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Thema: Zwischen Colombier-Fontaine und Montbéliard

  1. #11
    Avatar von LorenzE
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    Standard

    Gern geschehen, Gernot. Auch ich bin froh, dass du den damaligen Zustand noch dokumentieren konntest.

    Das Holz gehört zur Laufkatze. Gleich hinter der Laufkatze befindet sich noch einmal ein Holz mit einer Tafel, die eine ehemalige Holzverladestelle beschreibt. Beide Tafeln sind ausschliesslich in französischer Sprache gehalten.

    Leider, leider habe ich vergessen die Tafeln fotografisch festzuhalten. Wenn ich mal wieder einen Ausflug in die Gegend mache, werde ich dies noch nachholen. Es sind nicht mal hundert Kilometer von mir zu Hause nach Voujeucourt.

    Liebe Grüsse,
    Lorenz

  2. #12

    Standard Überquerung des Doubs

    Von meinem Vater weiß ich, daß früher die Schiffe (Treidelschiffe) an der Laufkatze festgemacht wurden, um den Doubs zu queren. Ich selbst hatlte das für sehr fragwürdig, vor allen Dingen, weil ich nicht weiß, wie es gehandelt wurde.

    1. Möglichkeit, nur vorne hat man einen Draht auf die Laufkatze gesetzt und hat dann das Achterschiff rumschlagen lassen, alsi stromgerecht und hat dann rüber gegiert. Ok, Würde gehen, sage ich mal. Vor allen Dingen, als dies so gemacht wurde, da war dieser Teil des RRK nur für 30 Meter Schiffe und nur mit 120 bis 140 cm Tiefgang befahrbar. Und, es waren nicht überwiegend Penichen, damals fuhr noch alles mögliche durch die Kanäle, Schiffe ab 40 Tonnen und so ein Kram.

    2. Möglichkeit, man setze vorne und hinten einen Draht auf die Laufkatze, hierzu die nächste Frage, gab es mehrere Katzen, daß dies auch möglich gewesen wäre? Hier halte ich es aber für bedenklich, ein Schiff quer zum Strom darüber zu ziehen. Wenn Zum Beispiel ein Schiff mit Getreide geladen war, dann war ein guter Teil der Ladung über der Wasserlinie, ich denke, dir Schiffe hätten zu kentern gedroht.

    Fazit, ich denke nicht, daß diese Gerätschaft häufig und von größeren Schiffen benutzt wurde.

    Als wir mit der Peniche Pelikan da etwa 1965 mal den Weg fuhren, hatten wir bei der Querung auch ziemlich Hochwasser. Mein Vater hatte auf dem Weg zum Rhein gut gegen die aus dem Doubs komende Strömung angehalten mit der Folge, daß als das Vorschiff etwas über die Hälfte des Flusses gequert hatte, mächtig nach Steuerbord ging und es war sehr schwierig, das nun noch in der Quer- Strömung befindliche Achterschiff gegen den Strom hoch zu halten. Fast landeten wir Steuerbord in der Böschung kurz nachdem wir wieder im Kanal waren. Nicht umsonst ist das alles sehr breit angelegt. Mit der Folge, daß es heute weitgehend versandet ist, siehe Bild aufg Gooble Earth aktuell.

    Grüße

  3. #13

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    Standard Texttafeln in Voujeaucourt

    Dann will ich die in den Beiträgen # 10 und # 11 angegebenen Texttafeln zu der Laufkatze, die dort seltsamerweise als "treuil" - also Winde oder Spill - bezeichnet wird, hier mal nachreichen (Anhänge 1-3); meine Übersetzung stelle ich dazu. Den Text zu dem früheren Holzhafen (da geht es um die einstmals wichtige Flößerei auf dem Doubs) lasse ich hingegen unübersetzt.

    Die Übersetzung der Tafeltexts zu der Treidel-Laufkatze:

    "Einstige Treidelwinde

    In der frühen Schiffahrt wurden die Schiffe von Pferden gezogen, die auf den Treidelpfaden liefen, die am Ufer aller Kanäle liegen.

    Dieser Wagen wurde bei der Eröffnung
    des Kanalstücks zwischen Dampierre und Voujeaucourt in Dienst gestellt. Er sollte verhindern, daß die Strömung die Lastkähne an der Stelle, wo der Kanal den Fluß überquert, vom Kurs abbrachte. Der Wagen lief auf einer Führungsschiene von 162 m Länge (76 m auf der Brücke, 48 m auf dem rechten Ufer und 38 m auf dem linken Ufer).

    Zuvor wurde auf dem linken Ufer des Doubs getreidelt. An der Einmündung des Allan gab es für die Treidelpferde am „Pferdeübergang“ eine Fähre zur Insel in der Mitte des Doubs; von dort gelangte man über einen Wehrsteg, der bei mittlerem Abfluß des Doubs zugänglich war,
    zum rechten Ufer. Nachdem die Schiffe genügend starke Motoren erhielten, wurde der Wagen außer Dienst gestellt."

    Wenn das so stimmt, würde die Laufkatze also noch aus der Bauzeit des Rhein-Rhône-Kanals (1833 auf ganzer Länge eröffnet) stammen.

    Die Informationen zu der Laufkatze sind offenbar spärlich. Ich habe bei VNF angefragt, wo man wirklich sehr nett war, aber auch nicht weiterhelfen konnte und mir eine Dame vom Tourismus vemittelte, die selbst gerade auf der Suche nach Informationen zu diesem Thema sei. Die Dame versprach zunäch sehr viel, hielt dann aber rein gar nichts - offenbar weil sie nichts über die Laufkatze herausgefunden hatte. Dann frage ich mich nur, woher die folgenden Informationen stammen, die ich einer Fahrrad-Seite entnehme (http://eurovelo6.e-monsite.com/pages...ntbeliard.html) und warum diese Informationen nicht auf der Infotafel zu finden sind. Auf der Fahrrad-Seite steht nämlich:

    Arrivé à Voujeaucourt, vous pourrez examiner ce toueur, un ancien mécanisme qui depuis 1834, jüsqu`à la fin de l`époque de la traction animale en 1930 servait à tirer les péniches perpendiculairement au cours du Doubs, là ou cette rivière coupe le Canal du Rhône au Rhin. Übersetzt:
    "In Voujeaucourt angekommen, können Sie diesen Schlepper untersuchen, einen früheren Mechanismus, der vom Jahr 1834 bis zum Ende der Ära des Leinzugs mit Tieren im Jahr 1930 dazu diente, Lastkähne quer zum Lauf des Doubs zu ziehen, an der Stelle, wo dieser Fluß den Rhein-Rhône-Kanal durchschneidet."

    Na bitte, geht doch. Die Jahreszahlen haben wir. Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wie die Sache genau ablief.

    Gernot
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  4. #14

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    Standard Vergleichsbilder

    Im Beitrag zuvor ist zwar alles schön grün, aber ich habe noch ein paar ältere und neuere Bilder verglichen und ich stelle deswegen noch ein paar interessantere davon ein.

    Brutal ist der Vergleich der ersten beiden Fotos. Aber was will man machen. Bald 200 Jahre hatte die "passerelle" auf dem Buckel und da sie aus Eisen war, bestand die Gefahr, daß man durchbrach - sie war ja gesperrt, wie noch einige andere Brücken aus dieser Zeit.

    Sodann die nächsten drei Bilder, die Jahreszahlen stehen an der Datei jeweils dran. Man erkennt, daß die Laufkatze ein kleines Stück in Richtung Doubs bewegt wurde seit 2011. Sie steht heute nicht mehr direkt am Prellbock, sondern es ist ein halber Meter Platz zwischen dem Anschlag und der Laufkatze. Die letzte Strebe der Laufschiene am Prellbock, die auf dem alten Bild unter dem Wagen war, ist nun frei. Und bei den Arbeiten hat die Laufkatze oben rechts rechts einen auf den Deckel gekriegt - nach 178 Jahren und bereits im Ruhestand. Die Delle im Blech ist auf den Bildern von 2011 noch nicht drin!

    Schade eigentlich, daß man das Ding dort einfach so wegrosten läßt. Es hat natürlich was, wenn man diese Laufkatze an Ort und Stelle im Original sehen kann, aber gilt das auch noch in 100 Jahren? Unten sind schon die Rostlöcher im Fahrgestell. Ein Dach? Doch ins Museum? Laissez faire, laissez aller? Vielleicht sollte man dort ein Modell hinstellen und das Original ins Trockene stellen, mit einem Schildchen, das auf das Museum hinweist.

    Die beiden Bilder V3 - hier kann ich nicht die identische, sondern nur die genaue Gegenperspektive anbieten. Die Laufschiene ist der kürzere, 38 m lange Teil auf dem linken Ufer des Doubs (siehe # 13). Auf dem aktuellen Bild ist alles abgeräumt, die Laufschiene ist komplett weg, warum hat man sie nicht bis zur Brücke stehengelassen? Da fehlt was, die Laufkatze steht jetzt abgekoppelt vom technischen und atmosphärischen Kontext einsam irgendwo in der Ecke. Ja ja, was Altes, aber ich habe nicht das Gefühl, daß man sich bei der Brückenerrneuerung 2012 der Einmaligkeit dieser immerhin fast 200 Jahre alten Anlage wirklich bewußt war.

    Als letztes V4, der Blick vom Prellbock in Richtung Brücke. Das horizontale Rad ist sichtbar, das den vom Schiff kommenden horizontalen Zug auf die Schiene übertrug. Man sieht, daß da Spiel ist: die entsprechende Schiene fehlt, sie hatte sich vielleicht gelöst und war offenbar während der Arbeiten im Jahr 2012 entfernt worden. Wenn man sich das Foto V1-2011 anguckt: Oben auf dem Träger der Brücke sitzt mittig die Schiene für das senkrechte Laufrad oben in der Laufkatze. Die Schiene für das horizontale Laufrad fehlt auch hier (also bereits 2011), man muß sie sich rechts am senkrechten Teil des Trägers zwischen den beiden Schrauben denken. Auf dem Foto V2-2011 ist sie noch vorhanden - auf dem Foto V2-2017 fehlt sie! Auf dieser Schiene lief das horizontale Rad, mit dem sich die Laufkatze gegen den Zug des in der Strömung liegenden Schiffs abstützte.

    Gernot
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  5. #15

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    Standard Neues von der Laufkatze

    Trotz allerlei Hindernissen und Fehlschlägen bin ich hartnäckig an der Sache drangeblieben und inzwischen ein gutes Stück weitergekommen. Um es kurz zu machen: die zeitlichen Angaben, die in # 13 genannt werden, sind vollkommen falsch und die Laufkatze ist ein ganzes Stück jünger!

    Zwar ist es richtig, wenn die Infotafel reichlich mißverständlich vermeldet, daß die Laufkatze "bei der Eröffnung des Kanalstücks zwischen Dampierre und Voujeaucourt in Dienst gestellt" wurde, doch muß man dazu wissen, daß der Kanal in Voujeaucourt ursprünglich einen anderen Verlauf hatte und den Doubs benutzte. Im Zuge der Vergrößerung des Kanals (vom gabarit Becquey) auf das Penischenmaß (gabarit Freycinet) wurde der Verlauf dann geändert und der heutige Seitenkanal gebaut, der den Doubs zwar nicht mehr benutzte, ihn aber überqueren mußte. Diese Arbeiten waren in Voujeaucourt erst 1930 vollendet! Es war das letzte Stück des gesamten Kanals, in dem die Erweiterung fertig wurde. Aus dieser Zeit erst stammt die Laufkatze, die für die Doubsüberquerung - und zwar von Anfang an und nicht erst aufgrund schlechter Erfahrungen - vorgesehen war.

    Ob sie tatsächlich rege benutzt wurde oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Moselschiff, der in # 12 schreibt, kann sich jedenfalls nicht erinnern, daß sein Vater, der den Kanal vielfach befahren hat, näher davon erzählt hätte. Ich weiß nur, daß mal ein Traktorfahrer (auf diesem Kanalstück gab es keine elektrischen "machines" auf Schienen), der die Laufkatze aus unbekannten Gründen NICHT benutzte, von seiner angehängten Penische bei der Doubsüberquerung ins Wasser gezogen worden ist.

    Mithin ist die Laufkatze um volle einhundert Jahre jünger als angenommen und in verschiedenen Quellen (siehe # 13) angegeben: sie war also nur von 1930 bis ungefähr 1965 in Betrieb - oder wenigstens benutzbar. Jetzt braucht man sich wenigstens nicht mehr zu wundern, daß man für die kleinen Holzschiffchen von 1834 eine derart stattliche Anlage baute!!

    Gernot

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