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Thema: Forschung über 3 britische Tankschiffe (King George / Lord Byron / Scotland) - von der Donau zum Rhein

  1. #1
    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    Standard Forschung über 3 britische Tankschiffe (King George / Lord Byron / Scotland) - von der Donau zum Rhein

    I. Vorbemerkung

    Hallo,

    ich hoffe hier auf Mithilfe.

    Bei der Suche nach einem unbekannten Tanker (siehe hier) konnte zwar der Schiffsname RISSA geklärt werden, aber es bleiben Fragen zur Herkunft offen bzw. es gibt in unterschiedlichen Beiträgen hier im Forum sowie in den beiden NL-Foren widersprüchliche Angaben.

    Grundlage dieser Erforschung des Werdegangs der 3 Tankschiffe der Anglo-Danubian Transport Co. Ltd (ADT / London) ist für mich der bereits zitierte Beitrag unseres geschätzten schweizerischen Users Carima:

    Er schrieb in einem anderen Forum am 8. Juni 2003:

    "Die “LORD BYRON” wurde dann umbenannt in “CITY OF GHENT” danach um 1950 angekauft durch die Tankschiff A.G., Basel und umbenannt in „RISSA“. Die Schwester „SCOTLAND“ bekam den Namen “CITY OF HAGUE” und danach 1950 unter Schweizer Flagge den Namen „RALLUS“.
    Im Jahre 1974 wurden beide Tanker nach Belgien verkauft. Das weitere Schicksal ist mir leider noch nicht bekannt.
    Über den Tanker „KING GEORGE” habe ich leider keine Angaben, ausser, dass sie möglicherweise and Holländer verkauft worden sei."



    Dies ist für mich, da Markus sehr sorgfältig recherchiert und an seltene Schweizerische Quellen herankommt, die angenommene These für die weitere Erforschung. Diese These gilt es nun, sofern möglich, zu belegen oder zu korrigieren.

    Unser geschätzter fleißiger User danubenews hat dankenswerterweise alle 3 Tanker hier im Forum eingestellt:

    LORD BYRON

    KING GEORGE

    SCOTLAND


    Bei allen 3 Einträgen steht allerdings:

    "Bei der Überstellung nach Alexandria im Jahr 1939 über das Schwarze Meer und Mittelmeer zerbrach das Tankschiff und wurde Totalverlust !"

    Dies kann aber nicht zutreffen, da mindestens 2 Tanker im RSR 1951 mit Bauort Linz zu finden sind.


    Somit ist meine derzeitige These:

    KING GEORGE wohl Totalverlust auf dem Meer (Bauort Korneuburg!)

    LORD BYRON => am Rhein CITY OF GHENT => RISSA

    SCOTLAND => am Rhein CITY OF HAGUE => RALLUS


    Sicher ist das aber nicht, Beitrag wird fortgesetzt.

    Grüße
    Muranfan

  2. #2
    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    II. Einsatz der 3 Tanker auf der Donau

    Hallo,

    widmen wir uns im II. Teil nun dem Bau sowie dem Einsatz auf der Donau.

    Hierzu ein interessanter Bericht aus der Zeitschrift WERFT*REEDEREI*HÄFEN vom 7. August 1929 Seite 311 (Bild 1).

    Daraus wird ersichtlich, dass 4 Schiffe beauftragt wurden, gemäß Donau-Schiffahrt Band 6 Seite 131 und 132 wurden für diese Reederei Anglo-Danubian Transport Co. Ltd. (ADT CL) London aber nur 2 TMS in Linz gebaut (und eines in Korneuburg).

    Das größte Problem an meiner These im Teil I. sind die ersten beiden Fotos im Beitrag über LORD BYRON : Diese zeigen ein TMS mit einem Ruder, die an den Rhein gekommenen Tanker haben aber, wie in der Zeitschrift abgebildet, 2 Ruder (Flettner-Ruder).

    Daher nehme ich an, dass die beiden ersten Fotos im Thema LORD BYRON eben nicht dieses Schiff zeigen sondern einen anderen in Linz gebauten Tanker. Einen Namen kann man ohnehin nicht erkennen.

    Auch auf den weiteren Fotos (siehe Anhang) von LORD BYRON und KING GEORGE (beide aus der Slg. Dir. Dosch) kann man die Ruderanordnung ( Flettner-Ruder ) erkennen.

    Die TMS wurden dann auf der Donau zum Benzintransport eingesetzt, siehe die Aufnahme der SCOTLAND im Eiswinter 1929 (Slg. Dexheimer), den Verband der LORD BYRON mit den Tankkähnen CITY OF LONDON und THACKERAY (Bild nach 1930 Slg. Kap. Abfall).

    Interessant auch die Aufnahme einer Reparatur (?) an KING GEORGE (Slg. Kap. Csikos) sowie 2 Aufnahmen an Bord eines Tankers "vom Typ BYRON", so steht es auf den Rückseiten der Fotografien (beide Slg. Kap. Csikos).



    Wird fortgesetzt.

    Grüße
    Muranfan
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  3. #3
    Moderator Avatar von McRonalds
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    Zitat Zitat von Muranfan Beitrag anzeigen
    Somit ist meine derzeitige These:

    KING GEORGE wohl Totalverlust auf dem Meer (Bauort Korneuburg!)
    LORD BYRON => am Rhein CITY OF GHENT => RISSA
    SCOTLAND => am Rhein CITY OF HAGUE => RALLUS
    @; beim Betrachten der Bilder kann ich deiner Theorie nur zustimmen. Gruß - Ronald;-)

  4. #4
    Moderator Avatar von McRonalds
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    Fragt sich warum nur 3 Tanker gebaut wurden - und der dritte auf einer anderen Werft. Folge der Weltwirtschaftskrise 1929?!

  5. #5
    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    @ Ronald:

    Das war auch meine Vermutung, dass kein 4. Tanker gebaut wurde, vielleicht wurde er aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1929 (Beginn Oktober) storniert?

    Im anliegenden Blatt 31 der Schiffbau-Liste der Werft Linz findet sich kein 4. Tanker, aber auch keine Lücke der Baunummern.

    Warum wohl KING GEORGE in Korneuburg gebaut wurde, aber ohne Baunummer gleichwohl auf dieser Liste erscheint?

    2 Tankschlepps (765 + 766) sowie der Motorschlepper BRITANNIA (775) wurden 1929/30 allerdings noch für die gleiche Reederei gebaut.


    In Donau-Schiffahrt Band 6 Seite 133 wird in der unteren Tabelle unter Ziffer 14 TK WALTER SCOTT Baujahr 1929 Werft Korneuburg erklärt: "Besteller Societate Phoebus, Bukarest; offenbar Ersatzauftrag für ein viertes in Linz/Korneuburg bestelltes MTS, das jedoch nicht ausgeführt wurde; 1930 bei ADT registriert."


    Fazit:
    Ich gehe davon aus, dass nur die 3 in #1 aufgeführten (baugleichen?) Schwesterschiffe gebaut wurden.

    Grüße
    Muranfan
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  6. #6
    Moderator Avatar von McRonalds
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    ...vielleicht bietet ja Wikipedia (warum nicht!) eine Lösung:

    Nach wenigen Jahren des Aufschwungs führte die Währungssanierung 1924/25 auch in Korneuburg zu einem starken Einbruch der Auftragslage und einer Beschäftigungskrise, sodass 1931 nur mehr 170 von vormals über 400 Beschäftigten verbleiben konnten. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit wurden auch externe Aufträge angenommen, so dass die Werft 1928 für die Österreichischen Bundesbahnen das erste Motorschiff für den Schifffahrtsbetrieb auf dem Bodensee baute, die MS Oesterreich.

  7. #7
    Super-Moderator Avatar von Muranfan
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    III. Von der Donau über den Nil zum Rhein

    In dem hervorragenden Band 6 Donau-Schiffahrt wird das weitere Geschehen ausführlich geschildert, daher hier nur stichwortartig:

    - Mit den aufziehenden Kriegswolken ab Sommer 1939 zogen insbesondere die französ. und englischen Schifffahrtsgesellschaften ihre Fahrzeuge zur mittleren und unteren Donau ab

    - Die Schiffe der ADT CL wurden unterhalb des Eisernen Tores stillgelegt

    - Am 5. April 1940 wurden die Schiffe durchsucht - und Sprengstoff sowie Zement gefunden, der britische Geheimdienst wollte damit offenbar die enge Fahrrinne im Eisernen Tor sperren

    Hierzu Bild 1, dieses soll gem. Seite 108 (Band 6; s. o.) die Bewachung englischer Schiffe 1940 zeigen - allerdings wurde meine, im original vorliegende Postkarte, bereits im August 1929 versandt....

