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Thema: Dresden: Dampferflotte vor dem Aus?

  1. #31

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    Zitat Zitat von slowman Beitrag anzeigen
    Hallo Rainer,

    die Goethe als "Disney-Veranstaltung" abzutun finde ich nicht ganz korrekt. Es ist halt so, dass die Betriebskosten für ein richtiges Dampfschiff, egal ob Kohle- oder Ölbefeuert, zu hoch sind und auch die Technik zu wartungsintensiv ist. Letztendlich ist die KD ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen und kein musealer Betrieb. Letztendlich wird es auch etlichen Touristen egal sein, ob sie auf einem Dampfschiff oder motorberiebenen Schiff fahren, einen Zuschlag für Dampfer wären wahrscheinlich auch nur die Wenigsten bereit zu zahlen. marketingtechnisch müsste man es wie bei der Eisenbahn machen und die Dampfschiffe nur zu bestimmten Tagen als "Sonderfahrt" betreiben um den Fahrgästen das Gefühl der Besonderheit und zu geben, damit diese bereit sind, den Aufschlag zu zahlen. Im Eisenbahnbereich funktioniert das wunderbar, die historischen Züge sind zu teils absurden Preisen immer ausgebucht. Die historischen Loks werden aber meistens von irgendwelchen Vereinen bertrieben, ein solches Modell wäre auch auf die Schifffahrt bezogen denkbar. Leider beschweren sich immer sehr viele Enthusiasten, wenn wieder ein historisches Schätzchen im Hochofen verschwindet ohneselber aktiv zu werden. Gerade im zeitalter des Internet lassen sich Gelder durch ein wenig Marketing, Crowdfounding und sonstige Aktionen generieren. Hat man etwas im Kästchen, kann man dann auch versuchen staatliche Zuschüsse anzuzapfen. Ein Verein ist ebenso schnell gegründet. Für ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen ist es halt in den meisten Fällen nicht rentabel einen solchen Oldie im Liniendienst zu betreiben, es sei denn man benötigt ein steuerliches Abschreibungsobjekt. Ich denke, dass auch den Dresdnern das alte Material über die Jahre das Genick gebrochen hat.

    Gruß
    Chris
    Wieso schafft man es denn anderswo, in der Schweiz wurde beispielsweise die Montreux wieder zu einem Dampfschiff umgebaut (von Dieselelektrisch): https://de.wikipedia.org/wiki/Montreux_(Schiff)

    Ich bin zu Dampferzeiten mal mit der Goethe gefahren (meine Freundin und ich waren damals wahrscheinlich die jüngsten an Bord..), der Reiz für mich lag eben ganz wesentlich im authentich erlebbaren Dampfantrieb. Mich hat damals schon der blöde Dieselmotor für den Bordstrom gestört. Mit dem Dieselmotor an Bord, ist für mich der Reiz weg, ich werde da nicht mehr mit fahren,

    Bei Autos, Lokomotiven und sogar Flugzeugen muss man sich keine großen Sorgen machen, dass funktionsfähige, 80 Jahre alte Fahr-/Flugzeuge verschrottet werden, erst recht nicht, wenn es die letzten Exemplare ihrer Art sind. Für Gebäude ist Denkmalschutz eine selbstverständliche Angelegenheit.

    Schiffe sind halt unhandlich, die stellt man sich nicht so enfach irgendwo hin und eine private Nutzung für Raddampfer ist schwer vorstellbar. Zudem lassen sich die Behörden immer neue Schikanen einfallen um die alten Schiffe loszuwerden. Grade die Raddampfer waren aber lange prägend für die Stadtansichten entlang der großen Flüsse, es wäre ein großer Verlust, keine Zeitzeugen erhalten zu können. Wir brauchen hier, so wie es in den USA schon lange üblich ist, eine Eintragung als technisches Denkmal, für Industriebauten gibt es das ja auch längst bei uns.

    Dominik

  2. #32
    Moderator Avatar von Norbert
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    Auf der Goethe, bin ich noch nicht mitgefahren, denke aber für ein Schiff dieser Größe eine Brennstoffersparnis von 40% im Liniendienst das ist schon eine Hausnummer.
    Auf einem der Dresdener Dampfer bin ich schon mitgefahren, das ist eine andere Welt. Die alten Räderboot Kapitäne hätten ihre helle Freude gehabt. Ein Geländer aus Messing im Schiffsinneren mit Blick auf die Dampfmaschine. Ich hab mich nicht getraut das Geländer anzufassen.

    Aber die Diskussion geht um den Erhalt. Wenn Menschen sich zusammentun dann kann man so etwas erhalten. Das beste Beispiel hier im Forum ist das meist fotografierte Schiff, WILLI (07001838). Den hat der Verein Historische Binnenschifffahrt vor dem sicheren Ende im Hochofen bewahrt. Mit viel Geld und Manpower, fährt der "Kleine" heute Quietschfidel meist von Mai bis September über Flüsse und Kanäle. Hat aber sein Netztwerk von Unterstützern.

    Es gibt auch noch andere Institutionen, wie z.B. der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL). Der LWL betreibt in Westfalen 10 Museumsstandorte, wie die Henrichshütte in Hattingen, Zeche Zollern in Dortmund oder das Alte Schiffshebewerk in Henrichenburg im Waltroper Ortsteil Oberwiese. Hier haben einige Schiffe die mit der Kanalgeschichte zu tun haben ihren Ankerplatz erhalten.

    Z.B. der DEK Schleppkahn Ostara, im Laderaum dieses Schiffes finden Regelmäßig Ausstellungen statt. Daneben war das Schiff 2005 zum 75 Geburtstag des WDK und 2014 zum 100 Geburtstag des RHK jeweils mit einer dazugehörigen Ausstellung unterwegs. Seit 2018 hat das Museum auch den passenden Schlepper für die Ostara, das ehemalige Monopolboot E 1551.

    Einige Schiffe in Henrichenburg (Zerberus, E 1551, Riesenbeck, Ostara usw.) werden fahrbereit gehalten. Vor einigen Jahren war das Dampfboot Nixe beim Kanalfest in Datteln. Mit dem Schiff wurden Rundfahrten angeboten. Wenn ich mich recht erinnere 3€ pro Person. Das Problem bei den Henrichenburger Museumsschiffen und beim WILLI sind die Besatzungen. Die zusammen zu bekommen ist nicht immer Einfach.

    Die Dampfer die dort auf Elbe fahren, gehören für mich genauso zu Dresden wie die Frauenkirche oder der Fürstenzug.

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  3. #33

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    Der Brennstoff ist mit Sicherheit nicht der größte Posten, bei 500 kW mittlerer Antriebsleistung und 250 Menschen an Bord (Zahlen aus den Fingern gesogen...) sind das grade mal 2 kW pro Person und Stunde. Bei 400 g/kwh Verbrauch, sind das bei 8 h Fahrt am Ende 8 L unversteuerter Schiffsdiesel pro Person. Mit dem Dieselumbau hätte man dann bei 40% Ersparnis 3,2 Liter eingespart welche geschätzt 2 € kosten (ca. 1 Bier für Diesel statt Dampf). Bei der Anreise mit dem PKW entstehen in den meisten Fällen wesentlich höhere Kraftstoffkosten.

    Bei der Goethe konnte man damals durch große Glasflächen sehr gut in den Maschinenraum gucken. Man sah auch, wie bei Anlegemanöver der Maschinst nach Gebimmel die Maschine von Vor- auf Rückwärtzfahrt umgeschaltet hat,das war alles schon sehr spannend. Dieser Reiz ist nun weg, damit hab ich auch keine Lust mehr auf das Schiff.

  4. #34

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    Hallo nikomid,

    ich glaube weniger, dass Deine Zahlen belastbar sind. Hier findet man einen bericht einer Schweizer Zeitung zu den Raddampfern auf dem Vierwaldstättersee: https://www.zentralplus.ch/zwei-lite...rashed-675213/.
    In diesem Bericht werden Zahlen genannt, dass ein ölbefeuerter Raddampfer gegenüber einem konventionellen Motorschiff 75% Mehrverbrauch hat. Bei einer Tour Rundfahrt von 90 km verbraucht das Dampfschiff 2000 Liter Heizöl, ein konventionelles Motorschiff 500 Liter. Bei einem angenommenen Ölpreis von 80 Cent je Liter macht das Mehrkosten von 1200 Euro je Tag, 36.000 Euro je Monat und bei einer Saison von einem halben Jahr dann 216.000 Euro Mehrkosten aus.
    Hinzu kommt, dass die alte Technik wesentlich mehr Aufwand in Wartung und Bedienpersonal benötigt, Ersatzteile müssen oft "aus dem Vollen" extra angefertigt werden.
    Vielen Menschen ist es am Ende auch egal, ob sie mit einem Dampf- oder Motorschiff fahren. Die wenigen Enthusiasten, die bewusst das Dampfschiff wählen um die Technik zu sehen und zu erleben, werden für einen rentablen Betrieb nicht ausreichend sein.

    Hinsichtlich der Dresdner Flotte scheint man nun eine Idee zu haben, um mit Crowdfunding Gelder zum Erhalt zu sammeln, dies ist ja schon einmal ein Ansatz: https://www.startnext.com/erhalt-der...ener-dampferfl.

    Grüße
    Chris

  5. #35
    Avatar von klt-cgn
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    Standard Sächsische Dampfschifffahrt offenbar gerettet

    Hallo zusammen,

    habe diese Meldung von Radio Zwickau gerade gelesen: https://www.radiozwickau.de/beitrag/...rettet-663611/

    Gruß aus Köln
    Kalle

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