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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Elbe Havarie mit Fähre



Michael Felten
16.06.2019, 14:59
https://www.facebook.com/torgauerzeitung/videos/2290145817735006/ Video

Gernot Menke
16.06.2019, 15:42
Bei der Bugform des rammenden Schiffes kann man von Glück reden, daß die Fähre nicht unter Wasser gedrückt wurde. So wie es aussieht, hing die Fähre die ganze Zeit am Gierseil und wäre sie weiter mittschiffs erwischt worden ... der Fährmann (man sieht ihn an der Winde) hat noch den Winkel der Fähre verstellt ("Voll zurück" sozusagen), so daß der Aufprallwinkel etwas günstiger wurde.

:wink: Gernot

Elbianer
16.06.2019, 21:33
Kurz vor der Fähre ist der Schubverband noch sehr schnell, dann steht er auf einmal still. Ich denke die tschechischen Kollegen haben ein Notankermanöver eingeleitet. Sonst wäre der in der Talfahrt nicht auf einen Schlag zum stoppen gekommen.
Die wissen wenigstens wozu ein Anker da ist.
Und sie haben auch noch zwei richtige Anker mit Kette am Heck. Nicht so einen Angelhaken mit dünner Drahtleine wie sie bei den Schlafstubenschiffen hinten dran hängen.

Gruß Thomas

Michael Felten
17.06.2019, 05:41
Auf der Elbe ist so wenig verkehr, da kommt stundenlang kein Schiff.
Da kann ich nicht verstehen das man in den Moment übersetzen muß,
wo ein Schiff kommt. Michael.

Gernot Menke
17.06.2019, 08:12
Wenn man mal bei google maps nachschaut, dann kommt 200 m oberhalb der Fähre eine Kurve, um die man nicht herumgucken kann. Es muß also gefunkt werden.
Wie das normalerweise läuft, ob das Schiff vergessen hat, sich zu melden oder ob sprachliche Probleme eine Rolle spielten, das wäre zu klären. Jedenfalls hat der Fährmann keine Möglichkeit, sich rein optisch zu vergewissern, ob Talfahrt kommt - und die hat ihn dann ja auch gerammt.

:wink: Gernot

mainschnickel
17.06.2019, 08:36
Hallo Forum
Einmal war ich auf der Elbe und zwar in 1999 bis Riesa. Da gab es noch Gierfähren die nicht mit Querseil oder Hochseil (wie auf dem Main, oder Matting Donau) arbeiteten, aber mit einem Längsseil an einem Ufer. Wenn die Fähre rüber auf die andere Seite wollte, musste die rechtzeitig wieder zurück sein wenn Talfahrt kommt, sonst wäre den Weg gesperrt. Wie ich zu Tal gefahren bin waren die Fähren ausser Betrieb (Windesstärke 11 !).
War diese so eine Fähre, oder gibt es die überhaupt noch?
Gruss Jozef

Gernot Menke
17.06.2019, 09:31
Ja, Jozef,

laut dem Foto bei google maps war es exakt solch eine Fähre mit einem über Nachen (oder kleine Flöße) laufenden Längsseil, das am RU verankert ist. Die Fähre befand sich also kurz vor dem "verkehrten" Ufer, dem linken und wollte wohl sogar erst anlegen, sonst hätten nicht zwei Autos am Ufer gewartet. Man sieht ja auch, daß der Fährmann versucht, den Übersetzvorgang abzubrechen. Da muß vorher die Kommunikation gescheitert sein, warum auch immer.

Ich denke mal, wenn das Schiff statt der Fähre das Längsseil gerammt hätte, wäre es für die Fähre eher schlechter ausgegangen. Vielleicht wäre sie unter Wasser gezogen worden.
Ich könnte mir vorstellen, daß man als Talfahrer oberhalb der Fähre einen langen Ton geben muß!?

Auf einer Wikipedia-Seite über die Fähre ist bereits von schweren Schäden an der Hydraulik der Auffahrrampe die Rede infolge der Havarie mit dem tschechischen Motorschiff.

:wink: Gernot

Elbianer
18.06.2019, 00:10
Hallo Zusammen,

wir haben diese Gierseilfähre auch im Forum, siehe hier (https://www.binnenschifferforum.de/showthread.php?31686-Belgern-Ottersitz-AF).
Was die Fähre rammt, ist ein tschechischer Schubleichter. Man kann im Video ja auch die Nummer erkennen. Ob der nun in diesen Fall von einen Motorfrachtschiff oder von einen Schubschiff geschoben wurde, ist nicht erkennbar.

