Fragen zum Binnenschiffsverkehr im Bereich Dresden
Hallo Gemeinde,
ich bin gerade nach DD-Pieschen gezogen und möchte gern mal wissen:
1. Gibt es auf der Elbe Fahrzeiten für die Binnenschifffahrt (Nachtfahrverbot....)?
2. Wieso werden manche Schubverbände von dem Schlepper aus dem Alberthafen bis nach Johanstadt gezogen und manche nicht?
3. Weshalb ist dieser Schlepper Tschechisch, wenn er doch eh immer hier ist?
4. Gibt es die Heckrad-Schlepper "Melnik" & "Beskidy" noch?
Ich denk' dass das für's erste reicht.:lool:
Vielen Dank für die Antworten und Grüße vom Pieschener Winkel
Peter Kaspar
Re: Fragen zum Binnenschiffsverkehr im Bereich Dresden
Hallo Peter,
erst mal willkommen im Forum. Ich möchte mal versuchen auf deine Fragen zu antworten.
Zu 1.
Ein Nachtfahrverbot gibt es auf der Elbe nicht. Regelungen für die Fahrzeit allerdings schon. Für jedes Binnenschiff gibt es eine vorgeschriebene Mindestbesatzung. Ist nur Diese an Bord, darf nur maximal 14 Stunden gefahren werden. In Ausnahmefällen kann die Fahrzeit auch auf 16 Stunden ausgedehnt werden. Bei genügend Besatzung an Bord kann ein Schiff auch rund um die Uhr fahren. Allerdings müssen da auch wieder bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Dies alles genau zu erläutern führt hier zu weit.
Ausführliche Informationen zu den Vorschriften gibt es bei den Elektronischer Wasserstraßen-Informationsservice (ELWIS) www.elwis.de
Zu 2.
Im Dresdner Alberthafen stationiert ist der Vorspannschlepper M 4 (MOTOR 4). So weit mir bekannt ist, fährt dieses Schiff für die Reederei CSPL aus Decin. Schubverbänden der CSPL wird dieser Schlepper also sicher obligatorisch zur Verfügung gestellt, während Schiffe anderen Reedereien dafür bezahlen müssen. Diese werden also nur Vorspann nehmen, wenn es sein muss. Weiterhin sind die Abmessungen und die Manövriereigenschaften der Schiffe zum Teil unterschiedlich. Der eine kommt also ohne Vorspann durch die Stadt und der andere benötigt ihn.
Das gleiche gilt für die nautischen Fähigkeiten der Schiffsführer. Wieso benötigt man überhaupt Vorspann? In Dresden gibt es mit der Albertbrücke, der Augustusbrücke und den Marienbrücken schwierige Brückendurchfahrten. Die Strömung wird durch mehrere Pfeiler eingeengt und es gibt nur schmale Durchfahrten. Die Lichte Durchfahrtshöhe ist durch diese Bogenbrücken auch eingeschränkt. Die Augustusbrücke und die Marienbrücken liegen auch noch in einer Flusskrümmung. Die ohnehin schon starke Strömung im Bruckenjoch erhöht sich noch wenn der Verband sich darin befindet. Saugen dann noch die Propeller zusätzlich Wasser an, kann es unmöglich werden,dass der Verband es aus eigener Kraft durch die Brücke schafft. Da nützen auch starke Motoren nichts. Um so mehr Leistung um so mehr Wasser saugt er sich selbst unter den Arsch weg. Im Extremfall saugt er sich am Grund oder an einen Pfeiler an. Dann läuft das Schiff aus dem Ruder, der Schiffer brüllt laut Scheiße und muss zusehen wie sein Verband quer vor die Brücke klappt. Dabei machen seine Augen abwechselnd :roooll: und :eek:
Der Vorspannschlepper ist in so einen Fall aber bereits durch die Engstelle und kann frei Manövrieren. Er unterstützt den Verband, so dass dieser nur gerade so viel Leistung wie nötig gegen muss und dieses Ansaugen verhindert wird.
Weiterhin haben diesen Schubverbände in den meisten Fällen kein Bugstrahlruder. Um den Verband zu Steuern muss also das Heck entsprechend ausschwenken um die Verbandsspitze in die richtige Richtung zu drehen. Wenn sich das Heck aber in der schmalen Brückendurchfahrt befindet gibt es kaum Platz zum ausschwenken. Der Verband muss also so gerade wie möglich durch die Brücke fahren. Dies geht aber durch Strömung, Wind bei leeren oder leicht beladenen Verbänden und durch den Kurvenradius nur bedingt. Auch hier muss der Vorspann wieder unterstützen, indem er den Bug des Verbandes in die richtige Richtung zieht. Der Schiffsführer vom Schubschiff achtet dann nur darauf, dass der hintere Teil des Verbandes heil durch die Brücke kommt.
Ein weiteren Grund für die Hilfe von Vorspannschleppern kann ein fallender Wasserstand sein. Ist ein Schiff schon auf das maximale abgeladen und der Wasserstand fällt, muss es so schnell wie möglich ans Ziel. Sonst muss geleichtert oder die Fahrt unterbrochen werden. Dies kostet natürlich alles.
Der Schiffsführer muss sich also zwischen Kosten für den Vorspann und das Risiko ohne Vorspann entscheiden. Manchmal steht ja vielleicht auch einfach kein Schlepper zur Verfügung. Auch hier kann ich die gesamte Problematik nicht ausführlich schildern.
Zu 3.
Es sind ja fast nur noch Tschechische Frachtschiffe auf der Strecke oberhalb von Dresden. Die wenigen anderen Schiffe fahren meist nur bis zum Alberthafen und bis dahin ist es eben nicht so schwierig, wie durch die Stadt. Welche Deutsche Behörde oder Reederei soll denn für diese Tschechischen Frachtschiffe einen Schlepper stationieren? Von den wenigen Schiffen macht sich der Unterhalt sicher nicht bezahlt. Das geht nur wenn eine Reederei im eigenen Interesse dahinter steht.
Über diese Vorspannschlepper findest du im Forum hier etwas.
Zu 4.
Nach meine Wissen gab es 12 Tschechische Heckradschlepper.
TÀBOR (1942 bis 1945 HAMBURG), Baujahr 1931, 19?? in Krischwitz verschrottet
BLANIK (1942 bis 1945 AUSSIG), Bj. 1931, 1993 in Krischwitz verschrottet
VLTAVA (1942 bis 1945 BÖHMEN-MÄHREN), Bj. 1939, 1989 in Hamburg verschrottet
MORAVA (1942 bis 1945 SUDETENLAND), Bj. 1939, 1974 außer Dienst gestellt
SUMAVA , Bj. 1953, 1992 an EVD-Praha verkauft, dann Umbau zum FGS, derzeit noch als FGS in Prag aktiv
TATRY, Bj. 1953, 1989 in Hamburg verschrottet
BESKYDY, Bj. 1956, ist als letzter noch als Schlepper aktiv, wird aber überwiegend nur noch in Tschechien eingesetzt,
JESENIKY, Bj. 1957, seit 1992 beim Schifffahrtsmuseum in Berlin
SLAPY, Bj. 1957, 1978 in Lauenburg verschrottet
ORLIK, Bj. 1957, 2000 nach Niederlande verkauft
KAMYK, Bj. 1958, 1991 nach Prag verkauft, dann Umbau zum FGS und Filmschiff, seit 2005 abgestellt an der Werft in Chvaletice
LIPNO, Bj. 1959, nach 1991 umgebaut zum FGS, als TYRS aktiv in Prag
Einige dieser Schiffe wurden im Forum schon näher vorgestellt.
Gruß vom Oberrhein in meine alte Heimat sagt Thomas
Fragen zum Binnenschiffsverkehr im Bereich Dresden
:wink: Hallo
Der war unterwegs gewesen einem Tjechische Schubverband zu assisteren in Raum Riesa.
Der ist noch im Fahrt da er ein zeitliche Attest bekommen hat bis ende dieses Jahre.
mfg :captain: Reinier