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Thema: Schmelzer...?!

  1. #41
    Avatar von Jürgen F.
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    Ich erinnere mich immer wieder gerne an einen extrem dämlichen Matrosen aus meiner Schiffsjungenzeit, der aus Faulheit seine Overalls immer nur ins Schraubenwasser hängte. Meistens fiel ihm erst in Friedrichsfeld nach dem Rückwärtsmachen ein das seine Wäsche noch in der "Maschine" war. Wie gesagt: WAR! Denn viel war dann nicht mehr übrig. Ich hab mir jedes mal eins gegrinst wenn der Knallkopf vom Schipper einen Megaeinlauf bekam weil wieder mal eine Wurfleine futsch war. Das war so ein richtiger Mosesschinder und einige Jahre später durfte ich ihm dann doch noch die Quittung in Form einer Beule überreichen. Das war Geil

    Schöne Grüße
    Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  2. #42
    Moderator Avatar von Norbert
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    Standard Wäsche Waschen

    Die Methode mit der Wurfleine ist mir auch bekannt. Ich habe das auf dem SB MANNESMANN IV eine Zeitlang so gemacht. Die Kesselpack in eine Wanne, P3 und Wasser drauf. Dann das ganze einen Tag einweichen und Anschließen mit einer Wurfleine am Heck über Bord. Ganz wichtig war das eine Ende der Wurfleine am Boot festmachen, dass andere als großen Palstek durch die Hosenbeine. Nicht vergessen dem Alten im Ruderhaus bescheid sagen, dass die Stb. Maschine gerade zum Waschen mitbenutzt wird. Auch um Verluste beim Rückwärtsmachen zu verhindern. Nach rund 20 Minuten war der Waschgang mit 1700 Ps beendet.

    Zum Thema Gasöl auffüllen, auf MS Katharina (war ich die gesammte Lehrzeit drauf) befand sich der Tank für den Ölofen des Schiffers Bb Seite auf der Roef. Also zuerst einmal die Gasölkanne im Maschinenraum füllen. Dazu hatten wir einen Tank mit einem Hahn dran. Diesen musste man gedrückt halten um das Gasöl abzufüllen. Da das aber zu langsam lief hatten wir ein Stück Besetzdraht zufällig parat liegen. Damit konnte man diesen Hahn in Füllstellung festsetzen. In der Zwischenzeit konnte man so wichtige Sachen erledigen wie im Maschinenraumeingang eine rauchen.
    Blöd war nur wenn ich die Kanne vergessen habe, dann gabs mächtig druck vom Matrosen oder vom Alten.
    Mit der vollen Kanne ging es dann Richtung Gasöltank. Dann auf das Roefdach dabei habe ich das Problem der Speck-Schuhsohlen auch kennengelernt. Immer einen Putzlappen mitnehmen, wurde vom Alten wohlwollend anerkannt.
    Besonders wenn dieses Dach frisch abgewaschen war und es wieder eingesaut wurde, mochte der Schiffer garnicht.
    Die Eiertänze mit der vollen Gasölkanne nach vorne bei voll Abgeladem Schiff sind mir auch noch lebhaft in Erinnerung. Ich bin einmal über den Winkel Balanciert was mir einen mächtigen Rüffel eingebracht hat. Also Stiefel an und durch.
    Meine Kurzgeschicht zum Thema Petroleum Kühlschrank gibt es hier Warum wird man Binnenschiffer #13

    Jungs weiter so ich schwelge in Erinnerungen, früher war es manchesmal Hart aber Schööööön.

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  3. #43

    Schweiz "Schmelzer" - oder der Schiffsjunge – und weitere, kleine Geschichte

    Hallo Miteinader

    Ab- und zu brauche ich nur ein „Stichwort“ – dann kommt mir schon die nächste „Geschichte“ in den Sinn, die ich „damals“ als „Schmelzer“ erlebt habe!
    Aber eben – wenn das Schreiben nicht wäre – das ist ja wie „Tag-und-Nacht“ am Haspel……

    Übrigens – „Gerhard“, Ernst“ und alle anderen „User“ dieses Forum’s – Euer Zeitgefühl stimmt, das ist mittlerweile tatsächlich bald „so lange“ her……

    „Herman“ schrieb über das Waschmittel „P3“ und dem Luftansaug der Turbine.

    Damals war das „P3“ DAS Wundermittel. Sei dies wie erwähnt zum Kleiderwaschen oder um den Maschinenraum fettfrei zu kriegen, damit er wieder gestrichen werden konnte. Es gab nichts vergleichbares – „P3“ hatten wir gleich im 50-Liter-Fass an Bord. Der Umweltschutz kam in dieser Beziehung sicherlich zu kurz.
    Wenn ich „P3“ höre, kommt mir immer die „Klementine-Werbung“ für ein „ähnliches Waschmittel“ in den Sinn – nur hatten wir damals kein Kopftuch an…….

    Beim „Hermann“ war es scheinbar ein „Zufall“, dass die Maschine durch die „Inhalation“ vom „Superbenzin-P3–Waschmittel-Gemisch“ plötzlich „besser“ lief.

    Viele Schiffe der „Roten“ waren damals mit 2-Takt-Sulzer-Dieselmotoren in Fahrt. Das waren teilw. „riesige“ Motoren – gebaut für die Ewigkeit und noch länger….. .
    Dies haben wir ab-/ und zu testen müssen; nämlich:
    Wenn wir z.B. auf der „Bergfahrt“ irgend einem anderen Schiff „Stundenlang am Arsch“ hingen und nicht vorbeikamen (weil der andere nicht kurz stoppen wollte), befahl uns der Schiffsführer, dass wir einerseits mit der einen Hand einen massiven Schraubenzieher hielten, mit dem wir die letzen paar Millimeter des „Einspritzdüsengestänges“ (das ist vermutlich nicht das richtige Wort, aber egal) so weit „hochzudrücken resp. verkanteten“, bis „alles am Anschlag war“ - auch die Motordrehzahl…... Diesen „Anschlag“ mussten wir dann noch toppen, indem wir mit der anderen Hand eine Büchse mit „Superbenzin“ unter den Ansaug halten mussten. Statt einer Büchse brauchten wir damals auch z.B. „Putzwolle“. Das war aber sehr gefährlich, weil die Motoren resp. deren Ansaug wie ein Staubsauger wirkte……. .
    HEIIII, da liefen aber die Motörchen auf „Vollast“!!!
    Das waren sicherlich 10 oder sogar mehr Prozent „Mehrleistung“ (in Tourenzahl umgerechnet). Dieser „Energieschub“ langte, dass damit auch die Schiffsschraube dementsprechend mehr Touren drehten und auch dementsprechend mehr Wasser schaufelten…… . Dass das die Motoren – und vor allem das Getriebe – das alles ausgehalten hatte, verwunderte mich nicht. schliesslich waren die Motoren eben ja gebaut für die Ewigkeit und noch länger….. .
    Und wer musste diese Arbeit verrichten. Richtig geraten, der „Schmelzer“…..

    Apropos „Überholen“:
    Es gab auch öfter ähnliche Fahr-Situationen wie oben beschrieben, nur mit dem Unterschied, dass dieser „Superbenzin-Trick“ nicht half – weil der andere Schiffsführer u.U. der „bessere“ Fahrensmann war resp. sich „ein Müh“ besser auf diesem Flussabschnitt auskannte oder einfach mehr „Mut“ bewies und halt noch näher an den Grund fuhr! „Mut“-Proben gab es auch genügend – darum ist die Antwort auf die Frage, „wie weit man bei fahren könne“ (für „Nichtschiffer: „wie nahe man z.B. an eine Untiefe, Kribbe oder dergl. heranfahren könne“) sehr einleuchtend – „bis an Land“…… (für Diejenigen, welche den Witz nicht ganz checken…. – „….Land“ gibt es auch „unter dem Schiff“, nicht nur über der Wasseroberfläche…… ).

    So entstanden tatsächlich sehr groteske Situationen:
    Wenn es mal nicht klappte, um dem anderen „Kontrahenten“ (dem sagt man auch Berufskollegen/Fahrensmann) durch den o.e. „Energieschub“ vorbeiziehen zu können, haben die beiden Schiffsführer (oder eben eher „Konkurrenten“ die beiden Schiffe „Bug an Bug“ seitlich im ca. 30-Grad-Winkel aneinander gelegt. (Das sieht ungefähr so aus, wenn Ihr Eure beiden Hände leicht zusammengefaltet vor Euch anschaut…..). Die Deckmannschaft beider Schiffe waren in solchen Situationen jeweils besorgt, um mit dem Reibholz aufzupassen, dass es keinen (Blech)Schäden gab. Die beiden „Kontrahenten“, äh Schiffführer , waren dann absolut unsere Vorbilder…… und haben sich sehr verbal und gestikulieren miteinander Unterhalten…… . Das interessierte uns Matrosen resp. „Schmelzer“ aber nicht. Wir unterhielten uns auf der Pollerbank sitzend – ja es wurden untereinander sogar Zigaretten ausgetauscht……. .

    Auch betr. „Uberholen“ könnte man zig Geschichten schreiben.
    In der Schleppschiffära war das ein ganz spezieller Vorgang – da musste man (der Booten-Kapitän) genau wissen, was er tat.:
    Für die Meisten nur aus Überlieferungen und aus Bücher wissen wir ja, dass diese Schlepper damals mit bis zu 8 (Acht) Anhängen, oder anders gesagt, die Schleppverbände waren bis zu 1,5 Kilometer lang…!!!! Das sind dann schnell mal 1-oder 2 Übergänge…… .

    Ein „überholen“ mit einem - oder von einem – Schubverband resp. einem „Koppelverband“ konnte auch eine Herausforderung sein:
    Man musste früher – mit den „langsamen Schiffen – viel mehr Voraus denken, als mit den heutigen Schiffen, welche im Vergleich alles „Schnellläufer“ sind! Das ist auch logisch, früher hatte man ca. 0,5 PS pro geladene Tonne – und Heute – oft übermotorisiert - manchmal bald 1:1 !!

    Aber ein Ding noch zuletzt:
    Die älteren Kollegen wissen es ja noch – früher musste man vor dem Überholungsvorgang anzeigen, wenn man Jemanden überholen wollte!
    Dies geschah damit, dass man am grossen Mast eine „blaue Flagge“ gehisst hat (nicht zu verwechseln mit der „blauen Tafel“ resp. dem sog. „Steuerbordseitenflaggenstock“…..).
    Das Hissen funktionierte so, dass diese Flagge an einer langen „Flaggenleine“, welche durch ein winziges Loch bis ins Steuerhaus führte, verbunden war. So konnte man die Flagge daran hochziehen. Damit diese - nach dem Überholvorgang und nach dem Lösen der Flaggenleine im Steuerhaus – wieder ganz nach Unten rutschte (dies war durch das Eigengewicht der doch sehr lange Leine (vor allem wenn sie nass war) und bei entsprechendem Wind oft nicht immer gut möglich). Deshalb hat man an der Flagge meistens ein schweres (ca. 5-10-Kilo) Rohr drangehängt und dies mit einer „Stage“ (Hilfskabel für die Mastarretierung) „lose“ verbunden, so dass es ohne Widerstand an der Stage rauf-/ und runter lief.
    In der Nacht hat man statt der Flagge ein sog. „Überhollicht“ (weiss) ganz vorne mittschiffs am Bug angezündet. Damit man sicher war, dass das Licht brannte, sah Man einfach mit dem Feldstecher, ob man einen fahlen Lichtschein erkennen konnte – heute hätte man das Diodengesteuerte „Kontrollicht“ im Steuerhaus-Kontrollpannell….. .
    Nun meine „berühmte“ Frage: Wer musste wohl die Flaggenleine und die ganze „Mastkonstruktion“ jeweils nach dem Laden/Löschen wieder aufhängen? Natürlich der „Sch…….“ …..

    Eine Frage an „Norbert“:
    Wie ging eigentlich Deine „Petroleum-Kühlschrank-Story“ weiter?

    Ich merke, dass meine Schilderungen scheinbar nicht „unikat“ waren sondern eher ein allgemeines „Schmelzer-Problem“……!!

    Möchte mich hier mal speziell für die vielen – positiven – Reaktionen bedanken.

    Habe Freude, dass ich als „Neuling“ scheinbar voll in das „Schwarze“ getroffen habe – ja, dass Alle schon lange auf solche „Storys“ gewartet haben.

    Auch ich empfand diese vergangenen Zeiten „hart aber Schööööööööön……“ ! Nun empffinde ich „das Forum“ „hart – aber Schööööööööön……“ ! Naja, wir Schiffer sind uns ja die langen Arbeitsstunden gewohnt – deshalb geht es immer so weiter.

    Soweit wieder mal „alles klar“ und bis zum nächsten „Stichwort“, oder so!

    Mit schiffischen Grüssen

    Leunam

  4. #44
    Super-Moderator Avatar von Heidi Franz
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    Standard

    Hallo Jungs,

    ihr seid . Ich kann gar nicht genug von diesen alten schönen Geschichten kriegen, die mich soooo sehr an meine Kinderzeit und das damals erlebte auf dem Schiff erinnern. Ich hoffe, ihr habt noch ganz viele davon "auf Lager" und freue mich schon auf die nächste Geschichte.

    Viele Grüsse aus Miltenberg
    Heidi
    Ich bin süß und nett, doch der Schein trügt!
    Ich hab' die Scheiße jahrelang vorm Spiegel geübt.

    Manche Menschen sind mit einer solch herrlichen, ignoranten Dummheit gesegnet,
    daß sie ihre eigene Lächerlichkeit gar nicht bemerken

  5. #45
    Avatar von Navico 2
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    Standard Schmelzer...?

    Liebe Schmelzer-Kollegen Auch ich habe alle Schmelzerberichte Genüsslich und Aufmerksam gelesen, und fühlte mich gleich 48 Jahre jünger. Da fehlen nur ein paar Stichworte und man meint, es wäre gestern erst passiert.

    Aber Tido seine Frage war wohl so gemeint: Woher kommt der Ausdruck Schmelzer ?

    Im Ostdeutschen Raum wurde mehr vom Moses erzählt.

    Heute sagt mann Azubi (Auszubildener).

    In meinem Lehrvertrag von 1961 stand: Schiffsjunge, Ausbildung zum Binnenschiffer.

    Liebe Kollegen, seid mir bitte nicht Böse, aber ich weiß immer noch nicht, vorher die Redensart Schmelzer kommt.

    Mif schiffischen Gruß Manfred

  6. #46
    Moderator Avatar von Norbert
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    Standard Schmelzer...?

    Hallo Leunam und alle anderen Leser,

    ich habe den Teil der Geschichte mal rüberkopiert
    Da war die Geschichte mit dem Petroleum Kühlschrank. Ich sollte den Tank mit Petroleum befüllen, was ich auch tat. Man sollte aber besser schauen was auf dem Kanister steht P ist Petroleum und B ist Benzin, das riecht auch anders. Ich weiß nicht was mich geritten hat aber ich hab Benzin eingefüllt und mir nur Drei Minuten später einen Tierischen Anschiss vom Matrosen abgeholt, mit recht.
    Fortsetzung:
    Ich hab wie gesagt nicht nur einen Tierischen Anschiss vom Matrosen abgeholt, der war auch noch Unterstrichen mit einem kräftigen tritt in den Hintern und der Frage "ob ich die Bude in die Luft jagen wolle". Hans hatte dabei eine Gesichtsfarbe wie ein gebrühter Krebs. Der Inhalt des Petroleum Tanks landete im Laderaum 1 und ich durfte ihn neu und mit dem Richtigen Stoff befüllen.
    Übrigens seit dem konnte ich Benzin von Petroleum unterscheiden. ;-) Grins

    Wenn ich mich dann mal zu Hause über die eine oder andere (aus meiner Sicht Ungerechte Behandlung) beschwerte, hatte mein Vater einen netten Satz auf Lager LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE.

    Ich denke jedem der diesen Beruf gelernt oder ausgeübt hat, sind solche Sachen passiert. Heute kann ich drüber lachen, ist ja damals Gott sei Dank nix passiert. Gell Jogi war ne Geile Zeit bei dir.

    Übrigens das Glocke putzen Samstagnachmittag hab ich da auch gelernt. Beim ersten mal habe ich ca 3 Stunden dafür gebraucht. Der Schiffer und der Steuermann haben mich schon gefragt ob ich die Nacht durchputzen möchte. Auch Technik muss man Lernen, später gab mir ein Ablöser aus Spay den Tip mit der Zigarettenasche zum Sidol, mit dem Hinweis "lass das aber nicht deinen Alten sehen".

    Da Fällt mir übrigens das Schulschiff Rhein ein. Die haben bestimmt Mengenrabat beim Sidol bekommen, das waren Freitag noch richtige Reinschifforgien. Ich glaub zwei Mann hatten die Messingputzstation.

    Die Geschichte mit dem Tauschwenken ist auch Prima. Als ich im Sommer 1992 das Schubbootdeck mit dem eines 100 Tonnen Prahm der WSV tauschte, kam ich von der Neuzeit ins Mittelalter. Der DP 1644 Bj 1928 in Erlenbach/Main wurde gelegtlich für den Dammbalkentransport (Schleusennotverschlüsse) benötigt. Er war in der Wohnung schon komfortabel und hatte zur Petroleumbeleuchtung schon einen Ölofen, es gab auch noch Prähme mit Kohleofen. Aber keine Pumpe, wenn die Dammbalken von der Schleuse zurück transportiert wurden, hatten sie in der Regel Längere Zeit unter Wasser im Schlamm gelegen. Diesen bekam man nur mit Wasser aus der Pütz wieder runter. Die Prähme waren nur 25 Meter Lang und 5,10 Meter Breit. Wenn du den von Hand abgewaschen hast wusstes du was du getan hast. War leider kein Schmelzer dabei, der hätte das Tauschwenken gelernt. Wohlgemerkt das war nicht in den 1950er Jahren das war in den 1990ern.


    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  7. #47

    Schweiz "Schmelzer" - oder der Schiffsjunge – und weitere, kleine Geschichte

    Hallo Miteinader
    Hallo „Navico 2“

    Wenn Du ein paar Seiten resp. auf der 1ten und 2ten Seite diese Themas die Beiträge 4, 6, 8 und 11 durchliest, dann wirst Du den Beschrieb des „Schmelzers“ von verschiedenen Kollegen erklärt bekommen.

    Wie es zur Bezeichnung „Schmelzer“ kam, wird dort so gut beschrieben, dass ich mir nicht anmassen möchte, eine „neue, bessere“ Version aufzugeben. Ich bin jedenfalls mit meinen „Vorschreibern“ gleicher „Abstammungs-Meinung“.

    Auf den Punkt gebracht, kenne ich folgende Auslegung:
    >>> Der Schiffsjunge musste jeden Morgen Eier für die Matrosen in die Pfanne“ hauen“ – zum braten der Eier musste er vorher Butter schmelzen lassne; deshalb wurde er „fortan“ (ab wann weiss ich nicht….) „Schmelzer“ genannt. <<<

    Oft findet man bei der Bezeichnung „Schmelzer“, dass das ein Schiffsjunge im ersten Lehrjahr sei oder dass der Schiffsjunge/Schmelzer für die Matrosen (Rheinschiff) kocht. Das stimmt also soweit mit meiner Zusammenfassung überein.

    „Adrian“ hat in seinem Beitrag ja sogar erwähnt, dass man früher dem Schiffsjungen „Moses“ sagte (Details siehe Beitrag 11). Gemäss dieser Logik ist der Ausdruck „Moses“ der Vorgänger vom „Schmelzer“.

    Aber eine „garantierte“ Überlieferung, woher der Ausdruck „Schmelzer“ her kommt resp. abstammt, konnte auch ich bis dato nirgends finden.

    Deshalb belassen wir es doch einfach mal auf die überlieferten Thesen unserer obg. Kollegen!

    SORRY:
    Dass wir ab Seite 3 etwas vom Thema ab gekommen sind, ist meine Schuld. Das tut mir eigentlich leid – andersum haben all die Reaktionen gezeigt, dass das Abschweifen vom eigentlichen Thema viel Interessantes zu Tage brachte…..!

    Danke an „Norbert“ für den Rest des „Pertoleumkühlschrankes“. Der Spruch LEHRJAHRE SIND KEINE HERRENJAHRE kenne ich auch und passt ja bestens.
    Auch schön zu erfahren, dass Dich meine „Storys“ zum Sinnieren anregten……

    Mit schiffischen Grüssen – ein ehemaliger „Schmelzer“

    Leunam

  8. #48
    Im ewigen Hafen
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    Standard

    Hi Leunam,
    mach hier ruhig weiter. Wenn unser Chef meint das Thema wäre besser getrennt ist es auch gut. Und jetzt an alle: ist doch ein supertolles Thema macht bitte weiter, dreimal besser als ne Shoutbox.
    Gruß Jürgen
    Alle Menschen sind klug....die einen vorher, die anderen nachher. (Voltaire)

  9. #49

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    Schweiz der Schmelzer als Mittäter....

    Eine kleine Episode, heute zum schmunzeln, damals bitter ernst.
    Ich musste auf einem Schiff ablösen, dessen Schiffsführer für seine cholerischen Anfälle auf dem ganzen Rhein berüchtigt war.

    Wir waren sommertags früh aus der Schleuse Neuhof (damals die letzte) auf der Talfahrt. Draussen auf Strom schmiss der Schiffmann den Damfper rum und drehte auf. Er hatte die Eigenart, dass er die Besatzung nie im Voraus informierte, was er vor hatte, oder was gemacht werden musste.

    Wir waren ein bisschen perplex, warum er mitten in der "Wildnis" aufdrehte. Schon kam der Befehl "Lass das Anker fallen" Für diesen Befehl brauchte er keine Gegensprechanlage.
    Ok, Anker auf den Grund und noch 4-5 Meter Kette dazu. Wie immer.
    Überraschenderweise drehte er mit der Schraube volle Pulle achteraus und schrie nach vorne: „gib doch mehr Kette, du Arsch“.
    Na ja ich gab noch mal 10 Meter und drehte die Bremse zu. Die Maschine heulte immer noch voll achteraus und er schrie nach vorne: „lass doch mal die Kette laufen, herrgottnochmal“
    Nochmals 10 Meter. Das Anker hielt schon längst und bei unserem 67 Meter Schiff waren sowiso nur 75 Meter drin.
    So ein Manöver hatte ich noch nie erlebt. Nach dem dritten „Arschloch“ , welches von hinten kam, dachte ich, „selber eins“ und machte die Ankerbremse voll auf. Die Kette lief immer schneller über die Nuss und ich wartet eigentlich auf das dicke Ende.
    Plötzlich ein „Plup“ und alles stand still. Die Kette war jedenfalls sehr stabil im Kettenkasten verankert. Währenddem die Maschine immer noch rückwärts zog (er hatte vergessen, auszukuppeln) kam der Schiffman mit jeder Menge Utensilien nach vorne.

    - 4 Vierkanthölzer (8x8x50cm)
    - ein dickes Holzbrett
    - eine grosse Schachtel in einen schwarzen Plastiksack eingehüllt.

    Dann ging er in die Vorpiek runter und ich musste ihm die ganzen Sachen runtergeben.

    Nun dämmerte es mir langsam. Die Schachtel war genau so gross wie die vom Zollfreipaket.
    60 Stangen Zigaretten hatten Platz darin.
    Nun legt er diese Schachtel in den Kettenkasten auf den Boden, die Vierkanthölzer in die Ecken gestellt und das stabile Holzbrett, welches genau die Abmessungen vom Kettenkasten hatte , oben drauf.

    Dann ging er wieder ins Steuerhaus und wir mussten das Anker rein drehen.

    Eigentlich clever, welcher Zöllner holt schon 2 Tonnen Ankerkette raus, um Schmuggelware zu suchen.

    Wir fuhren weiter zu Tal. Ich war gerade 3 Minuten am Frühstück, klingelt die Alarmglocke. Ich sofort auf Deck. Der nächste Befehl: „den vorderen Ballastraum füllen, aber dalli dalli“

    Fluchend und kauend lief ich hinten in den Maschinenraum und setzte gleich beide Pumpen drauf. Wieder nach vorne, weiter frühstücken, den Abwasch machen und den Radio einstellen, um die Rheinpegelstände aufzuschreiben, um sie dem Alten zu servieren.
    Nach den Pegelständen kam mir in den Sinn, dass noch beide Pumpen an sind.
    Ich schaute zur Sicherheit mal in die Piek. Oh Weia, der Ballastraum, (der unter dem Piekboden) war voll. Sogar übervoll. Das Wasser stand schon ein Meter hoch in der Piek. Ich hoffte, dass er die Zigaretten gut eingepackt hat.
    Natürlich habe ich sofort angefangen zu lenzen.
    Er war mit den Wasserständen auf dem Rhein zufrieden. Ob er mit meinen Wasserstände in der Piek es auch war ??????

    Bald kamen wir in Mundenheim an, den Dampfer rund und die ganze Kette raus. Der Käufer stand schon ungeduldig an Land. Während er mit dem Schwingbaum umständlich an Bord kam ging der Alte in die Piek runter. Er spannte sofort, dass die Wände feucht waren. In den nächsten 5 Minuten habe ich sicher 10 neue Schimpfwörter kennen gelernt. Ich wusste gar nicht, dass ich das alles sein kann.

    Ich musste auch runter und helfen, den triefenden, inzwischen etwa 30 Kilo schweren Sack raus zu hiefen. Das Gesicht des Käufers wurde grau und länger. Wie ein Esel hat es ausgesehen. Aber er hielt sich mit den verbalen Zuwendungen mir gegenüber ziemlich zurück. Aber der Schiffmann kochte und dampfte wie eine Lokomotive.

    Zur Strafe musste ich mit der Leiter aussenbord an Land klettern, und 3 schwere Oberrheinsteine an Bord schleppen. Die kamen in den Sack als Gewicht.

    Die 60 Stangen Zigaretten bekamen ein klassisches Seemansgrab und ich musste noch 2 weitere Monate bei dem Schiffmann fahren.(War noch die grössere Strafe)

    Harte Zeiten

    Gruss

    Adrian

  10. #50
    Moderator Avatar von Norbert
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    Daumen hoch

    Hallo Heidi,

    Ich hoffe, ihr habt noch ganz viele davon "auf Lager" und freue mich schon auf die nächste Geschichte.
    worauf du dich verlassen kannst! Ich hab wieder ein paar neue Stichworte bekommen, es kommt mir vor als blättere ich in einem Buch. So macht dieses Forum noch mehr Spass.

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

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