Okay, dann mache ich auch weiter!
Ich habe mal mit wieder mit einem "Alten" telefoniert, der die Schleppschiffahrt noch gekannt hat. War sehr interessant, wieder was gelernt!
Zu erst zu dem Tanker - das sei - er sehe das an der Bauart - einer von den in Belgien gebauten Roten Schweizern. Aha - na, wenn er das sagt!
Interessant fand ich auch folgendes: nach seiner starken Vermutung habe der Tanker an Steuerbord überholt gehabt, dann habe das Räderboot nach Steuerbord rübergezogen und es sei nun vor Bad Salzig kein Platz mehr, um rechts an dem Schleppzug vorbeizukommen - zumal in Salzig die Kähne in breiten Päckchen linksrheinisch, also auf der Steurbordseite der Schiffe abgelegt wurden. Daher hätte sich der Tanker zurückfallen lassen müssen (deswegen auch der fehlende Bart) und würde es nun auf der Backbordseite neu angehen!
Meine Vermutung mit dem Notankern sei Blödsinn () - selbst wenn der Tanker ein Schleppschiff gewesen und eine Schlepptrosse gerissen wäre, wäre der mit seinem Schwung noch aus der Fahrrinne in Richtung Ufer gezemmt und hätte erst da geankert.
Und der Freifahrer sei selbstverständlich ein Freifahrer, gar kein Zweifel. Die Freifahrer hätten manchmal die Schleppleine vom Boot bekommen, oft aber auch ihre Leine zum Boot herübergegeben. Die Freifahrer hätten sehr häufig, um ihr Schiff vom Räderboot - und von den Schleppdrähten! - freizuhalten und leichter steuern zu können, den Schleppdraht nicht am Kopf, sondern ähnlich wie ein Treidelschiff im ersten Drittel am vorderen Gangbordpoller festgemacht. Die rote Linie (der Schleppdraht im Foto in Beitrag 43) müsse beim Schleppschiff (das ein Braunkohle-Schiff sei) in Richtung auf die eingezeichnete "1" verlaufen. Gerade bei einem liegenden Haspel hätte man das gerne gemacht. Ob es sich hier um liegende oder stehende Steuerräder handele, gebe das Foto aber nicht her.
Beim Räderboot wollte er sich nicht festlegen - Raab Karcher hielt er für möglich. Das Räderboot mache relativ wenig Fahrt, was man an der Art des Wellenschlags erkenne. Kein Wunder, bei sechs Anhängen. Der Standardschleppzug habe vier oder fünf Anhänge gehabt, dieser hier sei schon ein längerer. Und meine Vermutung, daß man normalerweise mit sechs Anhängen nach Bad Salzig gefahren sei, um den Zug dort in genau zwei Bergzüge teilen zu können, sei nicht richtig. Es wurde bis Salzig mitgenommen, was das Frachtaufkommen und die Leistung der Boote hergaben. Der Freifahrer sei in Bad Salzig immer abgelegt worden, weil man nicht mit Freifahrer durchs Gebirge fahren konnte - das wäre zu breit gewesen.
Der Freifahrer wurde übrigens nicht mitgezählt. Die "Nr. 1" war also das Schiff, neben dem auf den Fotos mit den Ziffern die Zahl 2 steht.
Ich finde, das sind eine Menge interessanter Informationen, die ich hier wiedergebe, denn es wäre jammerschade, wenn sie untergingen!
Gernot