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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : B. BOSSMANN SEN.



Gernot Menke
06.12.2018, 22:15
Der vormalige, 1925 bei Berninghaus in Duisburg gebaute RHK-Kahn MATH. STINNES 47 - Abmessungen 80 x 9,50 x 2,52 m, hatte 1953 einen MAN-Motor mit 800 PS erhalten und war zu einem Schleppmotor für die Reederei Bernhard Bossmann in Mainz umgebaut worden. Das Schiff hatte 8 Räume und war 1249 Tonnen groß.

Bild 1 Zeit und Ort unbekannt; Bilder 2 und 3 Weihnachten 1966 in Gernsheim (wo der Schiffer wohnte).

:wink: Gernot

Gernot Menke
06.12.2018, 22:33
Ich füge noch ein tolles Foto des B. BOSSMANN sen. mit den beiden Raab Karcher-Kähnen 78 und 81 an. Ein Schleppzug in Talformation - aber eindeutig in der Bergfahrt, denn das ist hier die Hochfelder Brücke oberhalb von Duisburg. Steht ein Wendemanöver zu tal unmittelbar bevor? Oder geht es gleich in einen Hafen? Oder stimmt der Gedanke, den Handhaspel hatte: "die Matrosen hocken hinten und warten aufs Losmachen zum Strängereinholen. Schleppkahnliegeplätze gab es "en masse" an der Ruhr. Stehen da nicht auf 81 zwei Mann?" - Insofern ein kurioses Bild.

Handhaspel hat das Foto mal für das Forum analysiert - hier sein Text:

"Beide Kähne haben vorne gleiches Ankergeschirr, quasi Standard. Jeder hat einen Klippanker in der Klüse. Beide haben je einen Stockanker gleicher Ausführung mit Kabelkette aus der Klüse und Ö(h)ringkette über den Kranbalken. In erster Länge und leer im Schleppzug wird die Kabelkette blockiert und die Ö(h)ring so gefiert, das das Anker so vor dem Kopf hängt, wie im Bild gezeigt wird. Dies ist unbedingt nötig um zu verhindern, das bei Wendemanövern die Stränge im freihängenden Anker hängen bleiben.
Die Perspektive der Strangführung vom MS aus täuscht, die Realität sieht so aus. Vom Strangspill gehen 2 Stränge nach hinten. Noch auf dem Achterdeck werden sie mit einem Schäkel, das mit einem Tau (verdeckt den Namenszug) vor Verrutschen gesichert wird, verbunden. Beide Stränge führen auf die äusseren Schlepppoller beider Kähne. RAAB KARCHER 78 hat zum Schutze der Farbe (Signal und Schrift) Holz hängen. Zeichen eines pingeligen SF !!!!.
Im Talzug, egal leer oder beladen oder Mix, werden beide Kähne vorne und hinten "in kurzer Bucht" über quer und so rack wie möglich miteinander verbunden, rein in Verwendung der dortigen Poller.
Wenn man die Situation aus der Vogelschau betrachtet, so liegt der Schleppzug nicht gestreckt, sondern in spitzen Winkel. Deshalb ist der Draht zum 81 nicht stramm, sondern hängt etwas durch. Und so verläuft das in jeder durchfahrenen Kurve.
Wenn zwei Kähne geladen in erster Länge sind, gehen beide Drähte nicht nach außen, sondern jeder bekommt einen der parallel vom Zugschiff geführten Stränge zu den inneren Schlepppollern zum normalen Festmachen. Auch hier werden beide Seile am Achterschiff des Ziehenden eng gefaßt.
Noch ein Punkt. Wenn es nur Leere sind, hängen die recht kurz, bei Geladenen fiert man die Stränge ein gutes Stück länger.
Es ist an der Hochfelder Brücke zu BERG. Indiz: die Matrosen hocken hinten und warten aufs Losmachen zum Strängereinholen."

Sodann schrieb er mir, schon bevor die Daten bekannt waren, noch zu diesem Foto: "Zur Bauwerft tippe ich mal auf Grund des unmittelbaren Stevenbereichs auf Sachsenberg oder Berninghaus, 20er Jahre." - BINGO!

Toll, wo bekommt man solche Informationen sonst her! Vielen Dank, Walter.

:wink: Gernot

Gernot Menke
07.12.2018, 15:06
Offenbar gab es auch Varianten, Unterschiede und Gewohnheiten im Detail. Jedenfalls bekam ich folgende interessante Zuschrift des Sohnes des Schiffers des B. BOSSMANN SEN.:

"Ich habe ab meinem 14ten Lebensjahr immer in den Ferien bei meinem Vater am Schiff gearbeitet, um mir meine persönlichen Wünsche (...) erfüllen zu können.
Da kann ich mich noch erinnern, wie wir mit Bernhard B. talwärts geschleppt haben (auch die Schleppwinde habe ich öfters bedient).
Das große Kuhmaul (Schäkel) wurde allerdings nicht mit einem Tau vor dem Verrutschen gesichert, sondern mit einem Lierdraht vom Schleppschiff auf Spannung gezogen und befestigt.
Eine schematische Darstellung, so wie ich es in Erinnerung habe, füge ich bei."

Vielen Dank, Otmar!

:wink: Gernot

Ernst
07.12.2018, 18:27
Hallo zu #2
in dieser Formation kann es auch leer nach Wesseling gegangen sein.
104 Km ca. 11 Std fahrt.

Gruß Ernst,
(wenn wir leer von der Ruhr nach Wesseling sind haben wir öfters 1 leeres Schiff mitgenommen.)

Handhaspel
07.12.2018, 20:54
Hallo, eine einleuchtende Möglichkeit. Aber - die Matrosen lauern mir mehr in Wartestellung zum Losmachen. Raabe und Briketts, gab es das? Sollte wohl mal vorgekommen sein.
Ja, das Foto hats in sich.

Mit Gruß von der Handhaspel.