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Thema: DHK und Wasserversorgung

  1. #1
    Moderator Avatar von Norbert
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    Deutschland Bund DHK und Wasserversorgung

    Hallo,

    der DHK ist wichtig für die Wasserversorgung der westdeutschen Kanäle.

    Beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals (DEK), stellte sich das Problem den Kanal mit ausreichender Wassermenge zu versorgen. Darum wurde bei Olfen, dort wo der DEK die Lippe überquert, ein Pumpwerk errichtet. Damit konnte Wasser aus der Lippe 14 Meter hoch in den Kanal gepumpt werden. Dieser litt unter ständigem Wasserverlust, bedingt durch Schleusenbetrieb, Undichtigkeit von Sperrwerken (Spaltverlust), Verdunstung und Versickerung. Dass hochpumpen war sehr Kostenintensiv. Die Situation verbesserte sich 1914 mit der Inbetriebnahme des Datteln Hamm Kanals (DHK). Der Kanal verläuft in Hamm parallel zum Flussbett der Lippe, die in der Höhe der Schleuse Hamm aufgestaut und oberhalb durch ein Überleitbauwerk mit dem Kanal verbunden ist. Durch diesen Überlauf wird das Lippewasser in freiem Gefälle in das Kanalsystem eingespeist.
    Schon 1911 wurde festgelegt, Wasser aus der Lippe nur bis zu einer Abflussgeschwindigkeit von 5,4 m³/s zu entnehmen. Damit sollte verhindert werden, dass der Grundwasserspiegel unterhalb des Stauwerks in Hamm zu stark absinkt. Diese Regelung war auf die Dauer nicht ausreichend. Im Jahr 1938 musste die Entnahmemenge auf 7,5 m³/s heraufgesetzt werden. Somit konnte der größte Teil des Wasserbedarfs von etwa 400 Millionen Kubikmeter abgedeckt werden. Leider war der Bedarf durch den weiteren Ausbau nicht mehr zu decken.
    Es kam nach dem zweiten Weltkrieg teilweise zu dramatischen Engpässen in der Wasserversorgung, hierbei sank die Abflussmenge teilweise auf 3 m³/s. Dies hatte zur Folge, dass der Fluss unterhalb Hamm nicht genügend Wasser führte. Messungen in den 1960 er Jahren ergaben einen Sauerstoffgehalt von 0 bis 1 mg/l Lippewasser. Damit war die Lippe unterhalb von Hamm ein toter Fluss. Zwar sind die Schleusen am Schleusen am Wesel Datteln Kanal (WDK) seit der Inbetriebnahme 1930 mit Pumpwerken ausgerüstet. Und die Schleusen am Rhein Herne Kanal (RHK) wurden zwischen 1958 und 1965 mit Pumpwerken nachgerüstet, aber das reichte noch nicht aus. Am 08. August 1968 wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Bundesland Nordrhein – Westfalen ein Vertrag: „Über die Verbesserung der Lippewasserführung und die Speisung der westdt. Kanäle mit Wasser, sowie die Wasserversorgung aus ihnen.“ geschlossen. Um diesen Vertrag umzusetzen wurde 1969 der „Wasserverband Westdeutsche Kanäle“ (WWK) mit Sitz in Essen gegründet. Mitglieder sind: für die BRD die Wasser und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), für das Bundesland NRW der Lippeverband, sowie rund 65 verschiedene Unternehmen und Industriezweige, hierzu gehören auch Kraftwerksbetreiber.

    Der Vertrag enthält unter anderem folgende Punkte.
    1. Der Bund entnimmt kein Wasser aus der Lippe bei Wasserführung des Flusses unter 10 m³/s in Hamm.
    2. Das Land NRW finanziert den Bau einer Pumpwerkskette für 5 m³/s am R H K, mit deren Hilfe die Wasserführung der Lippe bei Hamm bei Abflussmenge von unter 10 m³/s um bis zu 4,5 m³/s aus dem Kanal angereichert wird. Die für den Ausgleich des zusätzlichen Pumpaufwandes erforderlichen Strommengen werden dem Bund von drei Kraftwerksbetreibern an der Lippe kostenlos bereitgestellt. Der Lippeverband hat zur Finanzierung der Pumpwerke 25 % der Geldmittel beigesteuert.
    3. Das Land lässt an den Kanälen zwischen dem Rhein und der Stadt Datteln Pumpwerksketten mit einer Leistung zusammen von 15 m³/s errichten, welche die Versorgung der Industrie mit Kanalwasser absichern und erweiterte Nutzung ermöglichen.

    Die Ziele des Abkommens von 1968 konnten sehr schnell verwirklicht werden!
    A Der Bund hat seine Entnahme aus der Lippe sofort angepasst.
    B Mit der Fertigstellung des Überlaufbauwerks bei Hamm konnte bereits 1971 die Lippe mit Wasser aus dem Datteln Hamm Kanal angereichert werden. Schon 1973 wurden 9,2 Million m³ Wasser übergeleitet.
    C Zwischen 1974 und 1982 wurden die neuen Pumpwerke am RHK fertiggestellt.
    D Zwei Jahre später erfolgte die Inbetriebnahme der Fernsteuerzentrale in Datteln.
    Von dort aus werden alle Pumpen und Freiwasserschieber bedient sowie alle Pegel an allen Schleusen von: DEK, RHK, DHK, WDK und der Ruhr überwacht und dokumentiert. Ebenfalls werden von dort die Überläufe von der Lippe und zur Lippe gesteuert. Für die Versorgung der Kanäle und der Lippe gibt es heute am RHK und WDK mehrere Pumpenketten. Die Pumpwerke am RHK haben eine Leistung von 25 m³/s, am WDK beträgt die Leistung je nach Schleuse zwischen 11,8 und 20 m³/s.
    So Funktioniert das System: Bei normalem Betrieb strömt das Wasser der Lippe durch den Überlauf bei Hamm in den DHK, es verteilt sich in der Scheitelhaltung zwischen Hamm, Herne und Münster und von dort aus gelangt es in die einzelnen Kanäle.

    In trockenen Sommermonaten und bei einer Abflussmenge unter 10 m³/ s muss gepumpt werden, dabei wird die Lippe aus dem Kanalnetz mit bis zu 4,5 m³/s versorgt. Um das Wasser in die Scheitelhaltung zu befördern, entnehmen die Pumpen der Schleuse Oberhausen es aus der unteren Haltung, welche durch einen Durchstich mit der in Duisburg staugeregelten Ruhr verbunden ist und befördern es zum Oberwasser. An den oberhalb liegenden Schleuse Gelsenkirchen, Wanne Eickel und Herne Ost wird genauso verfahren, bis das Wasser in der Scheitelhaltung angelangt ist.

    Nicht nur die Lippe erhält Wasser aus den Kanälen sondern auch das Kraftwerke, wie z.B. das Kraftwerk Ibbenbüren welches das Kanalwasser als Kühlwasser benutzt. Auch Wasserwerke wie die Stadtwerke Münster entnehmen Kanalwasser zur Trinkwassergewinnung. Reicht die benötigte Wassermenge der Ruhr nicht mehr aus, so wird über den WDK Wasser aus dem Rhein in die Scheitelhaltung gepumpt. Die jährlich benötigte Wassermenge liegt bei ca. 800 Millionen m³, davon alleine für die Durchflusskühlung bei Industrie und Bergbau 250 Millionen m³/a. Im Bereich der Kanäle im Ruhrgebiet leben rund 4 Mio. Menschen, deren Wasserverbrauch pro Kopf bei liegt bei 140 Liter am Tag. Diese Menschen benutzen die Kanäle auch als Naherholungsgebiet, zum spazieren gehen oder Angeln an deren Ufern. Auch sind sie sehr beliebt als Badeanstalt, teilweise zum Leidwesen der Schifffahrt. Das gesamte System wird von der Fernsteuerzentrale in Datteln aus gesteuert.

    Quelle WSD West


    Zur Übersicht habe ich die Schautafel mit den Namen der Flüsse und Kanäle beschriftet.


    Gruß Norbert
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    Geändert von Norbert (19.10.2009 um 19:00 Uhr) Grund: Text in Form gebracht
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  2. #2
    Gast

    Standard Re: DHK und Wasserversorgung

    Hallo Norbert,

    klasse wie Du Dich ins Zeug legst.
    Sehr interessant, die Übersichtstafel. So bekommen wir auch einmal Einblick hinter den Kulissen.

    Mache weiter so!

    Gruß Detlef

  3. #3

    Standard

    Auch wenn es schon ein älterer Eintrag ist, aber zum 100 Jubiläum darf ist sagen:

    Auch von mir DANKE für die anschauliche Erklärung.
    Ist schon ein Wunderwerk und viele wissen nicht, was für ein technischer Aufwand dahinter steckt.

    Mir ist es jetzt ein bisschen klarer geworden

    Gruß
    Christian

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