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Kettenschlepper "Mainkette I"
Hallo Kettenschlepper Fans,
habe auch mal ein wenig in meinen Fotos gestöbert, und habe in der Tat brauchbares Material gefunden.
Anbei ein kleiner Bericht, der unter dem unten folgenden Bild stand.
Dokument über die Kettenboote auf dem Main! – Die Aktiengesellschaft „Mainkette“ in Mainz ließ im Jahre 1886 in Neckarsulm 3 Kettenboote erbauen, vorn und hinten ein Ruder. Die Kettenboote waren 50 m lang, 7 m breit, hatten Holzboden und Holzdeck. - Tiefgang mit 20 Tonnen Kohlen an Bord 0,60 m, hatten eine 120 P.S. Dampfmaschine, geliefert von Gebr. Sachsenberg in Rosslau (Elbe): 2 Kamine nebeneinander, 2 Kessel je mit einem Feuer, Kohlenverbrauch pro Stunde 3 Ztr. Die Kette lag in einer Trommel viermal herumgewickelt, die Kettenrinne war oben offen, nicht zugedeckt. Die Kette war 22 mm stark. Die Kettenboote hatten eine Belastung von 800 Tonnen, Leerraum und Ladung zusammen gerechnet als im Anhang. Befahren wurde die Strecke von Mainz bis Frankfurt, Aschaffenburg, dann Miltenberg, von 1895 bis 1898 nach Lohr. Von 1898 bis 1921 nur noch die Strecke Mainz – Aschaffenburg. Als der Kanal 1921 eröffnet wurde, kam die Kette heraus, wurde verschrottet, ebenso die Maschine und die Kessel (Unter „Kanal“ ist hier die Vertiefung des Maines für Schiffe mit einem Tiefgang bis 2,30 m zu verstehen). Die Kettenboote wurden verkauft, zu Bootshäusern und Werkstattschiffen umgebaut. Die Besatzung bestand aus: einem Kapitän, einem Steuermann, einem Matrosen und Maschinisten fanden (nach dem Verkauf der Kettenschlepper) Verwendung auf den Schraubenbooten bei der Firma „Mainkette“ bis zu ihrer Pensionierung und ihrem Tode. (Handschriftliche Aufzeichnung des Sendelbacher Schiffers Heinrich Ebert).
Das 1. Bild zeigt den Kettenschlepper „Mainkette I“ im Mainzer Hafen
Foto Kleinfelder
Das 2.Bild zeigt den Kettenschlepper K.B.K.S. I als Modell
Gruß Detlef :Kap:
Alle Rechte von Text und Bildmaterial liegen beim Autor
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Hallo,
iher nochmals 4 Bilder über die Kettenschifffahrt.
Bild 1: Unbekannter Kettenschlepper
Bild 2: Kettenboot DRG KS Nr I
Bild 3: Der schiffbare bayerische Main
Bild 4: Figuren Tafel eines Kettenschiffes
Gruß Detlef :Kap:
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Mainkette
Hallo Detlef,
danke für die ergänzenden Infos und Bilder. Stammen die aus dem Schifffahrtsmuseum in Wörth?
Ich habe noch ein paar Bilder vom hessischen (Konkurrenz?)-Unternehmen MAINKETTE (habe mal irgendwo gelesen das sei ein Harpen-Tocherunternehmen gewesen) aus Mainz gefunden, die die ersten drei Kettenschlepper betrieben.
Die MAINKETTE-Boote waren durch die zwei Schornsteine auf den ersten Blick von den bayerischen Booten zu unterscheiden. Auch waren sie etwas größer und leistungsstärker - allerdings ohne Kettenantrieb nicht fahrbar. Die neueren K.B.K.S.-Boote konnten sich mit zusätzlicher Turbinenkraft auch ohne Kette frei im Fluss bewegen und hatten dadurch einen entscheidenden Vorteil.
Allerdings suche ich noch vergeblich nach Infos was aus den MAINKETTE-Booten wurde. Offensichtlich wurden sie, nachdem die K.B.K.S. die Ketten übernommen hatte, nicht mehr eingesetzt. Allerdings gab es danach noch Dampfschraubenschlepper namens MAINKETTE, die bereits vor dem WW I zum Einsatz kamen, als sich am kanalisierten hessischen Main die Kettenschlepper wohl nicht mehr rechneten.
Hier erst mal die MAINKETTE No. I an der Werft Schellenberger in Wörth/M.:
Gruß - Ronald;-)
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Nachtrag; hier noch ein kompletter Schleppzug vor Frankfurt: 10 Kähne lang!
Gruß - Ronald;-)
Bericht vom Lohrer Anzeiger, Juni 1897
Hallo Kettenfreunde :lol: ,
habe noch einen Artikel gefunden!
Dokument über die Kgl. Bayerische Kettenschleppschifffahrt auf dem Main. Im Jahre 1898 bis 1900 ließ der Bayerische Staat 5 Kettenboote bauen. Erbauer war die Schiffswerft „Übigau“ in Dresden an der Elbe. Die Boote wurden in Aschaffenburg am alten Winterhafen am alten Winterhafen zusammengesetzt und montiert. Die Boote waren 50 m lang, 7 m breit, hatten mit 20 Tonnen Kohlen an Bord, einen Tiefgang von 0,65 m. Sie hatten einen eisernen Boden, Holzdeck, ein Ruder vorn und eins hinten, einen Dampfkessel mit einem Feuer, einen Kamin mit einem weißen und blauen Ringel versehen. Die Kettenrinne war mit Deckel zugedeckt, dass Geräusch war nicht so sehr spürbar. Der Steuerstuhl war offen, nur von oben abgedeckt. Die Kette lag etwa 2 m um einen Apparat herum, jedes Kettenglied wurde mit 2 Stahlfinger festgehalten, war aber ein sehr kompliziertes System, die Kette hatte sich oft gesteckt, dabei blieb „die Boot“ (Schiffersprache) momentan stehen, gab sehr schwere Havarien. Als Antrieb diente eine 120 P.S. starke Dampfmaschine, auf der Talfahrt fuhren die Boote ohne Kette, mit 2 Turbinen je 60 P.S. Der Kohleverbrauch pro Stunde betrug etwa 3 Ztr. In den Jahren 1911 bis 1912 kamen noch mal drei Boote dazu von denselben Dimensionen und der gleichen Schiffswerft, die Kessel hatten Feuer und wurden alle drei Jahre nach Nürnberg geschickt zur Untersuchung. Die Boote bekamen dann einen zugemachten Steuerstuhl, Dampfruder und die Strecke von Aschaffenburg – Würzburg, 1901 nach Kitzingen, 1912 bis 1938 nach Bamberg. Die Kette kam Heraus (im Jahre 1938) – es waren 314 km – und wurde verschrottet, ebenso die Maschinen und Kessel. Die Boote wurden verkauft, zum Teil fanden sie Verwendung zu Wohnschiffen, Bootshäuser und Werkstattschiffen. Das Personal war ein Kapitän, ein Steuermann, zwei Matrosen, 1 Maschinist, zwei Heizer. Die Kapitäne wurden pensioniert, Steuerleute, Matrosen, Maschinisten und Heizer wurden auf der Eisenbahn verwendet, meistens als Heizer bis zu ihrer Pensionierung. So war das Ende der einstmals Kgl. Bayerischen Kettenschleppschifffahrt auf dem Main. (Handschriftliche Aufzeichnung des Sendelbacher Schiffers Heinrich Ebert). Die Kettenboote fuhren in den letzten Jahren im Auftrag der Reichsbahn, die auch die Kettenschlepper übernahm; entsprechend wurde die Kennzeichnung der Schlepper geändert. Beispiel: DRG KS I = Deutsche Reichsbahngesellschaft, Kettenschiff Nr. I). Zur Besatzung des ersten Schleppers der kgl. Bayerischen Kettenschleppschifffahrt (Abkürzung: KBKS No I) gehörten: Kapitän Eustach Hilper, Steuermann Karl Reinthaler, Maschinist Fritz Heinzelmann, Matrose Franz Kirchgeßner, Heinz Nikolaus Spitzbarth und Josef Schneider.
Quelle: Lohrer Anzeiger, Juni 1897
Gruß Detlef :Kap:
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Hallo,
die Kettenschleppdampfer haben auch Eingang in die (Welt)-Literatur gefunden! Kein geringerer als der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat in seinen Reisebeschreibungen aus Deutschland die Begegnung mit einem Kettenschlepper beschrieben:
'Es war ein Schlepper, und zwar einer von sehr merkwürdigem Bau und Aussehen. Ich hatte ihn oft vom Hotel aus beobachtet und mich gefragt, wie er wohl angetrieben werde, denn offenbar besaß er keine Schraube oder Schaufeln. Jetzt kam er dahergeschäumt, machte eine Menge Lärm verschiedener Art und steigerte ihn ab und zu noch dadurch, daß er ein heiseres Pfeifen ertönen ließ. Er hatte hinten neun Kähne angehängt, die ihm in langer, schmaler Reihe folgten. Wir begegneten ihm an einer engen Stelle zwischen Dämmen, und in dem schmalen Durchgang war kaum Platz für uns beide. Während er schnaufend und stöhnend vorüberfuhr, entdeckten wir das Geheimnis seines Antriebs. Er fuhr nicht mit Radschaufeln oder Schraube flußaufwärts, er schob sich dadurch hinauf, daß er sich an einer großen Kette vorwärts zog. Diese Kette ist im Flußbett verlegt und nur an den zwei Enden befestigt. Sie ist siebzig Meilen lang. Sie tritt durch den Bug des Schiffes ein, dreht sich um eine Trommel und wird achtern wieder ausgesteckt. Der Dampfer zieht an dieser Kette und schleppt sich dadurch flußaufwärts oder -abwärts. Genaugenommen hat er weder Bug noch Heck, denn er hat an jedem Ende ein Steuerruder mit langem Blatt und wendet niemals. Er gebraucht dauernd beide Ruder, und sie sind so stark, daß er trotz des starken Widerstandes der Kette nach rechts oder links abbiegen und um Krümmungen herumsteuern kann. Ich hätte nicht geglaubt, daß man diese unmögliche Sache ausführen könnte; aber ich habe sie ausgeführt gesehen, und daher weiß ich, daß es ein unmögliches Ding gibt, das man vollbringen kann...'
Ich habe auch noch zwei schöne Bilder gefunden, die den Mechanismus des Kettenschleppers sehr gut erkennen lassen. Der Mechanismus ist in den Kästen mit den runden Abdeckungen auf der linken Seite 'versteckt'. Das nur provisorisch überdachte Ruderhaus ist weiss gestrichen - wäre sehr untypisch für einen Mainketten-Schiffe - könnte daher auch an Neckar oder einem anderen Fluss aufgenommen sein...
Das zweite Bild ist aber zweifellos vom Main, stammt aus den späten Jahren der Kettenschleppschifffhart (ca. 1925), aufgenommen bei Aschaffenburg zu Berg.
Gruß - Ronald;-)
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Hallo,
habe diese Interessanten Bilder bekommen von einem Kollegen aus Ungarn(!) - wo man doch nicht alles Bilder über die Mainkettenschlepper findet! Die Fotos zeigen den DRG KS No. V bei Aschaffenburg. Das Bild scheint mir 'jüngeren' Datums zu sein, wahrscheinlich kurz vor der Aufgabe der Kettenschleppschifffahrt (schätze mal Ende der 20er Jahre). Das könnte vielleicht sogar der selbe Schleppzug sein wie in dem unteren Bild in meinem letzten Post.
Gruß - Ronald;-)