Das angehängte interessante Bild war in der Würzburger MAINPOST vom 9. Februar 1995. Auch der Text ist hochinteressant, der von Marktschiffen von 9 Meter Länge und einer Tragfähigkeit von 90 Zentnern (4,5 Tonnen) berichtet, die sich bis in die frühen 1930er Jahre vom Kettenschlepper leer von Laudenbach (bei Karlstadt) nach Würzburg mitnehmen ließen, um dort en gros einzukaufen und die Waren dann auf der Talfahrt in den einzelnen Orten an die Kolonialwarenhändler zu verkaufen.
Allerdings paßt die Geschichte mit den Marktschiffen nicht zum Bild. Der Kettenschlepper ist hier eindeutig unterwegs, um die Mainkette aufzunehmen, die vom auf Seit mitfahrenden Mainkahn aufgenommen wird. Das Bild stammt also aus den späten dreißiger Jahren, vermutlich um 1938, als man die Mainkette aus dem Fluß nahm und die Kettenschiffahrt beendete. Der Kettenschlepper zieht sich auf der letzten Kettenfahrt noch einmal an der Kette zu Berg, um seine Lebensader zu beseitigen.
Das Foto ist möglicherweise in Würzburg aufgenommen, jedenfalls von einer Brücke, weswegen der Schornstein nach vorne umgelegt ist. Auf dem Steuerhaus steht eine 8, weswegen anzunehmen ist, daß es sich hier um den Kettenschlepper Nr. 8 handelt. Eigentlich hießen die Schiffe zu dieser Zeit DRG. KS. Nr. 8 (Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft Kettenschlepper Nr. 8) - hier ist das G von DRG aus unbekannten Gründen übermalt. Auf dem Kasten, unter dem sich die Kettenräder befinden, ist Aschaffenburg zu lesen.
Deutlich ist zu sehen, wie die Kette an der Talseite des Kettenradkastens, nachdem sie ihre Zugarbeit verrichtet hat, zu einer Rolle läuft, die seitlich am Dach des Steuerstands hängt, im Bild etwa über dem Kopf des Mannes am Kettenkasten. Vor dort aus fällt sie in die Rutsche und wird von den beiden talwärts der Rutsche stehenden Männern mit Haken weitergeschoben, damit sie in den Raum des Mainkahns fällt.
Der Mainkahn ist natürlich auch betrachtenswert - ob den einer der Alten noch identifizieren kann? (der spätere INGEBORG ist es jedenfalls nicht , das sieht man am Schanzkleid und an den Pollern).
Gernot