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Thema: Nadelwehr

  1. #1

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    Standard Nadelwehr

    Das Nadelwehr - eine genial einfache und wirkungsvolle Technik, erfunden 1834 vom französischen Ingenieur Poirée, der in Basseville (am Canal du Nivernais nahe Clamecy) das erste Wehr dieser Art errichtete.

    Wie alt wohl dieses hier an der Saône ist? Es hält immer noch den Wasserstand für die Schiffahrt. Beim Nadelwehr kommt es ja nicht auf einzelne Undichtigkeiten an - nur sollte nicht das ganze Wehr beim nächsten Hochwasser wegbrechen!

    Fotos von Hydra aus dem binnenvaartforum (Vielen Dank!).

    Gernot
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  2. #2
    Avatar von exmatrose
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    Hallo Gernot,

    kann mich da noch gut an das Nadelwehr in Grütz (untere Havel) erinnern.
    Bei groben Undichtigkeiten wurden einfach Holzsägespäne in die obere Haltung gekippt. Eine Frage der Zeit und es war dicht.
    Bei Hochwasser wurde es einfach "übefahren".
    Die Berlin - Hamburg "Express-Transen" werden es sicherlich noch kennen.
    Habe leider keine Fotos aus den "Rollfilm-Apparat" Zeiten.

    Gruß Mario

  3. #3
    Avatar von Jürgen F.
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    Mit Nadelwehren werden heutzutage noch einige Schleusen für eine Bauwerkskontrolle trocken gelegt.

    Das sieht dann so aus: Guckst Du Beitrag Nr.8

    Gruß Jürgen
    Wer nicht ans Ruder darf, der wird auch das Fahren nicht lernen

    https://www.juergens-schiffsbilder.de/

  4. #4

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    Zitat Zitat von Gernot Menke Beitrag anzeigen
    Das Nadelwehr - eine genial einfache und wirkungsvolle Technik, erfunden 1834 vom französischen Ingenieur Poirée
    Ich muß meinen vier Jahre alten # 1 hier mal selbst korrigieren. Das ist immer die traditionelle Lesart, daß der Charles Poirée das Nadelwehr erfunden hat und das steht übertall zu lesen (auf der Wikipedia-Seite über das "Nadelwehr" sind sie schlauer und schreiben gar nichts davon. Es gibt dort ein paar schöne Bilder, hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Nadelwehr). Aber das ist natürlich eine viel zu schwarzweiße Sichtweise, die so nicht stimmt. Ich weiß nicht, inwiefern der Poirée das Nadelwehr konkret verbessert hat - er hat ja 1855 eine hohe französische Auszeichnung dafür bekommen. Ein Aspekt ist wohl, daß er das Nadelwehr auf die ganze Flußbreite ausgedehnt hat.

    Das Prinzip des Nadelswehrs als solches ist jedenfalls VIEL älter als 1834 - das Nadelwehr in Würzburg bestand beispielsweise seit 1644 und es gab sicherlich noch erheblich ältere. Fast immer dienten sie dazu, Durchfahrtsöffnungen in festen Wehren für die Schiffahrt oder für Flöße kurzzeitig zu öffnen.

    Gernot

  5. #5
    Historische Bilder Avatar von Ernst
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    Durchfahrtsöffnungen in festen Wehren für die Schiffahrt oder für Flöße kurzzeitig zu öffnen.
    Hallo Gernot, das stelle ich mir problematisch vor weil das Gerüst (Bock) noch dort steht selbst wenn alle Nadeln entfernt wurden.

    Gruß Ernst
    Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach

  6. #6

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    Ja Ernst,

    das war umständlich, aber so lief das ab.

    Aus dieser sehr schönen Seite über Würzburg (runterscrollen und es kommt ein Unterkapitel mit der Überschrift Nadelwehr) geht klar hervor, daß die Schiffahrt vor dem Bau des Burkarder Umlaufkanals mit seiner Schleuse durch das Nadelwehr ging. Für die Floßfahrt galt das noch lange danach, da Flöße nicht durch den engen Umlaufkanal paßten und sie auch nur zu tal gingen

    Nicht nur das Ziehen und Wiedereinsetzen der Nadeln und das Absacken des Niveaus im Oberwasser waren nachteilig, sondern auch - das vergißt man oft und es ist ein Verdienst des Artikels, das zu erwähnen - daß das Wasser im Unterwasser ebenfalls absackte, sobald das Nadelwehr wieder geschlossen worden war, weil bis zum Erreichen des normalen Wasserniveaus im Oberwasser kein oder nur sehr wenig Wasser nachkam.

    Der obere Stützbalken der Nadeln, der Lochbaum, war bei der Durchfahrt im Wege und mußte gehoben werden und die Schiffe legten ggf. den Mast um, damit der nötige Spielraum zwischen Schiff und gehobenem Lochbaum zustandekam.

    Daß es Schiffahrt durch geöffnete Nadelwehre gegeben hat, ist vollkommen unstrittig. Inwieweit es auch Wehröffnungen gegeben hat, die permanent geöffnet waren, bin ich mir weit weniger sicher.

    Gernot

  7. #7

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    Hallo,
    ich muss mal nachgucken, ob ich mein altes Lehrbuch zum Wasserbau noch wiederfinde. Ich meine mich zu erinnern, dass da eine Zeichnung mit einem Nadelwehr abgebildet war, wo man nach Entfernen der Nadeln die Nadellehne umklappen und auf dem Grund ablegen konnte.

    Bis dann

    Dominic

  8. #8
    Super-Moderator Avatar von Heidi Franz
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    Standard Vereistes Nadelwehr

    Hallo zusammen,

    vereistes Nadelwehr am Untermain um 1950, 2 Fotos aus dem Archiv des Schiffsmuseums Wörth a. M. die ich mir freundlicher Genehmigung von Herrn Rudi Bauer hier einstellen darf.

    Gruß
    Heidi
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    Ich bin süß und nett, doch der Schein trügt!
    Ich hab' die Scheiße jahrelang vorm Spiegel geübt.

    Manche Menschen sind mit einer solch herrlichen, ignoranten Dummheit gesegnet,
    daß sie ihre eigene Lächerlichkeit gar nicht bemerken

  9. #9

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    Tolle Bilder, die illustrieren, warum man von den Nadelwehren abgekommen ist: weil sie bei Eis und Hochwasser problematisch waren und in ihrer Handhabung umständlich und gefährlich.

    Die Bilder zeigen ein "modernes" Nadelwehr, wie es von Poirée ersonnen worden war. Ich habe in einem Lexikon von 1895 nachgesehen, dort steht es beschrieben. Die modernen Nadelwehre hatten seitlich umklappbare Böcke (siehe auch # 7), wie sie auf dem zweiten Bild des Beitrags zuvor zu sehen sind. Der Lochbalken war unterteilt in relativ kurze Teilstücke nur von Bock zu Bock, damit sie leichter zu händeln und das Wehr schneller umlegbar und wieder aufzustellen war. Die Böcke konnten mit einem Seil umgelegt und wieder hochgezogen werden. Zugleich war mit dieser Bauart die Möglichkeit gegeben, Nadelwehre von praktisch beliebiger Länge über den ganzen Fluß zu bauen.

    Die alten Nadelwehre, die nur eine schmale Schiffahrtsöffnung verschlossen, verfügten nur über einen einzelnen, durchgängigen Lochbalken, der mittels fest installierter Kräne gehoben werden mußte. Der Rest dieser alten Wehre war fest und bestand oft sogar aus hölzernen Pfahlreihen mit einer Zwischenfüllung aus Steinen. Diese Wehre erlitten bei Hochwasser zumeist Schäden, so daß die schnell umlegbaren Nadelwehre ein großer Fortschritt waren, weil man sie bei Hochwasser und Eisgang noch rasch wegnehmen konnte.

    Ich füge noch ein Bild des vermutlich denkmalgeschützten Nadelswehrs in der Werra in Hannoversch Münden an, das zur Zeit des Schleusenbaus um 1880 entstanden sein dürfte. Zwei gezogene Nadeln liegen auf dem Wehrsteg. Das Foto stammt aus dem Jahr 2014.

    Gernot
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