Bilder aus einer anderen Welt. Und aus einer Umbruchzeit. Eine Tenderlok steht auf einem Schrottplatz - man sieht sie irgendwo bei der Vorbeifahrt. Aber nicht nur die Zeit der Dampflokomotiven geht in dem Film zuende, auch die Zeit der kommerziellen Frachtschiffahrt mit Narrowboats. Die noch aktiven Narrowboats machen einen traurigen äußeren Eindruck (innen ist das zu sehende Tank-Boot noch traditionell-prächtig), niemand investiert mehr Geld. Die Kanäle im Black Country, dem Industrierevier zwischen Birmingham und Wolverhampton, machen ebenfalls einen verwahrlosten Eindruck. Schön ist es hier sowieso nicht, aber heute hat sich natürlich alles sehr verändert. Diese Kanäle in den Schluchten zwischen Industrieanlagen hatten einstmals etwas Schaurig-Schönes, aber in dieser Zeit des Verfalls damals hatten sie etwas Deprimierendes. Heute sind sie Naturoasen und bei Radfahrern und Wanderern beliebt.

Unbeachtet und ungepflegt interessierte sich niemand für die zum Teil beeindruckenden Brücken und Aquädukte, auf die man zu ihrer Bauzeit im 18. und 19. Jahrhundert so stolz gewesen war. In Birmingham gibt es ein Gewirr von Kanälen, auch einige Tunnels und sich kreuzende Kanäle auf verschiedenen Ebenen.

Erstaunlich, wie sehr es geglückt ist, die britischen Wasserstraßen für die heutigen Freizeit-Narrowboats wieder in Schuß zu bringen. Wie überall, ist auch in England heute alles sehr zugewachsen. Manches ist freilich für immer verschwunden. Zum Beispiel die "toll houses", die Abgabenhäuschen, die auf kleinen Inseln mitten im Kanal errichtet wurden und an denen die Kanalabgaben zu entrichten waren. Eines davon ist am Ende des Films zu sehen, kurz hinter der Pudding Green Junction. Die Inseln für die Häuschen gibt es auch heute noch, aber von den Abgabenhäuschen darauf ist fast keines erhalten geblieben.

Weitere Besonderheiten in dem Film sind ein von einem Mann getreideltes Boot und der erwähnte Narrowboat-Tanker - ich hatte bis dahin noch nie einen gesehen.
Das mit dem Pferd getreidelte Boot machte mit Massengut eine Art Feeder-Service von einem abgelegenen Winkel zum Hauptkanal. Dort lag ein Haufen, so daß die beteiligten Schiffe unabhängig laden konnten. Auf dem Hauptkanal mit seinen breiteren Schleusen, in die ein Narrowboat mit Anhang ("butty") nebeneinander hineinpaßten, besorgte ein Motor-Narrowboat eben mit butty den Transport über eine weitere Strecke. Ich hatte davon mal gelesen. aber daß man dieses Pferd auch mal im Film sehen würde, hätte ich nicht gedacht! - Der Film beginnt beim Hochschleusen in den Ryders Green Locks im Walsall-Canal. Das getreidelte Boot ist ein "day-boat" , also ohne Wohnung für den Kurzstreckenverkehr. - Man beachte zahlreiche Details. Bei der Bergfahrt wird das Obertor einfach aufgefahren und das Seil wird am Stemmbaum des Schleusentors belegt. Alles eben etwas anders.

https://www.youtube.com/watch?v=V0R2...ature=youtu.be

Gernot