weil ich von den westfälischen Menkes abstamme, aber bekannt ist mir in Haren keiner (leider ...).

:wink: Gernot

rawihe
14.12.2010, 21:14
Hallo Gernot, Deine Ausführungen sind ja sehr aufschlußreich. Aber ich habe noch etwas zuzufügen da ich selber in der Zeit von 1974 - 1976 die Freude hatte auf Veerhaven 104 und 105 zu fahren. Die Besatzung bestand auf diesen Schiffen aus 5 Personen. Schiffsführer, Maschinist oder Matrosenmotorenwart und 3 Matrosen oder wie in meinem Falle 2 Matrosen und ein Schmelzer. ;-) Also nicht alle Firmen haben an Personal gespart.
Ansonsten alle Achtung für Deine ausführlichen Erklärungen.
Gruß rawihe

Rome
15.12.2010, 21:30
Hallo Forumuser,

zu den bisherigen Ausführungen folgende Ergänzungen von mir:

Mein bereits verstorbener Bruder hat 1958 den MS WINSCHERMANN 60 / KONRAD ENDE von der Neubauwerft in Mainz abgeholt.
Aus seinen Erzählungen kann ich aus der Erinnerung berichten:
- Die Bessatzung bestand aus 4 - 5 Personen, und zwar Schiffsführer, Maschinist, 2 Matrosen und manchmal einem Schmelzer.
- Für das Deckspersonal war es ein "Arbeitsschiff", weil der KONRAD ENDE regelmäßig die Strecke Zeche AV/Marl nach Rüsselsheim oder Ludwigshafen fuhr, d.h. mit Anhang leer zurück, für den WDK das Steuerhaus und die Verschanzung sowie die Schleppböcke abbauen bzw. umlegen sowie die Schleppdrähte komplett einholen sowie auf dem Rhein und manchmal auch auf dem Main die Schleppdrahtarbeiten verrichten, da auf der Bergfahrt meist mit drei Kähne geschleppt wurde (er war der einzige Sattelschlepper, der nur 3 Schleppeinrichtungen hatte, die aber ausreichten).
- Den angenehmsten Job hatte damals der Maschinist, er hatte neben dem Schiffsführer hinten die große Wohnung und brauchte keine Decksarbeiten zu verrichten.
- Zum Vergleich: Beim Dieselschlepper WINSCHERMANN II mit etwa gleicher Maschinenstärke bestand die Besatzung aus Kapitän, Steuermann, 2 Matrosen und 2 Maschinisten, so dass ein Sattelschlepper wirtschaftlicher zu betreiben war und weil das Personalangebot schon damals nicht so üppig war. Arbeiten an Land war lukrativer!

Gruß

Rome

han.lud
16.12.2010, 00:11
Hallo Gernot,

kann es sein,daß in Deinem Beitrag #18 ein Zahlendreher vorliegt?
Du schreibst vom DAMCO 207,gemeint ist aber wohl der DAMCO 270.

Gruß han.lud

Gernot Menke
16.12.2010, 00:20
Hallo han.lud,

danke für die Korrektur - Du hast natürlich Recht!

:wink: Gernot

Wasserratte
01.01.2011, 22:57
Ich hab jetzt nicht alles durchgelesen, vielleicht wurde das ja irgendwo auch schon erklärt. Ich hab diese Schiffe früher auch immer bewundert mit ihrem Steuerhaus in der Mitte. Wenn die geschleppt haben, dann war das sicher auch laut in der Wohnung zu hören, und die Gefahr, dass mal ein Draht reißt?
Mir taten damals jedenfalls die Leute leid, die da den ganzen Tag diesen Lärm von den gespannten Drähten zusätzlich zum Maschinenlärm hatten.

Oder täusche ich mich und das war mit dem Lärm gar nicht so schlimm?

Aber eine Riesenwohnung hatten sie dafür ;-)

Ernst
02.01.2011, 02:02
diesen Lärm von den gespannten Drähten

Hallo Wasserratte, die Schleppdrähte haben keine Geräusche erzeugt.
Bestenfalls ein schaben wenn die Überläufer trocken waren.
Ein dünner Fettfilm schaffte da Abhilfe.

Während der Nacht wurde ein Holzstück auf dem Roofdach unter die Drähte gelegt damit
die Schwingungen der Schleppdrähte, erzeugt durch die Strömung, nicht auf die Wohnung überdragen wurden.
(Dazu sagte man auch "der Draht daabert") diese Ausdrücke kennt heute kaum noch einer !


Gruß Ernst

Rome
02.01.2011, 21:00
Hallo Wasserratte,

zu den Sattelschleppern einige Anmerkungen am Beispiel MS KONRAD ENDE:

- Neben dem Maschinenlärm gab es eine weitere unangenehme Begleiterscheinung in den hinteren Wohnungen, besonders im Sommer, nämlich erhebliche Wärme bedingt durch die Auspufftemperaturen. Wegen der Schleppdrähte erfolgte der Auspuffaustritt am Hinterschiff, aber die großen Auspuffrohre der beiden Maschinen gaben die entsprechende Hitze an die darüber liegenden Wohnungen ab.
- Die "Riesenwohnung" muß man auch ein bißchen relativieren. Auf der Steuerbordhälfte war die Schiffsführerwohnung, auf der Backbordhälfte war die Wohnung für den Maschinisten (mit Frau) und das Lotsenzimmer.
- Im Steuerhaus war es dagegen sehr leise, für manchen Ablöserschiffsführer war das beim 1. Start der Maschinen ungewohnt und führte schon Mal zur Verwirrung.

Gruß

Rome

Ran
21.01.2011, 12:31
Hallo,

Hatt jemand eine complete Liste von allen Sattelschleppern (Deutsch oder aus die Niederlande)?

Gruß aus Holland,
Ran

musso stromkm. 555
26.01.2011, 12:08
hallo allen kollegen der fahrenden zunft.
erst einmal vorstellen mein name ist gerhard.

im jahre 1964 habe ich meine lehre auf sattelschlepper "Rhenus 133" aufgenommen. das es dieses schiff sein musste, mein vater war maschienist auf diesem schleppmotor. also kam für den sohn nichts anderes in frage.

rhenus 133
lng: 80 mtr ohne bugspriet und stockanker
br. 9,50, 2 u-bootmaschienen mwm, eine so groß wie ein 1 familienhaus 550 upm. also langsamläufer mit
2mal 700ps aber zu dieser zeit hat man noch nicht von verbrauch pro std. gesprochen, sondern verbrauch im monat.
133, hatte auch wie bei den walsumer schiffen normal war corddüsen und zwei schleppgeschirre mehr als die mannheimer bauten, markant war das steuerhausfenster mehr, also 4 anstatt 3 felder.
"kapitän" dieser luxusjacht war hofmann hennes aus kestert. dessen bruder fuhr zu dieser zeit rhenus 131.
das personal sagte immer "ein wettkampf unter brüdern".

gefahren sind wir meistens rotterdam - rheinfelden, mit stückgut, kork als decklast und anoden für die dynamit und nobel ag in rheinfelden und basel. also große strecken mit viel schleppanhang.
dieses ging meistens los in rotterdam steenplaats, 5 schiffe bis an die ruhr nach essenberg alles verteilen und auf neuen anhang warten 4 schiffe aufpacken, dann meistens bis mannheim oder mainz. eins habe ich noch vergessen,
in bad salzig alle schiffe los 2 neu aufpacken und nach bingen bringen, zurück nach bad salzig den rest holen, nach
bingen und die ersten weiter mitnehmen bis mannheim. ab mannheim dann nur noch 2 anhänge bis karlsruhe oder basel. auf der rückreise ging es genauso.
es war keine seltenheit das eine reise von rotterdam nach basel oder rheinfelden 2,5-3 monate gedauert hat.
personal zu dieser zeit, 1"kapitän" 1steuermann, 1maschienist, entweder 2 matrosen oder 1matrose und 2 schmelzer. in den wohnungen die zwar für ihre zeit recht groß und modern waren, herschte zeitweise eine enge die nicht jeder ausgehalten hat.
naja, ich habe es auf rhenus 133 sieben jahre ausgehalten und mit tränen (manchmal heute noch) ging ich als steuermann von bord eines stolzen "sattelschleppers" in meine ablöserzeit auf rhenus 138 aber davon beim nächsten mal.

mütze ab und drei glockenschläge, und immer genug wasser zum baden.
lg. gerhard

donisl
26.01.2011, 14:17
Hallo,
ich habe mir hier mal sehr interessiert die Geschichten zu den Sattelschleppern durchgelesen, insbesondere die von den Haniel Kurieren. Mein Vater war Schiffsführer bei Haniel, aber nicht auf einem Sattelschlepper, sondern auf dem Schleppschiff dahinter. Und dazu habe ich eine Frage, es gibt schon einige Fotos von den Haniel Kurieren, aber hat auch jemand Fotos von den Malmschiffen? Ich selber habe leider nur Kopien, die mein Vater für uns Kinder mal angefertigt hat, sie sind leider von der Qualität her nicht geeignet sie hier ins Forum zu stellen. Es wäre sehr schön, wenn es jemanden gäbe der solche Fotos hier einstellen könnte!

Gruß
donisl

Ran
26.01.2011, 19:47
Hallo Donisl,

Wass ist ein Malmschiff?

Gruess aus Holland,
Ran

Ernst
26.01.2011, 22:01
Hallo Ran,

Die Reederei Malm Handeld & Transport Maatschappij NV aus Rotterdam

gehörte zu der Hanielguppe.

Die Reederei hatte 21 Schleppschiffe (MALM 1 - 21)
und eine kleine Hafenschleppboot mit 60 PS

Gruß Ernst

Stadt_Aschaffenburg
26.01.2011, 22:14
Hallo donisl,

zunächst mal herzlich Willkommen im Binnenschifferforum :wink:

Ich würde mich trotz deiner Aussage, daß die Bilder nicht fürs Forum geeignet sind, trotzdem bitten, sie hier mal einzustellen.
Erstens sind schlechte Bilder besser als gar keine und zweitens habe ich die Hoffnung, daß einer unserer Bildbearbeitungsprofis vielleicht noch was retten kann.

Das wär doch was :super:

LG
Micha

Joana
26.01.2011, 23:53
Hallo Ran,
Schau mal unter " Historische Bilder und Berichte" Unterforum " Rhein ca 11.09 bei " Haniel Kurier 53 - GMS.
Dort kannst du Bilder von Malmschiffen sehen.
Gruss Joana

donisl
27.01.2011, 00:19
Hallo Ernst,

das höre ich heute ja zum ersten Mal, das die Malmschiffe von einer Rotterdamer Reederei kamen, bin total überrascht!
Ich wusste auch nicht so genau wieviele es davon gab, mir sind halt hauptsächlich die hängen geblieben, mit denen wir
zusammen im Schlepp gefahren sind. Auf dem Malm 1 fuhr mein Onkel, auf dem Malm 3 und später auf dem Malm 13
war mein Vater Schiffsführer. Er fuhr aber vorher auch noch andere Schiffe, aber immer Haniel.
Kennt noch jemand das Schiff "Bingen"? Auf diesem fuhr mein Großvater und mein Vater war dort Schiffsjunge.

Hallo Ran,

die Schiffe, die von den Haniel Kurieren gezogen bzw. geschleppt wurden, hatten diese Bezeichnung.

donisl
27.01.2011, 00:24
Hallo nochmal,

man merkt, das ich hier noch recht neu bin,
möchte mich entschuldigen, weil ich ohne
Gruß meine Antwort weggeschickt habe!

Danke noch für eure Antworten!

LG Doris

donisl
27.01.2011, 00:46
Hallo Micha,

erst mal Danke für das nette Willkommen!

Ich habe schon seit längerer Zeit im Internet nach Informationen und vor allem nach Fotos über die Hanielschiffahrt gesucht. Schön das es dieses Forum gibt, da kann man ja noch so einiges erfahren!

Die Fotos, von denen ich geschrieben habe, sind von meinem Vater auf Papier kopiert worden, dass heißt, es sind mehrere Fotos auf einem Blatt.
Ich könnte vielleicht den Versuch machen, sie nochmal abzufotografieren, aber kann nichts versprechen!

LG Doris

Ran
27.01.2011, 02:17
Allen,
Danke fur die Information, TOP!

Hallo Doris,
Herzlich Willkommen im Binnenschifferforum........

gruess aus Holland,
Ran

donisl
28.01.2011, 20:30
Hallo,

ich stelle jetzt hier mal ein paar Fotos rein, bei einigen hatte mein Vater selbst noch etwas dazu geschrieben.
Ich hoffe die Qualität ist ausreichend um auch genug zu erkennen! Zum vorletzten und letzten Bild habe ich keine Informationen.

Gruß
donisl

Dewi
29.01.2011, 10:51
Hallo Doris,

dass sieht ja schon viel versprechend aus :Kap: Sehe immer gerne alte Bilder!

Wenn man die Scannen könnte wäre :super: und dann einzeln ins Forum zu setzen. Da unser Mod "Ernst" sich ja gerade um die Haniel Reederei intensiv kümmert.
Wenn Du nicht klar kommst mit dem Scannen, nehme Kontakt mit mir per PN auf. Wir finden eine Lösung :pfeif:

Ich sage ja immer, da gibt es noch Schätzchen in so vielen Fotoalben, die man nur wecken muss . . . . . . :wink1:

Gruß Dewi

Böll
12.02.2011, 23:46
Hier ein Bild mit den Sattelschleppern Haniel Kurier 51,Wilde Man u.
Rhenus 142.

LG Böll

Wasserratte
13.02.2011, 00:15
Ich meine mich zu erinnern, dass es solche Sattelschlepper auch von der Firma Damco gegeben hatte.

peniesche46
13.02.2011, 00:28
wie die cechen auf der elbe oder lieg ich da verkehrt

han.lud
13.02.2011, 00:28
Da fällt mir spontan der Damco 270 ein.

Gruß han.lud

Power-Ship
13.02.2011, 07:12
Ich habe beim Sortieren der Festplatte auch noch einen entdeckt:

Skipper 1 aus Decin :cz:. Fotografiert am 29.11.2009 in Datteln. Daten gibt es HIER (http://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?3331-Skipper-1-GMS-08451046&highlight=skipper)

Gruß

Arnold :wink: