Und hier das Ende des SK Andernach aus Neuwied, ca 750 Tonnen groß, geschätzt 65 meter mal 7,50 mal 210 cm Tiefgang
Das Ende vom Schleppkahn Andernach.
Eigentlich fing es an mit einer Reise mit Bims von Andernach nach Kehl, es war wohl Ende Januar 1970. Zu der Zeit schleppte uns das Boot Thiel 1 nach Kehl, später wurde auch dieses Boot umgebaut, daß es auch schieben konnte.
In Kehl kam dann noch das MS Hammonia dazu, an Bord war nach dem Fidel Castro als Kapitän der Bernd Adam. Es sollte dann leer hoch nach Plobsheim gehen, eine heute im kanalisierten Rhein versunkene Ladestelle, ein Band auf Strom auf der elsäßischen Seite etwa drei Kilometer oberhalb von Altenheim.
Ich mußte zuvor noch nach Freiburg fahren auf die damalige Wasser und Schifffahrtsdirektion um mein Patent von Stasburg bis Gerstheim verlängern zu lassen, die Fahrten dazu hatte ich im Schifferdienstbuch stehen. Es mußte ja alles seine Ordnung haben.
Wir hatten Order dort 160 cm tief zu laden, Kies für nach Holland. Das ging noch relativ leicht, der Motor blieb auf Seite und nach Beladung schleppte MS Hammonia uns weiter ins Unterasser der schon fertiggestellten Staustufe Gersteim. Das waren nochmal so gute 6 Kilometer, sicher 90 Minuten Fahrt, da war noch Strömung da oben.
Wir gingen dort im Unterwasser der Schleuse Gerstheim in ruhigem Wasser vor Anker.
MS Hammonia verschwand in der Nacht zu Tal zur Ladestelle Plobsheim.
Egal wie, Nebel und alles mögliche, erst zwei Tage später kam Hammonia wieder nach Gerstheim und kam auf Seite. Es sollte auf Seite zu Tal gehen, der Lotse empfahl es so.
Aus nachträgliche Sicht hätte ich mich lieber zu Tal schleppen lassen, das drehen im Unterwasser Gerstheim wäre ein Klacks gewesen.
Das Wasser war noch etwas gefallen.
Es ging dann erst auch gut, nur selten kratzten wir an den Übergängen. Wir hatten alle Drähte doppelt Bucht gesetzt und vorne mit der Verhol-Lier die Drähte ganz rag genommen.
Am Übergang nach Grauelsbaum hielt der Lotse wohl nicht weit genug vom Drusenheimer Grund, der ganze Kram kam fast zum stehen und dann rissen alle Drähte, Andernach blieb Kopf vor stehen.
Hammonia konnte nicht drehen, beladen gab das nicht viel Sinn. Er schoß weiter, als die Drähte kaputt waren, mit vollan laufender Maschine.
Seine Möglichkeit uns frei zu gekommen wäre sehr gering gewesen, gleich null. Er fuhr also weiter in Richtung Holland zu Tal.
Thiel II war aber in der Nähe, er war am andern Tag da mit dem Leichter Ehrhard und einem Kranschiff. Das Kranschiff Maria von Specht.
Auch erste Turnversuche blieben erfolglos, zu sehr war das Schiff eingesandet.
Das Boot Thiel II, davor den Leichter Ehrhard, der die Leichtermenge übernehmen sollte und Steuerbord auf Seite des Leichters das Kranschiff Maria, kamen auf Seite vom SK Andernach zu dem badischen Ufer hin.
Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen ordnete der Havarieexperte an, bei SK Andernach auchterschiffs, also stromoben zu beginnen mit dem leichtern.
Natürlich dauerte es nicht lange bis der Andernach hinten frei kam und in Richtung badisches Ufer drehte, das Vorschiff blieb liegen.
Der Thiel II mit Leichter und Kranschiff auf Seite konnte sich nur noch nach hinten retten, das Heck von Andernach schweite durch die Einfahrt zum Kiesloch Grauelsbaum und schlug mit dem Achterschiff gegen die untere Mole und blieb für einen Moment so quer liegen.
Ich konnte im Schiff eine Verbiegung von fast einem halben Meter sehen, das Wasser staute etwas auf und das Achterschiff drehte weiter bis es stromrecht lang.
Durch den Zug in der Steuerbordbordwand war diese von oben bis unten aufgerissen mitsamt Gangbord und Dennebaum. Als das Schiff stromrecht lag, war das Schiff fast wieder in der Orginalform. Der Boden und die Backbord - Bordwand hielten stand.
Das Schubboot Thiel II mit Kranschiff und Leichter Ehrhard kam wieder auf Seite und nun wurde um Zeit zu gewinnen direkt über Bord in den Rhein gelöscht. Kies zu Kies. Die Franzosen hatten Angst wegen der Schiffsbrücke Drusenheim-Greffern, die einen Kilometer unterhalb bis dreiviertel in den Rhein ragte.
Kurze Zeit später war die Ladung draußen, die Schotte waren dicht, das Schiff lag fast wie leer und wir wurden im Hang in Drusenheim abgelegt an die Poller, Anker ab und alles war gut.
Thiel II fuhr zu Tal und hatte weiteren Trabbel an der Maxau, darauf will ich nicht eingehen.
Ich lag mit meinem Kahn Andernach ruhig in Drusenheim, Karneval nahte.
Was die Franzosen am meisten fürchteten geschah drei Tage später, ein leerer Tanker fuhr bei Nacht die Schiffsbrücke weg, alles lag verstreut im Rhein, ca 10 Tage Sperrung.
Mittlerweile hatte ich Genehmigung um mit dem havarierten Andernach auf Seite eines gleich großen oder größeren Motorschiffes nach Strasburg zur Werft gebracht zu werden.
Wegen der Sperre war mein Matrose Hans zum Karneval nach Hause gefahren und nicht rechtzeitig wieder gekommen.
In der Zwischenzeit hatte ich mit einem der wartenden Bergschiffe klar gemacht, daß er mich mit zu Berg nach Strasburg nehmen sollte. Es war ein Dettmer Schiff mit 800 PS.
Nach der Sperre kam der auch auf Seite und mein Matrose war noch nicht zurück vom Karneval. Der Kapitän vom Dettmer war ein ganz Genauer, er nahm mich nicht mit, er ließ mich liegen
Wieder lag ich da eine Woche und mehr bis endlich Thiel II wieder kam und mich nach Strasburg zur Werft brachte.
Das Schiff kam auf Helling und es wurde entschieden, daß es verschrottet wird.
Also richtete ich mit dem Kapitän Georg R. und dem Matrosen Wolfgang G. und dem Monteur Bernd K. von dem Schubboot Thiel II, der noch an der Werft geblieben war, das Andernach Gedächnis-Essen aus.
Ich weiß noch wie heute, wie das ablief, ich war noch nach Kehl mit dem Fahrrad zum einkaufen.
Es gab ein großes Schweinekottelet mit Spagetti und Wisky. Der Wisky war wohl zuviel, auch von der Menge her, wir waren jung.
Anschließend entrümpelten wir noch die Wohnung auf unsere Art, auch gab es Schießübungen mit dem Luftgewehr, wer so in den Lichtschalter schoß, daß das Licht ausging, der bekam 10 Punkte , das war die Zielsetzung. Das ganze aus drei Meter Entfernung, viel größer war die Wohnung nicht auf dem Kahn.
Am anderen Morgen wurde die Wohnung nach damaliger Abwrackmanier von der Werft angezündet und das ohne die Feuerwehr zu rufen.
Der Inspektor brachte mich am anderen Tag zu meinem neuen Schiff nach Karslruhe, auf den SK-SL Karolin. Der Matrose Hans, der nochmal kurz gekommen war, wurde von der Polizei abgeholt, er hatte wohl zu heftig Karneval gefeiert, ihn habe ihn danach nicht mehr gesehen.
So nahm der Kahn Andernach, Baujahr sicher so um 1885 oder noch etwas früher, sein Ende in Strasburg. Im Frühjahr 1970
Über das Andernach Gedächnis Essen wurde noch lange geredet, auch wegen der suboptimalen Menue- und Getränkewahl.