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Schleusentreppe von Golbey
In Frankreich gibt es in regelmäßigen Abständen die "chômages": die Sperrungen der Kanäle, um sie leeren und instandsetzen zu können.
Die angehängten Bilder sind im April 1997 im Anstieg von Golbey entstanden (Bild 2 zeigt offenbar den Blick von Schleuse 6 auf die Nr. 7 mit der Nr. 8 im Hintergrund). Zu dieser Zeit war das Kanalstück mit der Schleusentreppe gerade gesperrt und man sieht auch, warum. Vor allem das dritte Bild ist grausig. Das Schraubenwasser hat in dem einst für die Treidelschiffahrt gebauten Kanal die Ufer in den Kanal geschwemmt. Die alte Holzwand steht mittem im abgerutschten Ufer und hält nichts mehr. Stattdessen fehlt unten die Tiefe.
An den Schleusenhäusern (natürlich hat heute nicht mehr jede Schleuse ihren Schleusenwärter. Die Häuser sind aber bewohnt) sieht man schön die Folge der dicht an dicht folgenden, insgesamt fünfzehn Schleusen dieses Anstiegs. Die breiten Ausgleichsbecken zwischen den Schleusen sind notwendig, damit beim Füllen einer Kammer im oberhalb liegenden kurzen Kanalstück der Wasserspiegel nicht zu sehr absinkt. - Was normalerweise eine idyllische Reihe aneinandergrenzender Seen ist, sieht ohne Wasser aus wie eine Riesenbaustelle.
:wink: Gernot
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Nach 13 Jahren kam ich bei meiner Bootstour zum zweiten Mal zur Schleusentreppe von Golbey, nachdem ich beim ersten Mal mit dem Auto dort gewesen war. Mit Wasser sieht es dort doch sehr viel besser aus. Bild 2 zeigt zwar nicht genau dieselbe Schleuse wie das erste Bild des vorstehenden Beitrags, aber es ist eine der benachbarten oberen Schleusen der Treppe ganz in der Nähe.
Aber ich fange ganz oben an. In Frankreich werden die Schleusen ja immer von der Scheitelhaltung aus nach beiden Seiten gezählt. Die Schleusentreppe von Golbey mit ihren 15 Schleusen stellt den Beginn des Nordabstiegs von der Scheitelhaltung in Richtung Mosel dar.
Bild 1 zeigt die Penische MATCH - sie ist auch hier im Forum vorgestellt. Sie hat die Schleuse Nr. 1 in Richtung Mosel zu tal fahrend bereits hinter sich, als sie von einem größeren Freizeitschiff (nämlich der Humber Barge RICCALL, mit der zusammen ich die Treppe hochgeschleust wurde), das sich freilich nicht in Luft auflösen kann, am bequemen Einschwenken zur Einfahrt in die Nr. 2, die hinter einer Kurve liegt, gehindert wird. Vielleicht hat der MATCH die Schleuse, die auf dem Foto von der Penische verdeckt wird, deswegen nicht optimal erwischt. Jedenfalls mußte er 50 Meter, nachdem das Bild entstand (auf dem Bild schwenkt er noch nach Steuerbord zur Schleuse), mit der Maschine voll zurückgehen und bäumte sich dabei auf wie ein störrischer Gaul und krängte kräftig um seine Längsachse. Kein Wunder, wenn man sich die große Ersatzschraube betrachtet!
Bild 3 zeigt den Niederländer WESTROPA am Vorabend beim Feierabendmachen weiter unten in der Nr. 13, in der Gegenrichtung zu berg zur Saone fahrend. Das Obertor ist geöffnet und die Penische etwas vorgefahren, damit das Abstandhalten zu den Toren über Nacht einfacher ist. Das Foto zeigt, warum die Penischen im Vergleich zu den Sportbooten so schnell sind: es ist nicht nur die größere Anzahl der Fahrstunden, es sind auch solche Kleinigkeiten, die sie beschleunigen: während Sportboote nur dann vom die Treppe begleitenden mobilen Schleusendienst geschleust werden, wenn die Zeit für den kompletten An- oder Abstieg reicht - die 3,2 Kilometer mit ihren 15 Schleusen dauern ziemlich genau drei Stunden - kann die Berufsschiffahrt auch mitten in der Treppe übernachten.
Der WESTROPA hatte in Mertert an der Mosel geladen und fuhr nach Souches - keine Ahnung, wo das ist. Bis zum Ende des Kanals bei Corre hatte ich die Penische immer einige Fahrstunden vor mir, wobei sich ihr Vorsprung stetig vergrößerte. Die Zeiten für die Sportschiffahrt sind von 9 - 17 Uhr. Man kann auch von 7 - 19 Uhr fahren wie die Berufsschiffahrt, erhält in der Zeit vor 9 und nach 17 Uhr aber keine Hilfe, wenn es an der Schleuse ein Problem gibt und muß dann warten. Die Berufsschiffahrt ist von unklaren Schleusen offenbar nicht betroffen, weil sie mit einem anderen Code für die Fernbedienung der Schleusen fährt als die Sportschiffahrt. Gut möglich, daß die Penischen die Schleusung gegebenenfalls unabhängig von der Automatik manuell auslösen können.
Bild 4 zeigt den Blick von der Nr. 14 aus zu berg auf die Nr. 13 (und ganz hinten das Schleusenhaus der Nr. 12). Der WESTROPA fehlt auf dem Foto, da ich es schon eher aufgenommen hatte, als die Penische noch in der Anfahrt war. Geht man noch weiter talwärts, hat man in Bild 5 dieselbe Perspektive wie in Bild 4, aber von weiter weg. Vorne liegt der Schuber PELICAN mit einem Eisbrechernachen vor dem VNF-Gelände vertäut (jaja, und ein rotes Kanu mit Motor lugt neben dem Schuber auch hervor). Der grüne RICCALL hält links seine Nase in den Stichkanal nach Epinal, der übrigens nur 1,40 m Tiefe hatte. Auf Bild 6 ist die Einfahrt in den Stichkanal nach Epinal zu sehen - links liegt die Nr. 15 und rechts der weitere Anstieg zur Scheitelhaltung (Nr. 14 - Nr. 1). Der RICCALL, an dem man sich auf den Fotos gut orientieren kann, ist übrigens eine Humber Barge - mit Ausnahme des Steuerhauses, das ursprünglich ein winziges Kabäuschen am Heck war, optisch noch im Originalzustand und bei schönem Wetter auf eigenem Kiel von Nordengland nach Frankreich gekommen.
Das letzte Foto schließlich ist der Blick, den man erhält, wenn man sich in Bild 6 nach links dreht: die unterste Schleuse der Treppe, die Nr. 15, über die eine Straße führt. Das Haus links ist eine Pizzeria. Nach der Schleuse macht der Kanal eine Linkskurve in Richtung Norden. Hier gehen die Penischen mit dem Arsch hart an die Wand ran, um die Krümmung zu bezwingen. Schade, daß ich den RI-GO dabei nicht knipsen konnte - ich hatte den Fotoapparat bei VNF gerade im Ladegerät.
:wink: Gernot
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Stichkanal nach Epinal
Ich bringe den Stichkanal - die Franzosen nennen so etwas Embranchement - nach Epinal an dieser Stelle, da er ja zwischen den Schleusen 15 und 14 an der Schleusentreppe von Golbey abzweigt.
Das erste Bild zeigt die Abzweigung des Stichkanals aus dem Canal de l`Est (neuerdings Canal des Vosges genannt) bei Golbey.
Biegt man in den Stichkanal ein, erreicht man in kürzester Zeit einen Aquädukt über die Mosel. Auf Bild 2 kann man sehen, daß einige Zentimeter Wasser fehlen - vermutlich hält man den Stau wegen Schäden am Aquädukt unter seinem ursprünglichen Niveau. Große Yachten konnten so nicht nach Epinal fahren. Statt der sonst üblichen 1,80 m war von 1,40 m Tiefe die Rede.
Bild 3 zeigt den Blick vom Aquädukt auf die Mosel zu tal. Es war herrlich, dort zu schwimmen, doch man mußte sehr sehr vorsichtig sein wegen der vielen Felsen, die im Wasser zu sehen sind. Die Fotos 4 und 5 zeigen den Aquädukt von der Berg- bzw. von der Talseite.
Das letzte Foto ist ein Gemälde in einer Bar/Café am Hafen in Epinal. Die gemalte Solvay-Penische war die einzige frachtfahrende Penische in Epinal. Ansonsten ist das inzwischen ein reiner Freizeithafen, frequentiert von Sportbooten, die den Abstecher nach Epinal machen.
Man kann im Hafen in Epinal schön etwas essen oder trinken. Der Weg in die Stadt von dort dauert aber doch circa zehn Minuten, wenn man schnell läuft.
Schleusen gibt es zwischen Golbey und Epinal nicht; das schön durch einen Wald führende Stück mit seinen langgeschwungenen Kurven ist gut 3 Kilometer lang.
:wink: Gernot
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Sperrung der Schifffahrt auf dem Canal des Vosges
Hallo Gernot
Hallo zusammen
Hier die offizielle Mitteilung der VNF, die mir Urs (RIA) soeben per Mail zugestellt hat.
Freundliche Grüsse
Peter
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Westropa
Hier noch ein Nachtrag zur Penische WESTROPA in Beitrag 2, Bild 3 - der fuhr als erste Penische seit 1981 in den Canal de Bourgogne - nicht Souches, sondern Saint-Victor sur Ouche hieß das Ziel! Französische Schleusenwärter wissen auch nicht alles. Siehe hier!
Wenn man es weiß, kann man es auch lesen, was hier auf einem Untertor an einer Schleuse des Abstiegs hinunter zur Saone, kurz nach den handbedienten Schleusen, steht: WESTROPA, darunter MERTERT, darunter ST. VICTOR S OUCHE und dann das Datum.
:wink: Gernot
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Neue Schleusentore
Ich kehre noch einmal zur Schleusentreppe in Golbey zurück, die wir in den Beiträgen 4-7 etwas aus dem Auge verloren haben.
Dort gibt es eine Infotafel über neue Schleusentore, die an den unteren Schleusen in Golbey (Nr. 14 zum Beispiel) bereits eingebaut sind und nach und nach in ganz Frankreich die alten Tore ersetzen sollen.
Das ist sicherlich interessant, weswegen ich die Informationen auf der Tafel hier einmal zusammenfasse und durch ein paar Informationen ergänze:
Zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und zur leichteren Unterhaltung und damit Reduzierung der Kosten hat die Marinewerft Construction Navales in Lorient, die auch in Marineangelegenheiten für die technische Entwicklung zuständig ist, neue Schleusentore für die Penischenmaße (Typ Freycinet, benannt nach dem französischen Minister dieses Namens, der 1879 die französischen Kanäle in den heutigen Abmessungen standadisierte) entwickelt, die in ganz Frankreich zum Einsatz kommen sollen. Damit soll Einheitlichkeit bei Toren, Torschützen und Bedienelementen erreicht werden, was die Logistik und Planung natürlich vereinfacht und wegen größerer serienmäßig hergestellter Stückzahlen auch die Kosten senken dürfte.
Die in statischer Hinsicht optimale gebogene Form ermöglicht sehr leichte Schleusentore. Bei Stahltoren ist so eine Form nur mit größerem Aufwand herzustellen und auch überflüssig, da Stahltore sehr robust und schwer sind. Gewicht ist aber immer auch ein Nachteil, wenn man an den Transport und an den Einbau der Tore denkt. Zudem rostet Stahl. Hier ermöglicht die Verwendung eines Komposit-Werkstoffs aus Glas und Harz optimal geformte und sehr leichte Schleusentore, die nur den 2,5ten Teil der bisherigen Tore wiegen, also weniger als die Hälfte! Zudem rosten sie nicht, wodurch man eine Entlastung der Umwelt erreicht, weil es nichts mehr abzubeizen und anzustreichen gibt. Und auch hier wieder werden natürlich dadurch Kosten gespart.
Der Glas-Harz-Werkstoff ist von der Marinewerft entwickelt worden und findet auch beim Bau von Minensuchern, Patrouillenbooten und bei den Aufbauten der Fregatten des Typs LA FAYETTE Verwendung. Bei den Minensuchern geht es bestimmt darum, Metall (und Magnetismus wegen der Minen) zu vermeiden, bei den anderen Schiffen um Leichtbau und darum, daß sie nicht vom Radar gesehen werden - diesen Punkt brauchen wir bei der Schleuse ja nicht. Jedenfalls dürfte das Material stabil genug sein. Formfestigkeit und Widerstandskraft gegen Stöße gehören jedenfalls zum Anforderungsprofil, das unten auf der Tafel steht (Bild 3). Gute Verhaltenseigenschaften im Wasser und Altersbeständigkeit gehören ebenfalls dazu - daß die Tore nicht rosten können, wurde bereits erwähnt.
Ästhetisch sein und sich in die Landschaft einpassen verlangt man von den Toren auch noch. Das ist zwar auch immer eine Geschmacksfrage, aber ich denke, auch dieser Punkt ist recht gut gelungen.
Was mich jetzt mal interessieren würde: ist der Werkstoff nur bei 5,20 breiten Schleusen, also relativ schmalen Toren einsetzbar oder wäre das auch bei uns eine Alternative? Freilich: in Deutschland liegen die Dinge etwas anders, weil wir nicht diese große Einheitlichkeit der Abmessungen und Stückzahl an Schleusentoren haben, wie in Frankreich, wo man beispielsweise allein auf dem 121 Kilometer langen Kanalstück zwischen Nancy und Corre 92 Schleusen passiert! Zum Vergleich: der Main hat auf derselben Entfernung zehn bis zwölf Schleusen, je nachdem, wo man zählt.
:wink: Gernot