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Thema: Planung und Bau der Staustufe Ybbs-Persenbeug in den Jahren 1938-1945

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    Im ewigen Hafen Avatar von danubenews
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    Österreich Planung und Bau der Staustufe Ybbs-Persenbeug in den Jahren 1938-1945

    Planung und Bau der Staustufe Ybbs-Persenbeug in den Jahren 1938-1945

    Die ersten Planungen zum Bau der Stufe Ybbs-Persenbeug stammen bereits aus der Zeit von 1922/24, wobei der Schweizer Ingenieur O. Höhn ein konkretes Projekt entwickelt hat, welches aber aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Lage nicht zur Ausführung kam. Höhn hatte mit einer Jahresleistung von 800 Mio kWh gerechnet, die mit 10 Kaplan-Turbinen erzeugt werden sollten. Der Rückstau war mit etwa 24 km (etwa bis Dornach) vorgesehen. Die Bauwerksachse war bei Höhn etwa 100 m flußaufwärts des Schlosses Persenbeug geplant.
    Im Jahre 1938 wurde im Auftrag des Deutschen Reiches dieses Projekt von der Rhein-Main-Donau AG erworben und bearbeitet. Das Stauziel und damit das Stauende blieben gleich, die Wehranlage erhielt jedoch 6 Wehröffnungen mit 32 m Durchflußbreite und das Kraftwerk 8 Maschinensätze. Die Wehrverschlüsse waren nicht mehr Walzenwehre, sondern Hakenschützen. Die Bauwerksachse behielt annähernd die gleiche Lage, jedoch wurde die Schleusenanlage soweit flußaufwärts verschoben, dass Ober- und Unterhaupt der Schleuse ungefähr gleich weit von der Achse lagen. Die Schleusensüdmauer ragte weit aus dem Unterwasser heraus, dem ursprünglichen Projekt Höhn gegenüber jedoch nur auf die halbe Länge. Die Jahresleistung sollte 800 Millionen kWh betragen, wobei jede Turbine für 20 000 PS mit 225 cbm/s Schluckfähigkeit ausgelegt wurde.
    Die RMD-AG gründete zur Durchführung der ihr übertragenen Arbeiten die "Baudirektion St. Pölten des Donaukraftwerkes Ybbs-Persenbeug". Vorerst wurden die erforderlichen Baustelleneinrichtungen errichtet: vor allem wurden ein Schleppbahnanschluß im Bahnhof Ybbs der ÖBB (damals Reichsbahn) hergestellt und eine Stahlbrücke über die Ybbs gebaut; die Ybbser Lände wurde aufgefüllt; auch am linken Ufer wurde ein Bahnanschluß geschaffen.; ferner wurden eine Seilbahn für den Transport von Zuschlagstoffen vom rechten auf das linke Ufer sowie eine dem Bauprogramm entsprechende Aufbereitungsanlage für diese Zuschlagstoffe errichtet. Obwohl die wichtigsten Aufträge, besonders die des Stahlwasserbaus, vergabereif waren, ist es nicht mehr zur Ausführung dieses Projekts gekommen da Arno Fischer im März des Jahres 1940 die Leitung der RMD-AG übernahm und seinem Unterwasserkraftprojekt zum Bau verhelfen wollte. Das Projekt Arno Fischers hatte die Werksachse genau in den Schwerpunkt des Schlosses verlegt, wobei die Unterhäupter der Schleusen in die Werksachse zu liegen kamen und die Schleusenkammern sich flußaufwärts dieser Achse erstreckten. Die beim vorigen Projekt vorgesehen Straßenbrücke mußte infolge der Lage der Werksachse und der konstruktiven Gestaltung des Kraftwerkes entfallen. Geplant waren 16 Turbinen von je 14 000 PS und 121 cbm/s Schluckfähigkeit. Um die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerkes zu erhöhen, wurde das Stauziel mit 225,63 m ü.A.(Adria) festgelegt, wobei sich der Stau über nahezu 30 km flußaufwärts erstrecken sollte, wodurch auch das Machland in die Regulierungsarbeiten einbezogen werden musste. Die Jahresleistung lag planerisch bei rund 1 Mrd. kWh.
    Zur Durchführung der Bauarbeiten wurde sofort mit dem Bau des Kastenfangdames als Umschließung der Schleusenbaugrube begonnen, am rechten Ufer wurden die erforderlichen Spundwände geschlagen sowie die Krafthausbaugrube ausgebaggert.
    Während des Baus der Schleusenfangdammes wurde der Beschluß gefaßt, eine dritte Schleuse für Personenschiffe vorzusehen. Es sollten nach dem Projekt Fischer zwei Schleusen mit je 24 m Breite und eine Schleuse mit 12 m Breite gebaut werden.
    Infolge der Kriegslage wurden die Baumaßnahmen 1944 eingestellt. Nach Kriegsende wurden die bereits herstellten Anlagen als deutsches Eigentum erklärt.
    Die Bauarbeiten übernahm ab 1940/41 eine ARGE aus den Firmen Grün & Bilfinger AG (Niederlassung München), Alfred Kunz (München) und Ostmärkische Baugesellschaft Koenig (Wien). Die 1945 noch an der Baustelle liegenden Bauschiffe Grün-Bilfinger 34, 35 und 36 und Schiffe mit der Bezeichnung MANNHEIM wurden von den Sowjets in die UdSSR verbracht.
    Bis 1953 wurde das Projekt wieder umgeplant (unter Einbeziehung der bereits fertigen Bauteile) und dann von 1954 bis 1958 fertiggestellt.

    Arno Fischer (1898-1982), Techniker, Ministerialdirektor, Nationalsozialist, "Erfinder" der Unterwasserkraftwerke mit Patenten, eigene Versuchsanstalten, z.B. in Hals (bei Passau) , ab März 1940 Vorsitzender der RMD AG,
    Spruchkammerverfahren A. Fischer: 6 Jahre Arbeitslager, Vermögenseinzug, 10 Jahre Berufsverbot, weitere Verfahren gegen Fischer wg. Ermordung von 4 KZ-Häftlingen, die in der Versuchsanstalt Hals auf der Flucht erschossen wurden.

    Quellen:
    Österreichische Donauraftwerke AG (Hrsg.), Die Donau als Wasserkraftstrasse, Wien 1964,
    Firmenarchiv Grün & Bilfinger

    Bild 1: Ybbs-Persenbeug, Planungsstand 1953
    Bild 2: Bauzustand 1945, rechts (Schloß) umspundete Kraftwerksbaugrube, linkufrig, Schleusenbaugrube, Kiesdepot, Betonfabrik
    Bilder aus DOKW-Publikation

    Klaus Heilmeier
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