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Thema: Thiel Andernach

  1. #21

    Standard Thiel Saga, zweiter Teil

    Im Frühjahr kam dann die Schubschifffahrt zu Thiel. Schubschifffahrt war ja modern.
    Obwohl es eine abgewandelte Form der klassischen Schubschifffahrt war.
    Die Leichter waren alle SK-SL ,nach dem Schiffsattest. Also Schubleichter-Schleppkahn. Alle konnten auch geschleppt werden.

    Auf einmal im Frühjahr 1970 lag da also in Andernach ein Braunkohleboot und noch eines. Aus dem größeren und viel zu langen wurden die Maschinen ausgebaut und in den kleineren gebaut. Der kleinere wurde Thiel II.
    Und es kamen vier ehemalige Harpenkähne, denen vorne und hinten eine Schubbühne angebaut war. Die Kähne waren so um die 75 Meter und 9 meter breit, alle so um die 1000 Tonnen groß
    Die Schub-Bühnen hatte die damals noch aktive Werkstatt von Harpen in Ruhrort selbst angebaut, wohl im Auftrag von Thiel.

    In dieser Zeit bekam dann auch das Schleppboot Thiel 1 eine Schubbühne vorne angebaut.

    Nun erfolgten erste Probefahrten mit einem Flash, oder Spargelformation, wie man es auch nannte. Schubboot und zwei Leichter vorne dran.

    Die großen Kähne Thiel 7 und Thiel 8 wurden auch zum geschoben werden modifiziert. Thiel 8 bekam hinten eine Schubbühne dran und ein neues viereckiges Vorschiff, Thiel 7 nur eine Schubbühne hinten.

    Thiel 7 ohne Bühne vorne war zeitweise noch ein Problem, da er größer war, traute man sich nicht, den großen Kahn/Leichter vorne drauf zu packen und einen 1000 Tonner in die zweite Länge.
    Also wurde Thiel 7 von dem einen anderen Leichter schiebenden Schub/Schleppboot geschleppt durch das Gebirge. Also das Schubboot Thiel II oder auch Thiel 1 schon einen Leichter vor sich her und schleppte noch den Thiel 7 durch das Gebirge und davor noch ein Vorspänner ab St. Goar. Nach ein paar Monaten spannte man den Thiel 7 dann doch in die erste Länge und das ging dann auch.
    Die Vorspänner waren wohl bis zum Ende der Thiel Aera im Einsatz, weil die 900 bzw. 1100 PS reichten natürlich nicht aus, um ordentlich durch das Gebirge zu kommen.

    In dieser Zeit, also im Frühjahr 1970 wurden auch die Motorschiffe verkauft, der Kapitän Fritz Meier von MS Kurt Thiel kam auf den Thiel II, Reinhold Brand vom Hammoniawar schon 1969 in den Vorruhestand gegangen und sein Nachfolger war der Bernd Adam**** und Richard Hamann von Germania blieb auf dem verkauften Schiff, es ging irgendwie zu der Rhenus Lahnstein, der heutige Teluste aus Nordfrankreich.

    Thiel 4 wurde mit Steinen beladen in Holland zum Deichbau versenkt, Altwied ist mir nicht bekannt, wo er verblieb und der Kahn Andernach wurde nach einer Havarie am Oberrhein in Strasburg auf der Werft SCAR verschrottet. Zu diesem Ende gibt es auch noch eine Geschichte. Wir nennen Sie "Das Ende vom SK Andernach" und diese kommt später.

