Seite 3 von 8 ErsteErste 12345678 LetzteLetzte
Ergebnis 21 bis 30 von 80

Thema: Lutece - GMS (Péniche) - 01821891

  1. #21
    Im ewigen Hafen
    Registriert seit
    04.09.2008
    Ort
    Leutesdorf
    Beiträge
    1.041

    Standard

    Beim Treideln wurden die Seile an einem Mast befestigt und nicht an der Schanz, siehe mal unter Treideln in der Wikipedia nach.

    Gruß
    Friedhelm

  2. #22

    Registriert seit
    22.07.2008
    Ort
    Stadtallendorf
    Beiträge
    4.806

    Standard

    Einmal kurz nicht weiter nachgedacht und schon schreibt man einen ganz großen Mist.

    @Friedhelm, selbstverständlich hast Du Recht mit dem Treidelmast, der sich deswegen ja auch, wie allseits bekannt, im vorderen Schiffsdrittel befand, damit der Bug durch den Zug nicht an Land gezogen wurde. Das galt auch, wenn nur mit einem oder mit zwei Pferden getreidelt wurde - anders ging es gar nicht. @Thomas - deswegen war die Treidelleine nicht an den vorderen Pollern befestigt und deswegen kommen auch die Ringe für das Treideln nicht in Betracht.

    Ich dachte an eine mögliche Belastung der Ringe beim Schleppen mehrerer Penischen im Tunnel, was ja nichts mit Treideln zu tun hat.

    Da also die Ringe als Befestigungsmöglichkeit zum Treideln ausfallen und die Basler Schiffer diese Ringe als Befestigungsringe für die (Knoten der) Schoorbäume erklärt haben, besteht für mich kein Zweifel, daß diese Ringe für die Schoorbäume gebraucht wurden.

    Danke Friedhelm, daß Du mich geweckt hat - man soll das Gehirn immer eingeschaltet haben! :o

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (21.05.2009 um 09:49 Uhr)

  3. #23

    Registriert seit
    22.02.2009
    Ort
    Breisach am Rhein, bis 2006 Meißen an der Elbe
    Beiträge
    4.210

    Standard

    Hallo Zusammen,

    ich hatte ja folgendes geschrieben: "Hallo Gernot, ob meine Vermutung, dass diese Ringe etwas mit den Treideln zu tun haben stimmt, weis ich natürlich nicht."

    Das mit dem Treidelmast stimmt im Prinzip, das mit dem vorderen Drittel eigentlich auch. Ich bin in einen Segelverein an der Elbe groß geworden und in der Strömung kann man nun mal nur segeln wenn der Wind bergwärts weht, zumindest gegen die Strömung.
    Da haben wir öfters die Boote getreitelt. In Meißen hat man auch mal in den 90igern die Tradition des Treidelns mit einer WSA-Schute wieder aufleben lassen. Ich weis also schon wie das geht.
    Der Treidelmast diente ja auch dazu, dass die Leine eine bestimmte Höhe bekommt und nicht an Steinen und Sträuchern so schnell hängen bleibt. Der Standpunkt des Mastes dient dazu, dass man vom Ufer weg gieren kann und nicht der Bug ans Ufer gezogen wird, wie schon richtig erkannt. In den kleinen, schmalen Kanälen war aber kein Platz zum gieren und glaub ihr wirklich die haben bei den vielen Brücken im Kanal ständig den Mast gelegt?
    Das Tempo war beim Treidel im Kanal auch so gering, dass der Wind das Schiff viel stärker geschoben hat als der Zug der Leine.
    Ist es ein Zufall, dass im Rhein-Rhone- und im Canal de Colmar die Treidelpfade immer auf der Seite lagen, wo die Hauptwindrichtung her kommt?

    Das mit dem Ringen war vielleicht falsch gedacht, das mit dem Treidelmast aber wahrscheinlich auch. Beim Treidel im Fluss, dann mit Mast aber im Kanal sicher nicht.
    Seht euch mal die Fotos an, die zeigen Spuren der Treidelleinen im Canal den Colmar an Brückenpfeilern. Diese liegen nicht höher als die Bordwand der Penischen. Es gibt sie auch in verschiedenen Höhen, was den unterschiedlichen Beladungszustand entsprechen könnte.
    Aber sicher finden wir noch Fotos von getreitelten Penischen.

    Gruß Thomas
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	100_4669.jpg 
Hits:	130 
Größe:	100,5 KB 
ID:	37709   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	100_4670.jpg 
Hits:	129 
Größe:	103,1 KB 
ID:	37710   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	100_4671.jpg 
Hits:	123 
Größe:	71,8 KB 
ID:	37711  

  4. #24

    Registriert seit
    22.07.2008
    Ort
    Stadtallendorf
    Beiträge
    4.806

    Standard Befestigung der Treidelleine

    Hallo (nicht nur) Thomas,

    zunächst einmal sind das sehr beeindruckende Bilder von der Brücke in Colmar! Da der Weg hinter dem Pfeiler unsinnig scharf um die Ecke geht, haben die Treidelleinen hier für einige Meter mit Druck auf der Kante des Pfeilers gerieben.

    Zum Treideln: danke Thomas, daß Du den Hinweis auf die Problematik des Treidelmastes in den Kanälen gibst. Man sieht immer die Fotos von den treidelnden Penischen mit dem hohen Mast - aber wenn man guckt, wo die Aufnahmen entstanden sind, ist in diesem Fall oft von offenen Flüssen (wie z.B. der Saône) die Rede.

    Das unten angehängte Bild 1 (1930er Jahre bei Valenciennes/Schelde) zeigt, daß es für den Kanal einen kürzeren Kanalmast gab. Man sieht auf dem Bild deutlich, daß es eigentlich zwei Kanalmasten an jeder Schiffseite waren. Die Treidelleide verläuft deutlich erkennbar zu dem rechten der beiden niedrigen Masten, während der Hauptmast gelegt ist.

    Das sehr interessante Bild 2 zeigt, daß die Kanalmasten zugleich auch zur Befestigung des Sprungbaums benutzt wurden. Hier sind die Kanalmasten auf der gleichen Höhe plaziert, wie der große Treidelmast in der Schiffsmitte. Oft lagen sie aber auch ein Stück weiter vorne und waren durch ein Seil - manchmal auch durch eine Stange - verbunden (siehe das im Hintergrund liegende Schiff in Bild 5). Über den Sinn dieses Gerüsts, das früher zu jeder Penische gehörte, bin ich mir nicht ganz im Klaren. Ich vermute aber, daß damit das Seil zum Heben des Treidelmastes hochgehalten wurde, damit das Seil beim Stellen des Mastes im nötigen Winkel ansetzen konnte. Möglicherweise war die Vorrichtung auch ein Abweiser, damit sich schleifende Treidelleinen entgegenkommender Schiffe nicht verfingen.

    Bild 3 ist insofern interessant, als der Haupttreidelmast gelegt, aber kein Kanalmast vorhanden ist. Leider ist die Leine selbst nicht erkennbar (nett aber das Fahrrad an der Lokomotive). Ob sie wirklich zur vorderen Backbord-Pollerbank gehen kann und dies durch Ruderlegen nach Steuerbord ausgeglichen werden kann? Oder setzt sie weiter hinten an?? Bild 6 zeigt das Treideln mit einem Esel - hier ist klar erkennbar, daß die Leine an der vorderen steuerbordseitigen Ecke des Stalls auf dem Schiff ansetzt.

    Ein ganz anderer Fall ist mit Sicherheit in Bild 4 gegeben. Die Penische hat keinerlei Treidelmasten mehr, sondern ist zum Schleppen ausgelegt. Um den Schlepplohn zu sparen, treidelt hier die Schifferfamilie im Jahr 1958 ihr leeres Schiff ausnahmsweise eine kürzere Strecke mit dem "Bricole" genannten Umhängegurt. Mangels anderer Befestigungen scheint das gerade noch zu erkennende Seil nach meinem Eindruck zum Mittelschiff zu gehen. Das macht Sinn, weil die Schifffrau und ihr Sohn bestimmt nicht mit 10 km/h am Kanalufer entlangspringen und deswegen kein Druck auf dem Ruder sein kann. Deswegen muß der Schiffer mit dem schweren Schorbaum das Schiff vom Vorschiff aus auf Kurs halten.

    Als letztes hänge ich noch das herrliche Bild Nr. 5 an, das alle erwähnten Einrichtungen zeigt: erstens den Treidelmast (neben dem eine Verholwinde steht), dessen Leine nach hinten führt und auf dem Gerüst vor dem Ruder belegt ist, damit der Schiffer während der Fahrt die Leine händeln kann. Zweitens die beiden Kanalmasten, die mit einer Querleine zu dem erwähnten "Gerüst" auf dem Vorschiff verbunden und gegen den Treidelzug nach vorne durch zwei Leinen nach hinten abgestützt sind. Man beachte auch die kunstvollen Dächer auf dem Mittelschiff - offenbar Hühner- und Hasenkäfige.

    Fotos aus: Werner Böcking: Schiffe auf der Saar, Saarbrücken 1984 (Foto 1 (S. 98) und 4 (S. 89) sowie Michel-Paul Simon: Peniches, Boulogne 1998 (Editions MDM), Foto 2 (s. 78), 3 (S. 51), Foto 5 (S. 38) und Foto 6 (S. 34).

    Gernot
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Kanalmast.jpg 
Hits:	229 
Größe:	87,7 KB 
ID:	37770   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Treidelmasten - Vergleich.jpg 
Hits:	192 
Größe:	115,2 KB 
ID:	37771   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Treideln mit Lokomotive.jpg 
Hits:	352 
Größe:	172,0 KB 
ID:	37775   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Treideln Menschenkraft 1958 S. 89.jpg 
Hits:	594 
Größe:	108,0 KB 
ID:	37776   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Sapan.jpg 
Hits:	212 
Größe:	100,1 KB 
ID:	37777   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Treideln mit Eseln.jpg 
Hits:	263 
Größe:	76,9 KB 
ID:	38182  
    Geändert von Gernot Menke (23.05.2009 um 11:33 Uhr) Grund: Inhaltliche Verbesserung

  5. #25

    Registriert seit
    22.02.2009
    Ort
    Breisach am Rhein, bis 2006 Meißen an der Elbe
    Beiträge
    4.210

    Standard Treideln von Penischen

    Hallo Gernot,
    danke für deine interessanten Fotos. Ich hatte in den letzten Tagen nicht viel Zeit, werde mich in den nächsten Tagen noch mal zu den Thema melden.
    Ein weiteres Bild einer getreidelten Penische habe ich hier gefunden.

    Gruß Thomas

  6. #26

    Registriert seit
    22.07.2008
    Ort
    Stadtallendorf
    Beiträge
    4.806

    Standard

    @Hallo Thomas,

    ich freue mich schon auf Deinen Beitrag zum Treidelthema. In der Tat scheint auf dem von Dir gefundenen Foto die Leine zum Vorschiff zu gehen - vielleicht ein Grund, warum auf beiden von uns eingestellten Bildern mit Menschenkraft getreidelter Penischen der Schiffer mit dem Schoorbaum auf dem Vorschiff steht!

    Vielleicht wurde beim Treideln mit Menschenkraft die Leine also wirklich am Kopf belegt - ein Vorteil dabei wäre dann gewesen, daß das Vorschiff bei Bedarf schnell zum Ufer gezogen werden konnte. Der Schiffer mußte dann aber beim Treideln immer mit dem Schoorbaum dagegenhalten und das Schiff vom Ufer fernhalten - bei dieser Gelegenheit half er dann wohl zugleich auch beim Staken nach vorne mit.

    Zwei kleine Korrekturen zu meinem Beitrag Nr. 24 muß ich noch anbringen: einmal zum fünften Bild: die kunstvollen Dächer sind keine Hasen- oder Hühnerkäfige, sondern natürlich Oberlichter der Wohnung! Eine prachtvoll eingerichtete Penische - da gab es sicher auch andere Schlappen. Zum anderen bei Bild 4: es wird wohl doch so sein, daß die Penische noch zum (elektrischen) Treideln eingerichtet ist. Der kleine weiße Mast im vorderen Schiffsdrittel (leider ist das Bild nicht allzu scharf) ist wahrscheinlich dafür da.

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (26.05.2009 um 11:31 Uhr)

  7. #27

    Registriert seit
    22.02.2009
    Ort
    Breisach am Rhein, bis 2006 Meißen an der Elbe
    Beiträge
    4.210

    Standard

    Hallo Gernot, leider habe ich es heute wieder nicht geschafft zum Thema Treideln zu antworten.

    Hier aber schon mal zwei Fotos von Penischen, welche ebenfalls so einen Ring am Bug haben, wozu auch immer.

    Bild 1 zeigt die "Nora" (Baujahr 1941) 5402970
    und Bild 2 die "Joséphine and Louis" (ex "René") P 13859 F

    Gruß Thomas
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Nora 2009-05-17 5402970.jpg 
Hits:	130 
Größe:	143,4 KB 
ID:	39167   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Josephine and Louis P 13859 F.jpg 
Hits:	125 
Größe:	168,5 KB 
ID:	39168  

  8. #28
    Im ewigen Hafen
    Registriert seit
    04.09.2008
    Ort
    Leutesdorf
    Beiträge
    1.041

    Standard

    Hallo Gernot.
    schau mal hier nach: http://www.leingang-web.de/Das_Treid..._treideln.html, dort sind schöne alte Treidelbilder.
    Gruß
    Friedhelm

  9. #29

    Registriert seit
    22.07.2008
    Ort
    Stadtallendorf
    Beiträge
    4.806

    Standard

    Hallo Friedhelm,

    das sind in der Tat sehr schöne, aber insofern auch "unproblematische" Bilder, als hier überall auf offenem Strom getreidelt wird - mit dem großen Treidelmast (die Frage wäre höchstens, ob der damals auf dem Rhein überhaupt zum Umlegen eingerichtet war. Nach oben war ja überall Platz), der da steht, wo er natürlich hingehört: im vorderen Schiffsdrittel.

    Die Fragen zum Treideln, die noch zu klären sind, sind folgende:
    - Kam es unter Umständen vor, daß die Treidelleine im Kanal (wo der große Mast nicht gestellt werden konnte) auch am Kopf befestigt wurde und der Schiffer dann mit dem Ruder dagegen hielt?
    - Wenn ja: in welchen Fällen hat man das so gemacht und warum?
    - Waren die Ringe, von denen Thomas (Beitrag 27) schöne Bilder eingestellt hat und die früher und auch heute noch auf fast jeder Penische vorhanden waren/sind, ausschließlich für den Schorbaum da oder kamen sie auch für andere Zwecke in Frage?
    - Und viertens: was war das für ein markantes Gerüst auf dem Vorschiff, das in der Treidelzeit auf keiner Penische fehlte (siehe Foto 5 in Beitrag 24)?

    Gernot
    Geändert von Gernot Menke (28.05.2009 um 08:28 Uhr)

  10. #30
    Im ewigen Hafen
    Registriert seit
    04.09.2008
    Ort
    Leutesdorf
    Beiträge
    1.041

    Standard

    Hallo Gernot,
    ich kann Deine Fragen leider nicht beantworten, aber wenn man die Leine direkt am Bugbereich befestigt, wird das Schiff immer Richtung Ufer gezogen. Wenn wir im Strombereich ankerten und einen Nachen ausgesetzt hatten, wurde die Nachenleine immer um die Ruderdollen geführt damit der Nachen frei von der Bordwand schwamm.

    Getreidelt haben schon die alten Römer auf dem Rhein, auch damals hatten die Boote schon einen Treidelmast.
    Die Ringe an der Innenseite könnten ja auch zur Befestigung von Reibhölzern dienen, damit die Poller freiblieben um daran das Schiff festzumachen.

    Gruß
    Friedhelm

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •