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Thema: Schmelzer...?!

  1. #11

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    Schweiz Schmelzer

    Sehr interessant, der Ursprung dieses Ausdruckes.
    Für den Schiffsjungen wurde in dieser Zeit oft noch der Ausdruck "Moses" angewendet.
    Dieser Ausdruck kam eigentlich aus der Schleppschiffzeit. Wenn ein Schleppschiff (ohne Motor und ohne Schlepper) im Hafen von der einen Kaimauer auf die gegenüberligende Seite verholen musste, gab es nur eine Lösung: der Schiffsjunge musste mit dem Nachen (Ruderboot) einen Lierdrath auf die gegenüberliegende Seite bringen. Dann wurde das ganze Schiff mit diesem Drath auf die andere Seite gebracht. Während dieser Zeit haben die Matrosen an Bord ne Zigarette geraucht, und den "Moses" angefeuert, zumindest dirigiert. Wenn der Schiffsjunge total ausgekotzt vom Rudern zurück kam, sah es eigentlich so aus, wie der Moses in seinem schwimmenden Körbchen.
    Wenn das Schleppschiff altmodisch war, das heisst, die Ankerwinde mit der "Nuss" hatte keinen Antriebsmotor, so musste von Hand gedreht werden. Drei mal dürft ihr raten, wessen Job das war..............

    Gruss
    Adrian

  2. #12

    Schweiz "Schmelzer" - oder der Schiffsjunge – kleine Geschichte

    Hallo "Ernst"

    Ja, ja, Deine Aussagen stimmen absolut – ob „Armdrücken, „Knochenarbeit“ usw. – durch unsere „Knochenarbeit“ waren wir „im Ausgang“ tatsächlich die „Kings“. Aber an Bord war es der „Schiffmann“; oder wie man zu noch früheren Zeiten auf den „Booten“ sagte, der „Kapitän“.

    Der „Göpf“könnte uns „Jungen“ sicherlich noch sehr viel über solche Geschichten erzählen – viele Geschichten (kein Seemannsgarn) kenne ich auch direkt von „Göpf“. „Göpf“ ist übrigens einer der „alten Schiffer“, welche uns „Jungen“ immer unsere (schiffischen) Leistungen akzeptiert hatte – DANKE „Göpf“!

    Hätte übrigens zu den „Schmelzern“ und auch zu den „Schnupperlehrlingen“ einige (lustige) Geschichten zu erzählen – vielleicht später mal!

    Du kannst ja "Deine Jungs" mit den heutigen - modernen Mittel - wie z.B. einen "Kuppeldraht" (andere sagen Koppeldraht) hantieren lassen. Mit "hantieren" meine ich eine Situation, wie ich sie selber (leider nicht nur einmal) erlebt habe:

    Wir waren im "Botlek/Rotterdam" am "Aufpacken" – alles war „eisig“. Da fiel der (dicke und deshalb schwere) Kuppeldraht via dem "Besteck" über Bord!
    Wer weiss, wie schwer nur mal 1 Meter eines solchen Drahtes ist resp. ein ganzer, neuer Draht „im Packet“ (mit „wahr“ meine ich > heute sind es ja teilweise "Bindfäden" und "sehr leicht, wie z.B. beim "Koppelverband" Norma I + Norma II) mit gleicher oder sogar „besserer“ Reisskraft. Derjenige kann sich jedenfalls vorstellen, wie schwer ein Draht gewesen sein muss, der "ganz ab der Koppel " gerollt bereit zum "Aufpacken" da lag (schätze so ca. +/- 30 Meter).

    Nun denkt Jeder - was soll das - ist ja nicht soo schlimm, dass mal ein Draht "über Bord" geht. JA, an einem Ort, wo es "nicht soo tieeef" ist, geht das ja schon - aber nicht im "Botlek", wo der Draht "senkrecht hängend" am Schiff runterhängt und nicht auf Grund liegt........... . Um Zeit zu sparen – das auf- und spätere wieder abrollen via der Koppellier brauchte sehr viel Zeit – „von Hand“ war es wohl sehr schwer, aber viel schneller!

    Also Ernst, wenn Deine Jungs zur "körperlichen Ertüchtigung" diese "Übung" regelmässig „so“ machen würden (wenn überhaupt möglich wegen der Tiefe), dann wären auch diese Jungs fit und hätten einen gestärkten Rücken sowie einen "gestylten" Body. Das ist ja Heutzutage mode, oder?

    Gruss von einem ehemaligen "Schmelzer"

    Leunam

  3. #13
    Im ewigen Hafen
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    Hallo Leute,
    macht bitte weiter so.....ich hab eure Ausführungen mit Freuden gelesenn und das wird nicht nur mir so gehen.
    Schöne Grüße aus Urmitz
    Jürgen
    Alle Menschen sind klug....die einen vorher, die anderen nachher. (Voltaire)

  4. #14

    Schweiz "Schmelzer" - oder der Schiffsjunge – und weitere, kleine Geschichte

    Hallo „Jürgen II“

    Wenn Du wüsstes, WER hinter den beiden Pseudonymen Adrian“ und „Leunam“ steckt, dass würdes Du auch noch viiieeel mehr begreifen resp. verstehen, was die Beweggründe zum Schreiben sind!

    Du wohnst ja in Urmitz: Gib dem „Urmitzer Sepp“ – wenn Du ihn kennst und er noch lebt, einen lieben Gruss aus der Schweiz von den beiden „Basler-Lotsen“

    Das sind jedenfalls zwei „richtige“ Schiffer, die tatsächlich der „alten Schifffahrt“ ab- und zu etwas wehmütig nachtrauern.

    Weißt Du, wir hatten „damals“ eine „schöne“ Zeit – trotz „Knochenarbeit“. Alleine die Erinnerungen von den unzähligen Landgängen – geschweige dann von den „Murksarbeiten“ an Bord, und und und……

    Ich weiss - kenne ja selber viele „Schiffer-Kollegen“ mit der gleichen Vergangenheit - welche grad so viel zu erzählen hätten (schliesslich war der eine oder andere ja auch „in der Vergangenheit“ mit dabei, ….) .
    Aber lassen wir es mal da bewenden – bleiben „am Ball“ oder an der Tastatur………., resp "in Kontakt"!

    DANKE für Deinen Ansporn!!!!

    Mit schiffischen Grüssen

    Leunam aus der schönen Schweiz

  5. #15
    Avatar von Jürgen F.
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    Zitat Zitat von LEUNAM Beitrag anzeigen
    Um Zeit zu sparen – das auf- und spätere wieder abrollen via der Koppellier brauchte sehr viel Zeit – „von Hand“ war es wohl sehr schwer, aber viel schneller!

    Also Ernst, wenn Deine Jungs zur "körperlichen Ertüchtigung" diese "Übung" regelmässig „so“ machen würden (wenn überhaupt möglich wegen der Tiefe), dann wären auch diese Jungs fit und hätten einen gestärkten Rücken sowie einen "gestylten" Body. Das ist ja Heutzutage mode, oder?
    Genau das war es, was mich im zarten Alter von 26 Jahren die erste Bandscheibe gekostet hat. Von da an gings Bergab.

    Schöne Grüße vom ehemaligen Moses
    Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  6. #16

    Schweiz "Schmelzer" - oder der Schiffsjunge – und weitere, kleine Geschichte

    Hallo „Jürgen F“

    Oje, das tut mir auch gleich weh, wenn ich nur daran denke - GUTE Besserung!

    Trotzdem: ich denke, dass die Meisten eben auch an die „schönen alten Zeiten“ zurück denken, auch wenn es tatsächlich viel Schweiss und eben die erwähnte „Knochenarbeit“ war. Das hat mich jedenfalls geprägt – ich erwarte (leider) auch Heute „von den Jungen“ oft das Gleiche…… .

    Sicher – Gesundheit geht vor:
    Der Körper kann wohl sehr viel Ertragen – dann ist aber tägliches Training unbedingt nötig. Selbstverständlich würde ich keinem anraten, dies ohne Vorbereitungsphase zu machen. Das muss jeder selber wissen – ist ja eigentlich auch nicht mehr nötig, wir haben ja mittlerweile für alles technischen Hilfsmittel.

    „Adrian“ wird Euch sicherlich mal eine Geschichte erzählen, als er „bei der Ausübung des Berufes“ sogar die sog. „Nah-Todes-Erfahrung“ erleben musste. Werde ihn nachher gleich mal anrufen – er wird sicherlich etwas darüber schreiben. Auch dieses Erlebnis hat „Adrian“ geprägt – er hatte natürlich sehr viel Glück und keine bleibenden Schäden (soviel ich weiss….).

    Mit schiffischen Grüssen

    Leunam

  7. #17
    Im ewigen Hafen
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    Standard Moses-Schmelzer-Schiffsjunge

    jaaaaa, schreibt bitte weiter! Es ist schön diese Geschichten wieder aufleben zu lassen und mir wird dabei ganz warm ums Herz.

    Auch ich bin heute Lehrlingsausbilder und Experte an Lehrabschlussprüfungen. Was ich heute bei den Jungen vielmals vermisse, ist der sogenannte "Biss". Den Satz -geht nicht, gibts nicht- haben leider nur noch wenige drauf. Wenige heisst jedoch nicht alle, ich pauschalisiere also nicht.

    Ich habe es in meinem 2. Beruf zu etwas gebracht ohne auf die Uni zu gehen. Wäre ich aber nicht durch die "Göpf'sche" Schule gegangen, hätte ich das sicher nicht erreicht. Die 5 Jahre waren nicht verlorene Zeit wie manch einer glauben mag, im Gegenteil : Ich würds genauso wieder machen!
    :cool:

    Grüsse aus Pratteln,
    Stephan
    Wenn wir heute nix tun, leben wir morgen wie gestern...

  8. #18
    Im ewigen Hafen
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    Standard

    Hallo Freunde
    Ja es wäre sehr wichtig dass unsere alten ,nein erfahrenen ,ihre Geschichten aufschreiben und der Nachwelt hinterlassen würden .
    Da ich auf dem Rhein nur dank meiner Freunden die meisten waren bei den Roten,dazu kam auf der Unterwalden zu sein Maschinist Kottler Oto bin aber nicht mehr sicher ob der Name korrekt ist ,oder nachts 24.00 Maschinenkontrolle auf der Luzern zu machen,um einem Sulzer Ingenieur zu zeigen dass das auch mit weissem Hemd und Anzug möglich war .Andere die beim Abmustern von See auch bei den Roten sich 4 Pferde kauften und reitend von Hamburg nach Basel kamen .Ja es ist halt wirklich so dass schlechte Vergiesst man und das schöne wird behalten !Es war harte körperliche Arbeit ,und man musste den richtigen Schiffsführer haben den es gab auch einige Satane darunter.Aber diese Lebensschule gibt es nicht mehr und wie mehr Technik und Elektronik dazu kommt wie weniger wird es mit den zwischen Menschlichen Verständigung !!
    Darum Schreibt Eure Geschichten und versucht die alten Zeiten in Gedanken
    zu erhalten
    Mit den besten Grüssen Hannibal

  9. #19
    Avatar von rrindke
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    Deutschland

    Mit ein Härtefall war es den Schiffsboden von innen sauber machen, und mit Vaseliene einfetten. Da ich mit meiner Mutter 10 Jahre alleine fuhr, hatte ich keinen Moses, den ich hätte drangsalieren können. Herrlich, im Sommer die ganzen Strau Bretter raus, und die Stege darunter geputzt. Am besten waren die Ratten, die sich in den gegorenen Getreideresten richtig wohl fühlten. Aber bis die Vaseline, mittels eines riesigen Tauchsieders schmolz, hatte ich wenigstens Zeit schnell ein paar Hopfen Kaltschalen ( Bier ) zu mir zu nehmen. Dann hinterher die Strau Bretter wieder einpassen, das war schööön.
    Da gab es nur eine Axt. Kreissäge, und Elektrohobel hatte ich erst an Bord, als ich stählernen Doppelboden hatte. Auf diesen Genuss kommen die Burschen heute nicht mehr. Schallisulierte und Gummigelagerte Kajüten. Immer schön zentralgeheitzt, und in jeder Ecke ein Flachbildschirm, so sieht das heute aus. Wenn wir die Räume gestrichen haben, hat das mit entrosten, und mit dem Quast die Nietenköpfe streichen ein paar Tage gedauert. Heute alles gerade Wände, mit der Rolle eine Sache von Stunden. Aber schön war es doch. Da gab es noch richtige Kameradschaft. Da wurde mit geholfen, und mit getrunken. Bei der Arbeit, oder anschließend beim Bier, ließ sich gut quatschen, den sonst erfuhr man die Neuigkeiten nicht, die es gab. Heute alles per Handy abgehakt. Ich will mal lieber aufhören, sonst hole ich mir noch eine Zeitmaschiene, und dann heißt es, " zurück in die Zukunft " mfG Ralf

  10. #20

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    Idee Schmelzer...?!

    Ich möchte den Einstellern der Beiträge mal ein Dankeschön zukommen lassen. Damit diejenigen User - so wie ich -, die mit der Schiffahrt beruflich nichts zu tun haben, mal einen Einblick erhalten, wie es früher auf den Schiffen ablief.

    Gruß
    Arnold

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