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Thema: Thiel Andernach

Baum-Darstellung

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  1. #7

    Standard Thiel Saga, zweiter Teil

    Im Frühjahr kam dann die Schubschifffahrt zu Thiel. Schubschifffahrt war ja modern.
    Obwohl es eine abgewandelte Form der klassischen Schubschifffahrt war.
    Die Leichter waren alle SK-SL ,nach dem Schiffsattest. Also Schubleichter-Schleppkahn. Alle konnten auch geschleppt werden.

    Auf einmal im Frühjahr 1970 lag da also in Andernach ein Braunkohleboot und noch eines. Aus dem größeren und viel zu langen wurden die Maschinen ausgebaut und in den kleineren gebaut. Der kleinere wurde Thiel II.
    Und es kamen vier ehemalige Harpenkähne, denen vorne und hinten eine Schubbühne angebaut war. Die Kähne waren so um die 75 Meter und 9 meter breit, alle so um die 1000 Tonnen groß
    Die Schub-Bühnen hatte die damals noch aktive Werkstatt von Harpen in Ruhrort selbst angebaut, wohl im Auftrag von Thiel.

    In dieser Zeit bekam dann auch das Schleppboot Thiel 1 eine Schubbühne vorne angebaut.

    Nun erfolgten erste Probefahrten mit einem Flash, oder Spargelformation, wie man es auch nannte. Schubboot und zwei Leichter vorne dran.

    Die großen Kähne Thiel 7 und Thiel 8 wurden auch zum geschoben werden modifiziert. Thiel 8 bekam hinten eine Schubbühne dran und ein neues viereckiges Vorschiff, Thiel 7 nur eine Schubbühne hinten.

    Thiel 7 ohne Bühne vorne war zeitweise noch ein Problem, da er größer war, traute man sich nicht, den großen Kahn/Leichter vorne drauf zu packen und einen 1000 Tonner in die zweite Länge.
    Also wurde Thiel 7 von dem einen anderen Leichter schiebenden Schub/Schleppboot geschleppt durch das Gebirge. Also das Schubboot Thiel II oder auch Thiel 1 schon einen Leichter vor sich her und schleppte noch den Thiel 7 durch das Gebirge und davor noch ein Vorspänner ab St. Goar. Nach ein paar Monaten spannte man den Thiel 7 dann doch in die erste Länge und das ging dann auch.
    Die Vorspänner waren wohl bis zum Ende der Thiel Aera im Einsatz, weil die 900 bzw. 1100 PS reichten natürlich nicht aus, um ordentlich durch das Gebirge zu kommen.

    In dieser Zeit, also im Frühjahr 1970 wurden auch die Motorschiffe verkauft, der Kapitän Fritz Meier von MS Kurt Thiel kam auf den Thiel II, Reinhold Brand vom Hammoniawar schon 1969 in den Vorruhestand gegangen und sein Nachfolger war der Bernd Adam**** und Richard Hamann von Germania blieb auf dem verkauften Schiff, es ging irgendwie zu der Rhenus Lahnstein, der heutige Teluste aus Nordfrankreich.

    Thiel 4 wurde mit Steinen beladen in Holland zum Deichbau versenkt, Altwied ist mir nicht bekannt, wo er verblieb und der Kahn Andernach wurde nach einer Havarie am Oberrhein in Strasburg auf der Werft SCAR verschrottet. Zu diesem Ende gibt es auch noch eine Geschichte. Wir nennen Sie "Das Ende vom SK Andernach" und diese kommt später.

    Auf den Schubleichtern/Schleppkähnen war ja noch die Wohnungen vorhanden, also blieb da Personal drauf für das laden und löschen. Vor allen Dingen beim löschen war man nun ja alleine, also ohne Boot. Da war schon eine gewisse Fachmannschaft gefragt. Vor allen Dingen um in Germersheim auf Strom zu löschen direkt unterhalb dem Werfthafen.
    Wenn die Löschstelle nicht frei war, wurde man oberhalb abgelegt und mußte allein zur Löschstelle sacken lassen, das war schon heikel. Einen Draht wurde wohl von der Löschstelle an der schrägen Böschung angenommen. Am Ufer steht heute noch der Ankerdavid von SL-SK Karolin als Poller. Auf diesem Schiff war ich und ich spendierte den nicht mehr gebrauchten König vom Ankerdavid, um ihn an Land als Poller einzubetonieren, damit man ausreichend nach vorne was stabiles zum festmachen hatte.
    Und mit 10 Laderäumen war das schon ein sehr häufiges verholen. Es wäre auch nicht gegangen, wenn nicht im Zuge der Umrüstung an der Ankerwinde eine größere Kettennuss eingebaut worden wäre mit einer neuen und längeren Kette und entsprechend ein schwerer Klipp Spezialanker. Das war verlangt worden von der SUK, damit die Anker auch einen Schubverband mit zusammen über 2000 Tonnen plus Boot halten konnten. Aber die Winden waren nicht für eine solche Last ausgelegt, dazu später eine weitere Story. Diese nennen wir "Schleppfahrt SK-SL Karolin von Andernach nach Karlsruhe in 10 Tagen hinter Motor Erich Margarethe"

    Man kam also immer mit dem Boot und zwei Leichter nach Andernach, die Leichter nebeneinander und innerhalb von 6 bis 8 Stunden war alles beladen und es ging dann wieder zu Berg in der Spargelformation. Nach 24 Stunden war man nicht mehr weit von Mannheim, ein erster Leichter war vielleicht schon in Gernsheim geblieben oder Worms im Floßhafen. Dann ging es weiter nach Rheinhausen, Germersheim oder Karlsruhe, dort meist Thiel 8 oder Thiel 7, weil die größer waren und Karlsruhe wohl der größte Kunde von Thiel war.
    Mit löschen dauerte es meist drei oder vier Tage, bis man wieder abgeholt wurde, das Boot war in der Zeit mit 2 anderen Leichtern zu Tal gefahren und wieder hoch.
    Wenn kein Boot Ausfall hatte wegen den Maschinen, lief das in schöner Regelmäßigkeit, an den Löschstellen hatte man Zeit für seine sozialen Belange, Disco und so. Die meisten Kollegenn hatten auch schon ein Auto und so war man da oben viel unterwegs, eine sorglose und schöne Zeit.

    Für mich endete diese Zeit 1972, ich bekam von einer dieser Berlinabschreibungsreedereien einen Neubau ab Werft angeboten und konnte da nicht nein sagen.
    So holte ich Mai 1972 MS Nautica 2 in Kootstertille von der Werft ab, der Initiator der Reederei Nautica aus Berlin war Karl Tiedkte aus Engers. Auch hier begann eine geile Zeit. 80 mal 9,50, ein Laderaum, Schiebeluken, Wallgänge, Hubsteuerhaus, Radar, 1200 PS MAK, für diese Zeit das Non Plus Ultra.
    Auch hier gibt es genug Storys.

    Die Rederei Thiel schwächelte in 1972 schon ein wenig und ich denke, 1974 war da das Ende.

    Ende Thiel Saga Teil 2.

    In 1969 gab es da noch eine bemerkenswerte Reise mit SK Andernach hinter MS Hammonia von Andernach nach Marktsteft am Main. Dieses aber später.
    Geändert von Moselschiff (03.04.2016 um 20:32 Uhr)

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