Oberhalb der Kurve stand immer das Schiffahrtszeichen E.4a "Nicht frei fahrende Fähre". Dieses Schild ist gleichzusetzen mit der Aufforderung ein Schallsignal zu geben. Weil diese Fähre so ungünstig hinter der Kurve liegt, stand da zusätzlich auch nur direkt ein Schild "Schallsignal geben". Bin da aber schon lange nicht mehr selbst gefahren und mir nicht mehr ganz sicher.

Der Schubverband sollte sich oberhalb dieser engen Kurve, eigentlich ohnehin über Funk melden. Fähren müssen ja auch auf der Elbe Funk haben.

§ 4.05 Sprechfunk der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung (BinSchStrO).

Absatz 3: "Eine Fähre oder ein schwimmendes Gerät mit Maschinenantrieb darf nur fahren, wenn sie oder es mit einer betriebssicheren Sprechfunkanlage ausgerüstet ist. Während der Fahrt muss die Sprechfunkanlage im Verkehrskreis Schiff - Schiff ständig sende-und empfangsbereit sein."

Dann gibt es noch § 4.07 Inland AIS und Inland ECDIS. Kein AIS haben muss "eine Fähre, soweit diese von der Verpflichtung zur Ausrüstung mit einer Sprechfunkanlage nach § 4.05 Nummer 3 befreit" ist.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, das so eine ungüstig hinter der Kurve liegende Fähre von der Ausrüstung mit einer Sprechfunkanlage befreit ist.

Vielleicht ist es auf der Elbe inzwischen auch bei einigen Kollegen üblich, nur noch auf AIS zu vertrauen. Der Fährmann hätte also eigentlich durch ein Schallsignal, einen Funkspruch und durch AIS gewarnt sein müssen.

Wenn aber das eine nicht gemacht wird und das andere nicht funktioniert :fragkratz::kopfkratz:

Gruß Thomas

Tim S.
21.06.2019, 11:13
Der einstige Betreiber der Fähre Belgern sieht die Ursache des Zusammenstoßes des Wasserfahrzeuges mit einem tschechischen Schubschiff am vergangenen Sonntag darin, dass „der tschechische Schubverband mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Fehler gemacht“ habe.
https://www.mz-web.de/landkreis-wittenberg/beinahe-katastrophe-auf-der-elbe-ex-betreiber-der-faehre-sieht-schuld-bei-schubschiff-32730338

Elbianer
21.06.2019, 23:25
Hallo Tim,

du zitierst nur die eine Aussage. Das ist Bildzeitungsniveau. Warum nicht diese?

"Die Zeitung verweist jedoch auch darauf, dass es von offizieller Stelle weder eine Bestätigung noch ein Dementi dieser Schilderung gebe."

Interessant aber auch diese Aussage der Zeitung: "zufolge sei die Fähre durch den aus Richtung Torgau talwärts fahrenden Schubverband im vorderen Bereich seitlich „getroffen“ worden."

Wo ist bei so einen Wagenfähre der vordere Bereich :fragkratz:

Wenn man "aus Richtung Torgau talwärts" fährt, kann man unmöglich mit der Fähre Belgern zusammenstoßen. :roooll:

Wenn, dann sollte es "durch den in Richtung Torgau talwärts fahrenden Schubverband" heißen.

Gruß Thomas

Tim S.
21.06.2019, 23:34
Ich habe einfach die Überschrift genommen.

Gernot Menke
22.06.2019, 00:06
Wo ist bei so einen Wagenfähre der vordere Bereich

Das erscheint mir nun doch etwas spitzfindig - der vordere Bereich ist in diesem Fall natürlich da, wo die Reise hingeht.

:wink: Gernot

spree und schelde
22.06.2019, 10:06
Bei jeder meiner paar Elbefahrten hatte ich das einige Fähren nicht auf Funk und Schallzeichen reagiert haben. Und dann behauptet haben sie haben mich nicht gehört. Wenn keine Antwort kommt gehe ich von aus das die Fahrt frei ist und vor um 6 und nach 22Uhr kommt doch von denen nie eine Antwort also ist wenn sie nicht Antworten die Fahrt frei. Was genaeu so schlimm ist wenn die Fernseher oder Radios so laut sind das man diese im Funk besser hört als den Fährmann. Und Kreuzende Fahrt muss immer warten. Das der Fährmann behauptet unschuldig zu sein ist klar und sein gutes Recht. Aber die WSP wird ihm folgen weil sie ihn kennen und dieser ja immer so in Ordnung ist.

mainschnickel
22.06.2019, 10:29
Hallo
Da habe ich auch mal einen Fährmann angezeigt weil er mit seiner Gierfähre vor mir übersetzen musste. Wir kamen zu Tal im Niedrigwasser, waren zum Glück nicht so schnell und musste eine Vollbremsung machen. Zum Glück nichts passiert! Wie die Polizei später am Bord war sagten sie : der Fährmann steht dafür bekannt!. War aber Donau, kein Elbe.

faehrenfan
26.06.2019, 10:35
Moin,

dann will ich mal ein bisschen für Klarheit sorgen:

Der Zusammenstoß ist schon ein paar Tage her. Es gab keine Verletzte.
Die Fähre Belgern ist außer Betrieb, da die Belgerner Fährklappe beschädigt wurde und Hydrauliköl auf die Fähre ausgelaufen ist.
Es kam zu keiner Gewässerverunreinigung.

Und bevor nun auch hier weiter aufs "blaue" hinein geraten wird ...

Auf der Elbe gilt die BinSchStrO (Binnenschifffahrtsstraßenordnung).

Das Verhalten von Fähren regelt der § 6.23
1. Eine Fähre darf eine Wasserstraße nur überqueren, wenn sie sich vergewissert hat, dass der übrige Verkehr eine gefahrlose Überfahrt zulässt und ein anderes Fahrzeug nicht gezwungen wird, unvermittelt seinen Kurs oder seine Geschwindigkeit zu ändern.

2. Für eine nicht frei fahrende Fähre gilt außerdem Folgendes:

a) solange eine Fähre nicht in Betrieb ist, muss sie den Liegeplatz einnehmen, den ihr die zuständige Behörde zugewiesen hat; ist ihr ein Liegeplatz nicht zugewiesen, muss sie so liegen, dass das Fahrwasser frei bleibt;

b) eine Fähre mit Längsseil, die so verankert ist, dass sie das Fahrwasser sperren kann, darf auf der Fahrwasserseite, die der Verankerung des Seils gegenüber liegt, nur so lange liegen, wie dies zum Ein- und Ausladen unbedingt erforderlich ist; während dieser Zeit kann ein näherkommendes Fahrzeug, ausgenommen ein Kleinfahrzeug oder ein Verband, der ausschließlich aus Kleinfahrzeugen besteht, von der Fähre das Freimachen des Fahrwassers verlangen, indem es oder er rechtzeitig „einen langen Ton“ gibt;

c) die Fähre darf sich nicht länger im Fahrwasser aufhalten, als der Betrieb es erfordert.


Dann gibt es aber Zusatzbestimmungen für einzelne Wasserstraßen, zu finden im Zweiten Teil der BinSchStrO: § 17 Elbe

§ 17.22 Regelungen über den Verkehr

1. Bei Annäherung an eine Seilfähre hat ein Fahrzeug, ausgenommen ein Kleinfahrzeug, in Höhe des Zeichens E.4a (Anlage 7) das Signal "Achtung" gemäß Anlage 6 zu geben, das so oft wie notwendig zu wiederholen ist. Das Geben des Signals kann entfallen, wenn eine Funkabsprache mit dem Fährführer erfolgt ist.

2. Die Vorbeifahrt an einer Seilfähre darf erst erfolgen, wenn sie an ihrem ständigen Liegeplatz stillliegt.

3. Abweichend von Nummer 2 kann die Vorbeifahrt an einer Seilfähre auf der Seite erfolgen, auf der von der Seilfähre bei Tag eine weiße Flagge und bei Nacht ein gelbes gewöhnliches, von allen Seiten sichtbartes Licht gezeigt wird.


Zur Faktenlage:

Die Fähre Belgern ist eine Gierseilfähre am Längsseil bei Elbe KM 140.
Ihr Längsseil wird über Buchtnachen geführt, und ist oberhalb der Fähre auf Belgerneer Seite am Ufer verankert.

Die Fährstelle liegt an einer unübersichtlichen Stelle im Bereich einer Kurve. Talfahrer können die Fähre nicht sehen, wenn sie am vorgeschriebenen Liegeplatz liegt.
Liegt sie an der gegenüberliegenden Seite, der Belgerner Fährrampe, sperrt das Langseil die Fahrrine.

Daher müssen alle Fahrzeuge sich rechtzeitig an der Fähre anmelden, per Typhon oder per Funk, damit die Fähre das Fahrwasser frei hält bzw. frei machen kann.
Die Talfahrt wird daher oberhalb durch 2 Schilder ( Zeichen E.4a = Nicht frei fahrende Fähre) vorgewarnt.

Der Fährmann kann, wie bereits erwähnt, nicht sehen, ob sich ein Talfahrer der Fährstelle nährt.
Er kann nur darauf achten, ob eine Meldung über Funk kommt, oder sich ein Fahrzeug per Typhonsignal meldet.

Da seine Fähre als reine Gierseilfähre am Längsseil über keinen Hilfsantrieb verfügt, kann er nur mit Hilfe der Gierseile den Anstellwinkel zur Strömung verändern und seine Fahrt verlangsamen oder stoppen.
Das im Video zu sehende Lösen des Gierseils auf der Belgerner Fährseite, verhinderte, das die Fähre weiter vorwärts fährt und sorgte dafür, das das Gierseil nicht durch die Wucht des Aufpralls reist und die Fähre abgerissen wird.


Was das Video nicht zeigt:
• Hat sich der tschechische Schubverband über Funk oder per Typhon an der Fähre angemeldet ?
• Hat der Fährmann mitbekommen, das sich ein Schubverband nährt ?
• War die Fähre Belgern auf dem Weg zur Fährrampe auf Belgerner Seite oder hat sie dort bereit gelegen und der Fährmann hat ein Notablegemanöver durchgeführt, um das Fahrwasser für den herannahenden Schubverband frei zu geben ? -> Hier ist zwischenzeitlich ist bekannt, das die Fähre gerade abgelegt hat um zur Belgerner Fährrampe überzusetzen.

• Hat der Schiffsführerr sich richtig verhalten, als er sich der Fähre genährt hat ?
• Hätte er die Geschwindigkeit nicht verringern müssen, wenn er nicht sicher wusste, ob das Fahrwasser frei oder gesperrt war ?
• Fuhr er an dieser unübersichtlichen Stelle vielleicht zu schnell, im Vertauen darauf, das die Fähre schon am "richtigen" Ufer liegt ?

Alles Dinge, über die das Video keine Auskunft gibt, die aber von der zuständigen WSP ermittelt werden ....

Gruß Alex

Gernot Menke
26.06.2019, 11:20
Exakt so weit waren wir allerdings auch schon gewesen. Meines Erachtens ist zu erkennen, daß die Fähre auf dem Weg zum linken Ufer gewesen war und dann versuchte, das Schlimmste zu verhindern.
Warum die Verständigung vorher nicht funktionierte, das dürfte der Knackpunkt sein.

Wenn das Gierseil schnell genug abgerissen wäre, wäre auch nicht viel passiert, aber wenn die Fähre weiter mittschiffs getroffen und das Gierseil NICHT gerissen wäre ... .

:wink: Gernot

faehrenfan
27.06.2019, 14:35
Moin Gernot,

nur zu Deiner Info: Das Gierseil ist nicht gerissen, sondern der Fährmann hat die Feststellbremse der Seiltrommel gelöst (damit das Gierseil auf der Belgerner Seite, Du schreibst linke Seite, auslaufen konnte.
Damit hat der Fährmann die Fahrt der Fähre gestoppt und verhindert, das das Gierseil reist.

Da es sich bei dieser Fähre um eine Gierseilfähre am Längsseil handelt, sieht die Aufhängung wie folgt aus:
Das Längsseil, an dem die Fähre hängt, ist in der Mitte der Fähre befestigt.
Jeweils ein Gierseil läuft von seiner Seiltrommel über eine Umlenkrolle zu einem zentralen Befestigungspunkt auf dem Längsseil einige Meter vor der Fähre.
Wird nun das Gierseil auf der einen Seiltrommel aufgerollt und das andere abgerollt, verändert sich der Winkel zwischen Hauptseil und Fähre, die Fähre nimmt fahrt auf.
Jenes Gierseil, das aufgerollt wird, bestimmt die Richtung, in die die Fähre fährt.

Wäre die Fähre weiter draußen gewesen, wäre der Schuber zu allererst mal in das Längsseil gefahren und hätte damit die Fahrt der Fähre unterbrochen.
Die Bruchlast der Seile sind extra darauf ausgelegt, falls sowas passiert, damit sie dann brechen.
Die Fähre würde gerammt und nach dem brechen der Stahlseile, abtreiben.

Das war auch der Unfallhergang bei vielen früheren Unfällen mit Gierseilfähren auf dem Rhein.
Deswegen gibt es auf dem Rhein auch keine mehr.

Gruß Alex :wink:

faehrenfan
27.06.2019, 14:43
Moin Mainschnickel,

mit deinem Fall aber nicht vergleichbar:
Donau hat keine Längsseilfähren sondern nur Gierfähren am Hochseil.
Eine Gierfähre am Hochseil behindert nicht die Schiffahrt, wie eine Längsseilfähre, die das Fahrwasser sperrt.
Deswegen gelten auf der Elbe andere Regelungen, als auf Rhein und Donau.
Im übrigen ist der Betrieb von Längsseilfähren ist nach §6.23 Satz 2 Punkt b (DonauSchPV) verboten.

Gruß Alex :wink:

Gernot Menke
27.06.2019, 15:27
@Alex,

genauso hatte ich das auch verstanden. Nur wie sich die Seile bei einer Anfahrung verhalten, war mir nicht bekannt - ob sie etwa geslipt werden können oder eine Sollbruchstelle vorgesehen ist.

Der Fährmann an der Winde zur Verstellung des Gierwinkels macht nicht den Eindruck, als ob er von dem herannahenden Schubverband übermäßig beeindruckt wäre - aber das kann natürlich auch täuschen. Einer der Fahrgäste steigt jedenfalls - richtigerweise - noch rasch aus seinem Auto.

:wink: Gernot

faehrenfan
27.06.2019, 22:47
Moin spree und schelde,

wenn sich der Fährmann nicht meldet, ist das natürlich ärgerlich.
Aber pauschal davon ausgehen, das das Fahrwasser frei ist, kannst Du eben nicht, da es sich bei den meisten Fähren um Längsseilfähren handelt.
Der § 17.22 Regelungen über den Verkehr auf der Elbe wurde ja gerade deswegen eingeführt.
Passiert etwas, bist Du als Schiffsführer der Dumme.
Und wo bitte ist das Problem, ein paar mal Signal zu geben, wenn man das Tafelzeichen für die Nicht frei fahrende Fähre passiert ?
Lieber 5 mal gehupt, als einmal havariert ...

Gruß Alex :wink:

Elbianer
27.06.2019, 23:39
Die Fähre Belgern ist eine Gierseilfähre am Längsseil bei Elbe KM 140.
Ihr Längsseil wird über Buchtnachen geführt, und ist oberhalb der Fähre auf Belgerneer Seite am Ufer verankert.
[FONT=arial]


Hallo Alex,

bist du dir da sicher? Belgern liegt am linken Elbufer. Das Fährseil ist aber am rechten Ufer verankert. Man sieht es bei den Fotos der Fähre im Forum. Ich weiß es, weil ich da Patent habe und man sieht es auch bei Google Maps wenn man auf Satalitenansicht wechselt und es vergrößert.

Gut das wir den "Faktencheck" gemacht haben :lool:

Gruß Thomas

spree und schelde
28.06.2019, 00:33
@fährenfan. Da steht nichts davon das ohne Antwort die Fahrt nicht frei ist. Aber ich hatte mal deswegen 10Tagessätze Ordnungsgeld bezahlen müssen weil ich morgen um 5:00 10Achtungsignale gegeben habe. Das verfahren haben die Beamten um POK Henning Hartwig in Magdeburg eingeleitet nachdem sie mir keinen Ruhezeiteverstoss belegen konnten ich habe einen Fahrtenschreiber. Dies passte den Beamten nicht. Aber halb öffentlicher dienst hat immer recht. Es ist aber ein Frechheit das Fährführer nicht den Funk und AIS überwachen. Und dann auch noch radiohören.

faehrenfan
28.06.2019, 11:17
Moin Thomas,

absolut richtig, das Fährseil ist oberhalb der Fährstelle in der Kurve gegenüber der Belgerner Seite verankert, oder anders ausgedrückt, auf Tauschwitzer / Ottersitzer Seite.
Kleiner Übertragungsfehler meinerseits ... :ouh:
Danke für den Hinweis. :super:

@spree und schelde:
Würde gegen das Ordnungsgeld Einspruch erheben !


Der § 17.22 Regelungen über den Verkehr besagt ganz klar:
1. Bei Annäherung an eine Seilfähre hat ein Fahrzeug, ausgenommen ein Kleinfahrzeug, in Höhe des Zeichens E.4a (Anlage 7) das Signal "Achtung" gemäß Anlage 6 zu geben, das so oft wie notwendig zu wiederholen ist.
Das Geben des Signals kann entfallen, wenn eine Funkabsprache mit dem Fährführer erfolgt ist.
2. Die Vorbeifahrt an einer Seilfähre darf erst erfolgen, wenn sie an ihrem ständigen Liegeplatz stillliegt.
Wenn Du 10 mal Signal gegeben hast und keine Antwort vom Fährführer kam, war das nötig !
Und woher sollst Du wissen, ob die Fähre um 5 Uhr morgends schon in Betrieb ist, oder noch nicht !

Wenn tagsüber keine Antwort vom Fährmann kommt, heißt das aber nicht automatisch, die Durchfahrt ist frei:
Wenn Du auf eine Schleuse oder eine Klapp-/ Drehbrücke zu fährst und keine Antwort vom Schleusen-/ Brückenwart erhälts, fährst Du doch auch nicht einfach weiter sondern stoppst, um die Lage zu klären:
Was ist bei einer Längsseilfähre, die das Fahrwasser sperrt, bitte anders außer das es eben ein von Binnenschiffern "geliebter" Fährmann ist ? :kopfkratz1:

Und zum Thema Funk und AIS überwachen: Funk haben alle, aber AIS ?
Bin mir nicht sicher, das das AIS Signal auf wirklich allen Fähren empfangen werden kann.
Du weist selber, das es an manchen Stellen, zum Beispiel am Rhein auf der Gebirgsstrecke (St. Goar - Mainz) schlecht / gar nicht empfangbar ist.
Im übrigen soll AIS ja auch nur ein zusätzliches Hilfsmittel sein.

Ich selbst fahre eine Fähre bei Rhein-KM 480,6:
Wir empfangen AIS Signale mit diesem kleinen Empfänger der nur 4 oder 5 Zeilen anzeigt.
Wenn im Oppenheimer Hafen 2 WSA Schiffe und ein Frachtschiff an der Spundwand liegen, dazu der "Paula Strack" in Nierstein, ist das Display voll.
Jedes weiteres in Nierstein liegende Kreuzfahrtschiff müllt Dir die Anzeige zusätzlich zu.
Sowas komfortables wie Tresko mit Einblendung der AIS und Radar - Signale auf einem Bildschirm, haben wir nicht und wir sind schon modern im Vergleich zu manch einer Gierseilfähre auf der Elbe ....:pfeif:

Und bedenke bitte eins:
Der Fährmann verbringt die meiste Zeit auf Deck:
Er springt ständig zwischen den Seilwinden, der Fahrbahnbegrenzungsschranken, der Fährklappe (von wo er die Fähre vom Ufer abstoßen muss) und den Autos, die er kassieren muss, hin und her.
Der Funk und ggf. AIS ist aber in dem kleinen Raum auf der gegenüber liegenden Seite in der Mitte der Fähre untergebracht.

Es gibt also 2 Möglichkeiten:
Entweder hört er den Funk so laut, das es alle an Deck mitbekommen, (da war doch was in Bezug auf Geheimhaltung des Funkverkehrs...) oder er hört nur das Typhonsignal des sich nährenden Schiffes.

Und bedenke bitte auch, das die auf und abfahrenden Autos Lärm machen, sich die Leute mit dem Fährmann unterhalten, die Motoren, gerade im Sommer gerne laufen gelassen werden, weil ja die Klima läuft, oder das Radio im Auto etwas lauter ist, .... Es ist nicht immer das Radio des Fährmann, was ihn vom Funk "ablenkt" ... :kopfkratz1:

Gruß Alex :wink:

spree und schelde
28.06.2019, 15:45
@Fährenfan, Das Schifffahrtgericht in Magdeburg Urteilte das der Fährmann immer nach dem ersten Signal reagiert. Ich habe gelernt das Polizisten halt immer recht haben. Speziell wenn sie sich Sonntagsmorgens gestört fühlen. Aber eine Fähre hat die Fahrt so schnell wie möglich frei zu machen und die Behinderung anzuzeigen. Dem Funk kann man mit einem Headset folgen, dem AIS einen großen Außenbildschirm geben. Bei uns ist Einmann fahrt nichtmal erlaubt wenn ich jederzeit alles vom Steuerstand bedienen kann. Warum wagt die ein veranwortunvoller Fährmann mit Technik aus dem Mittelalter. Es ist Technisch Lösbar man muss es nur machen. Der Fährmann darf die Fahrt auch nicht queren wenn die nicht Frei ist, davon hat er sich zu vergewissern bevor er die Fahr quert. Abkassieren kann man auch an der Seite an der man die Schifffahrt nicht behindert. Oder.ist der Schubverband automatisch Schuld denn der ist meist ein Fremder in der Region? Besonders schnell war der Verband nicht. Und das der Fährmann Druck hatte zeigt das Video da hat sich ganz schön Stau aufgebaut.

faehrenfan
06.07.2019, 10:34
Moin,

ich antworte mal Stichpunktartig:
"Das Schifffahrtgericht in Magdeburg Urteilte" kann ich so nicht nachvollziehen. In meinen Augen ein falsches Urteil was gegen die Vorschriften läuft ....

"Dem Funk kann man mit einem Headset folgen ..." Weiß ich nicht ob Zulässig. Jedenfalls im regulären Betrieb auf einer engen Fähre, zwischen den Autos und im Bereich der Seilwinden, eher hinderlich ...

"dem AIS einen großen Außenbildschirm ..." Sowas ist viel zu teuer. Diese Fähren überleben nur durch die Zuschüsse der öffentlichen Hand / Gemeinden / Städte. Die diskutieren bei jeglichen Ausgaben sogar über die Kosten eines einzelnen Farbeimers ... Aber mal davon abgesehen, das AIS nach wie vor nur ein Hilfsmittel ist und es immer noch Fahrzeuge gibt, die kein AIS Signal haben oder aussenden oder falsch aussenden ...

"Warum wagt die ein veranwortunvoller Fährmann mit Technik aus dem Mittelalter." Weil die Gierseilfähren kostengünstig sind und weil auf der Elbe nur sehr wenig Schifffahrt ist. Auf anderen Flüssen sind Grundseilfähren und Fähren am Längsseil, die das Fahrwasser sperren, wegen der Längsschifffahrt verboten. Ein Umbau auf Hochseilfähren wäre teilweise möglich, aber auch wieder zu teuer. Genauso der Betrieb als Motorfähren...

"Der Fährmann darf die Fahrt auch nicht queren wenn die nicht Frei ist, davon hat er sich zu vergewissern bevor er die Fahr quert. " Absolut richtig, wenn er aber nichts sehen kann, weil Kurveninnenlage ? Er hört nix über Funk, sieht nix im AIS, sieht auch nix in der Bergfahrt / Talfahrt in seinem Sichtbereich: Was soll er dann Deiner Meinung nach noch machen ? Über Funk melden das er Übersetzt ? Er macht 100 - 150 Überfahrten am Tag. Schiffe kommen vielleicht 5 Stück über den ganzen Tag verteilt. Und wie viele dieser Schiffe wissen dann, welche der Fähren sich gerade gemeldet haben, denn es gibt ja mehr Gierfähren auf der Elbe und wenn sich alle so zur Überfahrt melden ? Dann ist der Funk dicht und Du hörst nur noch Überfahrtmeldungen .... Nein, genau deswegen gibt es ja diese Regelungen das sich die Schiffe melden müssen.

"Abkassieren kann man auch an der Seite an der man die Schifffahrt nicht behindert." Genau so wird es eigentlich gemacht. Erst kassieren und dann ablegen.
Wenns aber schnell gehen muss, ablegen und während der Überfahrt zum Tauschwitzer / Ottersitzer Ufer kassieren. Aber da der Fährmann die Fahrt der Fähre mit den Winden kontrollieren und bremsen muss, funktioniert das eben nur, wenn nicht viele Autos drauf stehen.

"das der Fährmann Druck hatte zeigt das Video da hat sich ganz schön Stau aufgebaut..." Die Fähren setzen über, sobald Fahrzeuge da sind (außer sie fahren nach Fahrplan). Das kann dann auch mal nur für ein einzelnes Fahrzeug sein. Sie pendeln so ständig hin und her. Ein paar wartende Fahrzeuge am Ufer erzeugt da keinen Stress, weder beim Fährmann, noch bei den Fahrzeugen, da die das auch wissen.

Gruß Alex :wink: