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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arolla - GMS - 07000017



Göpf
10.03.2009, 10:29
Arolla GMS, Birs als SK
65 m mal 9.10 m
Tragfähigkeit als GMS 900 to
Tiefgang 1.90 m
400 PS Sulzerdiesel
Eigentümer Schweiz. Reederei AG
Als SK gebaut 1921 durch Fa Buss in CH Augst
Extra dazu für die Serie eine Helling hergestellt
Umgebaut zu GMS 1937


Es waren acht Schiffe von diesem Typ mit Namen von Schweizer Bergen, Schluchten und Dörfern, endend auf „a“. Sie hatten den Spitznamen „Blattluus“ oder Brittschen. Nur wenige dieser Schiffe waren nach dem Krieg schon elektrifiziert. doch ich hatte auf Arolla schon diesen Luxus und mit 1'000 Litern einen Wassertank in ansehnlicher Grösse. Auch hatte ich in der Schifferwohnung gleich mehrere Zimmer, nur tropfte das Kondenswasser wegen ungenügender Isolation stark durch die Schlafzimmerdecke.
Leider war Arolla eher schwach motorisiert und weil wir meistens viel geladen hatten, machte sich das auf den Reiseablauf bemerkbar. So erreichten wir Strassburg oft nicht ohne Vorspann und oberhalb von Kehl/Strbg war Schlepphilfe sowieso obligatorisch für uns. Gelegentlich musste das Schiff ab Basel leer zu Tal und in Breisach laden. Da war von der Mannschaft gutes schiffisches Können gefordert, denn schon bei halber Beladung war das Verholen gegen die Strömung nicht mehr möglich. Die Beladung murrte also derart organisiert werden, dass man das Schiff zum Abladen nur noch sacken lassen musste. Doch das Drehemanöver für die Wegfahrt war ein kleines Kunststück. Allein schon der Name dazu ist kaum mehr bekannt: Das Schiff wurde „gesprengt“. Ein Drahtseil wurde hinten Bb festgemacht in Richtung voraus und in gut berechneter Länge. Ausser diesem Drahtseil wurde alles losgeworfen, doch das Seil half so beim Drehen. Der Schiffer am Steuer sorgte dafür, dass sein Fahrzeug genügend Abstand zur Böschung behielt und der Propeller nicht etwa beschädigt wurde. War die Drehung etwa zu ¾ vorbei, musste zuverlässig das Drahtseil an Land losgeworfen werden, und die Talfahrt konnte beginnen. Wir haben dieses Manöver jedes Mal geschafft.
Arolla hatte natürlich noch Holzluken. Persenninge einziehen war also neben der üblichen Arbeit für die Mannschaft an der Tagesordnung, ebenso das Ziehen von Deckkleidern.
Trotz viel Arbeit war ich froh, wieder auf einem GMS zu fahren. Etwa 1955 wurde bekannt, dass die Reederei plant, eine neue Serie von einem guten Dutzend Fahrzeugen bauen zu lassen, die speziell für den Transport von Stückgütern geeignet seien. Viele meiner Kollegen haben sich um ein solches Schiff beworben, ich irgendwann auch. Ich rechnete mir zwar keine grossen Chancen aus, hatte ich doch viele Kollegen, älter als ich und mit mehr Berufserfahrung. Doch ich hatte Glück, bekam den drittletzten Neubau. Und so wurde ich Schiffsführer auf der Gamperdona.

Gamperdona
10.03.2009, 12:45
Lieber Göpf

Das ist wieder ein Superbeitrag!!!
Es macht einen Riesenspass, Deine spannenden Berichte und Anekdoten aus vergangener Zeit zu lesen. Richtig Zeitgeschichte eben...

Auf den nächsten Beitrag von Dir freue ich mich besonders und kanns kaum erwarten wenn Du von der Zeit auf der Gamperdona berichten wirst.

Viele Grüsse,
Stephan

Dewi
10.03.2009, 16:54
Hallo Stephan,

da kann ich Dir nur voll zustimmen :super:

Bitte Göpf, mach weiter so mit deinen Berichten und vor allem deinen Bilder!

Gruß Dewi