    (Nebenbei: Der Donau-Chronist Augustin Gloß vermutet den Tanker DANUBE SHELL I ex PSYCHE auf dem Foto).

    - Im Juni 1940 durften die englischen Schiffe unter rumänischem Geleit auslaufen ins Schwarze Meer, von dort ins Mittelmeer über Kreta nach Alexandria

    - Sie wurden dann als Nachschubtransporter auf dem Nil und längs der nordafrikanischen Küste eingesetzt, de binnenvaart.nl berichtet von Trinkwassertransporten auf dem Suezkanal

    - Unklar bleibt, wie die Schiffe dann nach Kriegsende an den Rhein gelangten

    - Unklar bleibt auch, wo und wann KING GEORGE untergegangen ist (wenn es wirklich dieses TMS war)

    - Unklar bleibt auch der Zeitpunkt der Umbenennungen. Am Rhein ist die Zeit bis 1951 jedenfalls schlecht dokumentiert (Erst 1951 erschien das erste Rheinschiffsregister nach dem Krieg). De binnenvaart.nl nennt bereits 1940 den neuen Namen am Nil - kann sein oder auch nicht.....

    - Gemäß Carimar ( #1) wurde LORD BYRON umbenannt in CITY OF GHENT, SCOTLAND in CITY OF HAGUE (de binnenvaart.nl schreibt abweichend CITY OF HAQUE)


    Bild 2 nahm Siegfried Wilk am 12. November 1949 auf, der Fotograf gab dazu an: "Kapitänskajüte der CITY OF HAGUE"

    => dies ist derzeit mein einzig bekanntes Foto für die Existenz dieses Namens

    Bilder 3 und 4 von S. Wilk zeigen die CITY OF GHENT am 24. September 1949 in Mannheim; die Besatzung ist für das Bild am Heck angetreten.

    Bild 5: Zum Vergleich SCOTLAND an der Donau (Repro Laurenz Schwarzacher)


    Wird fortgesetzt mit dem weiteren Einsatz am Rhein als RALLUS und RISSA



    Grüße
    Muranfan
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Name:	Wi V24-23   Kapitänskajütte CITY OF HAGUE   12.11.1949   Mannheim   Foto S. Wilk  Archiv R. Di.jpg 
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Name:	Wi W39-8a    CITY OF GHENT   24.09.1949   Mannheim   Foto S. Wilk  Archiv R. Diesler T PS.jpg 
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Name:	Wi W51.2-4a    CITY OF GHENT   24.09.1949   Mannheim   Foto S. Wilk  Archiv R. Diesler T PS.jpg 
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  8. #8
    Moderator Avatar von McRonalds
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    Zitat Zitat von Muranfan Beitrag anzeigen
    ...CITY OF HAGUE (de binnenvaart.nl schreibt abweichend CITY OF HAQUE)...
    ...wenn's ein britisches Schiff war müsste HAGUE richtig sein.

  9. #9
    Moderator Avatar von McRonalds
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    Zitat Zitat von Muranfan Beitrag anzeigen
    Am 5. April 1940 wurden die Schiffe durchsucht - und Sprengstoff sowie Zement gefunden, der britische Geheimdienst wollte damit offenbar die enge Fahrrinne im Eisernen Tor sperren...
    Sabotageaktion gegen deutsche Energieversorgungslinien? An was erinnert mich das doch gleich...

    Das Ganze ist wirklich sehr schön geschildert im Buch und erinnert mehr an einen Handstreich als an ein durchdachtes Unternehmen. Man darf ja nicht vergessen; Rumänien war zu dem Zeitpunkt noch neutral und unterhielt sowohl mit den Briten als auch mit den Deutschen relativ gute Beziehungen. Die Briten kam prompt auch glimpflich (sehr glimpflich) aus der Angelegenheit raus und durften sogar ihre Schiffe mitnehmen, die ihnen im Mittelmeerraum noch gute Dienste leisteten. Die Deutschen hätten sie an der Donau auch gut gebrauchen können.

  10. #10

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    Hallo,

    Fragen zu #7, Bild 4, TMS CITY GHENT: das Schiff führt Peting und Pollerpinne, typische Rheinausrüstung. Nachgerüstet? Ist die Bauwerft bekannt?
    Kann man versuchen, das Namensschild am Steuerhaus zu entziffern?

    Gruß, Walter

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