Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Schleppschiffahrt im Gedicht

  1. #1

    Standard Schleppschiffahrt im Gedicht

    Hallo Leute,

    mal etwas ganz anderes.

    Im Buch von Hans Renker "Dampfschiffahrt auf dem Rhein" sind zwei Gedichte zitiert, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Das erste beschreibt ziemlich genau den morgendlichen Aufbruch eines Schleppzuges:


    Glückhafte Fahrt "In Gottes Namen"

    Nun ist die Nacht vorüber, im Osten dämmert's schon,
    der Berge dunkle Höhen umsäumen noch den Strom.

    Es steigen lichte Nebel aus seiner kühlen Flut,
    umschleiern sanft den Schleppzug, der dort vor Anker ruht.

    Halbmast Laternen scheinen ins Dämmerlicht hinein,
    indes Matrosen träumen von ihrem Lieb daheim.

    Doch plötzlich gibt es Leben da vorne auf der Boot:
    es quellen dicke Schwaden schwarzqualmend aus dem Schlot.

    Bedächtig steigt Steuermann zum Ruderstuhl hinauf,
    läßt breit die Glock ertönen und weckt die Schläfer auf.

    Als dann um dritten Male ihr heller Ruf verklingt,
    auf allen Anhangschiffen ein lustig Spiel beginnt.

    Es rasseln um die Wette - möcht' jede schneller sein -
    Öhring- und Kabelkette, holen den Anker ein.

    Und wenn dann der Matrose ihn über Wasser sieht,
    er eilig die Laterne hoch in die Toppen zieht.

    Nun weiß der Käpt'n vorne, daß er jetzt fahren kann,
    und schlägt zum vierten Male die schwere Glocke an.

    Da geht ein seltsam Raunen über die Schiffe weg,
    es steh'n die harten Männer barhaupt und still an Deck.

    Viel schwiel'ge Hände falten sich heimlich zum Gebet,
    daß ohne jede Störung auch dieser Tag vergeht.

    Denn jeder rechte Schiffer den alten Brauch bewahrt
    und richt' die Bitt' zum Himmel: "Gott gib uns gute Fahrt".

    Verfasser unbekannt

    Einen ganz anderen, fast frivolen Tenor hat das folgende Gedicht von Joachim Ringelnatz (1883-1934, eigentlicher Name: Hans Bötticher):


    Rheinkähne

    Den Rhein durchgleiten die großen
    Kähne. Breit und flach.
    Es sitzen zwei Badehosen
    auf dem hintersten Dach.

    In diesen Hosen stecken
    zwei Männer, nackt und braun.
    Die lieben das Tempo der Schnecken
    und schimpfen auf ihre Fraun.

    Und mustern die fremden Weiber,
    die strandlängs promenieren.
    Glauben doch oft nackte Leiber,
    daß sie an sich imponieren.

    Wie ausgetretene Schuhe
    sind diese Kähne. Hat jeder Kahn
    solch friedlich häusliche Ruhe,
    hat keiner das Getue
    der preußischen Eisenbahn.

    In jedem Kinderwagen
    am Strande rollt ein Kind.
    Keins dieser Kinder wird fragen,
    was Schleppkähne sind.

    Joachim Ringelnatz (1929)

    Gruß

    Norbert

  2. #2

    Standard

    ersteres ein schönes Gedicht ,beschreibt den allmorgenlichen Aufbruch wie ich ihn noch im Kopf habe bis auf den Alten mit,m Deckstopper wenn ich mal nicht gleich raus war
    Gruß Schorsch

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •