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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Laden oder Löschen in der guten alten Zeit



Willy
18.01.2019, 11:31
Moin,

zwei Bilder von der Arbeit beim Löschen, mit viel Muskelkraft wurde dies bewältigt.

Gruß Willy

Handhaspel
18.01.2019, 12:35
Tolle Bilder, alleine schon die Mühe, die Schaufel in dem kantigen Kohlehaufen voll zu bekommen, lässt erahnen, was hier geleistet wurde.
Außerdem zu sehen: Die Führung / Umlenkungen der Ruderansteuerung. Dies beiderseits zugerechnet lässt erahnen, welche Widerstände am Ruderwerk zu überwinden waren, egal, ob Dampfrudermaschine oder (vielleicht) Handhaspel. Der Schraubenschlag tat sein übriges dazu. Diese Anordnung war fast Standard in der "guten, alten Zeit".
Gruß von der Handhaspel.

BeerSarah
18.01.2019, 15:31
Die Lebenserwartung war damals ja viel geringer als heute. Auf Grund häufig schwerer körperlicher Arbeit. Auf den Fotos lässt sich erahnen woran das lag. ;)

Willy
18.01.2019, 15:41
Mein Vater kaufte im Mai 1955 ein englische Bac, da war auch so eine Kettensteuerung an Bord, man musste das Rad nach Steuerbord drehen, wenn man nach Backbord fahren wollte, das war nicht lustig !!! Wurde sehr schnell geändert. Ein Kromhout 2 Takt-Diesel von 80 PS, der musste morgens zum Starten erst mit eingebauten Lötlampen angeheizt werden (Glühkopf-Motor), dann wurde mit Pressluft angelassen, manchmal sprang der Motor auch rückwärts an, Brennstoffzufuhr abschalten, der Motor geht aus, pendelt im letzten Moment, dann rechtzeitig wieder Brennstoff freigeben und er sprang auf voraus an.
Die schwergängige Kettensteuerung war beim Begegnen in den damals engen Kanälen nicht von Vorteil, oft musste man mit Händen und Füßen in die Speichen fassen, um das kleine Schiff auf Kurs zu halten.
Gruß Willy

Handhaspel
18.01.2019, 19:14
Hallo,
das Stück Blech vorne runter hängend ist zu groß, fordert förmlich zu einer Bitte für eine Erklärung auf. Kopfruder? Doch wohl nein, oder? Ja, die engliche bac sah man früher in NL und B öfters noch, teils schön zurecht gemacht.
VG, Handhaspel,

Joana
18.01.2019, 22:46
Hallo,

solche Verladestellen wie z.B. Bild 2 in Beitrag #1 gibt es vereinzelt auch heute noch.
Vor ca. 7 Jahren war ich mal in Nordeutschland unterwegs und wir sollten Raps irgendwo in Niedersachsen laden.
Ich weiß nicht mehr genau wo. Da fuhren 2 Trecker mit Anhänger abwechselnd zu einem Silo, luden die Anhänger voll und
kippen dann die Ladung in eine Grube mit Waage vor der Spundwand. Dann wurde der Raps mittels starrem Förderband nach oben
Richtung Schiff transportiert. Am Ende hing ein bewegliches Rohr, welches ich geführt habe um die Ladung im Laderaum zu
verteilen. Leider reichte das Rohr nicht über die ganze Schiffsbreite und der Rest der Besatzung ( 2 Männer ) mussten schaufeln.
Zwischendurch dann auch immer wieder mal verholen. Wir brauchten jedenfalls 2 Tage zum Laden.
Gott sei Dank wird so etwas immer weniger.

Grüße Joana

Willy
19.01.2019, 12:02
#4 zu dem Blechteil am Bug. Es war damals das Kopfruder, man kann im oberen Drittel des Ruders die Steuerstange sehen, die nach links zeigt, an der Stange war ein Draht ein geschäkelt, dieser ging von dort unter das Vorschiff durch ein dort eingebautes Rohr bis an Deck. Wurde das Kopfruder bei Leerfahrt benutzt wurde die Aufhängung gelöst, das Ruder fiel in Wasser, der Draht an Deck über den Spillkopf der Ankerwinde und das Ganze hochgezogen, über Deck hatte die Ruderstange ein Quer Loch, da wurde ein Bolzen durch gesteckt und das Kopfruder war so gegen zurück rutschen gesichert. Die Steuerstange hatte oben einen Vierkant, auf den wurde dann die Ruderpinne aus Eisen aufgesteckt und man konnte nun bei Leerfahrt und Seitenwind das Schiff prima gegen Abdrift steuern.
Beim Kauf des Schiffes in Belgien war dieses Kopfruder schon an Bord.
Was haben das meine heutigen Kollegen das doch gut, Bugstrahlruder, auf Fingerdruck vom Steuerhaus zu dirigieren.
Gruß Willy

Handhaspel
19.01.2019, 12:09
Danke sehr. Oft gehört, nun gesehen und erklärt.
Gruß, Handhaspel

mainschnickel
19.01.2019, 12:39
Hallo Willy
Auch ich habe mit dem Kopfruder gearbeitet. In NL wurde es gerne eingebaut wenn Schleppkähne motorisiert wurden. Es hatte eine Ruderschaft wie ein Heckruder ungefähr auf ein Drittel der Länge von vorne. In diesen Schaft waren Rillen ausgefräst worden, wo ein Zahnrad eingriff. Mittels Handwinde wurde das Ruder runtergedreht. Ganz unten konnte man es drehen (steuern) mit diese Eisenstange wie ein Helmstock. Beim rückwärtsfahren haben wir es dann um 180 Grad gedreht und konnte sehr gut das Schiff steuern.
Bei Wind quer auf leeren Schiff haben wir es nicht ganz runtergelassen und wirkte es so wie ein Kiel oder Seitenschwert beim Segelschiff, sodass der Kopf fester im Wasser lag. Bei nicht benutzen war es hochgedreht in den Kasten (nl: Beun) und ggf gesichert .
Auch moderne Kontainerschiffe haben teilweise neben Bugstrahlruder wieder Kopfruder eingebaut, aber hydraulisch bedient von hinten. Auch z.T. die Schubleichter am Niederrhein im Sechserverband.
Spitzen schiffer in Frankreich drehten den Helmstock um 90 Grad und konnten dann steuern und überbord schauen, weil Schleusenfahrten Zentimeterarbeit waren. (5m20 breit!)
Gruss Jozef

Navico 2
19.01.2019, 12:56
Diese Kopfrudervariante fuktionierte aber nur bei Fahrt im Schiff, je schneller das Schiff , je besser.

Mit Leerschiff bei Abstehenden Wind einem Dalben festmachen war auch nicht ohne.
Kopfruder, Reibholz und Festmachen.:wink:

Gruß Manfred

Willy
19.01.2019, 13:21
Da sagst du was, ja so war es, immer eine windige Angelegenheit.

Zu #4 habe ich noch ein Original engl. Bac aus Hull, ziemlich abgewirtschaftet.

Gruß Willy

Navico 2
19.01.2019, 13:27
Moin Willy,
auf der "Kanalschlange"-Wintrans 50 hatten wir auch ein Kopfruder zum einziehen von außen durch den Schiffsboden, so wie du es schon beschrieben hast.

Gruß Manfred

Rheincamper
19.01.2019, 14:07
Hallo!
Ich möchte auch ein Bild vom MS OSWALD beisteuern, wo die Steuerstange des Kopfruders noch zusehen ist. Ich bin kein Binnenschiffer und ich hoffe, das ich das richtig gesehen habe und die Stange nicht woanders zugehört. Aber ich weiß von meinem Vater ,der dieses Schiff von 1952 bis zum Verkauf nach Holland gefahren hat, das es ein Kopfruder besaß. Wenn das Schiff leer war, konnte man am Bug die Öffnung sehen.

Norbert
19.01.2019, 14:29
Moin,

zwei Bilder von der Arbeit beim Löschen, mit viel Muskelkraft wurde dies bewältigt.

Gruß Willy

Hallo Willi,

das erinnert mich an meine Zeit bei Mannesmann. Vom Hafen Huckingen wurde Rohre aus den Mannesmann Röhrenwerken in Mülheim/Ruhr nach Rotterdam verschifft.
Eine Sorte für die Nordseepipeline wurde im Vulcaanhaven / Vlaadingen-Ost oder Maassluis auf LKW verladen und dann weiter transportiert. Einmal waren wir auch im Königin Wilhelminahaven mit unseren Rohren (Foto).

Die andere Sorte ging nach Russland und wurde im Waalhaven Pier 6 bei Müller - Thomsen auf russische Seeboote umgeschlagen.
Da sind wir zum löschen meistens bei geblieben. Beim anlegen am Seeboot musste einer die Lotsentreppe hoch um die Drähte anzunehmen. Die Schubleichter wurden in der Regel mit den Lierdrähten unter die passende Luke verholt. Im Laderaum versahen die Stauer ihren Dienst, mit Kanthölzern und Holzkeilen wurden die Rohre Seefest gelascht.
Für vier Leichter (ca. 80 Rohre pro SL) benötigten Sie zum löschen etwa 16 Stunden. Ende der 1980er Jahre wurde die Pier 6 zum Containerterminal, danach wurde die Rohre dann im benachbarten Eemhaven umgeschlagen.

Wir haben auch Kranteile der Firma DEMAG Duisburg gefahren. Einmal gingen die Teile auf ein DDR Seeboot. Da die Mannesmann Boote unter Niederländischer Flagge mit deutscher Besatzung fuhren, hat die Besatzung des Seebootes erst gar nicht mitbekommen das wir aus der BRD waren. :pfeif:

Handhaspel
19.01.2019, 15:38
Gerne noch Zutaten zum Kopfruder hier. Am 09.05.1959 kam mir (MS SCHÜRMANN 54) im Albertkanal ein leeres MS entgegen. Während der Passage konnte ich beobachten, dass dessen Kopfruderhelmstock mit 2 Drähten über das Luckendach bis zur Steuerhausbrücke verlegt war und dort an einer kleinen Winde an der Bbd-Brückenschanz endete. Also - Bedienung des Kopfruders von hinten mit Winde. Sicher Variante xxxxy. Jetz kommt noch ein Witzkopf und wirft "Einmannbetrieb " hin. Mein miserables Ruderwerk, der damals sehr schmale Kanal verhinderten leider keine weiteren Aufnahmen.

Eingekreiste 3,15 DM war tägliche Valuta in B und CH.

Die Handhaspel grüßt.

Handhaspel
19.01.2019, 15:45
Nachtrag. Foto, leeres MS.
Wir hatten Schlackensand von Jemep nach Andernach.

Gernot Menke
19.01.2019, 15:48
Das haben die Penischen bei Leerfahrt auch so gemacht, daß mittels Seilzug das Kopfruder ( ursprünglich ein von außen anzumontierender "bouteur", später ein normales versenkbares Kopfruder) von hinten bedient wurde! Ich füge aber hier kein Foto an, da es sich immer mehr vom Thema entfernen würde. (- Ich finde immer schon, daß im Forum eine Themenrubrik für solche Dinge (wie z.B. das Kopfruder) fehlt.)

:wink: Gernot

Gerhard
19.01.2019, 16:24
Hallo Gernot,
Du glaubst doch selbst nicht, das da jemand nachschauen würde. Solange das so was nicht in der Schiffsdatenbank passiert sehe ich das recht gelassen

Gruß Gerhard

kaos
19.01.2019, 17:25
Ahoi,in den 80er und 90er Jahren wurden viele Kopfruder bei Kanalschiffen ausgebaut
und die Schächte verschloßen wenn die Kanalschiffe als Hausboote umgebaut wurden .
Viele der Kopfruder waren noch Holzdielen in Metallrähmen und konnten mittels Kurbelwinden
hoch in den Schacht im Rumpf oder tiefer unter den Rumpf gekurbelt werden, je nach Wassertiefe .
Gruß kaos

Gernot Menke
19.01.2019, 17:58
Du glaubst doch selbst nicht, das da jemand nachschauen würde

So allerdings auch nicht, denn das findet später doch keiner mehr wieder. Wer wußte beispielsweise noch, daß wir das Thema Kopfruder hier schon mal intensiver hatten? Das Zauberwort heißt in diesem Fall - unter anderem! - Schleppkahn GERMANIA (https://www.binnenschifferforum.de:7081/showthread.php?57909-Germania-GSK/page2&highlight=germania) vom Ludwigskanal. Ach richtig, unter INDUX (https://www.binnenschifferforum.de:7081/showthread.php?8422-Indux-GMS&highlight=indux) gab es auch schon was.

:wink: Gernot