Schöne Bilder. Am ältesten scheinen mir die Fotos 7 und 8 im Beitrag 21 zu sein, denn dort gibt es noch Schiffe, die das alte Klappruder zeigen, ein schwer zu bedienendes Ungetüm, bei dem in der Schleuse der nicht teilbare Helmstock abgenommen werden mußte, damit man das Ruder für die Schleuse zusammenklappen konnte. Das sinnvollere Nachfolgesystem, das sich ab Anfang des 20. Jahrhunderts durchsetzte, war das Helmstockruder mit Seefang. der für die Schleusendurchfahrt einfach hochgeleiert und danach wieder heruntergelassen werden konnte - der Helmstock war jetzt teilbar und wurde zusammengeschoben.
In Bild 9 erkennt man bei der letzten Penische deutlich den zusammenschiebbaren Helmstock aus den zwei übereinanderliegenden Teilen und den riesigen Seefang am Ruder. Auch auf Bild 10 ist ein "modernes" Seefangruder zu sehen. Die Penische auf Bild 8 hat hingegen noch das alte Klappruder mit nicht teilbarem Helmstock, so wie auch das dritte Schiff von links im Vordergrund im 7. Bild. Das Schiff links daneben ist eine Mignolle. Auffällig die große Anzahl verschiedener Schiffstypen auf diesem Foto, die es heutzutage bekanntlich nicht mehr gibt.
Hallo Robert,
sehr schöne Bilder. Vielen Dank.
Weiter so. Vielleicht hast Du ja noch ein
paar im Versteck.
Auch Bild 2 von Beitrag Nr. 21 gibt einen
schönen Blick auf das Vorschiff während
der Fahrt auf die Holzluken und das Wasser
im Gangbord. Genauso wie es war.
Grüße
RudiB
Man muss es schon mal erwähnen. Hier wird Historie am Leben erhalten. Es werden Bilder gezeigt und Erlebnisse beschrieben von Zeitzeugen, welche wohl ohne das Binnenschifferforum vergessen würden oder nicht für Interessierte zugänglich wären.
Das ist ganz toll und immer wieder interessant zu lesen.
Ein herzliches Danke an alle Spender von so schönen Informationen.
Das ist die ANNA-LEONIE, gebaut 1925/26 auf der Werft Gebr. Schäfer in Louisenthal. Die einzige noch erhaltene und vor einigen Jahren von Wirotius aufwendig restaurierte Penische an der Saar, die nicht motorisiert worden war. Die angehängten Bilder zeigen sie 1988 lange vor der Restaurierung - das Schiff lag danach zwölf Jahre lang bei Wirotius herum - wie man sieht, mit einem glücklichen Ende!
Der feste Teil des zusammenschiebbaren Helmstocks wurde, wenn man die Fotos vergleicht, etwas gekürzt. Das vordere, zur Schleusendurchfahrt nach hinten über den festen Teil schiebbare Stück fehlt auch auf den alten Bildern schon. Das Zusammenschieben war nötig, damit der Helmstock bei quergestelltem Ruder in der Schleuse nicht mit der Schleusenwand kollidierte. Der Seefang - so nannte man den hochleierbaren Teil des Ruders (in Frankreich "lunette") mußte in der Schleuse aus dem gleichen Grund hochgedreht werden, so wie auf den Bildern, sonst war das Ruder zu lang. Auf dem zweiten Bild erkennt man am Helmstock die Kurbel für den Seefang.
Auf Bild zwei im Hintergrund liegt die Saarbrücker Penische EUROPA, auch hier abgebildet.
Das, was man im vorigen Beitrag auf dem vierten Foto im Grunde schon sehen kann, wird auf dem angehängten Bild bestätigt: das große Zahnrad trägt die Trommel mit dem Draht zum Bedienen des Seefangs. Die Kurbel setzte aber auf einem kleinen Zahnrad davor an, so daß eine Übersetzung zustandekam. Man erkennt auf allen Bildern auch eine Sperrklinke, die beim Hochholen die Lage des Seefangs gegen sein Gewicht sicherte.
Sollte der Seefang abgelassen werden, mußte man die Sperrklinke natürlich entriegeln. Ich habe einen früheren Penischenschiffer gefragt, der mir dazu gemailt hat:
"Die Winde für den Seefang war durchaus üblich, beim Ablassen mußte man schon aufpassen. Etwas aufwärts drehen, den Hund (Schnapper oder Sperrklinke oder wie man dieses Teil auch nannte) rausnehmen, nach hinten überschlagen und dann vorsichtig ablassen und dann den Hund wieder rein. Beim hochdrehen einfach drehen, nicht zu schnell, weil sonst der Hund schon mal rausspringen konnte."
Herrlich ist auch der vordere, nach hinten wegschiebbare Teil des Helmstocks zu sehen, der bei quergestelltem Ruder in der Schleuse oben auf dem festen Teil des Helmstocks drauflag.
Und noch etwas kann man studieren: das an einer Gewindestange absenkbare Ruder, wenn leer irgendwo der Fixpunkt abgesenkt werden mußte! - Auch die Schuhe des stolzen Schiffmanns haben etwas.
Ach ja: die siebenköpfige Besatzung dürfte auf dem 5 m breiten Schiff gelebt haben und dazu möglicherweise noch zwei Pferde in einem Stall in der Schiffsmitte.