Thema: Tankschiff nahe der Loreley gekentert

  1. #1601

    Standard

    @ koesek

    Hallo,


    sie haben Recht, der Beitrag von mir ist sehr polemisch. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, ihn heute abend wieder zu löschen. Als ich nun nach Hause kam, las ich ihren Beitrag - zu spät also.

    Inhaltlich (falls man bei dem kurzen Statement davon sprechen kann) stehe ich dazu. Wirtschaft lebt davon, daß es Menschen gibt, die bereit sind zu wirken. Dies wird in Deutschland zusehends mit, wie ich meine, weltfremden und emotionalen Argumenten verhindert. Waren werden konsumiert, ob sie bei uns oder anderswo produziert werden hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist dem Konsumenten hier und weltweit letztendlich egal. - Mir ist es am liebsten, sie werden, sicher weitmöglichst umweltverträglich, bei uns produziert - und transportiert.

    Was das Niveau meines Beitrages anbelangt: nehmen sie's als das was es ist - ein Zeichen meiner Hilf- und Ratlosigkeit

    Grüße
    Martin

  2. #1602

    Registriert seit
    18.01.2011
    Ort
    63667 Nidda (Hessen)
    Beiträge
    86

    Standard

    Moin!

    Die Veranstaltung im „Goldenen Löwen“ zu St. Goar (12.2.2010) begann mit einer Gedenkminute an die beiden Vermissten der Havarie, wozu sich die Versammlung erhob.

    Angesprochen wurden insbesondere folgende Punkte:

    Durchschnittlich 200 Schiffe befahren täglich den Mittelrhein. Der Anteil der gefährlichen Ladung an der jährlichen Gesamt-Transportmenge von 150 Millionen, die auf dem Rhein transportiert werden, beträgt ca. 20 Prozent. Ca. 40 Prozent der einzelnen Schiffsreisen befördern gefährliche Ladung.
    Der Rhein ist die Haupt-Binnenwasserstraße in Europa. Zum Vergleich: Auf dem deutschen Abschnitt der Donau werden nur 6 Millionen Tonnen befördert, der Rhein muss 150 Millionen Tonnen verkraften.

    Die Überkapazitäten an Schiffsraum mindern die Erträge der Binnenschiffer. Bei den Binnentankern hat die Verpflichtung zum Bau von Doppelhüllenschiffen bis 2018 für eine Zunahme des Schiffsraums geführt, da es keine Abwrackprämien für die alten Einhüllen-Schiffe gibt. Entsprechend verschärft sich die Konkurrenzlage.

    Die Bundeswasserstraßenverwaltung beschäftigt ca. 13.000 Personen. Das sind mehr Leute, als auf den deutschen Binnenschiffen fahren. Die dreistufig aufgebaute Verwaltung wird von sieben Direktionen gelenkt. Die Bundesregierung will die Wasserstraßenverwaltung umstrukturieren.
    In der Abwägung zwischen dem Risiko der Gefährdung der Einsatzkräfte, die unmittelbar am oder in der Nähe des Havaristen arbeiten müssen und den möglichen Umweltschaden im Rhein hat man sich für das Verklappen entschieden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der hohen Härtegrad des Mittelrheins einen guten Säurepuffer darstellt. Nichtsdestotrotz werden die Kleinlebewesen am Rheingrund, die wichtig für die Nahrungskette sind, negativ beeinträchtigt. Auch sind die Schleimhäute der Fische säureempfindlich. Die Folgen werden erst später feststellbar sein. Dies ist zu beachten vor dem Hintergrund, dass sich die Fischvielfalt im Mittelrhein gut erholt hatte.

    Thematisiert wurde die Frage, warum der Rhein in der Unglücksnacht insbesondere für Schiffe mit gefährlicher Ladung nicht gesperrt war. Die Antwort ist kurios: Weil der Wasserstand noch 2 Zentimeter unter der Hochwasser-Warnstufe 2 lag. Erst ab Stufe 2 wird der Rhein gesperrt. Hier wurde insbesondere von den anwesenden Rheinschiffern gefordert, dass Schiffe mit gefährlicher Ladung bei schlechtem Wetter oder/und Hochwasser diesen gefährlichen Abschnitt wieder mit Lotsen befahren müssen oder dass sie angehalten werden.
    Es werde keine Unterscheidung gemacht, zwischen Schiffe mit gefährlicher Ladung und Schiffe ohne gefährlicher Ladung. Fahren dürfen sie zwischen Bingen und St. Goarshausen tag und nachts.

    Aus dem Publikum wurde die Vermutung ausgesprochen, dass die „WALDHOF“ in den Wallgängen Ballastwasser fuhr, dass die Backbord- und Steuerbord-Wallgänge untereinander Verbindung hatten und dass dies die wegen der Dichte der Schwefelsäure nicht voll befüllten Tanks ins Schwappen gebracht und dadurch das Schiff zum Kentern gebracht haben könnte. Man müsse die Bauvorschriften hinsichtlich der (Leck-)Stabilität in der ADNR nachbessern.

