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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schicksal von Binnenschiffen zum Ende des II. Weltkriegs.



danubenews
09.07.2019, 15:22
Derzeit beschäftigen wir uns mit dem Schicksal von Binnenschiffen zum Ende des II. Weltkriegs.
Es ist nun 75 Jahre her, dass von den Binnenschiffern in ganz Europa ein hoher Blutzoll gefordert wurde. Was aus den Schiffen geworden ist - so sehen wir - ist Vieles überliefert. Von den zahlreichen Fahrensleuten, die ihr Leben geopfert haben, ist nur wenig bekannt - die Umstände ihres Ablebens kaum dokumentiert. Insofern schicke ich heute - stellvertretend für die viele Mannschaften auf den Binnenschiffen, die dasselbe Schicksal traf - einen Bericht über den Untergang des Dampfers REGENSBURG am 19. Juni 1944, wo bei Esztergom (DoKm 1724) durch eine Minenexplosion 19 Donauschiffer ihr Leben verloren. Der Bericht wurde bislang noch nicht veröffentlicht.

VG

Klaus

VINI
09.07.2019, 20:31
Moin,

Durch Feindeinwirkung vorwiegend (Bordwaffenbeschuß) sind am 22. und
23.4.44 mehrere Gefolgschaftsmitglieder des RSB verletzt und
getötet worden (s. Sonderbericht unter geheim).
a) Schiffsführer Ernst B ö s e, („E 180“), geboren am 27.9.1904
in Windheim: Kreis Minden, Wohnort Minden, Stiftsallee 20,
verheiratet, 2 Kinder unter 16 Jahre, durch Bordwaffenbeschuß
(Brustschuß), tödlich verletzt am 23.4.44.
b) Schiffsführer Hero L ü p k e s („D 200“), geboren am 2.11.1891
in Elisabethfehn, Wohnort Duisburg-Meiderich, Schleusenweg 10,
verheiratet, 3 Kinder unter 18 Jahre, durch Feindeinwirkung
in der Nacht zum 28.3.44 verletzt und am 20.4.44 gestorben.
c) Bootsmann (Franzose) Jean Laurent, ledig, geboren am 23.5.1924
in Paris, Wohnort Paris, beschäftigt auf Schlepper „H 424“,
am 23.4.44 durch Feindeinwirkung tödlich verletzt.
d) Schiffsführer Albert T h i e l e („D 14“), geboren am 28.8.1903
in Sachsenhausen, Kreis Niederbarum, wohnhaft in Herne i.W.,
Werftstr. 9, verletzt durch Streifschuß am Auge infolge Bord-
waffenbeschuß am 22.4, verheiratet, 3 Kinder.
e) Maschinist Paul T r ä k e l t („D 14“), geboren am 6.10.1897,
in Lähn, Kreis Löwenberg, wohnhaft in Herne, Wieschenstr. 28,
verheiratet, 1 Kind, durch Bordwaffenbeschuß (Beinschuß) am 22.4.
verletzt.
f) Schiffsführer Harm H i l b e r s („Schlepper Regina“), geboren
am 11.10.1911 in Spetzerfehn, Kreis Aurich, wohnhaft in Aurich,
Wismoor 2, verheiratet, 2 kinder, verletzt am 22.4. durch Bord-
waffenbeschuß (Schulterschuß).
g) Schiffsführer Leopold V o g e l e r (Schlepper „Seeadler“),
geboren am 19.11.1894, verheiratet, 1 Kind, verletzt am 23.4.
durch Bordwaffenbeschuß (3 Finger verloren), zu erreichen über
Schleppbetriebsstelle Minden, Kohlstraße 16.

Am 19.5.44 12 Uhr wurde der Schlepper „Gerdi“ im Unter-
wasser der Schleuse Hilten mit Bordwaffen beschossen und durch
Bombenvolltreffer zum Sinken gebracht. Hierbei fand die vier-
köpfige Besatzung den Tod.
Bei diesem angriff sind gefallen:
1. Der Schiffsführer Harm C o o r d e s (deutsch), geboren
am 31.12.1903 in Wardingsfenn, verheiratet, wohnhaft
Neermor bei Leer..
2. Der Maschinist Hans van der K e r k h o f f (deutsch), geb. am
15.11.1918, verheiratet, wohnhaft in Aschendorf, Aschen-
dorfweg.
3. Der Heizer Hermanus van der K r u y s s e n, (holländisch)
geb. am 8.9.1921, ledig, wohnhaft Amsterdam, Conradstraat 142.
4. Der Schiffsjünger Johann N e e r m a n n, (deutsch), 14
Jahre, wohnhaft Klostermoor 2 über Westrhauderfehn

An
die Wasserstraßen-Schleppämter
Duisburg, Hannover, Magdeburg und Emden.

Der Krieg hat weitere Opfer aus den reihen der Schlepper-
besatzungen des RSB gefordert.
Bei einem Tagesangriff auf das Gebiet des nördlichen
Dortmund-Ems-Kanals erhielt der Mietschlepper „Gerdi“ am
19.5.44 einen Volltreffer.
Dabei sind gefallen:
a) der deutsche Schiffsführer Harm C o o r d e s,
b) der deutsche Maschinist Hans van d. K e r k h o f f,
c) der holländische Heizer Haremanus van der K r u y s s e n,
d) der deutsche Schiffsjunge Joh. N e e r m a n n.
Sie starben für das Leben Deutschlands und Europas.
Wir werden ihnen ein ehrenvolles Andenken bewahren. Ich
bitte, die Gefolgschaft zu unterrichten.

In den frühen Morgenstunden des 13. August 1944 ist der
Sauggasschlepper „421“ auf der Fahrt nach Herne nach Bergeshö-
vede bei km 102,6 des Dortmund-Ems-Kanals auf eine Mine ge-
laufen und gesunken. Dabei fanden der stellvertretende Schiffs-
führer Paul K l i n g e n b e r g Elbing Brauereistraße los,
der Maschinist Wilhelm H ü l s m a n n II Herne, Ludwigstra-
ße 75 und der französische Bootsmann Jean G u e g u e n
aus Gauderan/Gironde den Tod.

Bei einem Feindangriff an km des Dortmund-Ems-Kanals
wurde am 27.8.44 der Mietschlepper „Veritas“ durch Bordwaffen-
beschuß schwer beschädigt und sank. Dabei wurde der holländische
Schiffsführer Hendrik Stoter tödlich verletzt.

An
die Wasserstraßen-Schleppämter

Duisburg, Hannover, Magdeburg und Emden

Bei einem Feindangriff am 27.8.44 km 41 des Dortmund-
Ems-Kanals wurde der Mietschlepper „Veritas“ durch Bordwaffen-
beschuß getroffen. Dabei fand der holländische Schiffsführer
Hendrik


.) Vermerk:
Über den Feindangriff auf Magdeburg am 12.9.44 mittags
berichtet Regierungs- und -baurat Machtens fernmündlich folgendes:
Die Staatswerft in Rothensee ist durch Bombenvolltreffer
vollkommen zerstört. Eine andere Werft in Magdeburg (Grieseler)
sei ebenfalls vernichtet.
Die Motorschlepper „201“ und „202“ sowie der Mietschlepper
„Utrecht“ sind als vollkommen zerstört anzusehen. Schwer be-
schädigt sind die Mietschlepper „Ursula I“ und der Motorschlepper
„200“, die wegen ihrer Schäden längere Zeit ausfallen werden.
Leicht beschädigt, aber nicht betriebsfähig sind die Mietschlepper
„Friedrich-Wilhelm“, „Bussard“ und „DB 16“. Der Maschinist und
Schiffsführer von „Merkur“, die sich in der Nähe ihres Schleppers
in einem Zweimannbunker befanden, sind getötet worden.
Etwa 25 Kähne sind beschädigt oder abgesoffen.
Das Hebewerk blieb unversehrt.
Sämtliche Leitungen nach Rothensee sind gestört, mit Ausnahme
der Basa-Leitung und des Geheimapparats (Post) im Amt.
Das Schleppamtgebäude ist nicht beschädigt worden. Etwa
8 – 10 Gefolgschaftsmitglieder des Schleppamtes sind bombenge-
schädigt.
Die Bomben sind über die ganze Stadt verstreut abgeworfen
worden. Dabei sind u.a. Schlachthof, Markthalle, das Armaturenwerk,
Schäfer- und Buddenberg, die Brabag und ein Teerbunker der
Großgaserei zerstört worden. Ferner wurde das Zufahrtsgleis von
der Hafenbahn zum Trennungsdamm aufgerissen.

Bei einen Feindangriff auf den Bezirk Hannover am 1.1.45
nachmittags 18 Uhr erhielt der Hochdruckschlepper „06“ bei
km 161 (Hafen Brink) durch einen Bombenvolltreffer und sank.
Von der sechsköpfigen Besatzung sind 4 tödlich getroffen worden.
Der Schiffsjunge blieb unverletzt; ob der als überzählig fremde fahrende
Bootsmann Verletzungen erlitten hat, konnte noch nicht festge-
stellt werden. Bei dem Angriff sind gefallen:
1. Schiffsführer Wilhelm Grundmeier, Wohnort Horsthövel Nr. 4, Post Nieder-
Niedernwöhren, Stadthagen/Land (verheiratet).
2. Bootsmann Heinrich Grundmeier, Wohnort Horsthövel Nr. 4, Post Nieder-
Niedernwöhren, Stadthagen/Land (verheiratet).
3. Maschinist Gottlieb Heine, Wohnort Helpsen bei Kirchhorsten
Kreis Bückeberg (verheiratet).
4. der französische Heizer Gaston Lera.

Und und und also kaum etwas belegt.
Ich sehe das anders. Und es ist bei weitem nicht alles Material und nur ein Bruchteil von dem was in den Archiven liegt.

LG
VINI

Norbert
09.07.2019, 22:22
Hallo Zusammen,

als Anmerkung zu diesem Thema.

Wie in # 2 zu lesen ist sind neben den deutschen Besatzungsmitgliedern auch sogenannte Fremdarbeiter um Leben gekommen.
Diese Menschen aus Frankreich und den Niederlanden waren als Zwangsarbeiter an Bord.

Unter dem Titel "Totaler Einsatz für die Kriegswirtschaft. Zwangsarbeit in der Deutschen Binnenschifffahrt" hat der LWL 2005 ein Buch veröffentlicht. Der Autor Dr. Eckhard Schinkel hat für dieses Buch überlebende Zwangsarbeiter interviewt. Seine Recherche hat ergeben das 1943 rund 12.500 Zwangsarbeiter aus 15 Nationen in der dt. Binnenschifffahrt beschäftigt waren.

Gruß Norbert