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Thema: Dumpinglöhne in der Binnenschifffahrt

  1. #1

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    Deutschland Dumpinglöhne in der Binnenschifffahrt

    Sehr geehrte Kollegen,

    ich möchte hier einmal die negative Entwicklung bzgl. der Löhne und Gehälter in der Schifffahrt ansprechen.
    Ich habe die letzten 5-Jahre als Schiffsführer bei verschiedenen Firmen mit Sitz in Luxemburg gearbeitet.
    Hier musste ich feststellen, das zum teil Gehälter unter dem Niveau der `80 Jahre gezahlt werden, dies gilt
    ganz besonders für Matrosen und Auszubildende. Erschwerend kommt hinzu, das dadurch immer mehr nicht qualifiziertes
    Personal eingesetzt wird, was im Umgang mit Gefahrgut große Gefahren für Mensch und Umwelt mit sich bringt.
    Die Häufigkeit-u. Schwere der Havarien in den letzten Jahren sprechen Bände.
    Ich hoffe hier eine Diskussion anzustoßen und hoffe auf rege Beteiligung.

  2. #2

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    Bedeutet "das zum Teil Gehälter unter dem Niveau der `80 Jahre gezahlt werden", dass das wenig ist, viel weniger als vor ein paar Jahren? Wenn ich mich richtig erinnere, wurden in den 80-er Jahren bombige Gehälter bezahlt.
    Oder irre ich mich da?

    Viele Grüße
    Karin
    Glück ist, wenn man Pech hat und's nicht merkt

  3. #3
    Avatar von Jürgen F.
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    Da hat Karin allerdings recht. Wenn ich meine Abrechnungen so durchsehe, habe ich von 1982 bis 1990 einen Durchschnitt von 4500 DM gehabt. Die Grundvergütung war der Steuermannslohn ab 3 Jahre. Zu der Zeit fuhren wir 20 - 10, oder 3 - 1. Das waren damals absolute Spitzenlöhne. Auf einem Schubverband mit 3 Leichtern waren 6000 DM Auszahlung keine Seltenheit. Da spielten natürlich die Steuerklasse sowie die Kinderfreibeträge eine Rolle.

    Schöne Grüße

    Jürgen F.
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  4. #4
    Avatar von Navico 2
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    Hallo Karin,
    genau so ist das.
    Früher wurde nach deutschen Rheintarif bezahlt und alle Über-und Bereitschaftstunden wurden ausbezahlt.
    Man sollte aber auch nicht vergessen, dass man ca. 8-9 Monate im Jahr an Bord war.
    Heute fahren die meißten im Schichtbetrieb (geregelte Freizeit) 1 zu 1, das heißt ich bin nur 6 Monate im Jahr an Bord und 6 Monate zu Hause.
    Folgedessen verdiene ich weniger.

    Bezahlung nach deutschem Rheintarif:
    Tarifliche Krankengeldzuzahlung.
    Sonntagszuschlag,
    Weihnachtsgeld,
    Urlaubsgeld und
    Vermögensame Leistungen.

    Und auf Tanker:
    Tankreinig nach Tarif
    Nichtfeuerstunden

    Heute sind die Löhne Pauschalisiert, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Krankengeld und Gehalt.
    So weiß der Arbeitgeber am 01. Januar eines Jahres, was der Mitarbeiter zum Jahresende kostet. Der Arbeitnehmer weiß natürlich auch, welchen Lohn er jeden Monat bekommt.

    Es gibt ja kaun noch, oder keine deutsche Firma, die nach Rheintarif bezahlt.
    Die Arbeitnehmer werden meißens in Luxemburg versichert und nach Luxemburger Regeln bezahlt.
    Jeder Arbeitgeber macht in Luxemburg seine eigene Gesetze.

    Binnenschiffer werden in Luxemburg unterbezahlt. Jeder Luxemburger verdient in seinem Land mehr.
    Ein positives hat aber Luxemburg: die Altersrente wird besser bewertet wie in Deutschland.

    Gruß Manfred, der 4 Jahre in Luxemburg beschäftigt war.

  5. #5

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    Hallo Manfred,
    das ist ein äußerst schwieriges und sensibles Thema!
    Wenn wir nicht aufpassen, haben wir griechische Verhältnisse: Viele holen vom Staat, zahlen aber nichts mehr hinein!
    Wer die angenehmen Dinge des deutschen Systems in Anspruch nimmt, wie z. B. Kindergarten, Schulen, Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, etc., dann aber in Luxemburg seine Steuern bezahlt, handelt meiner Meinung nach unfair.
    Luxemburg ist ein kleines, reiches Land; lasst die Luxemburger eben mehr verdienen. Viele soziale Probleme, die Deutschland hat, hat Luxemburg einfach nicht!
    Wir sind Deutsche (das schreibe ich, ohne dass ich ausländerfeindlich bin), sind vom Sozialen her gut versorgt, haben aber auch Pflichten, denen wir nachkommen müssen, damit unser System auch in Zukunft einigermaßen funktionieren kann.

    Pauschallohn zu zahlen, finde ich nicht negativ. Jeder weiß, woran er ist. Wenn ich z.B. größere Anschaffungen machen will, mir etwas leisten will, kann ich genau berechnen, wieviel ich verdiene, wieviel mir übrig bleibt.
    Wie war das denn früher, wenn wir im Eis, Hochwasser oder Sperren gelegen haben? Dann sind keine Überstunden angefallen, meistens wurde das Personal nach Hause geschickt. Die meisten Mitarbeiter waren aber drauf aus, viel Geld zu verdienen, egal wie die Umstände waren, Hauptsache die Kohle stimmte!
    Geld ist aber nicht alles! Freizeit ist wichtig, gutes Miteinander, Lebensqualität; all das spielt bei den jungen Leuten heute auch eine Rolle. So empfinden wir das zumindest bei unserem Personal.
    Da könnte man seitenweise schreiben. . . .
    Viele Grüße aus dem verschneiten Nürnberg
    Karin
    Glück ist, wenn man Pech hat und's nicht merkt

  6. #6
    Avatar von Navico 2
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    ..........etc., dann aber in Luxemburg seine Steuern bezahlt, handelt meiner Meinung nach unfair.

    Hallo Karin, so seh ich das nicht.
    Hier handelt der Arbeitgeber unfair, nicht der Arbeinehmer.
    Der Arbeitgeber hat in Luxemburg mehr Vorteile als in Deutschland. Sonst würde der Arbeitgeber seine Mitarbeiter nicht in Luxemburg versichern.
    Der Arbeitnehmer sucht sich seinen Job selber aus, und es ist legetim, in einem EU-Staat zu arbeiten und in Deutschland zu wohnen. (Grenzgänger)
    Viele Binnenschiffer standen doch vor der Wahl, entweder mit nach Luxemburg zu gehen, oder in Deutschland bei dem deutschen Arbeitgeber zu bleiben. Der deutsche Arbeitgeber hätte doch seinen Mitarbeiter fristgerecht gekündigt. (Ein Jahr ist schnell um). Und dann ? Bei einem Partikulier fahren ? Nein, dann lieben mit nach Luxemburg gehen und geregelte Freizeit fahren. In Luxemburg ist dann auch Schichtwechsel, wenn Schichtwechsel ist (selber erfahren in LU.) Dann kommt eben ein Ablöser, der vieleicht auch extra dafür bezahlt wird, eben als Ablöser.

    Achso, wie viele deutsche Binnenschiffer sind den in Luxemburg versichert ? Ich setze mal bei 5000 (Fünftausend) an.

    Gruß Manfred

  7. #7

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    Bei einem Partikulier fahren ? Nein, dann lieben mit nach Luxemburg gehen und geregelte Freizeit fahren.

    So schlimm sind Partikuliere?

    Viele Grüße
    Karin
    Glück ist, wenn man Pech hat und's nicht merkt

  8. #8

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    Schon sehr interessant dieses Thema,

    wer meine Beiträge verfolgt hat weis sehr wohl das ich hier vernüftige Frachten und vernüftige Löhne fordere. Ich bin aber auch der Meinung das ein selbständiger Patti deutlich mehr verdienen sollte als ein Angestellter. Dem Patti hilft keiner wenn es schief läuft. Er ist unmittelbar für sein handeln verantwortlich. Der Angestellte kann machen was er will. Baut er mist gehts weiter zum Nächsten Arbeitgeber.
    Derzeit, so behaupte ich, verdient ein Angestellter deutlich mehr als ein Patti. Sowieso wenn man die Stunden und fehlende Freizeit wählt. Das geht soweit, dass einige Pattis ihre Ehefrauen ohne Bezahlung beschäftigen. Ok, es ist der Partner und man zieht an einem Strang und son gequatsche, aber wie sieht es mit dem Sohnemann aus? Soll auch er für Lau fahren nur damit der Betrieb irgendwie weiter schwimmt? Wenn der "Alte" von Bord geht übernimmt der Nachwuchs den veralterten Schiffsraum und das ganze geht weiter mit einem noch älteren Schiff.
    Versteht mich nicht falsch, ich würde es sehr wahrscheinlich genauso machen. Aber erkennt denn keiner dass hier was passieren muss? Sollten wir nicht endlich dem Hauptverband in den Arsch treten? Die Industrie bezahlt. Die bezahlt fast jeden Betrag da das Schiff günstig ist.Das Geld bleibt aber an der falschen Seite des Telefons.
    Die Reedereien wissen das und es denen völlig scheiß egal welche Flagge hinten am Schiff hängt. Qualität ist nicht mehr gefragt. Ergebnis deutet sich immer mehr an. Sprenk13 hat es erkannt.
    Es sind immer Kosten auf uns Abgewelzt worden. Eco-Karte, Hygienevorschriften, BG-Untersuchungen usw usw. Wie soll ich das kompensieren wenn ich nicht mehr Fracht erstreiten kann?
    Auch hier an die BDB Mitglieder, wie diskutiert man mit den Befrachtern dieses Thema? Wie erklärt eine Reederei, die zweistellige Gewinnzuwächse verzeichnet, seinen Pattis das "billig fahren" für die Schifffahrt gut ist? Wie erklärt ein Reedereiboss den Mitgliedern im BDB das er zunehmend polnische und Tcheische Schiffe einsetzt und auf die wertvollen Familienbetriebe verzichtet?
    Aber auch hier werden wir keine Antworten erhalten..............

    Gruß Kawumm 68

  9. #9
    Avatar von Navico 2
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    Zitat Zitat von Ausstellungsschiff Beitrag anzeigen
    ......So schlimm sind Partikuliere?

    Hallo Karin,
    so schlimm sind die Partikuliere wirklich nicht. Ich hab es nicht so hart gemeint. Ich habe mich wohl verkehrt ausgedrückt. Ich kenne sehr viele Partikulieren aus meinem Bekanntenkreis. Und einige, wirklich nur einige hatten Mitarbeiter, die lange an Bord geblieben sind, wollten mit keiner Reederei tauschen. Und diese Mitarbeiter hatten auch Familie, Haus, Hof und Auto. Regelmäßige Urlaubsreisen waren auch O.K.
    Ich selber war 40 Jahre bei einer Reederei und warscheinlich Betriebsblind gewesen

    Gruß Manfred
    Geändert von Poettekucker001 (20.02.2012 um 14:01 Uhr) Grund: Zitat gekürzt

  10. #10

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    Hallo Navico,
    egal wen du fragst die meisten verdienen ihrer Meinung nach immer zu wenig.
    Dabei wird doch ( zumindest in meinen Vorstellungsgesprächen) die Gehaltfrage von vornherein geklärt.
    Also ist es doch Sache des einzelnen zu sagen JA dafür komme ich oder zu sagen Nein zuwenig.

    Zu deiner Beschäftigung in Luxemburg ich habe 14 Jahre in Luxemburg als Fernfahrer gearbeitet der Lohn war anfangs immer auf acht stunden bezahlt worden Plus Spesen in den letzten sechs jahren wurden dann die Überstunden nicht mehr ausgezahlt sondern abgefeiert.
    Bei Krankheit hast du nicht wie in Deutschland nach sechs wochen Krankengeld sondern dein normaler Lohn lief weiter und bei der rente stehst du dich auch besser.

    Meine Fahrzeit habe ich bis auf zwei jahre ausschließlich bei Partikulieren verbracht und es war meine beste zeit.
    Wenn ich wieder raus ginge dann nur zu einem Patti

    LG Ferd
    Es Lebe die BINNENSCHIFFFAHRT

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