Mein Mitgefühl gilt an dieser Stelle den Angehörigen der beiden vermissten Schiffsleute.
Spekulationen gibt es ja derer viele und ich kann auch nicht wirklich verstehen, warum man nicht an dieser Stelle darüber reden darf.
Wenn nicht hier in diesem Fachforum... wo sonst? ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass die geäußerten Überlegungen der Foristen gänzlich nur haltlosen Inhalt verbreiten. Ganz im Gegenteil - bei vielen der hier angeführten Überlegungen insbesondere der Tankerfahrer unter uns ist ein hohes Maß an Erfahrung und Fachkenntnis erkennbar. Und genau vor diesem Hintergrund finde ich es sogar ratsam sich thematisch mit der Problematik auseinanderzusetzen. Es sind die Schiffigen, die tagtäglich mit den Problemen und möglichen Fehlkonstruktionen zu kämpfen haben. Also kann eine Auseinandersetzung damit dazu führen, dass die Probleme auch endlich konkret thematisiert und ernstgenommen werden.
Denn eines scheint doch bis hierhin klar zu sein- und da lehne ich mich sicher nicht zu weit über Bord - der Rhein führt am 13.01.11 noch immer sehr hohes Wasser, folglich sind auch die Fließgeschwindigkeit insbesondere in der Gebirgsstrecke sehr hoch. Der zu Tal fahrende Tanker Waldorf hat zuvor eine Aneinanderreihung von mehreren engen Kurven (Kammereck, Betteck, Loreley) hinter sich, die zu einem ständigen Lastwechsel innerhalb der Tanks (Ballasttanks und Ladungstanks) geführt haben. Diese Lastwechsel führen unumstößlich zu einem sich aufschwingenden dynamischen System, dass erst wieder bei ausreichend langer Geradeausfahrt zur Ruhe kommen kann. Ob dieses schwingende System zu einer ausreichende Kränkung nach Backbord führen kann, dass der Tanker umkippt kann bezweifelt werden und liegt tatsächlich im Rahmen von Spekulationen.
Ob die Kränkung des Schiffes aber dazu geführt hat, dass die Gangbord volllief und dadurch eine enorme Zusatzlatz in Richtung der Kränkung nach Backbord geführt hat, sodass in Zuge der schnellen Kurvenfahrt ein Aufrichten des Schiffskörper massiv unterdrückt wurde bleibt ebenfalls eine Vermutung die allerdings im Rahmen des durchaus Möglichen liegt. Reicht das nun aus das der Tanker Walldorf umschlagen kann? oder aber gibt es weiter den Zustand verschlimmernde Umstände.
Im Forum wurde bereits die Autopilotsteuerung erwähnt, die in diesem Falle im Sinn der der Kurserhaltung weiter in Richtung Steuerbord korrigiert und dadurch das System weiter verinstabilisiert. Waren ggf. Balastwassertanks nicht richtig justiert oder aber kommen vielleicht noch drastischer zusätzliche Umstände ins Spiel. Brachen vielleicht aufgrund der vielen Lastwechsel die Längschotte oder Prallzwischenwände und führten dazu, dass die Ladung weiter noch höhern Druck auf die Backbordwand ausüben konnte und ein Kentern über die Backbordseite die zwingende Konsquenz waren?
Es wird auf eine Aneinanderreihung misslicher Umstände hinauslaufen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Erkenntnisse aus diesem Unglück im Nachhinein auch unter Einbeziehung der vielfältigen Erfahrungen der Schiffigen zu den richtigen Rückschlüsse für die baulichen Strukturen der Schiffe führen. Und gerade deßhalb sind Diskussionen wie sie im Rahmen dieses Forums geführt werden richtig wenn nicht sogar notwendig um in Zukunft Unglücke dieser Form verhindern zu können.
Zum Schluss wird es eine Untersuchung der Unfallursache von öffentlicher Seite geben. Es wird ein offizielles Untersuchungsergebniss geben und im Nachgang wird man die Fehler erkennen die zu dem Unglück geführt haben.
Ich wünsche allen eine "Allzeit Gute Fahrt".