SRD "Fulda" erb.1887 bei Sachsenberg in Roßlau/Elbe
Lä.: 52,14 - Br.:5,52 /11,78 - Ps.: 280 . 1955 a. D.
Bild 1: We- KM 89,2 zu Berg
Bild 2: We-KM 136 zu Berg
Bild 3: We-KM 90 - Heinsen/Lagerplatz zu Tal
SRD "Fulda" erb.1887 bei Sachsenberg in Roßlau/Elbe
Lä.: 52,14 - Br.:5,52 /11,78 - Ps.: 280 . 1955 a. D.
Bild 1: We- KM 89,2 zu Berg
Bild 2: We-KM 136 zu Berg
Bild 3: We-KM 90 - Heinsen/Lagerplatz zu Tal
Geändert von wesaria (12.03.2010 um 21:06 Uhr)
.....wer kennt die Funktion, ich nenne sie mal Scheerbretter, am Kopf der Räderboot ? ? ? (Foto 3)
So was hab ich hier am Rhein noch nie gesehen !
Gruß Ernst
Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach
Schaut aus, wie wenn´s auf irgendeine Art und Weise ein Kopfruder wäre
Jürgen
Klingenberg zu Tal
"Tradition ist Bewahrung des Feuers, nicht Anbetung der Asche" (Gustav Mahler, österr. Komponist)
@ Jürgen, ja so was gab's in den Anfängen der Moselschubschiffahrt, aber nur mit den kurzen 70 m Bag's.
Diese Konstruktion wurde an der platten Seite (Arsch) vom Bag montiert und mit den Drähten der Koppelwinden fixiert.
Die Bedienung erfolgte per Muskelkraft über einen Helmstock. (eine elende Schinderei)
Nach kurzer Zeit wurde zur Bedienung ein E-Motor angebracht und die Konstruktion mit Spannschrauben an den Schubhörnern fixiert.
Beide Konstruktionen erforderten einen hohen Aufwand an Rüstzeit.
Die Konstruktion wurde von der Boot mit dem bordeigenen Kranbalken vom Lagerplatz geholt. Dann musste die Boot über Stuer an den Bag fahren um das Teil mit dem Kranbalken an den Bag zu bringen/montieren.
Das wurde aber nicht lange praktiziert, danach kamen die so genannten Kopfbag zum Einsatz.
Gruß Ernst
Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach
...das war auch mein erster Gedanke.
Dafür sieht die Konstruktion aber (mit Verlaub) etwas "wackelig" aus .
Gruß Ernst
Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach
Das mit den Kopfrudern scheint auf der Weser eine Spezialität der Schleppboote mit Radantrieb gewesen zu sein. Nicht nur z.B. bei den Räderbooten HELGOLAND, ROLAND, CARLSHAFEN und WESTFALEN erkennt man diese Vorrichtung- auch der Heckrad-Güterdampfer VLOTHO hatte ein solches Hilfsruder. Bei Fahrgastschiffen mit Seitenradantrieb habe ich hingegen keine Kopfruder gefunden.
Auf alten Bildern von der Weser sieht man, daß diese Kopfruder mal an Bb, mal an Stb gefahren wurden - vielleicht konnte man sie sogar nach beiden Seiten wegklappen. Es wäre interessant, mehr über die Funktionsweise dieser Ruder zu erfahren.
Gernot
Geändert von Gernot Menke (13.03.2010 um 15:41 Uhr)
Anders als ein Schiff mit Schraubenantrieb, daß auch im Stand durch fleißiges Drehen der Schraube Druck auf das Ruder ausüben kann, waren die Räderboote nur solange steuerfähig, wie durch ausreichend Fahrt Druck auf dem Ruderblatt war. Bei normaler Fahrt brauchte man kein Hilfsruder, im Gegenteil: es wäre durch den starken Strom zum Problem geworden und im Wege gewesen. Deswegen wurden die Kopfruder auf der Weser während der Fahrt, so wie auf dem Foto in Beitrag 1 zu sehen, hochgeklappt und am Poller festgezurrt. Das Kopfruder war ein Hilfsruder für Schiffe mit Radantrieb ausschließlich für langsam gefahrene Manöver, bei denen es wegen des unvollkommenden Drucks auf dem Heckruder benötigt und nicht zu sehr belastet wurde.
Bei der Benutzung wurde das Kopfruder über einen eingesteckten Helmstock gehalten. Das Seil, das bei all diesen Rudern zum Ruderblatt führt, ersetzte dabei das untere Ruderlager. Es lehnte sich an den Vorsteven an und mußte kurz genug sein, um nicht unter diesen gleiten zu können. Oben wurde das Seil dann auf der richtigen Seite am Poller belegt, so daß der Wasserdruck das Ruder nicht wegklappen konnte.
Hätte man das Ruder "anständig" gelagert, wäre es nicht mehr hochklappbar gewesen. Der zweite Grund dieser flexiblen Lagerung war, daß man das Ruder auf diese Weise auf beide Seiten der Bordwand bringen (und auch auf beiden Seiten hochklappen) konnte. Das war nötig, weil das Ruder aus Platzgründen ja nur vom Rumpf weg gedreht werden konnte. Je nach zu fahrender Kurve mußte das Ruder also auf der richtigen Seite in Position gebracht und mit dem Seil dann entsprechend festgelegt werden.
Das ganze stammt zweifellos noch aus der Zeit des einfachen Holzschiffbaus. Im Grunde war das System genial einfach. Nach der Ausfahrt aus einem engen Hafen konnte man sogar noch die Strömung mithelfen lassen, das Ruder hoch- und aus dem Weg zu räumen. Umgekehrt brachte sich das Ruder durch die Schwerkraft von alleine in Positur, wenn die Fahrt aus dem Schiff war und man das Ruder losband.
Das Ganze war offenbar ausschließlich eine Gewohnheit der Weser und ihrer Nebenflüsse.
Gernot
Geändert von Gernot Menke (13.03.2010 um 23:30 Uhr)
Auf den Schweizer Seen gab es früher auch Personen-Seitenraddampfer mit einem Ruder am Bug. Diese waren aber fest angebaut und wurden hauptsächlich für das rückwärts fahren in engen Fahrwasser verwendet.
Könnten diese Ruder auf der Weser nicht auch beim Rückwärts fahren / sacken lassen verwendet wurden sein? Sicher konnten die Raddampfer auf der schmalen Weser nur an bestimmten Stellen wenden und um nicht ewig bis zur nächsten Wendestelle zu fahren, war es sinnvoller etwas rückwärts zu fahren.
Die Personendampfer hatten sicher ihre festen Wendestellen.
Was ich mir auch noch vorstellen könnte ist folgendes. Bei Begegnungen von zwei Schleppzügen musste der Bergfahrer bis ans Ufer. Da besteht natürlich Gefahr für das landseitige Schaufelrad.
Nach der Begegnung hat man dann mit den Kopfruder das Schiff soweit in die Strommitte gieren lassen bis das Schaufelrad außer Gefahr war.
Gruß Thomas
Vielen Dank für die verschiedenen Reaktionen - es ist doch ein sehr interessantes Thema. Man sollte mal sammeln, wie diese diversen Raddampfer-Hilfsruder ausgesehen haben und vielleicht finden sich ja auch noch Ältere von der Weser, die das Ruder noch aus der Praxis kennen! (Der Jan könnte sich ja mal umhören ... )
In dem 1918 geschrieben üppigen Standardwerk "Die Binnenschiffahrt" von Oskar Teubert habe ich dazu eine kleine Stelle gefunden. Zu der Skizze eines 1911 gebauten Güterdampfers mit zwei Heckrädern (57 x 7,80 m mit einem Tg von 1,20 m bei 250 Tonnen Ladung) heißt es in der Beschreibung ganz zum Schluß:
"Bemerkenswert ist das Bugruder (b), das nach Bedarf vom Vordeck aus an dem Vorsteven befestigt und durch eine Pinne gehandhabt wird. Diese Anordnung findet sich in ähnlicher Weise auch bei anderen Weserdampfern."
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sich hier um so ein einfaches Ruder wie in Beitrag 1 handelt. Da auf die anderen Weserdampfer verwiesen wird, sollte es wohl so ein Ruder sein. Aber viel ist auf der Skizze leider nicht zu sehen.
Noch eine Bemerkung zum Heckrad: konnte hier, anders als beim Seitenrad-Antrieb, durch "Gasgeben" wie bei einer Schraube mit dem Heckrad Druck auf das Ruder ausgeübt werden? Die Antwort: nein. Denn sobald sich bei einem Räderboot das Rad dreht, fängt es sofort an zu marschieren (deshalb eigneten sich die Räderboote sehr gut zum Abturnen, eben weil die breiten Radschaufeln beim Anfahren kaum Schlupf hatten). Im Ergebnis gilt deshalb nicht nur beim Seiten-, sondern auch beim Heckradantrieb: ohne Fahrt keine Steuerwirkung.
Gernot
Geändert von Gernot Menke (14.03.2010 um 18:43 Uhr)
@ Gernot, das diese Konstruktion nur bei ganz langsamer Fahrt funktionieren konnte liegt auf der Hand.
Ich glaube aber auch das sie nicht wie ein "normales" Ruder, bei dem durch auslenken in einem beliebiegen Winkel unter 90° Druck auf den Schiffskörper entsteht, funktionierte.
Sonder durch eintauchen, im Foto auf Bb. Seite, das Schiff in seiner Längsachse auf Bb. gebremst wird und sich nach Bb. dreht.
Ansonsten müsste der Helmstock an Deck anders gelagert sein als auf dem Foto ! (ich habe das Foto gezoooooomt bis ich die Mückensch...e auf der Reling sehen konnte.) :D
Gruß Ernst
Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach