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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was macht die Boot wirklich?



Cantor
18.03.2009, 22:10
Hallo Binnenschiffsfans

der Tanker wird abgewrackt, keine Frage. Er läuft aus oder kommt ein, auch o.k. Aber löscht oder lädt die Boot? Oder doch eher sie wird gelöscht oder geladen? Steht, sitzt
oder liegt sie im Trockendock? Die Tine leckt oder doch eher Tine hat ein Leck? Fährt oder schwimmt eine Boot? Kann ein Schiff wenden? Kann sie, er, es wirklich volle Kraft
voraus aufnehmen? Oder sind es nur die Kräfte, die dank Motor auf sie einwirken?

Völlig verwirrt oder doch eher nüchtern? Bitte um Klärung. Experten wissen, wo es lang geht, oder wird es ihnen nur bewußt, wenn die Boot in die Strömung dreht?

Gruß Eberhard

Jürgen II
19.03.2009, 00:09
Hallo Eberhard,
genau deswegen hab ich dieses Thema mal hier ins Leben gerufen: " Der Anna löscht im Westhafen 1100 Tonnen Erbsen." Natürlich erst, wenn die geteerte Persenning, die Lukendächer und die Merklinge entfernt worden sind. Tipp: Einfach weiterlesen bis Seite acht. Du siehst, die Jungs sind hier immer noch gut drauf, und denen fällt immer wieder was Neues ein.
Schöne Grüße vom Mittelrhein
Jürgen

Cantor
19.03.2009, 14:16
Hallo Jürgen, der Satz zum Anna ist zweifelsohne richtig. "Der Anna löscht seine Ladung im Westhafen." Zumindest ist das mein Eindruck. Aber sagt ein Binnerschiffer "Mein Anna löscht gerade" oder doch nur "Er wird gerade gelöscht"? Es wäre schön, auch die Meinung anderer User zu erfahren.

Gruß Eberhard

Wasserratte
01.04.2009, 15:04
Ich würde da sagen, dass hier auch die weibl. Form zum Tragen kommt.
Die Anna wird gelöscht!
Bei uns war es die Elisabeth, die gelöscht/ geladen/ abgewaschen/ repariert/ wurde oder auf die Helling kam.

:wink:

Stadt_Aschaffenburg
01.04.2009, 15:52
Hi,

bei uns würde man sagen: Die Elisabeth ist beim löschen.

LG
Micha

Cantor
02.04.2009, 08:13
Ich würde da sagen, dass hier auch die weibl. Form zum Tragen kommt.
Die Anna wird gelöscht!
:wink:

Hallo Wasserratte, Annas sind meistens weiblich, da gebe ich dir recht. Ich wäre vor einigen Monaten auch nicht auf die Idee gekommen, Schiffsnamen mit männlichen oder sächlichen Formen zu gebrauchen. Aber im Forum fand ich dann alle drei. Deshalb habe ich am 7.2. in der Flüstertüte die Frage gestellt: "Sind Schiffe sächlich?" Die Reaktionen
der User waren oder sind sehr unterschiedlich, aber seitdem schreibe ich auch die Boot, das Nero (Bunkerboot), der Dortsman II (Container), usw.

Wenn es dich interessiert, lies mal unter dem genannten Thema in der Flüstertüte und urteile selbst.

sG Eberhard

Stadt_Aschaffenburg
02.04.2009, 14:23
Hallo Eberhard,

da gibts nichts zu urteilen, weil das genauso ist, wie beim Wurschtmachen. Der eine macht das Salz zuerst rein und der andere den Pfeffer und wieder andere - schütten beides zugleich rein ;-)

Das ist in der Schifffahrt, wie in den anderen Gewerken, regional und teils sogar von Familie zu Familie unterschiedlich. Das siehst du ja dran, daß Wasserratte eine etwas andere Ausdrucksweise hat, wie ich. Wasserratte stammt aus Freudenberg, ich aus Reistenhausen. Die beiden Gemeinden liegen sich gegenüber, nur ist Reistenhausen in Bayern und Freudenberg in BaWü. :cool1:

LG
Micha

Stadt_Aschaffenburg
02.04.2009, 14:24
Wasserrattes Papa hat mit demnach mit Schäkeln geschmissen und meiner mit Kuhmäulern :lool:

Wasserratte
02.04.2009, 23:24
Da muß ich aber wen enttäuschen.
Wir waren nur in Freudenberg gemeldet.
Aufgewachsen sind wir am Niederrhein - Duisburg-Homberg
Mama war aus dem schönen Schwabenland nur Vater war Kölner, aber auch Niederrheiner.

Sodele - alles Unklarheiten beseitigt?

:wink: Gruß Wasserratte Christa

grotefendt
03.04.2009, 02:03
Hallo Binnenschiffsfans

der Tanker wird abgewrackt, keine Frage. Er läuft aus oder kommt ein, auch o.k. Aber löscht oder lädt die Boot? Oder doch eher sie wird gelöscht oder geladen? Steht, sitzt
oder liegt sie im Trockendock? Die Tine leckt oder doch eher Tine hat ein Leck? Fährt oder schwimmt eine Boot? Kann ein Schiff wenden? Kann sie, er, es wirklich volle Kraft
voraus aufnehmen? Oder sind es nur die Kräfte, die dank Motor auf sie einwirken?

Völlig verwirrt oder doch eher nüchtern? Bitte um Klärung. Experten wissen, wo es lang geht, oder wird es ihnen nur bewußt, wenn die Boot in die Strömung dreht?

Gruß Eberhard

Hallo Eberhard

Das andere will ich erst mal nicht beantworten das würde wahrscheinlich ein Buch füllen.Deshalb beziehe ich mich erst einmal auf das nicht so umfangreiche Thema "die Boot"
Im Zusammenhang mit "die Boot" steht für (Schlepper) gibt es folgende Begriffe.

Aufpacken: Gilt für auf dem Strom zu Berg Z.B .für 4 Anhänge (Schleppkähne.) Das Aufpacken von 8 Kähnen würde hier den Rahmen sprengen.

Die Boot pakt Kahn 1 auf,der bekommt Strang 4 (Fachjargon ,Nummer Vierstrang) der Strang ist 560 Meter lang und 14 Millimeter dick.

Die Boot fährtvoraus und führt den Nr.:4 Strang 160 Meter (Nr.:4 Strang Länge auf Trommel = 560 Meter).
Der Kahn hat die Flagge auf halbmast gesetzt und dreht nun seinen seinen Anker auf.
Die Boot ist 80 Meter vorausgefahren ,währenddessen ist der Anker des Schleppkahns in der Klüse und die Fahrflagge (Reedereiflagge) auf Top gezogen.
Die Boot zieht die Winschbremsen an ,der Schleppdraht wird Rack.
Die Boot fährt den zweiten Kahn an.
Eine Wurfleine mit dem imaginären Henkersknoten ,wird vom Kahn zur Boot
geworfen,damit holt die Besatzung des Kahns den NR.: 3 Strang über,der schon einiges an Gewicht hat,Durchmesser 16 mm
(Benötigt werden ca 15 Meter ) zum Belegen.
Mann belegt auf den vorderen zwei freien Pollern.
Ein Poller muß frei bleiben für den Brüttelhaken.
Der auf Nr.: 3 Strang aufgepackte Kahn dreht den Anker auf und wird abgewinscht,während der auf Nr 4 Strang die Flagge dippt,das ist das Zeichen ,Nr. 4 Strang nachführen.

Ebenso verfährt die Boot mit den anderen Schleppkähnen.
Der Nr.:1 Strang ist 24 mm dick und NR,:2 Strang 22 Millimeter-
Der Erste Kahn hat im Schleppzug 60m Meter Abstand von der Boot,danach folgen die 8o Meter Kähne mit jeweils 70 Meter Abstand zu einander.Der Schleppzug mit vier Kähnen ist 540 Meter lang.
Bei Acht Kähnen ,nur ab Rotterdam bis Duisburg möglich ,war der Verband 700 Meter lang. Der 7. Kahn wurde beim 5.Kahn auf Seite gekoppelt der 8. Kahn bei dem 6. Es hingen also zum Schluß je zwei Kähne an einem dünnen Strang.
Das machte die Länge der Strange möglich.
Alle Kähne außer dem 1. mußten die Stränge fischen und Brütteln.
Würde man das nicht machen ,würden die langen Stränge auf Grund des Eigengewichtes auf dem Grund schleifen und durchscheuern.
Der 2.Kahn fischt also mit dem am Lierdraht ( Lier= Winsch,Winde) befestigten Wolf.(Suchanker) Zwei Stränge , die er mit der Handwinde bis unter die Poller zieht und mit dem Brüttelhacken abfängt.
Brüttelhacken = Mehrere Kilo schwerer J förmiger Haken ,oben mit einer Öse und der mit einem Starken Draht am Poller belegt wird.
Man hängte den Brüttelhaken unter den hochgedrehten Schleppdraht,befestigt den Brüttelhaken am Poller und führt dann die Winde mit dem Wolf nach ,bis der Schleppstrang im Brüttelhaken landet.
Genau so verfährt man mit den weiteren Strängen.
Um fünf Stränge zu fischen benötigt man bis zu drei Stunden.

Die Boot kommt,- Die Boot pakt auf (auf Schlepphaken nehmen).
Die Boot läutet im vor Anker liegenden Schleppzugverband
1.Signal "Klarmachen zum Ankerlichten!" 3 Glockenschläge:
= ---Timterim -- timtim (---Lang -- kurz -) Signal für die (Schleppkähne) die Ankermotoren anzuwerfen.
Der Kahn nimmt die Nachtlampe vom Mast ,und zieht die Flagge auf Halbmast.
Nach ca 7 Minuten 2x 3 Glockenschläge ---timterim--timtim ,--- timterim --timtim.
Lang - kurz, lang -kurz Bedeutet Anker aufdrehen!
Die Kähne drehen die Anker auf. Ist derAnker oben wird die Flagge hochgezogen.
Ist der Anker nicht klar, eventuell ,weil der Motor nicht anspringt ,bleibt die Flagge auf Habmast,ist ein Unfall passiert,wird die Flagge ganz entfernt.
Sind alle Schiffsflaggen oben ,gibt die Boot in Gottes Nahmen =
3 X 3 Glockenschläge ----Lang --kurz,----lang-- kurz--,----lang --kurz.
Die Reise beginnt.

Grüße ,von dem der zum Glück nie Schiffmann sein mußte.

Der Boot past überhaupt nicht. Das Boot ---- kann jedes xbeliebige Boot sein . Die Boot aus dem englischen = booten ,Aufnehmen-etwas bewegen.
Die Boot bedeutet das mehrere aufgenommen b.z.w. bewegt werden. Das Beiwort die bezieht sich auf Die Anhänge des Bootes.

Cantor
03.04.2009, 19:17
... von dem der zum Glück nie Schiffmann sein mußte. ...

Hallo grotefendt

wie gut ich dein Glück verstehe, wenn man deine packende Schilderung eines scheußlich langwierigen und äußerst mühsamen Vorgehens gelesen hat. Nur wie kann man so kurzweilig und exakt schildern, wenn man nie mitten in der "Trommel" war. Oder verstehe ich dich falsch und du hast durchaus als Beteiligter Einblick genommen, in welcher Funktion auch immer?

Ich hatte ja auf die sprachliche Seite abgezielt. Aber was ich von dir geboten bekomme, ist schon spektakulär. Du weist sicher nicht, was ich in einem meiner ersten Beiträge
als Schlüsselerlebnis für mein Hobby genannt habe: Eine Wanderung 1954 am Rhein entlang von Assmannshausen bis Boppard, ich als Junge und 100e von Schleppschiffen
und Kähnen im fast voll ausgelasteten Strom. Für mich umwerfend und ohne jede Ahnung, welche Arbeit dahinter steckt. Und jetzt hast du die Lücken geschlossen.

Danke für deinen Beitrag
Schönen Gruß
Eberhard

Friedhelm L.
03.04.2009, 21:04
Schleppzüge mit bis zu acht Anhängen sind auch weiter als Duisburg gefahren. Diese wurden dann in Bad Salzig geteilt.
Oft wurde im Schleppzug auch ein sogenannter Freifahrer mitgeführt. diese war auf der Steuerbordseite an einem Mittelpoller der Boot vertäut. Bei längeren Schleppzügen hatten nicht alle Anhänge einen Draht vom Schlepper, sie wurden gezeist, d.h. der 5. oder 6. Anhang war mit einem separaten Draht am vorausgehenden Schleppkahn vertäut.

Das Ankerdrehen ging damals oft noch mit Bluthydraulik, eine schweißtreibende Arbeit .

Gruß
Friedhelm

grotefendt
04.04.2009, 00:21
Hallo grotefendt

wie gut ich dein Glück verstehe, wenn man deine packende Schilderung eines scheußlich langwierigen und äußerst mühsamen Vorgehens gelesen hat. Nur wie kann man so kurzweilig und exakt schildern, wenn man nie mitten in der "Trommel" war. Oder verstehe ich dich falsch und du hast durchaus als Beteiligter Einblick genommen, in welcher Funktion auch immer?

Ich hatte ja auf die sprachliche Seite abgezielt. Aber was ich von dir geboten bekomme, ist schon spektakulär. Du weist sicher nicht, was ich in einem meiner ersten Beiträge
als Schlüsselerlebnis für mein Hobby genannt habe: Eine Wanderung 1954 am Rhein entlang von Assmannshausen bis Boppard, ich als Junge und 100e von Schleppschiffen
und Kähnen im fast voll ausgelasteten Strom. Für mich umwerfend und ohne jede Ahnung, welche Arbeit dahinter steckt. Und jetzt hast du die Lücken geschlossen.

Danke für deinen Beitrag
Schönen Gruß
Eberhard

Habe bis zum 23 Lebensjahr fast ausschließlich mit Schleppkähnen und Booten vorlieb nehmen müsse.
Meine Reederei hatte einfach zu wenig Selbstfahrer.Ging deshalb zur Dettmer Reederei,die hatte genügend Motorschiffe.

Wasserratte
21.04.2009, 10:39
Der Boot mhm, so gehts aber doch:

Wir waren damals direkt hinter der Boot gewesen, als 1. Schiff in der Reihe und da sah ich beim Fahren, wie die vielen Drähte immer wieder im Wasser verschwanden und wieder hoch kamen und da konnte ich auch sehen, dass die in so einem Abstandshalter waren, so dass sie sich nicht verheddern konnten.

Wie nannte man das denn? Kann sich noch jemand erinnern?

Gruß Christa

Norbert
21.04.2009, 21:46
@ grotefendt,

das Foto Millimeterarbeit in Schleuse Wanne Eickel.jpg (3 von 3) ist Seitenverkehrt. Mit deinem Daniel passt du doch Prima hinter den Julius Rütgers.


Gruß Norbert