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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lorelei - SB - 04301790



Andy
28.03.2009, 09:57
Lorelei im Gebirge zu Berg.

Schiffsdaten

Name: Lorelei
Ex-Name: Bernard
gemeldet in: Oberwesel
Nationalität: :d:
Europanummer: 04301790

Länge: 23,27 m
Breite: 5,00 m
Tiefgang: 1,80 m- 2,10 m ( je nach Beladung)

Maschinenleistung: 500 PS
Maschine: Deutz 545

Baujahr: 1898 als Dampfboot
erbaut in: :n:
Bauwerft: ?
Umbau: 1956 auf Diesel bei Bachmann & Johanny,Schiff- u. Maschinenbau St.Goar o.H.G

Grüße Andy.

Eicher
29.03.2009, 12:13
Hallo Andy
Die Lorelei wurde 1898 in Holland als Dampfboot gebaut.
1956 in St. Goar umgebaut auf Diesel wo viele andere boote als Vorspannboote umgebaut wurden zb. Boot Rheinfels-Victor-Bacchus-Siegfrid-Rheinland(Ruder Düse)-Sabiene-Wotan uva.
Loreley
Maschiene Deutz 545
Tg.1.80-2.10m je nach Gasoel bestand


mfg. Lothar

Cantor
29.03.2009, 12:32
Hallo Lothar

ich habe irgendwo gelesen, dass der Rhein bei Bad Salzig ein wichtiger Platz für die Binnenschifffahrt war, Mitte des letzten Jahrhunderts und so. Es hatte mit der gefährlichen Strecke im Engtal zwischen Bad Salzig und Bingen zu tun, und Bad Salzig liegt ja am nördlichen Beginn dieser Gefahrenstrecke. War die Bedeutung von Bad Salzig als Schifferstadt im Zusammenhang mit den von dir genannten Vorspannbooten? Oder waren es andere Gesichtspunkte, die diese Rheinstrecke bei Bad Salzig so bedeutsam machten?

Gruß Eberhard

Friedhelm L.
29.03.2009, 13:45
Hallo Eberhard,
in Bad Salzig wurden früher die bergfahrenden Schleppzüge geteilt, da die Gebirgsstrecke nur mit max. drei Anhängen befahren werden durfte. Außerdem war dort eine Leichterstelle, d.h. dort wurden Schiffe, die zu tief abgeladen hatten, geleichtert. Wieviele Salziger in der Schifffahrt tätig waren, weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass es eine ganze Menge waren. Siehe auch:http://www.bad-salzig-am-rhein.de
Gruß Friedhelm

Cantor
29.03.2009, 18:27
Hallo Friedhelm

danke für deine Antwort und den aufschlussreichen Link. Es sind also vielfältige Aufgaben, die der Rhein bei Bad Salzig für die Schifffahrt aufwies: Teilung der Schleppzüge, Leichtern von zu stark abgeladenen Schiffen, der Ort war Treidelpferdestation und Wohnort von Schifffahrttreibenden und Partikulieren. Lothars Vorspannboote werden
nicht erwähnt. Heute wird wesentlich weiter südlich im Gebirge vorgespannt, ich meine in Kaub. Und Lotsen werden von Lorch angefordert, bzw kommen dort an Bord.

Nach der starken Verbesserung der Schifffahrtsrinnen zwischen Assmannshausen und Bingen ist für viele Schiffsführer ein Lotse oder ein Schlepper nicht mehr erforderlich.
Vor etwa 50 Jahren war das noch anders. Wenn Bad Salzig diese Funktion für die Schifffahrt nicht innehatte, wo wurde damals vorgespannt. Und von welcher Stelle aus
bekamen die Schiffsführer Hilfestellung für eine sichere Passage durch den gefährlichsten Abschnitt zwischen Rotterdam und Basel?

Gruß Eberhard

BRITTELHAAK
02.01.2010, 00:04
Lorelei - SLB - 4301790
Bingen 16 juli 2009.

Grusse, Henry

Poettekucker001
02.01.2010, 21:14
Hallo Leute

Hier nochmal die Lorlei, aufgenommen in Bingen.

Gruß Marcus1

Ouzo
07.06.2010, 11:39
Hallo,

und so von oben (Brücke) gesehen..

Gruß Ouzo

Rome
07.06.2010, 20:50
Hallo Eberhard,

zu Deiner Frage, wo vor rd. 50 Jahren vorgespannt wurde, meine Antwort aus der Erinnerung.

Üblicherweise nahmen
- Sattelschlepper (1.100 - 1.400 PS) mit 3 Anhangkähnen
- AV 1-6 MS (1.000 PS) mit 2 Anhangkähnen
- sonstige MS (600 - 800 PS) mit 1 Anhangkahn
einen Vorspann ab Oberwesel bis Bingen (bis zum weißen Kreuz hinter dem Binger Loch).
Die Anforderung erfolgte beim Fährmann in Bad Salzig.

Zusätzlich nahmen die Sattelschlepper und die AV-MS ab Assmannshausen ein weiteres Vorspannboot, das seinen
Schleppdraht dem 2. Anhangkahn übergab und den Schleppzug im letzten Teil der Gebirgsstrecke unterstützte.
Ein interessant anzuschauendes Manover!

Gruß

Rome

Cantor
12.06.2010, 14:23
Hallo Rome

danke für deine Infos zum Vorspann bei Schleppzügen zwischen Oberwesel und dem Weißen Kreuz bei Bingen. Ich frage mich, ob es unterhalb von Oberwesel bei der Bergfahrt keinen Vorspann gab oder ob dir dazu nur genauere Fakten fehlen. Immerhin ist wenig rheinab von Oberwesel die neben dem Binger Loch gefährlichste Durchfahrt überhaupt, die Biegungen des Stroms unweit des Loreleyfelsens. Hier kann ich mir die Fahrt zu Berg ohne Vorspann nicht vorstellen, weil es meist Räderboote oder Schlepper mit mehreren Kähnen waren.

sG Eberhard

Rome
22.06.2010, 18:11
Hallo Eberhard,

die Schleppzüge der Räderboote und der großen Schlepper wurden in Bad Salzig halbiert, dadurch wurde die Schleppkraft pro Einheit fast verdoppelt und ein Vorspann war i.d.R. bis Bingen nicht erforderlich. Entscheidend waren nicht die Biegungen unterhalb Oberwesel, da jedes Schiff für die Steuerung (mit Hilfe der Lotsen) selbst zuständig war, sondern die Strömungsgeschwindigkeit, die im Binger Loch am stärksten war. Bestand ein Schleppzug z.B. aus 5 Anhangkähnen und 3 wurden davon im 1. Zug durch die Gebirgsstrecke bis Bingen oder Geisenheim geschleppt, so war ab Trechtingshausen/Assmannshausen meist ein Vorspannboot erforderlich, das mit Hilfe der winkenden Mütze des Schlepperlotsen herbeigerufen wurde.
Vorspann ab Oberwesel war damals notwendig, wenn ein Schleppzug nicht halbiert wurde oder nicht halbiert werden konnte.
Langsame Einzelfahrer oder auch schon mal kleine Schlepper mit nur einem Anhangkahn quälten sich aus Kostengründen meist bis Assmannshausen ohne Vorspann, aber dann ...
Ich bin im Winter 1958 auf einem Schleppkahn hinter dem schweizer Schlepper URI (4 x 900 PS) mit 4 Anhangkähnen ab Bad Salzig im 2. Zug ohne Vorspann bis Geisenheim gefähren, wo der Schleppzug wieder auf 8 Anhangkähne komplettiert wurde.

Gruß

Rome

Böll
23.01.2012, 18:38
Moin Moin

Dieses Schild hängt auf dem SB Lorelei.

LG Böll

meckisteam
29.05.2016, 00:30
In Facebook ist gerade ein Bild gepostet worden auf dem zu sehen ist das die Lorelei auf Seite des Frachters Oderneming IV auf dem Weg nach Holland ist. Es soll wohl zu Treffers. Ich bin mal gespannt ob sich nicht doch noch ein Liebhaber findet wie bei so vielen anderen Schleppern.
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10209887668092871&set=gm.1733293776910081&type=3&theater

Motorenwart
14.11.2017, 01:37
Hallo Cantor,

doch, es gab auch Vorspann ab "Hafen Hund", je nach Stärke des Schleppers. Im Ochsengespann ging es bis Niederheimbach. Ggf. kam hier noch ein weiterer Vorspann hinzu. Zu dritt ging es dann durch`s Binger Loch. Natürlich "versetzt".

Cuxi
04.11.2018, 10:47
Moin, moin;
Vergrösserung aus einer AK.
MfG
Helmut

Willy
23.11.2019, 13:03
Moin,

ich habe dieses Foto beim Kustvaartforum.nl entdeckt, die LORELEI verlässt ihr angestammtes Element und wird verschrottet. 10.10.2016.

Gruß Willy

Handhaspel
14.09.2021, 17:35
Lotsen am Mittelrhein und den Nebenflüssen und Oberrhein

Hallo,
wenn auch nach längerer Pause wieder mal ein Wort zum Lotsenwesen auf Rhein und seinen Nebenflüssen.
Hier aus eigenem Erleben in den Jahren 1949 bis 1964 als Matrose bis SF:
Im Normalfall kam bergwärts in St. Goar auf jedes Schiff ein Lotse, anfangs noch mit der Schlupp, später per "Lotsenversetzt-Boot". Sie verließen in Oberwesel das Schiff und kehrten rudernd oder angehängt an Talfahrer oder per Lotsenversetz-Boot an Land verbracht zurück nach Oberwesel. Der Schleppzug fuhr weiter bis Kaub, dort kam wiederum auf jedes Schiff ein Lotse für die weitere Bergfahrt. Je nach Tageszeit kam es vor, das der Schleppzug vor Eintritt der Dunkelheit am Lorcher Werth vor Anker ging. Der Lotse wurde vom kleinen Lorcher Fährboot an Land gesetzt und musste mit dem Zug oder per Anhalter zurück nach Kaub. Morgens früh (vor 6) kam er wieder mit diesem Boot an Bord.
Vor dem Binger Loch mussten die Matrosen noch einmal die Schleppstrangklemmen anziehen. Inzwischen war auch der "Leinenschnäpper" mit seinem Nachen auf Seite gekommen, anfangs noch gerudert, später mit einem Motor ausgerüstet. Das Aufseite kommen des Nachens vor dem mit voller Kraft laufenden Rades war eine sehr spezielle Arbeit, die ein sehr exaktes, zielsicheres Leinenwerfens innerhalb von Sekunden beider Beteiligten, also dem "Leinenschnäpper"-Mannes und des Bordmatrosen, meist des Rudergängers, erforderte. Ein leichtes Erschauern erfühle ich heute noch, wenn ich mich daran erinnere. War das Schleppboot (ich fuhr auf Rad-, Schraubenschleppbooten und auf GMS) dann in Höhe Nahemündung gekommen, stieg der Lotse zum Leinenschnäpper in dessen Nachen und wurde an Land gebracht. Auch hier wieder die Heimfahrt per Anhalter nach Kaub. Alle Lotsen, auch die in Bingen und St. Goar waren freiberuflich tätig und konnten ihren Beruf nach Erwerb des Lotsenpatentes ausüben. Sie wurden nach Lotsentarif an Bord bezahlt. In den späteren Jahren betrieben die Stationen St. Goar, Kaub und Bingen einen eigenen Bustransfer-Betrieb, der die Lotsen in Oberwesel, gegenüber Kaub an der Engelsburg (für die zu Tal kommenden Binger Lotsen) und unterhalb Rüdesheim wieder zurück fuhren, ebenso wurden modernere Lotsenversetzboote angeschafft, die in St. Goar, Oberwesel und in St. Goarshausen, Kaub, gegenüber Kaub an der Engelsburg und Bingen/Rüdesheim eingesetzt waren.

Talfahrende Schiffe wurden ab Bingen schon früh mit Versetzbooten an Bord gebracht. Diese lotsten die Schiffe bis Kaub. Dort wurden sie von einem Motorboot abgeholt, das den Kauber Lotse an Bord brachte für die Fahrt bis St. Goarshausen. Dort wurden sie ab früheren Zeiten von einem ortsansässigen Nachenbesitzer von Bord geholt. Auch hier erfolgte später eine Motorisierung. Die Reederei der Franzosen nutzte nach 1945 eigene, in St. Goar geschulte Lotsen.

Noch in den Jahren um 1957 musste ich, mit Rheinpatent ausgestattet, für Reisen in den Neckar und Main ab den Mündungsschleusen einen Lotsen an Bord nehmen. Später wurde das geändert, das Rheinpatent galt dann auch für die Nebenflüsse. Für die Lahn allerdings war in den 70er Jahren noch ein Lahnpatent erforderlich.

Klar, der Oberrhein ab Mannheim, eine Lotsenstrecke, die vielen deutschen und elsäßer Lotsen dort Arbeit und Brot brachte. Wer von den vielen "Rheinschiffern" hatte denn damals ein Patent, das weiter rheinaufwärts die selbstständige Fahrt ermöglichte? Und noch spezieller der Lotsenzwang durch die Mittlere Rheinbrücke in Basel. Der vielleicht auch heute noch besteht.

Ich selbst habe unterhalb St. Goar nur noch den sehr sporadischen Lotsendienst ab Braubacher Grund / Niederspay über "die Schottel" erlebt, wo zuletzt noch DAMCO meines Wissens schon mal Gebrauch von machte.

Über das Lotsenwesen im rheinischen "Gebirge" erschien 1999 ein dickes Buch "Der wunderbarer Rhein, Die Steuerleute und Lotsen auf der Gebirgsstrecke des Mittelrheins mit ihren Stationen in Bingen, Kaub und St. Goar". Zusammengestellt von einer ganzen Reihe von wirklichen Fachleuten aus der Praxis unter Herrn Dr. jur. Wilhelm Kimpel aus Kaub.
Leider ist das Buch in eigener Regie erstellt und gedruckt, nach einer Auflage von meines Wissens 100 Stück nicht mehr neu aufgelegt, also nicht käuflich zu erwerben.

Heute zeigt in der ehemaligen Wahrschaustation an der Bank zu St. Goar das kleine Lotsen-Museum viele Schriftstücke und Bilder aus jener Zeit. Es hat ab Mai bis September von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet, so jedenfalls steht es aktuell bei Google unter "Wahrschauer- und Lotsenmuseum St. Goar". Aber - Obacht, wir haben noch Corona.

Im Anhang: Leinenschnäpper aus genanntem Buch.

Gruß, Walter