Nein, das ist der Geist der 1960er, eine komische Zeit, da wollte man all das, was man heute schützt, weghaben. Ich weiß nicht, woran es lag. Vielleicht hatte man die alte Zeit einfach über, die Zeit des Krieges, der Knappheit und der autoritären Väter, jetzt sollte die Zeit des Autos, des Wohlstands und der freien amerikanischen Gesellschaft kommen. Wenn es nach Benzin riecht, geht es einem gleich besser - Irgendsoetwas muß es gewesen sein, ein Zeitgeist eben.
In Frankreich hat man in Chalon-sur-Saône doch genauso den Kanal mitten in der Stadt in eine vierspurige Straße verwandelt und in anderen Orten dasselbe. In Marburg wollte man den alten Fachwerkmist, die heute gefeierte Oberstadt, durch "schöne moderne" Betonbauten ersetzen und riß schon mal das historische Wirtshaus an der Lahn ab (da steht heute der "Affenfelsen", ein Hochhaus aus der Zeit), neben einigen anderen krassen Bausünden. - So war das damals überall. Und alle Bäume mußten weg - die engten die mehrspurigen Straßen ein. Heute ist das nicht mehr verständlich und zu Recht trauert man dem Kanalidyll nach.
Gernot