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Thema: Sonnentenn

  1. #11

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    Hallo,

    von # 4 ausgehend erfreuen mich die Echos.

    Stockanker, so um die 15 Zentner, an Deck holen, natürlich bei leerem Schiff: Kabelkette rack holen, festsetzen. Öhring fieren bis Anker vor dem Kopf hängt. Nachen nach vorne holen, die Öhring mit großem Schäkel (wir sagten Fretter) an der Schelle (im Bild an Unterkante breiter weißer Signalstreifen) hinterlegen. Öhring rack holen, Kabelkette lose. Den nun waagerechten Anker bis unter den Block hoch ziehen. Öhring absichern, beide gespreizten Sorgketten an der Verschanzung lösen. Kranbalken so einschwenken, sodass eine Pfote Backbord neben dem Ankerspill nach unten in die Kettenpiek zeigt, Öhring abfieren, bis Anker auf Deck aufliegt. Damit der Kranbalken auch nieder gelegt werden kann, muss in den Ring im Stevenhorn ein Block eingehängt werden, durch den geht der Lierdraht von der Nuss am Ankerspiel an den Kranbalkenschaft. Dieser wird oben auf dem Steven durch ein starkes U-Förmig gebogenes Flacheisen, durch dessen hinterem Ende ein Sicherungsstift steckt, in Betriebsstellung abgesichert. Der Lierdraht wird rack gedreht, der Sicherungsstift raus genommen und der nun ungefesselte Kranbalken kann nach hinten auf den Anker nieder gelassen werden, wo er in flacher Lage "kanalgängig" untergebracht ist. Nicht zu vergessen bei den damaligen "Kanalstandardschiffen" das Auswechseln der Kajütskappe des vorderen Deckhauses mit einem Schieber. All dies betrifft nur die Arbeiten, die am Vorschiff durchgeführt werden mussten. Hinten warteten nicht viel wenigere.

    Ich habe mich bemüht, diese Vorgänge halbwegs verständlich und wirklichkeitsnahe darzustellen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die benutzten "Fachausdrücke" exakt so geschrieben werden.

    An Personal waren für diese 80 x 9,50m mit ca 1350 to Schleppkähne 1 SF, 2 Matrosen und 1 Schiffsjunge vorgeschrieben. Auf einen 770 to Schleppkahn fuhren vorne 1 Matrose und 1 Schiffsjunge. Den Matrosen durfte ich damals für 7 Reisen darstellen. Dann aber wieder schnell auf Schleppboote gewechselt.

    Gruß, Handhaspel.

  2. #12
    Moderator Avatar von Norbert
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    Handhaspel,

    tolle Beschreibung, da ratterts in meinem Kopf und ich versuche mir deine Beschreibung vor Augen zu führen. Als ich mit Schifffahrt angefangen habe 1973, gehörten Schleppkähne, Kranebalken und Stockanker zu einer aussterbenden Spezies

    Trotzdem gibt´s doch gleich wieder neue Begriffe: Sorgketten, Stevenhorn die ich noch nicht gehört habe.

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  3. #13

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    Hallo,

    ja, das ist das Problem, viele Fachausdrücke in der Binnenschifffahrt sind halt nicht genormt, was wohl am Sprachgebrauch der Anliegerlandschaften liegen mag.
    Ich habe zur besseren Verständigung die Stevenpartie näher ran geholt und die 2 gefragten Punkte markiert.

    Gruß, Handhaspel
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  4. #14
    Moderator Avatar von Norbert
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    Ausrufezeichen Sorgketten, Stevenhorn

    Hallo Handhaspel,



    wo sich die Sorgketten befinden, konnte ich mir aus deiner Beschreibung schon vorstellen. Die Sorgketten verhindern ein seitliches verdrehen des Kranebalkens.
    Das man einen so genieteten Steven Stevenhorn nennt, war mir überhaupt nicht geläufig.

    Aber dafür gibt es die Rubrik "Sprache und Ausdrucksweise der Binnenschiffer".

    Gruß Norbert
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    Eugen Roth

  5. #15

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    Hallo Handhaspel
    Mein Vater hatte bis 1973 noch einen Stockanker. Wir kannten zwei Möglichkeiten: Das Abbauen: dann hing der Stockanker vor dem Kopf und die Davit wurde an Deck gedreht und runtergelassen. Das kam eher selten vor, ich erinnere mich Mosel (Richemont). Aber normal war in den Niederlanden Stockanker, sohoch wie möglich gedreht im Davit, komplett nach hinten gedreht über Deck, weil bei Schleusenfahrten der Anker nicht rausragen durfte. Die Höhe spielte in NL keine Rolle, weil die Brücken hoch genug waren oder drehen konnten. Anfang 1973 hat mein Vater dann das ganze abbauen lassen und sich einen Poolanker zugelegt.
    Gruss Jozef

  6. #16

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    Hallo
    Kommt das Wort Sonnentenn nicht einfach von dem niederländischen Zonnetent, was Sonnenzelt bedeutet?
    Gruss Jozef

  7. #17

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    Hallo,

    das Gute liegt so nahe, genau so wird es sein, nein, ist es. Zonnetent. 100 Punkte für mainschnickel.

    Frische Luft im BiFo, eine Wohltat.

    Gruß, Handhaspel.

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