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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : W.T.A.G. 31 - GSK / Baujahr 1899



Ernst
21.03.2009, 20:10
Schiffsdaten:

Name: W.T.A.G. 31
Eigner: WTAG
gemeldet in: Dortmund
Nationalität: :d:

Länge: 55,00 m
Breite: 8,00 m
Tiefgang:
Tonage: 731 cbm
Baujahr: 1899
Erbaut in: Papenburg
Bauwerft: Johs. L. Meyer
Bau-Nr.: 138

Die Zeichnung wurde von Roland Schöttler / Leutesdorf im Maßstab 1:200 erstellt.
Gruß Ernst

Gernot Menke
22.03.2009, 10:08
Zu diesem Schiff habe ich zwei Fragen:

einmal die Größe. Der Dortmund-Ems-Kanal (der bereits seit 1882 geplant gewesen war, aber wegen politischer Widerstände erst acht Jahre später begonnen wurde) war 1899 fertiggestellt - in diesem Jahr ist das vorgestellte Schiff gebaut. Der Kanal war für 65 x 8 m große Schiffe konzipiert, woraus dann irgendwann das Dortmunder Maß von 67 x 8,20 m wurde. Wieso beschränkte sich der Schiffer zu dieser Zeit noch auf 55 m? Gab es irgendwo außerhalb des eigentlichen Kanals in seinem Fahrgebiet noch eine Schleuse, die nicht länger war?

Das Zweite sind die Segel. Sicherlich haben noch bis in die dreißiger Jahre beispielsweise Spitsen Segel gesetzt (im Kustvaartforum gibt es ein herrliches Foto, ich muß es mal heraussuchen), wenn die Bedingungen günstig waren - aber das waren reine Hilfssegel, mit denen beispielsweise auch Sprit gespart oder die Sache etwas beschleunigt wurde. Dieses Schiff hier führt - zumindest auf der Zeichnung - aber noch eine volle Besegelung. Ich kann mir das nur so vorstellen, daß das Schiff damit auch im Küstenbereich zu kleineren Häfen gesegelt ist, was wiederum zur Beschränkung auf 55 m und zum eigenen Ladegeschirr passen würde. Auf der Zeichnung steht ja: "Kanal-Seekahn".

Teubert schreibt in seinem Klassiker "Die Binnenschiffahrt" jedenfalls schon 1912 über das moderne, stählerne DEK-Kanalschiff, also "Dortmunder" wie den OSTARA im Henrichenburger Museum: "Masten und Segel fehlen".

- Da kommt mir noch ein Gedanke, den ich hier ergänze: es könnte auch gut sein (wenn ich mir die Optik des Schiffes angucke), daß das Schiff einen Bezug zur Weser hat. Für die Oberweser wäre die Größe (nicht aber die Segel) erklärlich - die Schleuse in Hameln (die zweite von 1871) hatte 56 Meter Länge! Vielleicht sollte das Schiff auch auf der Weser fahren können.

:wink: Gernot

Ernst
22.03.2009, 11:41
Hallo Gernot, Deine Fragen kann ich nicht 100% beantworten weil mir zu diesem Schiff nur die Zeichnung mit dem darin enthaltenen Datenanhang vorliegt.
Nur soviel



Frage Wieso beschränkte sich der Schiffer zu dieser Zeit noch auf 55 m?


Es war nicht irgend ein Schiffer der dieses Schiff in Auftrag gab, sondern die renommierte Fa. W.T.A.G (Westfälische Transport AG) und die sollte schon wissen welche Schiffsgröße die richtige für ihre Zwecke war.



Frage Das Zweite sind die Segel.


Zum reinen Segeln (vermutlich nur an der Küste) hätte bestimmt auch ein Mast gereicht.
Ob die Besegelung in der dargestellten Form zum Einsatz kam ?
Ich glaube bei den zwei Masten ging es vorrangig um das Ladegeschirr (Mast und Spriet) mit dem an jedem Liegeplatz Ladung übernommen werden konnte als auch gelöscht werden konnte.

Ich werde aber mal beim Ersteller der Zeichnung nachfragen ob Er näheres weis.

Gruß Ernst

Gernot Menke
22.03.2009, 17:02
Es war nicht irgend ein Schiffer der dieses Schiff in Auftrag gab, sondern die renommierte Fa. W.T.A.G

Ob die Besegelung in der dargestellten Form zum Einsatz kam ?


Hi Ernst,

danke für Deine Bemühungen.

Ich dachte, es wäre vielleicht ein Partikulier in WTAG-Diensten gewesen.
Bei den Segeln dachte ich auch: ob das nicht die Segel für Sonntag-Nachmittag sind!?

Mal gespannt, ob was herauskommt.

:wink: Gernot

McRonalds
19.08.2019, 20:58
@Gernot; jetzt muss ich doch mal ein 10 Jahre altes Thema hoch holen, denn das interessiert mich auch. In der Tat ist das keiner der ersten 30 W.T.A.G.-Kähne, die allesamt in den ersten 4 Jahren ihres Bestehens 1897-1900 gebaut worden waren - und das waren alle samt und sonders das 'Vorlaufsmaß' des DEK-Kahns, nämlich 65 x 8.10 m, besaßen: #1-10 (die 'Alten) kamen von Berningshaus, #11-22 (die 'Hochköpfe') stammten meist von der Gutehoffnungshütte, #23-28 (die 'Casteller') kamen von Ruthof und #29 und #30 (die 'Bügeleisen') waren die ersten von der Unionwerft/Dortmund, die später noch deutlich mehr Kähne lieferte. Die am Rhein gebauten Kähne mussten übrigens damals noch über die Nordee zum DEK geschleppt werden.

Ungewöhnlich an dem Kahn #31 ist nicht nur das Maß, sondern auch die Bauwerft, den Meyer baute sonst keine Schiffe für die W.T.A.G. Ich gehe deshalb (wie Du) davon aus dass das kein gewöhnlicher W.T.A.G.-Kahn war. Aber nähere Info habe ich bislang auch noch nicht. In den üblichen Datenbanken und Listen taucht er jedenfalls nirgends auf.

Gruß - Ronald;-)

mainschnickel
20.08.2019, 07:47
Hallo
Wenn ich die Takelage sehe kommt mir das merkwürdig vor. Zwei Masten und 4 Gieks war üblich, um selbst laden und löschen zu können.. Auch mein Grossvaters (unser) Schiff wo ich darauf geboren wurde, hatte diese Ausstattung. Baujahr 1896 bei Bodewes in Martenshoek. 62,48 x 7,72m, maximum um über Zoutkamp auf das Watt zu gelingen. Aber als Segel hatte es nur einen Fock der als Hilfssegel an den vorderen Mast benutzt wurde. Mein anderer Opa ist um 1910 mal gesegelt mit seinem 700 T Schiff Odilo von Dordrecht nach Willemsdorp (nahe Moerdijkbrücken); dieses Schiff soll noch Seitenschwerte gehabt haben.
Gruss Jozef

Gernot Menke
20.08.2019, 08:28
Ja, Jozef, Du bringst da einen wichtigen Punkt: die Seitenschwerter, die auf der Skizze fehlen. Die Realität des Umgangs mit irgendwelchen Dingen ist immer schneller als das Bewußtsein, daß eine Phase definitiv rum ist - "es könnte ja noch mal sein", denkt man. Wurden nicht auch die Masten als Flaggenmast noch lange Zeit mitgeführt, obwohl niemals mehr mit eigenem Geschirr gelöscht wurde? (Das kommt vielleicht mal wieder - wenn der Lukenwagen über den geraden Dennebaum rollt, sollte ein Ladekran das doch auch können!) So ist auf der Skizze die Segeleinrichtung als nicht komplett zu bezeichnen - die Segel "geben etwas her", sie bereichern die Zeichnung, obwohl sie wahrscheinlich gar nicht an Bord waren. Wie sollte man sie denn benutzen ohne ein Schwert!

Was sicher gelegentlich noch benutzt wurde, ist ein Hilfssegel bei günstigem Wind - das gab es anfangs selbst auf Motorschiffen. Auf See fanden vor ein paar Jahren wieder Versuche statt, den Motor mit einem Segel etwas zu unterstützen und damit Treibstoff zu sparen. Durch zu geringe Dieselpreise verlief das aber wieder im Sande.

Fazit: ich halte die Segel auf der Zeichnung für nichts weiter als dekorativen Schmuck, der in keiner Weise der Realität entsprach.

:wink: Gernot

Jürgen S
20.08.2019, 09:05
Moin,

in MEYER WERFT - Sechs Generationen Schiffbau in Papenburg 1795 - 1988 ist unter Bau Nr. 138 aufgeführt:

Baujahr 1900 Bau Nr. 138 Schiffstyp Kanal-Seekahn (!) Name WTAG 31 Lg. 55,00 Br. 8,00 Auftraggeber Westfälische Transport A.G. Dortmund

Gruß
Jürgen S

McRonalds
20.08.2019, 09:40
@Jürgen; war das ein 'Einzelstück'...? Gruß - Ronald;-)

mainschnickel
20.08.2019, 10:23
Hallo Gernot
Da hast du recht: "unser" Schiff Emanuel IV hatte nur einen Hilfsfock und keine Schwerter. Aber das Ladegeschirr und ob das jemals benützt wurde? Jede Reise musste alles umgelegt bzw abgebaut werden. Mein Grossvater sagte 4 Mörder und 2 Zeugen! Vor oder im I. Weltkrieg wurde es dann auch abgebaut. Dazu kam noch ein Bugspriet für das grosse Stockanker. Der ist dann mal verendet an einem Seedampfer im Hafen von Antwerpen und von einen Davit ersetzt worden.
Gruss Jozef.
P.S. Das Schiff wurde erst in 1978 verschrottet, mein Vater war von der Geburt bis zur Rente auf dem Schiff. Die Ansatzpunkte von Masten und Bugspriet waren bis zuletzt noch zu erkennen!

Ernst
20.08.2019, 12:09
Hallo Gernot, dazu muss ich mal folgendes sagen.
Die Zeichnung wurde von Roland Schöttler erstellt, dieser Mann arbeitet akibisch bis ins letzte Detail !
Ich habe ihn bezüglich der Segel befragt.
Er hat die Segel garantiert nicht als "Schmuck" eingezeichnet sonder nach langem suchen einer verwitterten Zeichnung entnommen.
Es ist natürlich möglich das sie in der Praxis nie zum Einsatz kamen.
Aber eine Frage stellt sich mir : wieso soll man ein geladenes Schiff nicht ohne Seitenschwerter segeln können ?

Gruß Ernst

mainschnickel
20.08.2019, 12:17
Hallo Ernst
Mit Sicherheit wird das auch gehen, aber mit den damals übliche sehr runde Kimmen driftete ein Schiff trotzdem seitwärts ab. Ich kenne das zB von meinem ex Trias, Baujahr 1914. Halbgeladen driftete der noch seitwärts. Und ein Schiff ist auch mal (halb)leer.
Gruss Jozef

Gernot Menke
20.08.2019, 12:35
Hallo Ernst,

ich glaube nicht, daß Herr Schöttler gemogelt hat, sondern gehe davon aus, daß die WERFT die Segel überflüssigerweise noch eingezeichnet hat, wohl weil das damals noch Usus war und zu einem Kanal-See-Schiff gehörte. Wenn der aber tatsächlich zum Segeln bestimmt gewesen wäre, hätte er Schwerter gehabt.

Auch rechtliche Gründe sind denkbar. Vielleicht brauchte ein Schiff für die Küstenfahrt eben Segel und die WTAG wollte sich die Möglichkeit offenhalten, das Schiff im Einzelfall auch mal ein paar Kilometer über See zu schleppen.

:wink: Gernot

Jürgen S
20.08.2019, 12:36
@Ronald; für die WTAG war es der einzige Schleppkahn, für andere Reedereien z.B. für den Norddeutschen Lloyd wurden Schleppkähne mit den gleichen Abmessungen gebaut. Der Schiffstyp ist allerdings mit Schleppkähne, der für die WATG mit Kanal-Seekahn angegeben! Für die WTAG hat Meyer noch etliche Schleppdampfern (STADT DORTMUND &Nr.) gebaut!

Gruß
Jürgen S

McRonalds
20.08.2019, 14:49
Die W.T.A.G. führt in ihrer Flottenliste von 1903 ingesamt 3 Kanal-Seekähne (diese werden explizit so genannt). Leider aber keine Auskunft über ihre Herkunft noch über ihre genau Funktion. Gruß - Ronald;-)

Cuxi
20.08.2019, 20:07
Moin, moin;
in den Registern vor 1914 wird "die Strecke, wofür klassifiziert bezw. tauglich erklärt" für die WTAG-Kähne mit Dortmund-Ems-Canal angegeben.
Ausnahme bilden die Kähne 31, 32 und 33.
Dort steht: Dortmund-Ems-Canal und nach Hamburg.
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass diese Schiffe eigenständig über See gesegelt sind.
MfG
Helmut

McRonalds
24.09.2020, 22:02
W.T.A.G. 32 wurde 1900 bei Berninghaus gebaut, wie ich kürzlich erfahren habe. Fehlt also nur noch der W.T.A.G. 33... Gruß - Ronald;-)

Muranfan
14.11.2020, 14:28
Hallo Ronald,

gem. RSR 1908 wurde W.T.A.G. 33 im Jahre 1899 in Dortmund gebaut.

L = 62,12m
B = 8,23m
T = 2,50m
859,0 t

Gruß
Muranfan

Cuxi
14.12.2021, 20:39
Moin, moin;
einige Reedereien unterhielten sogenannte Seeleichter für den Verkehr zwischen den Küstenhäfen bis in die Ostsee.
So z.B. die Schleppschiffahrtsgesellschaft Unterweser, See- und Kanalschiffahrt W. Hemsoth, wie auch die W.T.A.G.
Anhängend ein Auszug aus dem GL-Register von 1903.
Mit Internationalem Unterscheidungssignal versehen waren sie für die "Grosse Küstenfahrt" zugelassen und, für die Eisfahrt, mit verstärktem Bug gebaut.
Im GL. 1914 :
ERNA, ex W.T.A.G. 31, MINNIE ex W.T.A.G. 33, beide Wönckhaus & Co., Hamburg
MfG
Helmut