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Thema: Flusskreuzfahrten - Kontrolle der Arbeitszeiten

  1. #1
    Im ewigen Hafen Avatar von danubenews
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    Schweiz Flusskreuzfahrten - Kontrolle der Arbeitszeiten

    Flusskreuzfahrten – Arbeitszeiten von bis zu 100 Stunden pro Woche Reisebranche Die holländische Polizei ist bei Flusskreuzfahrtschiffen auf Missstände gestossen. Betroffen sind auch Basler Firmen.

    «Flusskreuzfahrten zu Top-Preisen» – so wirbt Thurgau Travel, einer der führenden Schweizer Anbieter dieser Reiseform. Einen hohen Preis zahlen dafür die Angestellten an Bord. Im Oktober hat die holländische Wasserschutzpolizei Aquapol in Rotterdam und Amsterdam bei Kontrollen auf Hotelschiffen grobe Verfehlungen aufgedeckt und an die Strafuntersuchungsbehörden weitergeleitet. Darunter auch zwei Schweizer Firmen. Edelweissgastro und Seachefs, beide mit Hauptsitz im Kanton Zug, ließen ihre Crews bis zu 100 Stunden pro Woche arbeiten – ohne Kompensationsmöglichkeit. Das ist doppelt stoßend,denn gesetzlich erlaubt sind in der Schweiz maximal 72 Stunden. Bei Seachefs Basel wollte man sich auf Anfrage im Moment nicht zu den Vorwürfen äußern. Edelweissgastro war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Obwohl derartige Missstände auf breiter Front existieren und immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen, beißt die Gewerkschaft Nautilus International bei den Verantwortlichen seit Jahren auf Granit. Ihr bislang größter Erfolg ist der 2019 mit der River Advice-Gruppe aus Basel vereinbarte GAV, der ihr die Gelegenheit gibt, die Arbeitszeiten einzusehen und zu kontrollieren. River Advice betreibt als Marktführer rund 100 Passagierschiffe auf europäischen Binnengewässern. Initialzündung für Branche Das Unternehmen ist eng mit der Basler Hafenkultur verwurzelt. Nachdem wiederholt dieArbeitsbedingungen des Personals an Bord in der öffentlichen Diskussion gestanden waren, war für Robert Straubhaar, CEO und Chairman von RiverAdvice, klar: «Wir müssen etwas machen.» Zusammen mit Nautilus Inter national erarbeiteten sie einen GAV, um Transparenz zu schaffen und Kontrollmöglichkeiten einzuräumen. «Geeinigt haben wir uns auf den deutschen Mindestlohn, und ich denke, das ist eine faire europäische Lösung.» Ihm ist bewusst, dass trotz GAV Teile der Crew Geringverdiener bleiben. Doch er wollte ein Zeichen setzen in der Hoffnung auf eine «Initialzündung für die Branche».Dass RiverAdvice sich mit dem Entscheid für einen GAV zunächst einen klaren Wettbewerbsnachteil einhandelte, dessen war sich Straubhaar bewusst. Natürlich sei es schwierig, «einem Reiseveranstalter zu vermitteln, 100’000 bis 150’000 Euro im Jahr mehr für ein Schiff zu zahlen». Denn dieser muss schlussendlich die Kosten auf seine Kunden abwälzen. Für Holger Schatz, National Secretary von Nautilus International, ist es «eine Frage der Kultur». Viking, ein weiterer grosser Player, sei beispielsweise «sehr amerikanisiert» und spricht von derCrew als «eine Familie». Doch der Führungsstil sei «autoritär». Der Markt ist umkämpft Schatz sieht die Verantwortung jedoch klar auch bei den Reiseveranstaltern. «Diese müssen genau hinschauen und nur die seriösen Reedereien in ihr Angebot aufnehmen.» Ein schwieriges Unterfangen, der Markt ist um kämpft, und da drückt man auch einmal ein Auge zu, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zwar ist man sich bei der Twerenbold-Reisen-Gruppe, zu der neben Twerenbold das Reisebüro Mittelthurgau und die Reederei Swiss Excellence River Cruise gehören, der Problematik bewusst. RiverAdvice ist laut Mediensprecher Reto Wilhelm «unser prioritärer Hospitality-Partner». Den vereinbarten GAV trägt Twerenbold Flusskreuzfahrten – Arbeitszeiten von bis zu 100 Stunden pro Woche Reisebranche Die holländische Polizei ist bei Flusskreuzfahrtschiffen auf Missstände gestoßen. Betroffen sind auch Basler Firmen. Twerenbold «als vorausschauende Reederei und engagierter Tour Operator vollumfänglich mit – selbstverständlich auch finanziell. Diesen Qualitätsanspruch schätzen auch unsere Kundinnen und Kunden und sind bereit, da für einen angemessenen Preis zu bezahlen.»Dass Seachefs ein Ho spitality-Partner der Gruppe ist, dazu schweigt man aber. AMA Waterways, einer der führendenAnbieter von Flusskreuzfahrten, hat für seine gesamte Flotte Seachefs als Hospitality Partner gewählt. Am Standort Basel heisst der Geschäftsführer beider Unternehmen Daniel Thiriet. Es bleibt die Hoffnung auf ein Umdenken.
    Dorothea Gängel

    Quelle: Basler Zeitung - Regional vom 11.11. 2021

    Übermittler: Urs Vogelbacher

  2. #2
    Avatar von p-m
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    Schweiz Flusskreuzfahrten - Kontrolle der Arbeitszeiten

    Hallo zusammen

    Danke an Otto und Urs Vogelbacher für den Beitrag aus der BaZ vom 11.11.2021.

    Nur so zum besseren Verständnis, das Kürzel GAV steht für Gesamtarbeitsvertrag, Einzelheiten gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamtarbeitsvertrag

    Der im Beitrag erwähnte erste Gesamtarbeitsvertrag in der europäischen Flusskreuzfahrtbranche zwischen der River Advice AG in Basel und der Gewerkschaft Nautilus International wurde vor 2 Jahren unterzeichnet: https://www.blog-kreuzfahrt.ch/fluss...zfahrtbranche/

    Im Februar 2020 vereinbarte die River Chefs GmbH in Rotkreuz (Kanton Zug) mit der Gewerkschaft Nautilus International einen Gesamtarbeitsvertrag:
    https://www.blog-kreuzfahrt.ch/fluss...rbeitsvertrag/

    Freundliche Grüsse

    Peter
    Elektronik ist, wenn es trotzdem tut, und keine(r) weiss warum.

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