Spiegel-Artikel: Wasser im Sprit
Hallo Joana,
Hallo Christian_G,
hallo zusammen,
obwohl eure Beiträge zum Thema schon etwas älter sind, möchte ich trotzdem noch etwas dazu beitragen, da der Spiegel-Artikel über unsere KWE-Technik berichtet, ich aber erst jetzt im Binnenschifferforum aktiv geworden bin.
Wir waren damals ziemlich nervös, als uns der Spiegel-Redakteur besucht hat. Was macht er mit den ganzen Informationen die er von uns und bei seinen Recherchen von Dritten erhalten hat?
Man hat ja keinen Einfluss darauf, was und wie der Artikel später erscheint. Der Redakteur muss seinen Artikel intern auch an die Redaktion „verkaufen“. Dabei verkaufen sich möglichst auffällige Berichte natürlich besser. Und gute Nachrichten verkaufen sich leider einfach schlechter.
Der Spiegel-Artikel zum Nachlesen: http://www.exomission.de/images/pres...r%20im%20Sprit
Einiges ist richtig, anderes weniger sowie nicht vollständig beleuchtet. Das ist aber zugegebenermaßen auch mehr als schwierig für den nicht mit der Materie befassten Redakteur und auch für die "normalen" Leser.
Liebe Joana: Zu deiner Anmerkung, dass die Aussage in dem Artikel „ein Binnenschiff stoße so viel Ruß aus wie tausende von Autos“ sei wohl sehr stark übertrieben.“ folgende vergleichende Berechnungen:
Der zur Zeit für neue Diesel-Pkw gültige Euro 6c Ruß- oder besser Partikelmassengrenzwert beträgt 4,5 mg/km. Real liegen die Fahrzeuge meist bei 3 mg/km. Nimmt man an, dass das Auto durchschnittlich 50 km/h fährt, sind das 3 * 50 = 150 mg/h.
Der zur Zeit noch für neue Binnenschiffe geltende Partikelmassengrenzwert ist 200 mg/kWh. Hier wird also nicht pro km, sondern pro abgegebener Motorleistung über eine Stunde limitiert. Viele ältere Binnenschiffsmotoren unterschreiten diesen Grenzwert bereits oder liegen etwas darüber. Als Mittelwert ist der Wert aber gut geeignet für unser Beispiel.
Wir nehmen an, ein mittelgroßes Binnenschiff fährt mit 2.000 Tonnen beladen zu Berg. Bei einer Geschwindigkeit von 8 km/h, benötigt es dazu bspw. 550 kW an Motorleistung. Daraus errechnet sich eine Partikelmassenemission von 550 kW * 200 mg/kWh = 110.000 mg/h. Damit emittiert das Binnenschiff = 110.000/150 = 733 mal so viel wie ein Euro-6-Pkw. Damit ist die Aussage im Spiegel-Artikel wirklich übertrieben, allerdings ist das Verhältnis trotzdem heftig.
Berechnet man die Emissionen nicht auf die Betriebsstunde, sondern pro gefahrenen km, emittiert der Pkw die oben erwähnten 3 mg/km, das Binnenschiff aber 110.000 mg/h : 8 km/h = 13.750 mg/km.
Damit emittiert das Binnenschiff = 13.750/3 = 4.583 mal so viel wie ein Pkw (pro Kilometer), bzw. das Binnenschiff emittiert pro Kilometer soviel wie 4.583 Autos pro Kilometer. Bei dieser Art der Betrachtung ist die Aussage im Spiegel-Artikel nicht übertrieben.
ABER der Vergleich ist in dieser Art und Weise mehr als unfair. Das Auto transportiert durchschnittlich nur 80 kg Mensch, das Binnenschiff in unserem Beispiel die oben erwähnten 2.000 Tonnen. Berücksichtigt man also den volkswirtschaftlichen Nutzen, d.h. die transportierte Masse ergeben sich folgende Zahlen:
Binnenschiff = 13.750 mg/km : 2000 Tonnen = 6,9 mg/km/Tonne Nutzlast
Pkw = 3 mg/km : 0,08 Tonnen = 37,5 mg/km/Tonne Nutzlast
Bezogen auf die transportierte Ladung, verursacht also selbst der modernste Diesel-Pkw 5,5 mal so viel Partikel als ein durchschnittliches Binnenschiff.
Und diese Betrachtungsweise ist sicherlich die fairste!
Allerdings lässt sich an den Ruß-/Partikelemissionen der Binnenschiffsmotoren noch sehr viel verbessern, so dass die Bilanz noch deutlich besser wird. Mit Partikelfiter oder auch mit unserer Kraftstoff-Wasser-Emulsionstechnik, kurz KWE lässt sich die Rußemission auch bei betagten Antriebsmaschinen meist um mehr als 90% verringern. Oftmals kommen wir mit KWE bei verschiedenen Drehzahlen sogar an die Messgrenze des Messgeräts, d.h. es zeigt die Rußemission Null an. Dabei spielt es wie bereits erwähnt, keine Rolle, wie alt der Motor ist. In Verbindung mit der parallelen Reduktion der Stickoxidemissionen haben wir mit unserer KWE-Technik bisher bei jedem Motor sogar die Grenzwerte der ZKR II-Abgasnorm unterschritten.
Freue mich auf eure kritischen Antworten.
Viele Grüße
Uwe