Anbei ein fotografisches Zeitdokument: Ein GMS des BL (RÖNTGEN??) im Bereich der Kataraktenstrecke verlegt eine Marineabteilung mit Hilfsschiffen und jungen Rekruten an die untere Donau - eine Fahrt ohne Wiederkehr? Die Stahlhelme liegen schon bereit. Die werden auch gebraucht werden. Undatiert. Um 1941??
Hallo
Otto
Wenn man näher betrachtet, sieht das eher aus nach Schubverband!
BL hat doch vor dem Krieg schon geschoben mit Stossboot UHU:
Gruss Jozef, im Kanal unterwegs.
Ergänzungen zu dem Bild der Verlegung von Marineeinheiten in den Katarakten:
1) Es gibt keine Datierung. Aber ab Frühjahr 1941 war die mittlere und untere Donau Kriegsschauplatz ("Balkanfeldzug" , Beitritt Bulgariens zum "Dreierpakt")
2) Zu diesem Zeitpunkt war aus dem UHU bereits das MZS DANZIG geworden (1940), (vgl. K. Heilmeier, Der UHU - Vom Stoßtreidler zum ersten Schubschiff in Europa, Rgbg. 2021)
3) Ob das auf dem Bild der RÖNTGEN ist, habe ich nicht behauptet. Ein baugleiches Schiff war noch GMS FUGGER. (ALBRECHT DÜRER und HANS SACHS hatten hinter dem Ruderstand und Motorenhaus kein weiteres Magazin) . Wenn man die Beschriftung auf dem backbordseitigen Rettungsring vergrößert - deutet vieles auf RÖNTGEN hin....
4) Das GMS führt die Marinefahrzeuge back- und steuerbordseitig "zugeschwabbelt" talwärts - also 3 Breiten, was in diesem Streckenabschnitt nautisch kein Problem war.
Zum Bild: RÖNTGEN in Braila 1938, Bildautor: K. Ludwig
Bild 2 sandte Peter Wagner aus Wien zum Vergleich !
Klaus Heilmeier
die beruflich anerzogene Neugier auf Details von Schiffsausrüstungen treibt mich zur Frage, was die 2 Stück windenähnliche Konstruktionen auf dem Deckhaus vor dem Steuerhaus darstellen, jede offensichtlich mit 2 Handräder versehen. Wie auf allen 3 Bildern in #1 und #5 zu sehen. Übrigens "geisterte" Motorschlepper SCHÜRMANN 10 um diese Zeit auch auf der Donau herum. Gibt´s tatsächlich keine Fotos davon?
Danke schön für deine Erklärung, aber bitte: An solch prominenter Platzierung? Spaßeshalber könnte ich sagen, es ist doch kein Fischkutter. Ich glaube eher, wir haben hier wieder ein unauflösbares Rätsel.
Es könnte allerdings sein, das Vergleichsbilder von Schwesterschiffen da was bringen.
Nachdem das Interesse am RÖNTGEN doch beachtlich war, noch einige Hintergründe:
RÖNTGEN war ein Schiff aus einer Serie von neuen GMS, die der BL Mitte der 1920-er Jahre bei der DWE bzw. Ruthof bauen ließ. Der Schiffstyp sollte als GMS rund 700 t Fracht laden und fallweise noch Schleppkähne remorkieren können. Die Motorisierung entsprach der Leistung eines Motorzugschiffs der mittleren Klasse. Ziel war mit diesen Fahrzeugen einen beschleunigten Dienst auf der gesamten Donau - im Rahmen eines Fahrplanes - den Verladern anzubieten. Konkurrent auf diesen Relationen war vor 100 Jahren nur die Bahn - der LKW spielte noch keine Rolle. Mit den garantierten Abfahrtsterminen und Fahrzeiten konnte man es mit der Bahn aufnehmen. Letztlich kam es sogar zu einer fruchtbaren Kooperation zwischen Bahn und Schifffahrt. Dieser Schiffstyp wurde auch in den 1920-er Jahren von der holländischen Comos entwickelt - eine damals neue Reederei, die sich nicht mehr mit dem Dampfantrieb befasste.
Die positiven Erfahrungen mit dem Schiffstyp führte dazu, dass in den kommenden gut 10 Jahren alle Donaureedereien diesen Schiffstyp in den Fahrdienst aufnahmen. ( Wallner: Typ CREDITUL MINIER/ MARIA WALLNER, COMOS, Typ AMSTEL, DDSG: Typ PRINZ EUGEN, MFTR, Typ BUDA, Bulg. Schiff. Typ RUSSE, JRB Typ USKOK, Anglo-Danubian, Typ SCOTLAND, usw.)
Anbei einige Dokumente zum RÖNTGEN:
1) RÖNTGEN in den letzten aktiven Jahren, Ort: Vorhafen Regensburg, mit Hüttenkohle für Linz zu Tal, 1965, Bildautor: HK.
2) Bericht über die Indienststellung, aus: Die freie Donau, Jg. 1925, 1.12.1925, S. 651
3) Betriebsgemeinschaft, Fahrplan 1933, Abfahrten