    Auf den Schubleichtern/Schleppkähnen war ja noch die Wohnungen vorhanden, also blieb da Personal drauf für das laden und löschen. Vor allen Dingen beim löschen war man nun ja alleine, also ohne Boot. Da war schon eine gewisse Fachmannschaft gefragt. Vor allen Dingen um in Germersheim auf Strom zu löschen direkt unterhalb dem Werfthafen.
    Wenn die Löschstelle nicht frei war, wurde man oberhalb abgelegt und mußte allein zur Löschstelle sacken lassen, das war schon heikel. Einen Draht wurde wohl von der Löschstelle an der schrägen Böschung angenommen. Am Ufer steht heute noch der Ankerdavid von SL-SK Karolin als Poller. Auf diesem Schiff war ich und ich spendierte den nicht mehr gebrauchten König vom Ankerdavid, um ihn an Land als Poller einzubetonieren, damit man ausreichend nach vorne was stabiles zum festmachen hatte.
    Und mit 10 Laderäumen war das schon ein sehr häufiges verholen. Es wäre auch nicht gegangen, wenn nicht im Zuge der Umrüstung an der Ankerwinde eine größere Kettennuss eingebaut worden wäre mit einer neuen und längeren Kette und entsprechend ein schwerer Klipp Spezialanker. Das war verlangt worden von der SUK, damit die Anker auch einen Schubverband mit zusammen über 2000 Tonnen plus Boot halten konnten. Aber die Winden waren nicht für eine solche Last ausgelegt, dazu später eine weitere Story. Diese nennen wir "Schleppfahrt SK-SL Karolin von Andernach nach Karlsruhe in 10 Tagen hinter Motor Erich Margarethe"

    Man kam also immer mit dem Boot und zwei Leichter nach Andernach, die Leichter nebeneinander und innerhalb von 6 bis 8 Stunden war alles beladen und es ging dann wieder zu Berg in der Spargelformation. Nach 24 Stunden war man nicht mehr weit von Mannheim, ein erster Leichter war vielleicht schon in Gernsheim geblieben oder Worms im Floßhafen. Dann ging es weiter nach Rheinhausen, Germersheim oder Karlsruhe, dort meist Thiel 8 oder Thiel 7, weil die größer waren und Karlsruhe wohl der größte Kunde von Thiel war.
    Mit löschen dauerte es meist drei oder vier Tage, bis man wieder abgeholt wurde, das Boot war in der Zeit mit 2 anderen Leichtern zu Tal gefahren und wieder hoch.
    Wenn kein Boot Ausfall hatte wegen den Maschinen, lief das in schöner Regelmäßigkeit, an den Löschstellen hatte man Zeit für seine sozialen Belange, Disco und so. Die meisten Kollegenn hatten auch schon ein Auto und so war man da oben viel unterwegs, eine sorglose und schöne Zeit.

    Für mich endete diese Zeit 1972, ich bekam von einer dieser Berlinabschreibungsreedereien einen Neubau ab Werft angeboten und konnte da nicht nein sagen.
    So holte ich Mai 1972 MS Nautica 2 in Kootstertille von der Werft ab, der Initiator der Reederei Nautica aus Berlin war Karl Tiedkte aus Engers. Auch hier begann eine geile Zeit. 80 mal 9,50, ein Laderaum, Schiebeluken, Wallgänge, Hubsteuerhaus, Radar, 1200 PS MAK, für diese Zeit das Non Plus Ultra.
    Auch hier gibt es genug Storys.

    Die Rederei Thiel schwächelte in 1972 schon ein wenig und ich denke, 1974 war da das Ende.

    Ende Thiel Saga Teil 2.

    In 1969 gab es da noch eine bemerkenswerte Reise mit SK Andernach hinter MS Hammonia von Andernach nach Marktsteft am Main. Dieses aber später.
    Geändert von Moselschiff (03.04.2016 um 20:32 Uhr)

  2. #22

    Standard

    Hier noch die Geschichte SK-SL Karolin hinter MS Erich Margarethe, anno 1970



    Geschichten aus den letzten Tagen der Schleppschifffahrt, 1970, am Mittelrhein um die Reederei Thiel.


    Zum besseren Verständnis, diese Geschichte spielt im Umfeld der Reederei Thiel, der Verfasser, damals noch keine 23 Jahre, war Schiffsführer auf dem SK-SL Karolin, Rheinschifferpatent ohne eigene Triebkraft, ja, sowas gab es damals.

    Erst mit Erreichen des 23. Lebensjahres wurde es umgeschriben, wenn man auch 6 Monate Fahrzeit auf Motorschiffen nachweisen konnte.

    Üblicherweise wurden die SK-SL, also eine Gattung die es heute wohl nicht mehr gibt, Schleppkahn – Schubleichter, es waren eigentlich voll funktionsfähige Schleppkähne an die vorne und hinten eine Schubbühne angebaut war.

    Üblicherweise wurden diese Fahrzeuge Karolin, Cornelia, Ehrhadt, Konrad, Thiel 7 und Thiel 8, später noch ein 67 meter Kahn Roswitha, von den Schubbooten Thiel 1 und Thiel II geschoben im Verkehr von Andernach zum Oberrhein.

    In der Zeit hatte der damals tätige Schiffsinspektor der Reederei Thiel auch noch ein eigenes Motor-Schiff, das in den gleichen Verkehren fuhr, von Andernach zum Oberrhein.

    Die MS Erich Margarethe, 80 mal 9,50, ein Doppelschrauber, zwei mal 450 PS, ehemals ein Stinnes Schiff.
    Um die Geschichte besser zu verstehen, auf MS Erich Margarethe war Peter Diez der Schiffsführer, auf SK-SL Karolin eben ich und auf dem Schleppkahn Altwied war der Seppel Schiffsführer und seine und seine Frau Butz Matrose. Mir auf dem SK-SL Karolin war für diese Reise der Steuermann Ebenhardt zugeteilt als zweiter Mann.

    Eines der Schubboote hatte wohl einen technischen Ausfall, so wurde entschieden, daß MS Erich Margarethe zwei Schiffe mit zu Berg nahm im Schlepp, er hatte auch noch zwei Schleppwinden aus der Zeit der Schleppschifffahrt.

    Es war im Herbst, eigentlich die Nebelzeit.

    Peter Diez auf MS Erich Margarethe verstand sich nicht optimal mit mir Schleppschiffer, auch das gehört zum Hintergrund der Geschichte. Die Leute auf den Motorschiffen hatten immer ein wenig Angst, man würde denen Konkurrenz machen wollen um die Stellung.

    Es ging also los in Andernach, es wurde klassisch aufgepackt, zuerst bekam der Altwied seinen Draht, dann wir auf Karolin, wir nahmen den Draht von Altwied in den Brittelhacken vorne und nicht wie sonst üblich erst ab dem Gebirge hinten hoch.

    Wir nahmen also auch hinten den Draht hoch, weil der kleine Altwied lief so leicht hinterher mit seinen 450 Tonnen, daß der Draht drohte über Grund zu schleifen.

    Man legte vorne einen Lierdraht (dünner Draht, für auf die Verhol-Lier, etwa 14 mm Durchmesser) doppelt um den Strang und lief mit diesen beiden Enden auf dem Gangbord nach hinten, hängte das Auge auf den Poller und holte das andere Ende durch und mit ein paar mal durchholen hatte man den Draht oben an der Bordwand.

    Man hatte den Strang für die Kähne dahinter immer an der Backbordseite, wenn man den oder die Stränge hinten hoch hatte, übertrugen sich Schwingungen aus dem Draht in den Schiffskörper, im schlimmsten Fall klapperten die Teller im Schrank oder die Kaffeetassen im Steuerhaus.
    Schwingungen im Draht entstanden, wenn das Schiff dahinter seitlich versetzt fuhr, der Strang kam mal aus dem Wasser und dann wieder ins Wasser, dadurch kamen Schwingungen in den Draht, lag nun der Draht hinten an der Bordwand, übertrugen sich eben diese Schwingungen, immer dann, wenn der Kahn dahinter seitlich versetzt nach Steuerbord fuhr.

    Und so war, es, Seppel steuerte öfters etwas nach Steuerbord, wir merkten das klappern im Steuerhaus und schauten nach hinten, blöder Seppel sagten wir, Eberhardt zu mir oder umgekehrt, das war es dann auch, aber diese Vorgeschichte ist wichtig, um das weitere zu verstehen.

    Wir waren gerade aus dem Neuwieder Werth raus, als es mit Nebel zufiel, wir konnten uns zum rechten Ufer hin retten und vor Anker gehen, gegen 10 Uhr morgens.
    Eberhardt ging nach vorne zum Anker setzen und nun geschah der Irrtum, Eberhardt rief nach hinten, beide Anker und ich verstand einen Anker und bestätigte mit Ja brüllen.

    Ein paar Stunden später wurde es heller und es gab Signal vom Schleppmotor, daß es weiter geht.
    Nun war es so, daß beim Umbau zum Schubleichter zwar eine dickere und längere Kette und ein schwerer Spezialklippanker montiert worden war, aber die Winde mit sehr schwachen Zahnrädern blieb die alte Winde aus 1925 ungefähr.
    Ich ging daher selbst nach vorne um mit aller Vorsicht den Anker raus zu drehen und weil ich dachte, es wäre nur ein Anker, logischerweise der schwerere, drehte ich auch nur diesen Anker raus. Da über das Vorschiff die Bühne gebaut war, konnte ich auch da nicht sehen, ob ein oder beide Anker unten waren.
    Ich drehte also den schweren Anker raus, zog die Flagge hoch, das Zeichen daß wir fahrbereit waren und als auch Seppel auf Altwied seinen Anker draußen hatte, ging es weiter.

    Manchmal spürte man Vibrationen im Schiff, wir schauten nach hinten und Seppel fuhr wieder etwas Steuerbord, blöder Seppel.
    So ging es ein paar Mal, wir waren schon an Bendorf vorbei, es ging mit gut 6 km/h zu Berg.
    Es vibrierte wieder, blöder Seppel und wir schauten nach hinten, aber Seppel fuhr genau unseren Kurs.

    Eberhardt fragte ich, mir schwante Böses, wieviel Anker hattest du gesetzt. Zwei sagte er.
    Prima, sagte ich, dann ziehen wir seit Neuwied einen Anker mit durch.
    Nun, wir hätten die Flagge auf halbmast ziehen können und Peter Diez hätte gestoppt, so waren die Regeln im Schleppzug.

    Aber, da hätte Peter eine große Kiste aufgemacht, ich ziehe mir hier einen Wolf und er da hinten hat den Anker noch unten.

    Diese Schmach wollte ich mir nicht geben. Also veranstaltete ich „Winde abschmieren.“
    Mit Ölkännchen und Fettpresse ging ich gestikulierend nach vorne, falls ich vom Schleppmotor beobachtet würde, und schmierte gestenreich die Winde ab und drehte langsam mit dem kleinen Gang während der Fahrt den Anker rein, mit ganz kleiner Drehzahl am Hatz Motor, damit der Drehmoment nicht zu groß wurde und ich die Winde nicht beschädigte.
    Innerhalb einer halben Stunde war der Anker oben, die letzten Meter Kette blitzeblank und wir waren dann an der Mosel. Es ging auf 8 km/h hoch. Aber ab der Mosel lief es ja eh etwas besser, keiner merkte etwas.

    Aber damit war die Reise noch lange nicht zu Ende. Irgendwann in der Nacht fiel es unter dem Clemesgrund wieder zu mit Nebel. Vor Anker gehen war die Ansage durch Glockensignale vom Schleppmotor her.

    In den Morgenstunden war der Nebel etwas gelichtet, Eberhadt ging die Anker nach vorne raus drehen und wir hatten die Stränge im Anker, keine Chance den Anker in die Glüse zu bekommen.

    Die einzige Möglichkeit, den Strang loswerfen und neu aufpacken.
    Aber das gefiel dem Kapitän Peter Diez nicht, also fuhr er alleine weiter mit Altwied im Schlepp, Seppel fuhr Backbord an uns vorbei und das ging gut.
    MS Erich Margarethe ging in Bingen bei zum telefonieren mit dem Eigner und Inspektor der Reederei Thiel, mit meinem unmittelbaren Vorgesetzten.

    Nun, ich konnte ja da nicht liegen bleiben, in Trechtingshausen unter dem Clemens Grund.
    Also kam ein Vorspänner und holte mich nach, es wurde in Bingen neu aufgepackt und weiter ging die Fahrt.
    In Frei Weinheim stand nun der Inspektor auf dem Steiger und rief mit dem Megaphon rüber, Herr Duhr, Ja, Herr Duhr, wenn sie nochmal los machen, dann bleiben sie liegen.

    Ich war eingeschüchtert und schrieb mir das hinter die Ohren.

    Es ging weiter, Seppel machte in Mainz los, ein kleines Boot brachte ihn weiter nach Frankfurt, wo ab und an auch Bims hin ging.

    Unsere Fahrt endete unterhalb vom Nackenheimer Werth, Nebel. Vor Anker. Diesmal hatte wir den Strang nicht im Anker, statt dessen hatte Erich Margarethe den Strang hinter dem äußeren Backbordruder.
    Kapitän Peter Diez ordnete an, wir sollten loswerfen, das würde schneller gehen und dann neu aufpacken. Nein sagte ich, der Inspektor hat gesagt, wenn ich los mache, dann bleibe ich liegen und das will ich nicht.

    Er ließ auf Seite sacken und seine Leute kamen rüber und machten los. Das ist eine ganz andere Sache sagte ich, nun können wir wieder aufpacken.

    Es ging dann auch weiter bis zum Welschen Loch. Am Sandhofer Grund ging Peters Dampfer zu spät ab, etwa am km 435. Er lief auf Grund. Obwohl alle drei im Steuerhaus waren.

    Wir fragten durch Zurufe und Gesten, ob wir losmachen sollten, nein war die Antwort, als wir fast auf gleiche Höhe aufgelaufen waren. Da er schon einige erfolglose Versuche mit voll rückwarts machte, hoffte er, wenn wir in den Strang sacken würden, daß er frei käme. Das war auch so, aber auch der Draht riß.

    Nun gingen wir vor Anker, es wurde neu aufgepackt und Peter Diez bekam den Strang in die Backbordschraube, ja, bei einem Doppelschrauber sind die Schrauben weit draußen, da darf der Matrose keinen Meter Draht zuviel fieren. Mit einer Maschine schleppte er uns bis Mannheim an den Block IV.

    Er fuhr dann in den Mühlauhafen Mannheim uns es kam ein Taucher und auch der Inspektor.
    Als er nun erstmals unsere Version der Geschichte hörte, war wieder Frieden angesagt.

    Den Draht bekamen die nicht ganz raus und Peter bekam die Order, er solle versuchen mit uns weiter zu fahren, wir mußten beide nach Karlsruhe, und wenn es irgendeine Unregelmäßigkeit geben sollte, dann solle er uns liegen lassen und alleine weiter fahren, um keinen größeren Schaden zu verursachen.

    Wir kamen bis unter den oberen Rheinauhafen in Mannheim und die Order kam von vorne, losmachen, das Drucklager wird warm.
    MS Erich Margarethe verschwand in der Nacht.

    Nun hatten wir Feierabend, wir waren voll ausgebremst, wir lagen da noch drei Tage in der Wildnis, nur mit dem Nachen konnten wir an Land etwas zum essen besorgen.

    Drei oder vier Tage später kam dann eines der Thiel Boote, das uns dann nach Karlsruhe brachte.

    Die ganze Aktion hatte mehr als eine Woche gedauert, die Tage ohne Vorkommnisse und Nebelliegezeiten blieben ja unerwähnt.

    Eine weitere Fahrt vollkommen im Schlepp hat es danach aber nicht mehr gegeben.
    Insgesamt war da noch ein wenig Abenteuer im Spiel, langweilig war es nie. Und alles irgendwie harmlos.



    Die beteiligten Personen heute, Peter Diez ist schon etliche Jahre tot, einer seiner Matrosen ist damals kurze Zeit später ertrunken, Eberhardt lebt wohl noch, auch der Inspektor von Thiel lebt noch und erfreut sich wie der Verfasser bester Gesundheit.

  3. #23

    Standard Und hier das Ende des SK Andernach aus Neuwied, ca 750 Tonnen groß, geschätzt 65 meter mal 7,50 mal 210 cm Tiefgang

    Das Ende vom Schleppkahn Andernach.

    Eigentlich fing es an mit einer Reise mit Bims von Andernach nach Kehl, es war wohl Ende Januar 1970. Zu der Zeit schleppte uns das Boot Thiel 1 nach Kehl, später wurde auch dieses Boot umgebaut, daß es auch schieben konnte.

    In Kehl kam dann noch das MS Hammonia dazu, an Bord war nach dem Fidel Castro als Kapitän der Bernd Adam. Es sollte dann leer hoch nach Plobsheim gehen, eine heute im kanalisierten Rhein versunkene Ladestelle, ein Band auf Strom auf der elsäßischen Seite etwa drei Kilometer oberhalb von Altenheim.
    Ich mußte zuvor noch nach Freiburg fahren auf die damalige Wasser und Schifffahrtsdirektion um mein Patent von Stasburg bis Gerstheim verlängern zu lassen, die Fahrten dazu hatte ich im Schifferdienstbuch stehen. Es mußte ja alles seine Ordnung haben.

    Wir hatten Order dort 160 cm tief zu laden, Kies für nach Holland. Das ging noch relativ leicht, der Motor blieb auf Seite und nach Beladung schleppte MS Hammonia uns weiter ins Unterasser der schon fertiggestellten Staustufe Gersteim. Das waren nochmal so gute 6 Kilometer, sicher 90 Minuten Fahrt, da war noch Strömung da oben.

    Wir gingen dort im Unterwasser der Schleuse Gerstheim in ruhigem Wasser vor Anker.

    MS Hammonia verschwand in der Nacht zu Tal zur Ladestelle Plobsheim.

    Egal wie, Nebel und alles mögliche, erst zwei Tage später kam Hammonia wieder nach Gerstheim und kam auf Seite. Es sollte auf Seite zu Tal gehen, der Lotse empfahl es so.

    Aus nachträgliche Sicht hätte ich mich lieber zu Tal schleppen lassen, das drehen im Unterwasser Gerstheim wäre ein Klacks gewesen.

    Das Wasser war noch etwas gefallen.

    Es ging dann erst auch gut, nur selten kratzten wir an den Übergängen. Wir hatten alle Drähte doppelt Bucht gesetzt und vorne mit der Verhol-Lier die Drähte ganz rag genommen.

    Am Übergang nach Grauelsbaum hielt der Lotse wohl nicht weit genug vom Drusenheimer Grund, der ganze Kram kam fast zum stehen und dann rissen alle Drähte, Andernach blieb Kopf vor stehen.
    Hammonia konnte nicht drehen, beladen gab das nicht viel Sinn. Er schoß weiter, als die Drähte kaputt waren, mit vollan laufender Maschine.
    Seine Möglichkeit uns frei zu gekommen wäre sehr gering gewesen, gleich null. Er fuhr also weiter in Richtung Holland zu Tal.

    Thiel II war aber in der Nähe, er war am andern Tag da mit dem Leichter Ehrhard und einem Kranschiff. Das Kranschiff Maria von Specht.

    Auch erste Turnversuche blieben erfolglos, zu sehr war das Schiff eingesandet.

    Das Boot Thiel II, davor den Leichter Ehrhard, der die Leichtermenge übernehmen sollte und Steuerbord auf Seite des Leichters das Kranschiff Maria, kamen auf Seite vom SK Andernach zu dem badischen Ufer hin.

    Aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen ordnete der Havarieexperte an, bei SK Andernach auchterschiffs, also stromoben zu beginnen mit dem leichtern.

    Natürlich dauerte es nicht lange bis der Andernach hinten frei kam und in Richtung badisches Ufer drehte, das Vorschiff blieb liegen.
    Der Thiel II mit Leichter und Kranschiff auf Seite konnte sich nur noch nach hinten retten, das Heck von Andernach schweite durch die Einfahrt zum Kiesloch Grauelsbaum und schlug mit dem Achterschiff gegen die untere Mole und blieb für einen Moment so quer liegen.
    Ich konnte im Schiff eine Verbiegung von fast einem halben Meter sehen, das Wasser staute etwas auf und das Achterschiff drehte weiter bis es stromrecht lang.
    Durch den Zug in der Steuerbordbordwand war diese von oben bis unten aufgerissen mitsamt Gangbord und Dennebaum. Als das Schiff stromrecht lag, war das Schiff fast wieder in der Orginalform. Der Boden und die Backbord - Bordwand hielten stand.
    Das Schubboot Thiel II mit Kranschiff und Leichter Ehrhard kam wieder auf Seite und nun wurde um Zeit zu gewinnen direkt über Bord in den Rhein gelöscht. Kies zu Kies. Die Franzosen hatten Angst wegen der Schiffsbrücke Drusenheim-Greffern, die einen Kilometer unterhalb bis dreiviertel in den Rhein ragte.
    Kurze Zeit später war die Ladung draußen, die Schotte waren dicht, das Schiff lag fast wie leer und wir wurden im Hang in Drusenheim abgelegt an die Poller, Anker ab und alles war gut.
    Thiel II fuhr zu Tal und hatte weiteren Trabbel an der Maxau, darauf will ich nicht eingehen.

    Ich lag mit meinem Kahn Andernach ruhig in Drusenheim, Karneval nahte.
    Was die Franzosen am meisten fürchteten geschah drei Tage später, ein leerer Tanker fuhr bei Nacht die Schiffsbrücke weg, alles lag verstreut im Rhein, ca 10 Tage Sperrung.
    Mittlerweile hatte ich Genehmigung um mit dem havarierten Andernach auf Seite eines gleich großen oder größeren Motorschiffes nach Strasburg zur Werft gebracht zu werden.

    Wegen der Sperre war mein Matrose Hans zum Karneval nach Hause gefahren und nicht rechtzeitig wieder gekommen.

    In der Zwischenzeit hatte ich mit einem der wartenden Bergschiffe klar gemacht, daß er mich mit zu Berg nach Strasburg nehmen sollte. Es war ein Dettmer Schiff mit 800 PS.
    Nach der Sperre kam der auch auf Seite und mein Matrose war noch nicht zurück vom Karneval. Der Kapitän vom Dettmer war ein ganz Genauer, er nahm mich nicht mit, er ließ mich liegen
    Wieder lag ich da eine Woche und mehr bis endlich Thiel II wieder kam und mich nach Strasburg zur Werft brachte.
    Das Schiff kam auf Helling und es wurde entschieden, daß es verschrottet wird.

    Also richtete ich mit dem Kapitän Georg R. und dem Matrosen Wolfgang G. und dem Monteur Bernd K. von dem Schubboot Thiel II, der noch an der Werft geblieben war, das Andernach Gedächnis-Essen aus.

    Ich weiß noch wie heute, wie das ablief, ich war noch nach Kehl mit dem Fahrrad zum einkaufen.

    Es gab ein großes Schweinekottelet mit Spagetti und Wisky. Der Wisky war wohl zuviel, auch von der Menge her, wir waren jung.

    Anschließend entrümpelten wir noch die Wohnung auf unsere Art, auch gab es Schießübungen mit dem Luftgewehr, wer so in den Lichtschalter schoß, daß das Licht ausging, der bekam 10 Punkte , das war die Zielsetzung. Das ganze aus drei Meter Entfernung, viel größer war die Wohnung nicht auf dem Kahn.
    Am anderen Morgen wurde die Wohnung nach damaliger Abwrackmanier von der Werft angezündet und das ohne die Feuerwehr zu rufen.

    Der Inspektor brachte mich am anderen Tag zu meinem neuen Schiff nach Karslruhe, auf den SK-SL Karolin. Der Matrose Hans, der nochmal kurz gekommen war, wurde von der Polizei abgeholt, er hatte wohl zu heftig Karneval gefeiert, ihn habe ihn danach nicht mehr gesehen.

    So nahm der Kahn Andernach, Baujahr sicher so um 1885 oder noch etwas früher, sein Ende in Strasburg. Im Frühjahr 1970

    Über das Andernach Gedächnis Essen wurde noch lange geredet, auch wegen der suboptimalen Menue- und Getränkewahl.
    Geändert von Moselschiff (04.04.2016 um 14:59 Uhr)

  4. #24

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    Standard

    Hallo, ich bin noch als Kind auf der Andernach mitgefahren. War ein sehr heruntergekommenes Schiff, aus meiner Erinnerung.
    Geändert von Gerhard (17.11.2019 um 13:45 Uhr) Grund: Freigeschaltet

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