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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Regensburg: Vor 50 JAhren starteten die Strudelrundfahrten



danubenews
10.05.2018, 12:34
Vor 50 Jahren: "Strudelrundfahrten" in Regensburg starten
Das Angebot der Fahrgastschifffahrt im Raum Regensburg war in den 1960-er Jahren überschaubar. Bereits seit Ende des 19. Jhs. (1888) konnten Interessierte zwar mit einem Dampfboot ab Regensburg zur Walhalla bei Donaustauf reisen. Ab 1965 bot Ludwig Wurm Linienfahrten mit dem neuen Personenschiff AGNES BERNAUER über Straubing und Deggendorf nach Passau an. Dass nun der vielbesungene "Donaustrudel" bei der Steinernen Brücke mit einem Fahrgastschiff bezwungen werden konnte, war 1968 eine Überraschung für die die Donauschiffer Max und Karl Klinger sorgten. Die beiden Brüder, die ihr Handwerk beim Bayerischen Lloyd in der Frachtschifffahrt erlernten, hatten bereits seit 1963 in Passau ein Unternehmen, welches "Dreiflüsse-Rundfahrten" anbot. Nachdem schon damals die Konkurrenz in Passau auf diesem Geschäftsfeld sehr groß war, suchten die Brüder nach einer Alternative, die sie nach Regensburg und zum "Strudel" an der Steinernen Bücke führte. Dabei war zu dieser Zeit die Befahrung des "Strudels" keineswegs unproblematisch. Bis 1963 stand den Schiffen für die Passage nach Oberstrom ein elektrischer Schiffdurchzug zur Verfügung. Später bediente sich die Kleinschifffahrt starker bordeigener Motorwinden, um das erste Joch der Steinernen Brücke bergwärts zu meistern. Dabei liegt bei ungünstigen Pegelständen der Wasserspiegel oberhalb der Brücke um rund einen halben Meter höher als jener unterhalb. Die Strömungsgeschwindigkeit beträgt dann knapp 3 m/sec. Die Talfahrer haben für die Passage der Brücke den II. Bogen zu nehmen, was ebenfalls eine erfahrene Schiffsführung erforderte. Es war sicher nicht einfach, die Behörden zu überzeugen, dass in diesem Revier eine sichere Personenschifffahrt möglich ist.
Trotzdem fand am 9. Mai 1968 eine erste Fahrt mit geladenen Gästen mit dem Klinger-Schiff NEPTUN statt. Der Anleger befand sich damals noch oberhalb des Eisernen Stegs - also abseits der "Touristenmeile". Die Fahrt ging einige 100 Meter stromaufwärts und dann zu Tal zur Regenmündung und zurück zum Anleger am Weißgerbergraben. Die Brüder Klinger setzten für die Fahrt ein fast neues Schiff ein. Der NEPTUN, 1962 in Duisburg gebaut, hatte eine Länge von 18,8 m und eine Breite von nur 3,5 m - war also bestens geeignet für die enge Passage zwischen der Beschlächten der Steinernen Brücke, die nur eine lichte Breite von 7,5 m bzw. 10,2 m aufweisen. Der DEUTZ Schiffsdiesel leistete 116 PS und brachte die maximal 60 Personen auf dem Schiff gefahrlos über den Strudel.
Während der Fahrt gab es über Tonband heimatkundliche Erläuterung zur Geschichte der Stadt. Aller Anfang ist schwer - so auch die Plazierung eines neuen Schifffahrtsangebots in der Domstadt. Ein negativer Faktor war sicher die fernab der Touristenströme gelegene Abfahrtstelle am Rande der Kernstadt. Auch im Folgejahr scheint die Resonanz noch dürftig gewesen zu sein und die Gebr. Klinger zogen sich wieder nach Passau zurück. Erst 1974 gab einen neuen Versuch: Klinger startete mit dem NEPTUN und der RATASPONA einen neuen Anlauf - jetzt von einem Anleger aus, der wenige Meter oberhalb der Steinernen Brücke lag. Damit gelang auch der Durchbruch. Das Unternehmen existiert namentlich noch heute, jedochin anderer Eigentümerstruktur.
Klaus Heilmeier
Quellen:
Tages-Anzeiger Regensburg, 10.5.1968
Heribert HEILMEIER, Von Passau nach Regensburg - die Geschichte der Reederei Klinger, in DONAU-SCHIFFAHRT, Bd. 8, Regensburg 2006

Foto 1: Max Klinger (1928-1988) auf der RUTHOF 1983, Bildautor: hobby-Magazin
Foto 2: NEPTUN unterhalb des Eisernen Stegs, 1968/69; Bildautor: Chr. Heilmeier