    Angesprochen wurde auch die verschärfte Konkurrenz-Situation der Binnenschiffer, die einen Tanker fahren. Die Überkapazitäten (alte Einhüller, neue Doppelhüller) zwingen viele von ihnen zum Dauereinsatz, es werden keine Pausen gemacht, es sind zuwenig Leute mit Patent an Bord, also Übermüdung, mangelnde Konzentration, Erschöpfung.

    Bekanntlich fuhr die „WALDHOF“ für die BASF. Als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung vergibt die BASF seit dem 1. Januar 1999 Transportaufträge ausschließlich an Eigner, deren Binnentankschiffe den Standards des Europäischen Binnenschiff-Inspektionssystems (EBIS) entsprechen. Mit diesem System haben die europäischen Chemie- und Mineralölfirmen gemeinsam mit den Reedereien ihre bisher unterschiedlichen Binnenschiffs-Überprüfungen vereinheitlicht. Aber entsprechend der Vorgaben von EBIS hätte der Unfall nicht passieren dürfen.
    Erwähnt wurde auch, dass insbesondere die Freiwilligen Feuerwehren am Mittelrhein den Anforderungen für einen Chemieunfall auf dem Fluss nicht gewachsen sind, weil sie nicht über die notwendige Ausrüstung aber auch über das Wissen verfügen würden, das notwendig sei, um Chemikalien-Unfälle beherrschen zu können.

    Aus dem Publikum wurde gefordert, eine der BSU (Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung) vergleichbare unabhängige Untersuchungsstelle für Binnenschiffsunfälle zu schaffen, damit Konsquenzen aus solchen Schadensereignissen gezogen werden können und nicht allein die Staatsanwälte die mutmaßlich schuldigen Personen verfolgen.

    Martin van Dyk von der Koninklijke Schuttervaer Internationaal betonte die gute Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften und erwähnte, dass sein Verband seine Mitglieder aufgefordert hat, die Sicherheitsbestimmungen und Regularien auf dem Rhein zu beachten. Er wies aber auch darauf hin, dass die Kapazitätserweiterungen der Häfen Antwerpen, Amsterdam, Rotterdam, Bremerhaven und Hamburg (Stichwort: Elbvertiefung) erhöhte Transportmengen für den Rhein nach sich ziehen werden, die die Binnenschifffahrt dann auch bewältigen müsse.

    Das waren aus meiner Sicht die wesentlichen Themen, die während der Veranstaltung angesprochen wurden. Da die Rhein-Zeitung anwesend war, wird man dort einen weiteren Bericht finden können, den ich später hier verlinken werde.

    Nach dem gestrigen Ruhetag soll es nun heute los gehen mit der Bergung der "WALDHOF". Alle drei Kräne sind schon am Havaristen.

    Details dazu hat die Einsatzleitung hier veröffentlicht:

    http://www.wsa-bingen.wsv.de/Aktuelles/index.html

    Wie genau die Bergung ablaufen soll, ist u. a. in dieser Veröffentlichung dargestellt:

    http://www.wsa-bingen.wsv.de/pdf/Pre...1%2c_1500h.pdf

    Der SWR intensiviert heute sein Berichterstattung. Link: http://www.swr.de/nachrichten/rp/-/i...g3n/index.html

    Um 20.15 wird ein Extra-Fernsehbericht von der Bergung gesendet: http://www.swr.de/suedwest-extra/-/i...jm1/index.html

    Die beiden Webcams sind hier erreichbar:

    http://www.rhein-zeitung.de/regionales/webcam.html

    http://www.swr.de/tv/webcam-schiffsu...whr/index.html

    Hoffen wir, dass die beiden toten Binnenschiffer nun endlich gefunden werden und das die Bergung der "WALDHOF" gelingen möge.

    mfg Peter Hartung
    Geändert von Peter Hartung (13.02.2011 um 08:52 Uhr)

  3. #1603
    Unregistriert
    Gast

    Deutschland Alternative zum Schiff???

    Zitat Zitat von Schappes Beitrag anzeigen
    Chemieunfall bei der Bahn,

    na bitte, schon länger her...aber wphl auch sehr gefährlich...

    http://www.ngo-online.de/2001/05/29/...onebeck-statt/

    der schappes grüsst freundlich
    Am Abend des 7. Juli 1987 befuhr ein fünfachsiger Sattelzug aus Koblenz die Bundesstraße 255 in Richtung Osten. Der Lkw führte 28.000 Liter Benzin und 6.000 Liter Dieselkraftstoff mit sich. Etwa 10 km vor Herborn beginnt ein achtprozentiges Gefälle, das der 47-jährige Fahrer des Sattelzuges kannte. Er plante deshalb, Herborn über die Autobahn zu umfahren. Kurz vor Herborn versuchte er, die Geschwindigkeit zu verringern, was jedoch misslang, da die Betriebsbremsanlage des Lkw versagte. Der Sattelzug war außerdem mit der damals neuartigen Elektropneumatischen Schaltung (EPS) ausgerüstet. Das Getriebe war dahingehend programmiert, dass das Einlegen eines zu niedrigen Ganges, was eine zu hohe Drehzahl des Motors zur Folge gehabt hätte, von der Elektronik verhindert wurde. Das Getriebe befand sich dann im Leerlauf und nahm keinen anderen Gang mehr an, somit entfiel auch die Bremswirkung des Motors. Dieses System wurde dem routinierten Fahrer nun zum Verhängnis. Der Lkw rollte weiter bergab, vorbei an der Autobahnauffahrt und in die Stadt hinein.
    Geändert von Jan (13.02.2011 um 13:48 Uhr) Grund: freigeschaltet...

  4. #1604
    Avatar von Jürgen F.
    Registriert seit
    07.12.2008
    Ort
    Riesenbeck DEKkm 105.2
    Beiträge
    9.663

    Standard

    Gedreht ist das Schiff schonn mal.
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	cam1.jpg 
Hits:	314 
Größe:	12,6 KB 
ID:	198633  
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  5. #1605

    Registriert seit
    31.01.2011
    Ort
    Bevergern
    Beiträge
    24

    Standard also doch Vorratsdatenspeicherung

    Zitat Zitat von Peter Hartung Beitrag anzeigen
    Allein im vergangenen Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 18 Verunreinigungen des Rheins registriert, die auf eine illegale Verklappung von Ladungsresten durch Binnenschiffer hinweisen. Bisher ist es kaum möglich, die Verursacher zu ermitteln, da die Verkehrs-Daten der Schiffe nur kurze Zeit gespeichert werden

    Keine vorratsdatenspeicherung, aber der Umweltschutz steht schließlich über allem, da hört informelle Selbstbestimmung auf
    Geändert von Poettekucker001 (13.02.2011 um 11:58 Uhr) Grund: Zitat gekürzt

  6. #1606

    Standard

    Die Waldhof liegt (soweit man das auf den Webcam-Bildern beurteilen kann) schon fast wieder gerade im Wasser. Das ging aber schnell. Oder hat man heute sehr früh angefangen ?

  7. #1607
    Avatar von Jürgen F.
    Registriert seit
    07.12.2008
    Ort
    Riesenbeck DEKkm 105.2
    Beiträge
    9.663

    Standard

    Das Vorschiff scheint noch recht tief zu liegen?
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  8. #1608

    Registriert seit
    18.01.2011
    Ort
    63667 Nidda (Hessen)
    Beiträge
    86

    Standard

    Moin!

    Die Bergungsarbeiten gehen zügig voran. Eben wurde der Rumpf der "WALDHOF" gedreht:

    mfg Peter Hartung
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	bbb.jpg 
Hits:	186 
Größe:	74,6 KB 
ID:	198656   Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	ccc.jpg 
Hits:	194 
Größe:	68,3 KB 
ID:	198657  
    Geändert von Jan (13.02.2011 um 13:46 Uhr) Grund: Bilder eingebunden...

  9. #1609

    Registriert seit
    13.01.2011
    Ort
    Lemmer, Nl
    Beiträge
    106

    Standard

    Moin Peter!

    Erstmal Danke für Deine Berichterstattung von dieser Diskussion!

    Aber wieviel Prozent transportieren nun gefährliche Güter? 20 oder 40 %?

    Desweiteren, warum war der Strom nicht gesperrt für diese Schiffe bei einem solchen Wasserstand? Irgendwo müssen doch Ober- und Untergrenzen gesetzt werden und das ist nunmal die Hochwassermarke II. Eine Lotsenpflicht, wie früher, fände ich lustig, aber im Ernst: Auch ein Lotse hätte das Unglück nicht verhindern können! Da sind echt die Schiffsbauer und die SUK's gefragt, das Kapitel Centertanks sicherer zu machen oder gar abzuschaffen.

    Moin Jürgen,

    danke für das frühe Foto von der aufrechten "Waldhof"! Es bereitet mir Gänsehaut, wenn ich daran denke, was die Bergungskräfte nun in der Roof finden werden.

    In Gedenken an unsere Kollegen!

    Gruß aus Lemmer Felix

  10. #1610
    Avatar von Bigmäc74
    Registriert seit
    26.01.2009
    Ort
    Vratsa BG
    Beiträge
    177

    Standard

    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR GELUNGENEN BERGUNG!!!
    HOFFENTLICH FINDET MAN JETZT AUCH UNSERE ZWEI KOLLEGEN!!!
    LG Markus
    “Waiting is a very funny activity: you can’t wait twice as fast.” übersetzt: Warten ist eine seltsame Aktivität: man kann sich damit nicht beeilen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •