Schifferausdrücke von der Donau
Hallo zusammen,
meine Frau hatte letzte Woche in einem Gebrauchtbuchladen das Buch gefunden: "Zu Schiff durch Europa" von Hans Georg Prager. Ich hab dieses Buch mit Freuden gelesen und stelle es auch noch bei Büchern später vor.
Im letzten Kapitel beschreibt Herr Prager seine " Verständigungsschwierig-keiten" zwischen der Schiffersprache hier an der Rheinschiene und den Ausdrücken in der Donauschifffahrt.
Fangen wir mal einfach an: Was hier bei uns ein Poller ist, ist dort ein Büffel, Laufplanken sind Stegläden. Die erste Reise von Herrn Prager ging natürlich nicht talwärts sondern nauwärts. "Mach grad Manipulant oder Schifsjunker" bedeutet wohl soviel, dass der Steuermann das Ruder in Vorrausfahrt legt.
Ein Verholdraht wird hier als "Schnürleinerl" bezeichnet, und ganz toll wird es beim Beiboot-Rettungsboot: Dieses Teil heisst hier bei uns am Rhein doch Nachen, im Berliner Raum reden wir von einem Flieger und an der Donau von der Zille.
Ein Schleppschschiff heisst hier ganz einfach "Schlepp" aber die Schleppboot ist die Krönung: Remorkör. Noch ein schöner Ausdruck. Die Köchin an Bord heisst "Menagematrosin"
So das wars jetzt zuerst mal... ist irgendwie so wie lateinische Vokalbeln lernen, aber ich schaff das.
Ach so eins noch, gottseidank gibt es nicht mehr so viele Maschinentelegrafen...denn der wird auf der Donau Wasserbrems genannt, natürlich von Schiffsjunker bedient.
Das ist wie gesagt alles nicht von meinem Mist....für Berichtigungen von unseren Freunden von der Donau würde ich mich sehr freuen.
Schöne Grüße vom Mittelrhein
Jürgen
Schifferausdrücke von der Donau
Hallo!
Da gibt es nicht viel zu berichtigen, allerdings geraten diese Ausdrücke von der österreichischen Donau langsam in Vergessenheit. Für mich sind sie dennoch allgegenwärtig. Eine Auswahl an Ausdrücken gibt es auch in dem Buch von Hans G. Prager - Was weißt du vom Donaustrom? oder in dem Buch von Josef Kurt Darmstädter - Die Donau und ihre Weisse Flotte! Wen ich auf den Ausdruck -Aufhiatn- oder -hiat auf- hinweisen möchte, diesen wird nur jemand kennen der früher auf österreichischen Donauschiffen gefahren ist!
Es gibt für das Gegenteil (Ausdruck -los noch- oder häng noch) eine gewisse Handbewegung (Zur Erklärung), wenn ich die z.B in Rumänien auf einem Schiff beim Manöver machen würde, kennen sich trotzdem alle aus!
So jetzt will ich die Ausdrücke erklären:
-Aufhiatn- oder -hiat auf- : Das auf den Poller in Achter aufgeschlagene Seil durch Nachziehen verkürzen, wenn es leer wird!
-los noch- oder häng noch : Das auf den Poller in Achter aufgeschlagene Seil durch Nachzupfen (Aber bitte mit Seilfäustlingen) verlängern!
Sollte es Fragen zu Ausdrücken geben oder ich sie erklären soll, nur her damit!
mfG helmut1972
Schifferausdrücke von der Donau
Hallo!
Ich möchte auf das hervorragende Sachbuch von Hr. Otto Meißinger – Die historische Donauschiffahrt (Holzschiffe und Flöße) hinweisen. Man bekommt es im Schiffahrtsmuseum in Spitz an der Donau in der Wachau (Ist der Ort wo ich aufgewachsen bin!) Dort sind alle alten Ausdrücke aus der Flößerei mit Erklärungen dazu aufgelistet. Die meisten Begriffe und Ausdrücke wurden, als ich noch bei der DDSG war verwendet. Natürlich sind das Mundartausdrücke, aber das musste man als Binnenschiffer können, der Clou daran: Bei der einst großen Flotte der DDSG wurde an Bord beim Manöver, ziemlich die gleiche Ausdrucksweise verwendet, somit kannte sich jeder aus. Viel hat man von den alten DDSG-Kapitänen gelernt, die jeden Stein an der Donau kannten! mfG helmut1972
Schifferausdrücke von der Donau
.....mensch Gerhard, Du bist ja in Hochform.....:super:
Gruß Ernst :wink:
Schifferausdrücke von der Donau
Hallo!
Wenn es gewünscht wird, kann ich hier die Fachausdrücke mit den Erklärungen einstellen.
Wenn ich aber im Forum das Ratespiel anfangen würde, denke ich kommt kein Mensch darauf was ich meine, kann nur jemand wissen, der das Fachbuch kennt oder eben auf einem österreichischen Donauschiff gefahren ist! Auch werde ich Bezug zum Buch –Die historische Donauschiffahrt- nehmen, Hr. Otto Meißinger hat damals von Nauführern ( Geprüfte Schiffsführer für Holzschiffe u. Flöße) diese Ausdrücke erfragt und in seinem Buch veröffentlicht. mfG helmut1972
Schifferausdrücke von der Donau
Hallo!
Ich habe mal diverse Ausdrücke von A bis H herausgesucht, die wir bei der DDSG auf den Fracht- u. Schubschiffen verwendeten:
Antauchruder: Ruder zur Fortbewegung eines Holzschiffes oder Zille (Dient nicht zur Steuerung)
zur Steuerung diente das Kriklruda
aufhürten oder aufhiatn: Das Einziehen (Verkürzen eines Seiles)
aufkumma: Das Auflegen eines Seiles am Haftstecken (Am Stahlschiff der Büffel)
ausbinden: Verwendeten wir noch, wenn vor dem Winter die Personenschiffsstege in einen Hafen überführt wurden, in den Winterstand.
auswassern (wassern): Ausdruck verwenden wir noch, auch bei der Behörde, nach starkem Regen werden die offenen Dienstfahrzeuge wie Motorzillen od. die Ankerplätten ausgelenzt.
aufdrahn: Das Zugschiff mit dem Schleppverband od. der Schubverband, setzt in der Talfahrt zum Rondo (Wendmanöver) an und dreht das Fuhrwerk = Konvoi = Verband zu Berg.
Bodenstreu: Früher waren in den Ladekammer der Schleppe (Güterkähne) der Laderaumboden mit Bretter ausgelegt, auch in der Rettungszille (Beiboot) war der Boden mit Bodenstreu ausgelegt
Brunnkatzl: Kleiner Hilfsanker (Vierpratzenanker od. Vierflunkenanker), damit wurden größere verlorene Anker gesucht bzw. Gegenstände
Büffel: Am Stahlschiffe der Poller
Gang od. Gong: Bewegung, Geschwindigkeit
getaucht: beladen
Glang od. Glong: Ein halber Schlag mit dem Seil auf einem Büffel
Goashaxn: So wurden noch früher die Schwemmer aus Holz (Heute die Bojen) bezeichnet
Gransel: Bug eines Holzschiffes, wir sagten auch Kranzl auf den Schiffen
Haftstock od. Reitstecken: Am Ufer eingegrabenes Rundholz zum Festmachen
Haken od. Schagler: Bootshaken
Hoit stad: Kommando zum Festmachen des Seiles
Häng noch: Kommando zum Nachlassen des Seiles
Haufen: Sand- od. Schotterbank im Fluß
Hirnkette: Kette die zum Anheben des Ankers vom Flussgrund dient
mfG helmut1972
Schifferausdrücke von der Donau
Hallo!
So, jetzt kommen die Buchstaben K bis Z.
Kachlet: Seichtes Wasser über felsigen Flußgrund
Klampfl od. Klompfn: Eisenklammer wurde z.B. in einen Schorbam geschlagen, um dort ein Seil zu befestigen – Schorbam – Schorbaum - Rundholz zum Abhalten von verhefteten Fzg. vom Ufer
Krückelruder od. Kriklruda: Diente zur Steuerung der Zille, Handruder mit Querholz am Stielende
Kranzl od. Gransel: Bug des Holzschiffes
Ländfahren: Mit dem Schiff auf Grund fahren
Ländfallen: Aufsetzen des Fzg. Auf Grund bei fallendem Wasser
Leindel od. Leindl: Dünnes Seil
Nochhänga od. häng noch: Nachlassen des Seiles
Naufahrt (nauwärts): Talfahrt
Nauführer: Geprüfter Schiff-Führer für Holzschiffe u. Flöße
Plätte: Ist ein Schiffstyp
Rechenschiff: Gab es früher bei der DDSG, es waren Raddampfzugschiffe, die statt eines Ankers einen massiven Rechen hatten und damit z.B. bei den Fuhrten den Flußgrund vertieften
Reitstecken od. Haftstock: Am Ufer eingegrabenes Rundholz zum Festmachen
Rinnen: Das Fließen des Wassers, wir sagen auch bei Eistreiben Eisrinnen
Rollfähre: Überfuhr mit Gier u. Tragseil
Ruderstand: War früher ein Stand aus Pfosten u. Brettern wo der Steuermann am Holzschiff stand, diese Ausdruck wird heute noch verwendet
Seil tragt od. Seu trogt: Das Seil ist gespannt
(de Seu zaum trogat mochn) Wenn ein Fzg. am Ufer ausgeheftet wurde und man voraus zwei Landseile gab, musste man beide Seile auf die gleiche Spannung bringen. Durch nachzupfen eines Seiles, bekam man beide gleich auf Zug.
Söße od. Söß: Gerät zum Ausschöpfen des Wassers aus den Fzg.
Spannhaft od. Zwerg: Das Seil vom Bug auf retour
Sporn: Flußeinbauten meist in der Längsrichtung
Schaln od. Schoin: Sondierstange (Peilstab)
Schlangenkopf: Holz- od. Eisenbalken über den die Ankerkette lief
Schiffsmühle: Mühlenschiff das im Strom verheftet ist
Schoppen: Abdichten eines Holzschiffen
Schorbam – Schorbaum: Rundholz zum Abhalten von verhefteten Fzg. vom Ufer
Schwallwasser od. Schwall: Wasser in drehender Richtung, verursacht durch Landzungen od. Felsen
Schweres Wasser: Das rasch fließende Wasser der Naufahrt, speziell bei Hochwasser
Stur: Heckteil des Schiffes
Sturhaft: Das Heckseil
Strudel: Katarakt mit enger Fahrrinne zwischen Klippen
Tauchung: Ladevermögen – Tiefgang eines Fzg.
Treppelweg: Uferbegleitweg der Donau, früher zogen dort die Pferde die Holzschiffszüge zu Berg
Untere Wind: Gegenwind an der Donau gegen die Strömung
Obere Wind: Rückenwind an der Donau mit der Strömung
Waidzille: Kleines Ruderschiff 6 bis 8 m Länge
Wirbel: Kreisförmige Bewegung des Wassers
Wasser gibt zu: Die Pegel steigen
Wasser fällt weg: Die Pegel sinken
Zille: Holzschifftyp
zuaforn: landen, zum Ufer fahren
Na, da bin ich mal gespannt auf eure Kommentare! mfG helmut1972