Ergebnis 1 bis 10 von 28

Thema: Deutsche Binnenschiffe - völlig veraltet?

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Visurgis
    Gast

    Standard Deutsche Binnenschiffe - völlig veraltet?

    Moin,
    als jemand, der sich der Schifffahrt verbunden fühlt, aber nicht mehr mit der Schifffahrt unmittelbar zu tun hat, stelle ich mir die Frage, warum die deutsche Binnenschiffsflotte völlig veraltet ist. Ich erinnere mich gut, dass in den Jahren zwischen 1960 und 1975 viele Neubauten in Fahrt gebracht wurden. Wenn ich heute sehe, was an deutschen Schiffen in Fahrt ist, dann stelle ich fest (?), dass Neubauten (sagen wir ab 1995 ) kaum in der deutschen Binnenschifffahrt zu finden sind. Auf den Kanälen fahren vorwiegend auf 80m verlängerte Schiffe des Typs "Gustav König". Fast alle sind aus den 60-igern. Manche in traurigem Zustand, teilweise verwahrlost, selbst für einen Pott Farbe scheint kein Geld vorhanden zu sein. Auf dem Rhein mag es etwas anders aussehen, aber deutsche größere Neubauten - Fehlanzeige!
    Wenn ich die niederländischen und belgischen Schiffe sehe, habe ich einen völlig anderen Eindruck. Neu, groß, modern - wenn auch meistens als Kaskos eingeführt und im Ostblock oder Fernost gebaut.
    Was ist mit der deutschen Schifffahrt los? Warum gibt es keine moderne deutsche Schiffsflotte mehr. Haben wir uns mittlerweile vom "Gewerbe Binnenschifffahrt" mehr oder weniger verabschiedet und das Feld anderen überlassen? Ist in der Schifffahrt kein Geld mehr zu verdienen, weil die Frachten so niedrig sind? Wie machen das die Eigner aus NL und B? Wie groß ist der Druck auf die Frachten durch die Konkurrenz aus dem Osten Europas. Ich hoffe, dass ich ein paar Antworten auf meine Fragen bekomme. Möglicherweise ist mein Eindruck ja auch falsch. Aber es interessiert mich einfach.
    Mit freundlichen Grüßen
    Visurgis

  2. #2
    Im ewigen Hafen
    Registriert seit
    04.09.2008
    Ort
    Leutesdorf
    Beiträge
    1.041

    Standard

    Hallo Visurgis,

    bei ELWIS ist für 2008 ein Durchschnittsalter der deutschen Binnenflotte von 41,4 Jahren angegeben, die Niederländer geben für ihre Flotte zwischen 35 und 40 Jahre an.
    Am höchsten ist bei uns das Alter der GMS, mit über 50 Jahren.

    Gruß
    Friedhelm

  3. #3
    Visurgis
    Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Friedhelm L. Beitrag anzeigen
    bei ELWIS ist für 2008 ein Durchschnittsalter der deutschen Binnenflotte von 41,4 Jahren angegeben, die Niederländer geben für ihre Flotte zwischen 35 und 40 Jahre an. Am höchsten ist bei uns das Alter der GMS, mit über 50 Jahren.
    Friedhelm
    Dann wird es wohl so sein. Allein mir fehlt der Glaube, denn mein Eindruck ist ein anderer und beruht auf praktischer Beobachtung .

  4. #4

    Registriert seit
    17.01.2009
    Ort
    .
    Beiträge
    18.947

    Frage Deutsche Binnenschiffe - völlig veraltet ?

    Meine Frage an Schiffsführer und Eigner: Warum bekommen Sie kein neues Schiff?
    Einige Antworten:

    - Ich gehe ich absehbarer Zeit in Rente, das Schiff wird dann verkauft oder verschrottet.
    - Ich will kein größeres Schiff haben, weil ich dann nicht mehr alle Wasserstraßen befahren kann. Als Beispiel dient die DEK-Nordstrecke, wo die nutzbare Kammerbreite bei max. 9,60 m (mit Sondergenehmigung) liegt.
    - Ich behalte mein Schiff, weil ich in letzter Zeit Geld investiert habe und die Technik in Ordnung ist.
    - Ich bekomme kein Geld von der Bank und ich möchte mir keine unübersehbaren Verbindlichkeiten an die Beine hängen. Außerdem lassen die gezahlten Frachtsätze so etwas nicht zu.

  5. #5
    Historische Bilder Avatar von Ernst
    Registriert seit
    26.12.2007
    Ort
    Leutesdorf
    Beiträge
    6.754

    Frage Deutsche Binnenschiffe-völlig veraltet?

    ...da kommt wieder die Spielerei mit dem Durchschnitt und den Prozenten ins Spiel.
    (das statistische Bundesamt lässt grüßen)

    Wenn von 100 Schiffen das Durchschnittsalter 41 Jahre ist, dann sind davon wesentlich weniger Neubauten als
    wenn von 300 Schiffen das Durchschnittsalter 41 Jahre ist oder gar
    wenn von 500 Schiffen das Durchschnittsalter 41 Jahre ist

    Fakt ist es fahren, jedenfalls auf dem Rhein, mehr Holländer und Belgier als Deutsche Schiffe !
    Folglich sieht mann als Beobachter auch mehr holländiche und belgische Neubauten fahren als deutsche.

    Auf den Kanälen sind natürlich kleinere und somit oftmals ältere Schiffe von Vorteil.

    Gruß Ernst
    Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach

  6. #6

    Registriert seit
    17.01.2009
    Ort
    .
    Beiträge
    18.947

    Frage Deutsche Binnenschiffe - völlig veraltet?

    Hallo Ernst!
    Die Neubauten von heute möchte ich gern mal im Jahr 2030 sehen... Ich habe schon mit vielen SF und Eignern über dieses Thema gesprochen. Ob die dann auch 50 Jahre alt werden - da kamen den Leuten doch Zweifel auf....

    Gruß

    Arnold

  7. #7

    Registriert seit
    22.02.2009
    Ort
    Breisach am Rhein, bis 2006 Meißen an der Elbe
    Beiträge
    4.204

    Standard

    Zitat Zitat von Friedhelm L. Beitrag anzeigen
    bei ELWIS ist für 2008 ein Durchschnittsalter der deutschen Binnenflotte von 41,4 Jahren angegeben,


    Wenn man dies liest, sieht es ja fast so aus, als sei die niederländische Flotte kaum jünger als die Deutsche. Wie sagt man aber immer so schön: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast!"

    Wie kommen denn diese Zahlen zustande? Kann mir das Jemand sagen? Ich interessiere mich nicht für Statistiken und habe da keine Ahnung. Welche Schiffe werden denn da gezählt? Alle die als Binnenschiffe registriert sind oder nur die aktiven Frachtschiffe? Werden Fahrgastschiffe mitgezählt? In den Niederlanden gibt es noch zahlreiche kleine Schiffe, weil es eben in NL auch noch etliche kleine Wasserstraßen gibt, ebenso wie in Belgien nebenan. Da können nur Spitze oder max. Kempener fahren. Diese Schiffe sind aber alle schon sehr alt und drücken das Durchschnittsalter nach oben. Man müsste mal eine Aufstellung machen über das Durchschnittsalter der zwischen 110 Meter und 80 Meter liegenden Schiffe. Da würde der Altersunterschied zwischen und schon ganz anders aussehen. Wenn die Statistik eine sinnvolle Aussage geben soll, müsste es umgerechnet werden auf die Tonnage. Also das Durchschnittsalter pro einer bestimmten Menge Tragfähigkeit und nicht das Durchschnittsalter von Schiffen die so Unterschiedlich sind wie die User und Beiträge im Forum.
    Aber auch das bringt überhaupt Nichts, denn das Alter eines Schiffes sagt gar nichts über seinen Zustand aus. Selbst wenn 90 % vom Schiff neu sind bleibt das Baujahr das Alte.

    Zählen beim alter der NL-Flotte auch die ganzen Segler der "Braunen Flotte" mit? Diese Plattbodenschiffe sind fast alle als Binnenschiffe registriert.
    Alte Dampfer gibt es in NL auch viel mehr als in D. In Deutschland hat man es ja nicht mal geschafft den letzten Raddampfer auf dem Rhein zu erhalten! Unter deutscher Flagge fährt er auch nicht mehr.

    Da fällt mir noch etwas auf bei so einer Statistik. Man muss ja unterscheiden zwischen den Land wo das Schiff registriert ist und den Land wo der Eigner her kommt. Der Eigner auf dem Papier ist oft aber auch nicht der wahre Geldgeber. Wie will man so etwas in einer Statistik berücksichtigen?

    In letzter Zeit hat sich die Deutsche Regierung ja etwas zur Binnenschifffahrt bekannt in der Vergangenheit war aber immer nur die Rede von der Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene. Das es Binnenschifffahrt überhaupt gibt wissen in Deutschland doch Viele gar nicht.

    Binnenschifffahrt ist der effektivste Verkehrsträger! Wieso wird dann aber der Ausbau von Wasserstraßen in Deutschland ständig von Umweltschützern behindert? Sogar den Tscheschen will man verbieten ihren Teil der Elbe besser schiffbar zu machen.

    Wieso gibt es keinen Nachwuchs in der Binnenschifffahrt, besonders in Deutschland? Warum haben hier nicht viele Lust in ein neues Schiff zu investieren? Vorausgesetzt es ist überhaupt das nötige Geld vorhanden.

    Binnenschiffer ist der schönste Beruf der Welt, so konnte ich es hier im Forum schon oft lesen. Ich kann bei so einen Satz nur müde lächeln. Sicher hat dieser Beruf viele schöne Seiten und ich möchte auch nicht am Fließband stehen. Der Schifferberuf hat aber auch viele Schattenseiten. Diese gibt es in anderen Berufen natürlich auch. Es ist aber ein großer Unterschied ob man nach Feierabend nach Hause geht und im Kreise von Freunden und Familie ausspannt oder ob man Tag und Nacht für Wochen am und auf den Arbeitsplatz Schiff verbringt.

    Der vom Forum kommt aus der Schifffahrt, arbeitet da aber nicht mehr. Ist seine Privatsache. Wieso gibt es aber so Viele Schiffer die an Land gegangen sind? Wieso soll ein Partikulier in ein neues Schiff investieren, wenn sein Sohn Null Interesse daran hat, es später mal zu übernehmen? Vorausgesetzt er hat überhaupt einen Sohn bekommen können, den oftmals ist die Partnerin schon vorher verschwunden weil sie keine Lust auf das Leben als Schifferfrau hatte oder eben auch keine Lust Wochenlang Zuhause auf ihren Mann zu warten. Partnerschaften gehen natürlich auch in anderen Berufen auseinander. Wo liegt die Trennungsrate bei Schiffern in der Statistik? Gibt es darüber überhaupt eine?

    Nun habe ich über gestellt und nur wenige Antworten gegeben! Aber man wird ja mal fragen dürfen

    Gruß Thomas
    Geändert von Elbianer (01.02.2010 um 00:54 Uhr)

  8. #8
    Avatar von Tido
    Registriert seit
    17.09.2009
    Ort
    Augustfehn / Ammerland
    Beiträge
    558

    Standard Woran liegts?!

    Ich denke einen großen Teil der Verantwortung über den Zustand / das Alter der deutschen Binnenschiffahrt trägt die Wirtschaft selbst.Wobei ich persönlich jetzt mal das Tankergeschäft anschaue.Den gesamten "Kreislauf",den es früher einmal gab (Papa hat Schiff,Sohn übernimmt,hat dadurch bessere Bedingungen für einen Neubau/ Kauf) gibt`s doch heut garnicht mehr.Und warum?weil die "alten" Schiffe am liebsten von heut auf morgen verschwinden sollen. - Stichwort Doppelhülle - !Heißt die alten Schiffe bringen kaum noch was im Verkauf (weil ja angeblich keine wirkliche Zukunft,aber bei Niedrigwasser sind die noch gut,wenn die Firmen zuwenig Produkt bekommen),und so eine Doppelhülle kostet eben auch solches...nur das sich die damit verbundene Qualität und Sicherheit des Transports noch lange nicht auf den Frachtpreis übertragen hat,die Dauer des Kredits für so ein Schiff also ebenfalls steigt....und das macht in der heutigen Zeit wiederum keine Bank mehr mit.Ebensowenig wie Kredite für die modernisierung älterer Schiffe,die "ja keine Zukunft" haben.Und ganz ehrlich,so BESCHEUERT SCHNELL wie sich die Rahmenbedingungen für eine angeblich sichere Arbeitsweise und damit verbundener Auflagen ändern,weiß doch kaum noch einer was in 10 Jahren los ist!Das Problem ist doch auch diese "ach-so-schön-malerei" einiger Politiker,die jetzt die gesamte Flotte aufgrund eines besseren Wahlergebnisses und einiger Ünglücke auf See am liebsten in fünf jahren auf Doppelhüllle umgestellt haben möchten...welch ein Irrsinn!!!Selbst wenn alle Werften in Europa an einem Strang ziehen würden(:D ),würde es ERHEBLICH länger dauern(weit über zehn jahre,hab aber keine genaue Zahl mehr im Kopf..)
    Nur das das Gesamtvolumen des Frachtraumes schon jetzt nicht abgedeckt werden kann,da immer mehr alte Schiffe wegfallen (oder aufgrund der Einhülle für diese und jene Produkte nicht mehr eingesetzt werden können),die aber nicht mehr ersetzt werden durch Neubauten.Und das zeichnet sich im Kanalgebiet besonders ab,viele sind auf 110meter und mehr umgestiegen -Jaegers hat nicht umsonst auf einen Schlag soviele kanalgängige Schiffe auf den Markt geworfen..
    Hinzu kommt dann noch das Problem das jahrelang gepennt worden ist,was Ausildung angeht.1.)zu teuer,2.)unrentabel,da 5.Rad am Wagen,3.)Platzverschwendung der begrenzten Wohnräume!KLASSE oder!?Und wie soll ein Partikulier sich einen Schiffsjungen leisten,wenn selbst Reedereien abgeneigt sind?!Zum Glück scheint sich diese Lage ja etwas zu entspannen (auch aufgrund einiger Bemannungsvorschriften), aber das Ergebniss dieser Flaute sieht man - wie Arnold auch schon richtig erwähnt hat - doch heute : kaum noch deckspersonal das der deutschen Sprache mächtig ist.Und DAS ist wiederum auch kein gutes Lockangebot für z.B. einen16jährigen,der evtl.Interesse hätte an der Schiffahrt und dann sowas hören muß.Auch wenn ich das Argument mit den "Billigarbeitern" nicht mehr so sehe,die Jungs aus Polen,Tschechien und sonst woher wissen mittlerweile auch was die Arbeit hier wert ist...- mit Recht.Gute Arbeit sollte auch gut bezahlt werden.Egal woher.

    So,genug getextet,werd mal Augen zumachen!

    Gruß Tido

  9. #9
    Avatar von Jürgen F.
    Registriert seit
    07.12.2008
    Ort
    Riesenbeck DEKkm 105.2
    Beiträge
    9.663

    Standard

    Man sollte bei der Diskussion nicht die Kosten vergessen. In den Niederlanden werden die Schiffer erheblich besser vom Staat gefördert. Die Kosten für Schifferkinderheime bzw. Internate sind auch bezahlbar. Und mal ganz abgesehen davon, wer hat denn in Deutschland Neubauten in Auftrag gegeben? Das waren doch wohl die grossen Reedereien die es heute nicht mehr gibt. Als ich 1972 in die Lehre kam, hatte die WTAG mehr als 300 Schiffe. Dazu kam noch Fendel, Rhenus, S&B, Dettmer Stinnes usw. Das waren auch diejenigen die ausgebildet haben. Wir hatten mal mindestens 4 Schifferschulen in Deutschland die voll ausgelastet waren. Und Heute???
    Wenn wir keinen Nachwuchs haben, wird auch wohl niemand ein Schiff kaufen oder bauen lassen.

    Wie schrieb Thomas doch:
    Binnenschiffer ist der schönste Beruf der Welt, so konnte ich es hier im Forum schon oft lesen.

    Stimmt, ich sehe das immer noch so, zumal heutzutage doch Freizeit genug da ist. Schichtfahrt 14-14 etc. ist doch ne tolle Sache, daran kanns nicht liegen.

    Unsere Politiker erzählen zwar immer was über Umweltschutz und Förderung der Binnnenschiffahrt, nur bleibt es leider bei den Erzählungen. Die Lobby ist zu klein so das selbst die WSÄen an die Wand gefahren werden. Bei denen allerdings nur die arbeitende Klasse.Das heißt doch wohl, hier ist Eigeninitiative gefragt. Also bildet vernünftig aus und wir bekommen in ein paar Jahren ordentliche Schiffsführer und vielleicht auch Eigner. Wer weiß

    Schöne Grüße
    Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  10. #10

    Schweiz

    Zitat: ......."Und mal ganz abgesehen davon, wer hat denn in Deutschland Neubauten in Auftrag gegeben? Das waren doch wohl die grossen Reedereien die es heute nicht mehr gibt. Als ich 1972 in die Lehre kam, hatte die WTAG mehr als 300 Schiffe. Dazu kam noch Fendel, Rhenus, S&B, Dettmer Stinnes usw. Das waren auch diejenigen die ausgebildet haben. Wir hatten mal mindestens 4 Schifferschulen in Deutschland die voll ausgelastet waren. Und Heute??? Wenn wir keinen Nachwuchs haben, wird auch wohl niemand ein Schiff kaufen oder bauen lassen......." Schöne Grüße Jürgen F.[/QUOTE]



    Hallo Miteinander
    Hallo „Jürgen-F“

    (ohne Worte)
    ……..so ungefähr war es in der Schweiz auch……. !

    Nennt sich DAS nun Evolution......?

    Mit schiffischen Gruss aus der Schweiz von LEUNAM

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •