Auf den Punkt gebracht … vom BDB am 19.06.2012
Binnenschifffahrt – eine Branche mit Zukunft!

Die Binnenschifffahrt stellt ein unverzichtbares Glied in deutschen und europäischen Logistikketten dar. Die Industrie und die verladende Wirtschaft setzen auf die hohe Leistungsfähigkeit, die Zuverlässigkeit und Umweltverträglichkeit dieses Verkehrsträgers, was aktuelle Kennzahlen belegen:

Bei der Containerbeförderung mit dem Binnenschiff konnten 2011 die Spitzenwerte aus dem Vorjahr noch übertroffen werden: Knapp 2,2 Mio. TEU wurden auf deutschen Flüssen und Kanälen transportiert – in keinem anderen Jahr zuvor sind so viele Güter in Containern auf Binnenschiffen befördert worden. Für das Jahr 2012 erwarten Verkehrsexperten zudem deutliche Zuwächse von knapp 12 Prozent bei der Verkehrsleistung und über 5 Prozent beim Transportaufkommen gegenüber dem Jahr 2011, das durch außergewöhnliche Umstände, wie insbesondere die mehrwöchige havariebedingte Sperrung des Rheins, gekennzeichnet war.

Es ist zu erwarten, dass die Branche mittelfristig an die Erfolgszahlen des Jahres 2007 anknüpfen kann, als knapp 250 Mio. Tonnen Güter auf deutschen Flüssen und Kanälen transportiert wurden. Kein anderer Verkehrsträger verfügt über ausreichende Kapazitäten, um die auf den Binnenwasserstraßen transportierten Gütermengen zu übernehmen. Zudem ist die Binnenschifffahrt in Spezialsegmenten teilweise sogar alternativlos, wie etwa im Bereich des Schwerguttransports und der Projektladung. Umso bedeutsamer sind der Erhalt und der gezielte Ausbau einer leistungsfähigen Wasserstraßeninfrastruktur, damit die Binnenschifffahrt ihr Potential voll ausschöpfen kann.

Auf den Punkt gebracht lauten im Bereich Infrastruktur die Forderungen des BDB an die Politik:

  • Anhebung des Etats für Erhalt und Ausbau der Flüsse und Kanäle auf mindestens 1,3 Mrd. Euro p.a.


  • Zusätzliche Mittel für die neuen Aufgaben der WSV, insbesondere beim Umweltschutz und Wassertourismus
  • Schwerpunktsetzung auf Erhalt der heutigen Infrastruktur
  • Gezielte Beseitigung von Engpässen wie zu geringen Brückendurchfahrtshöhen, Abladetiefen und Schleusenkammerlängen


  • Realisierung dringender Ausbaumaßnahmen wie z.B.:

- Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen
- Neubau eines Abstiegsbauwerks Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal
- Brückenanhebungen im westdeutschen Kanalgebiet
- Verlängerung sämtlicher Neckarschleusen
- Fertigstellung der 2. Schleusenkammern an allen Moselschleusen
- Beseitigung der Reststreckenproblematik an der Elbe

  • Vorlage eines Netzzustandsberichts
  • Wasserstraßenausbaugesetz, welches den Bedarf an Infrastrukturvorhaben analog zu Straße und Schiene gesetzlich festlegt
  • Beibehaltung der Abgabenfreiheit auf Rhein, Elbe und Donau
  • Verwendung der Einnahmen aus den Befahrensabgaben für die Verkehrsinfrastruktur
  • Binnenschifffahrt ist nicht alleiniger Zahlmeister für die Wasserstraßen: Einbeziehung sämtlicher Nutzer der Wasserstraßen in das Abgabensystem


Die deutsche Binnenschiffsflotte ist nach den Niederlanden die zweitgrößte in Europa: Aktuell werden 2.644 Schiffe für den Gütertransport im deutschen Schiffsregister geführt (u.a. 916 Motorgüterschiffe für trockene Ladung, 419 Tankmotorschiffe und 833 Schubleichter). Hinzu kommen 985 Tagesausflugs- und 54 Fahrgastkabinenschiffe für die Flusskreuzfahrten. Im Bereich der Fahrgastschifffahrt ist Deutschland damit sogar Europameister.

Das Binnenschifffahrtsgewerbe investiert, auch mit Hilfe staatlicher Förderprogramme, beständig in Schiff und Maschine, um auch zukünftig den Ruf als besonders umweltfreundlicher Verkehrsträger zu wahren. Dies geschieht etwa im Bereich abgasärmerer Motoren und in Form von Innovationen wie etwa dieselelektrischen Antrieben. Handlungsbedarf sieht das Binnenschifffahrtsgewerbe hinsichtlich der zunehmenden Überalterung des Personals. Über 40 Prozent (Stand: 2009) der Schiffsführer sind älter als 50 Jahre. Die Unternehmer haben hierauf reagiert und investieren verstärkt in das Personal: Seit Einführung der Ausbildungsförderung 1999 und besserer Berücksichtigung der Auszubildenden in den Besatzungstabellen steigen die Nachwuchszahlen. Der BDB hat zudem eine Personalwerbekampagne entwickelt und arbeitet an der Vereinheitlichung der Ausbildungsstandards in Europa, um noch mehr qualifiziertes Personal zu gewinnen.

Auf den Punkt gebracht lauten die Forderungen des BDB an die Politik aus dem Bereich Gewerbeförderung:

  • Verlängerung und Optimierung des Motorenförderprogramms
  • Fortsetzung des Modernisierungsprogramms
  • Förderung von Innovationen im Schiffbau
  • Optimierung der Förderrichtlinie für den Kombinierten Verkehr
  • Modernisierung des „Schulschiff RHEIN“
  • Verlängerung der Aus- und Weiterbildungsförderung