Vorbemerkungen zu den letzten beiden Z-Schleppern Z 9 und Z 10:
Diese beiden Schiffe weisen (in Folge der Kriegsentwicklungen) mehrere Besonderheiten auf, die ich gerne voranstellen möchte.
Hierzu übersandte Klaus Heilmeier kürzlich hochinteressante Kopien von diversen Akten, ihm sei hier ausdrücklich herzlich gedankt!
1.) Bau weiterer Z-Schlepper (statt Typ N) bei Hitzler
Zunächst erfahren wir aus der Niederschrift der Arbeitssitzung zum Donauprogramm am 28.8.1941 in Wien bisher (zumindest mir) unbekannte Einzelheiten:
Offenbar hatte die Hitzler-Werft bis zur Besprechung den Auftrag, nach der Fertigstellung von Z 8 zwei N-Schlepper zu bauen. Hierzu führt die Niederschrift aus:
"Bei den voraussichtlichen Fertigstellungsterminen der Schlepper stellten sich erneute Verzögerungen heraus, die auf zunehmende Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung, insbesondere der Motoren- und elektrischen Anlagen zurückzuführen sind.
Um für die Werften eine Vereinfachung beim Bau der Schlepper zu erzielen, wurde auf Anregung des Herrn Generaldirektor Dilg beschlossen, dass die Werft Hitzler anstelle der Schlepper mit der Baubezeichnung N 21 und N 22 nunmehr Schlepper des Typs Z mit den Baunummern Z 9 und Z 10 bauen soll. Damit erspart die Werft umfangreiche Arbeiten für das Anzeichnen der N-Schlepper und kann den Bau der von ihr in Serie gebauten Z-Schlepper fortsetzen. Herr Hitzler gab für die Schlepper Z 9 und Z 10 als voraussichtlichen Fertigstellungstermin den 1. Juni und 1. August 1942 an. Er erklärte, dass das für die Schlepper N 21 und N 22 bestellte Material ohne Um- oder Nachbestellungen für die Bauten Z 9 und Z 10 Verwendung finden könne. Die für die Schlepper N 21 und N 22 vorgesehenen Motoren werden in die Schlepper Z 9 und Z 10 eingebaut; die durch die Verstärkung der Motorenleistung notwendig werdende Vergrößerung der Kortdüse wird vorgenommen. Bei den Umbauten können die Wünsche der Comos als für die Übernahme der Schiffe vorgesehene Reederei Berücksichtigung finden, soweit sie keine zeitliche Verzögerung der Bauten und keine zusätzliche Belastung der Werft mit sich bringen."
Soweit dieses historische Dokument, welches auch die höhere Leistung ( 2 x 410 PS statt 2 x 375 PS) erklärt. In der Folgezeit wurden diese beiden Schlepper daher auch als ZN 9 und ZN 10 bezeichnet.
Beide Schiffe wurden daher nur in Regensburg gebaut, es gab anscheinend keine Bauteile (zumindest keine Werftnummern) der Lauenburger Hitzler-Werft.
2.) Erörterung anderer Antriebsarten (Gasantrieb)
Auf der Sitzung am 17.11.1941 wurde intensiv erörtert, ob zur Einsparung von Dieselkraftstoff eine Umstellung der Schlepper (Typen N, Z und R) auf Gasantrieb möglich sei. Da die seinerzeit im Bau befindlichen Z-Schlepper bereits soweit fortgeschritten waren, hätte eine Umkonstruktion langwierige Arbeiten erfordert. Dies hätte daher unweigerlich zu weiteren Verzögerungen geführt, "deshalb wurde mit Zustimmung aller Beteiligten festgelegt, dass von einer Umstellung der in Bau befindlichen Schlepper auf andere Antriebsarten abgesehen werden soll."
Anmerkung:
Letztlich wurden nur zwei N-Schlepper (allerdings nicht, wie in dieser Besprechung noch vorgesehen, N 17 und N 18, sondern N 19 Hohenau und N 20 Hirschenau) sowie vier R-Schlepper verlängert zur Aufnahme des Gasantriebs.
3.) Seetüchtigkeit
In der Liste von Kapitän Csikos (Q1) steht als Notiz zu Haustein "Seetüchtig gemacht." Kapitän Karl Abfall notierte zu Haustein "Seefähiges Schiff" und zu Frauenstein "Seetüchtiges Schiff."
Bisher liegen (vor allem dank der Nachforschung von K. Heilmeier) folgende Erkenntnisse vor:
Spätestens im Herbst 1941 wurde durch den Angriff auf die Sowjetunion auch das Schwarze Meer sowie die Flüsse Don und Dnjepr zum Kriegsgebiet, dadurch benötigte man nach und nach immer mehr seetüchtige Schiffe. Neben dem Neubau von Schiffen erforderte dies auch den Umbau etlicher Schiffe.
Ein bezeichnendes Licht auf den Wert von Menschen im NS-Regime stellt ein Schreiben der DDSG an den Reichsverkehrsminister vom 07. April 1943 dar: Offenbar wurde 2 Tage vorher besprochen, dass etliche Motorzugschiffe (Liste liegt vor, allerdings kein Z-Schlepper dabei) behelfsmäßig zur Seefahrt umzubauen seien. Dann lesen wir dort: " Bei den ersten 5 Fahrzeugen wurde ausdrücklich angeordnet, dass der Umbau so rasch wie möglich durchzuführen ist und dass die See-Berufsgenossenschaft und der Germ. Lloyd nicht hinzuzuziehen seien." Dies führte dazu, dass die DDSG dann die Verantwortung von sich wies.....
Klaus Heilmeier schreibt dazu:
"Umbau ohne Beiziehung des Germanischen Lloyd - ein Rechtsbruch und damit der sichere Tod für viele Besatzungsmitglieder......"
Bei diesen 5 Schiffen waren auch der O-Schlepper Kreuzenstein (O 1) und der Ruthof-Bau Gunter (Wasserstraßendirektion; Schwesterschiff der Gernot) dabei - beide sollten nicht zur Oberen Donau zurückkehren.....
In der Sitzung vom 11. Februar 1943 über "Schiffbauliche Maßnahmen an der Donau" wird die Fertigstellung von Z 9 und Z 10 erst für Ende Juli 1943 erwartet. Diese erhebliche Verzögerung um ein Jahr dürfte sich durch die Kriegslage erklären lassen.
Weiter fand sich eine Liste der von der Kriegsmarine gemieteten bzw. für den Schwarzmeer-Einsatz bereitgestellten Fahrzeuge vom Januar 1944. Daraus ergibt sich, dass ZN 9 und ZN 10 (noch ohne Namen, aber schon mit Reederei-Hinweis Comos!) in "Adaptierung für den Schwarz-Meer-Einsatz" vorgesehen sind "bzw. sich in der Adaptierung befinden".....
Tatsächlich abgeliefert wurden beide Schlepper wohl erst im August 1944, da wurden wegen des russischen Vormarsches keine seetüchtigen Schiffe mehr benötigt.......ich zitiere hier wieder sinngemäß Klaus Heilmeier (gekürzt):
ZN 10 FRAUENSTEIN wurde am 14.8.1944 in Regensburg - wohl von Hitzler - der Comos übergeben. Wenn man davon ausgeht, dass HAUSTEIN unwesentlich früher oder später fertig wurde, stellt sich die Frage, wie sinnvoll diese Umbauten waren, da bereits im Jan./Feb. 44 die Häfen Odessa, Cherson, Kerch und Häfen auf der Krim von der Flotte geräumt wurden. Siehe Rückgabe der SW-Flottenschiffe an die Reedereien ab dieser Zeit. Die Heeresgruppe Süd - die wurde ja von der SW-Flotte mit versorgt - war da längst auf dem Rückzug. D.h. Einsatz bei D.K.S. Dnjepr-Küstenschiffahrt bzw.- D.F.S. Dnjepr-Flußschiffahrt scheiden aus, da diese zu der Zeit (August 1944) nicht mehr existierten. In der Liste der Schiffe für die Kriegsmarine findet sich HAUSTEIN auch nicht - auch nicht bei der der Comos.
Weitere Details zu den Einsätzen der beiden Schiffe (sofern bekannt) folgen dann bei der Einzelvorstellung der beiden Schlepper.
Zum Foto:
Diese herrliche Werftaufnahme (Korneuburg, 24. Dezember 1957) zeigt die deutlichen Veränderungen des im Jahre 1944 seetüchtig umgebauten Z-Schleppers Haustein (seit 1945 Murmansk): Man beachte das hochgezogene Schanzkleid, die Bullaugen etc.
Grüße
Muranfan
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