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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Liegeplätze und deren zunehmender Abbau entlang dem Rhein



Schifffahrts_Fan
08.02.2019, 10:11
Bin auf folgenden interessanten Film auf Youtube gestoßen, wo es um den Abbau der Liegeplätze geht. Man kann sich kaum vorstellen, was dies für die Binnenschiffer bedeutet, die immer weniger Möglichkeiten haben in verschiedenen Städten an Land zu gehen. Das ist eine recht bedrückende Entwicklung.

Titel: Keine Liegeplätze für die Binnenschifffahrt

https://www.youtube.com/watch?v=khyw9sMOD20&t=221s

Gernot Menke
08.02.2019, 15:02
Ein sehr guter und nachdenklich machender Beitrag. Die Bilder sprechen Bände - Nichtschiffige kriegen so etwas gar nicht mit! Jeder denkt, festmachen können die doch überall, warum gerade bei uns in der Stadtmitte.

Die gegenwärtige Handlungsweise ist aber nicht nur ein Ärgernis für die Schiffahrt, in einer Zeit, in der man sonst so gerne feinfühlig gegenüber Diskriminierung ist. Sie ist auch eine Todsünde in Sachen Denkmalschutz. Die Häfen und flußtypischen Anlagen, welche die Atmosphäre entlang der schiffbaren Flüsse lange Zeit geprägt haben, werden komplett aufgegeben. Einzelbauwerke werden als Alibi herausgeputzt und bleiben übrig. Die alten Häfen sehen heute aus wie ein Wirklichkeit gewordenes Foto aus dem Werbeprospekt eines Architekturbüros. Es mangelt an Echtem, alles ist nur noch Kulisse. Speyer ist dafür ein grauenvolles Beispiel - neoliberale Wohnwürfel mit Balkonpalmen, die ja auch typisch für den Oberrhein sind, mit dem mühevoll darüber hinwegguckenden Dom dahinter als gescheitertem Highlight. Was edel sein soll, ist in Wirklichkeit ein Schandfleck geworden. Aber wen juckt es, es geht ums Geld und der Rubel rollt.

Gibt es keine Welt der Arbeit mehr? Gibt es nur noch eine Freizeitwelt? Wo früher Sand, Kohle und Stückgut stadtnah ausgeladen wurde, steigen heute solvente Anwohner nach Feierabend und am Wochenende in ihr Speedboot, um damit am Rhein erholungssuchende Spaziergänger kilometerweit zu nerven. Die Containerisierung ist auch daran mitschuld. Die Container-Liner landen ihre Kisten irgendwo weit draußen an - nichts mehr mit stadtnah. All das muß von dort mit dem LKW weiterverteilt werden. So schlau ist der Container dann also doch wieder nicht. Nur kostet der Hafenarbeiter halt Geld, Abgase rauszulassen ist hingegen so gut wie umsonst. Und wenn man dann auf einmal merkt, wie blöd das alles ist und die Häfen wieder benutzen will, sind sie zugebaut mit Wohnwürfeln. Wirtschaftliche Interessen waren noch nie weitsichtig.

:wink: Gernot

Schifffahrts_Fan
08.02.2019, 20:23
Das Schlimme ist, dass das Thema auch in den Medien wieder mit Schweigen überdeckt wird. Als der Protest der Binnenschiffer im vorigen Jahr aufflammte, da waren Medien kurzzeitig interessiert und dann tat man eigentlich alles, diese Sache wieder zu verschweigen. Wenn ich mich nicht explizit für die Binnenschifffahrt interessieren würde, hätte ich das alles auch nicht mitbekommen. Wenn ich es dann meinen „Landratten“-Freunden erzähle, sind die immer ganz schockiert und können es kaum glauben.

rrindke
09.02.2019, 14:27
Die Schiffe sollen ja auch nicht Feierabend machen, sondern rund um die Uhr mit doppelter Besatzung fahren. Wer schneller am Ziel ist, kommt ja auch mit weniger Fracht aus.