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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rotondo - GMS - 07000322



Göpf
04.03.2009, 10:59
Rotondo, GMS
Gebaut 1947 als SK Werft Boel, Temse B
80 m mal 9.50 m
Eigentümer Schweiz. Reederei AG Basel
Schweizer Flagge
Umgebaut zu GMS in Basel mit 2 mal Sulzer, je 400 PS
Verkauft 1974 nach NL
4 mal Eigentümer und Namen gewechselt
Letzter Name: Europa

In Basel wurden die SL mit zwei O im Namen motorisiert. Sie bekamen auch den Spitznamen „Italiener“, weil die Namen von Dörfern und Bergen aus der italienisch sprechenden Schweiz stammten. Es war eine spannende Zeit zu verfolgen, wie ein GMS entsteht. Damals kam auch der bekannte Basler Fotograph Ludwig Bernauer an Bord und machte Bilder von den Wohnungen vom Schiffsführer und der Mannschaft. Diese sind zu sehen im Buch von der Ethnologin Barbara Lüem „Heimathafen Basel“ auf Seite 157.
Ich war sehr gerne auf Rotondo, liebte und pflegte das Schiff, wie wenn es mein Eigen wäre. Ich gestehe es dem Forum, dass ich einmal Augenwasser bekam, als ich Rotondo aus dem Basler Hafen fahren sah – ohne mich! Ein anderer Matrose hatte mich wegen ferienhalber abgelöst. Ich blieb dem Rotondo während 7 Jahren treu, zuerst als Schiffsjunge, dann als Matrose bis zum Schiffsführer auf Cisalpina 1. Ich machte mein Rheinschifferpatent 1952 auf dem Hafenamt Basel. Ich erinnere mich, dass ich eine Viertelstunde für die Abwicklung benötigte. Ich musste die Frage beantworten, ob ich die Polizeivorschriften auf dem Wasser kenne. Ich bejahte dies mit Überzeugung. Nachher hat mir der Beamte des Langen und Breiten im Detail erklärt, wo ich eine gute Hülle für das Patent kaufen könne. Die Prüfung der Tauglichkeit als Schiffsführer durch die Reederei war eingehender. Diese war zwar nur schriftlich, doch auch knifflig. So zum Beispiel, als ich einen Schiffs-zusammenstoss beschreiben musste und für jeden der beteiligten Schiffsführer einen Havariebericht verfassen musste. Das war gar nicht so einfach. Doch an eine nette Episode erinnere ich mich gerne. Der Hafenmeister der Reederei schrieb einen Fragebogen, den die Kandidaten beantworten mussten. Er galt als wortkarge Autoritätsperson und prüfte über Eichen und Stauen. Das Eichen eines Schiffes hat ja mit dem physikalischen Gesetz zu tun, dass ein Körper, der im Wasser schwimmt, gleich schwer ist wie das Wasser, das er verdrängt. Eine Frage beantwortete ich gar nicht, schrieb bloss hin, dass sie nicht zu beantworten sei, weil total falsch gefragt wurde. Die beste Note war ein „gut“. Doch vom Hafenmeister bekam ich ein „sehr gut“. Er hat also meine Kritik an der Fragestellung akzeptiert und entsprechend gewürdigt. - Und so wurde ich zum Schiffsführer befördert! (TMS Cisalpina 1)
Fotos 1-3 Rotondo im Hafenbecken 1 in Basel.
Foto Wellenreiten: Ein sehr beliebter Sport der Mannschaft. Doch einige Voraussetzungen müssen erfüllt sein. Der Matrose muss sehr gut schwimmen können. Er muss zuerst genügend geübt haben bein stillliegenden Schiff. Er muss mit dem Brett so vertraut sein, dass er damit unter Wasser tauchen kann, nur mit der Gewichtsverlagerung der Beine. Und nach ein paar Sekunden wieder an die Wasseroberfläche kommen können und immer noch auf dem Brett stehen.

Gamperdona
04.03.2009, 12:55
Lieber Göpf

Das sind echt interessante Geschichten die Du uns hier erzählst!
Und die Fotos erst, die sind auch Spitze. Vielen Dank das Du uns teilhaben lässt an Deinen vielen Erinnerungen.
Schön das auf den Fotos auch schon die Gamperdona zu sehen ist...

Das Wellenreiten haben wir beim liegen in St.Goar jeweils im Sommer auch praktiziert. Dies während der Fahrt zu machen hat uns jedoch der Schiffmann damals verboten!:mad1:

Grüsse,
Stephan

Jürgen II
04.03.2009, 13:15
Hallo Göpf,
das ist eine äußerst interessante Geschichte von deiner Patentprüfung damals. Mach bitte, bitte weiter so. Du kannst uns doch bestimmt noch viele Episoden aus deinem Leben erzählen.
Schöne Grüße aus Urmitz
Jürgen