The boat, de boot, die Boot
@Hallo Ernst,
ich bin im Niederländischen nicht so bewandert, aber Jannuh hatte darauf hingewiesen, man würde im Niederländischen normalerweise nur zu wirklichen (z.B. Ruder-)Booten "boot" sagen. Deswegen hatte ich überlegt, wie die Schlepp"boote" an ihren Namen gekommen sein könnten.
Als es um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Schleppen losging, brauchte man zwei Bezeichnungen: eine für den Schlepper und eine für den geschleppten Anhang. Man hätte ja auch den Schlepper Schleppschiff nennen können, aber nein, man nannte die Anhänge so und mußte - natürlich gleichzeitig- für die Schlepper eine andere Bezeichnung finden. Das meinte ich.
Wieso aber "boot"? Dazu ist mir ein Gedanke gekommen, der mir sehr einleuchtend zu sein scheint: die Industrialisierung ging im 18. und 19. Jahrhundert von England aus. Als die Dampfmaschine als Schiffsantrieb genutzt wurde, begann man mit Raddampfern - die Schiffsschraube kam erst später. Auch im Englischen gibt es beide Bezeichnungen: ship und boat. Der Raddampfer als das damalige Symbol des Fortschritts heißt aber paddle boat.
Da wichtige Fortschritte oft samt ihres Namens übernommen und dann der eigenen Sprache etwas angepaßt werden, wurden die paddle boats am holländischen Niederrhein eben zu raderboten. Damit scheint klar zu sein, warum gerade die Seitenraddampfer - sei es als Schlepper oder als Fahrgastschiff - "Boote" waren - und da der Niederländer de boot sagt, wurde auf dem deutschen Rhein eben "die Boot" draus. Und nachdem die Schlepper erst einmal "Boote" waren, blieb es eben auch beim Schraubenschlepper und davon abgeleitet später auch beim Schubboot dabei.
Da England damals im Dampfschiffbau führend war und auch die ersten Seedampfer Raddampfer waren, könnte auch die Bezeichnung Zeeboot eine entsprechende Herkunft haben: die niederländischen Schiffer sahen diese neuen dampfgetriebenen englischen "boats" in Rotterdam und in Amsterdam liegen und nannten sie vermutlich zur Unterscheidung von den Raddampfern auf dem Rhein die "Seeboote".
Anders als am Rhein, wo die Schiffersprache vom Niederländischen geprägt wird, gibt es an der Donau auch einen französischen Einfluß - man denke an "Remorkör" (remorqueur) für Schlepper.
:wink: Gernot