Kollmar - MZS - 05037920

**Werner Hergarten** · 18.11.2012, 22:00

Das Arbeitsschiff KOLLMAR wurde am 02. Dezember 1995 nach dem Stapellauf anläßlich einer Feier von Frau Heidi Kieselbach, die Gattin des Leiters des Bauhofes Wedel des WSA's HH, auf der zur DBW gehörenden Werft Malz getauft. Die Inbetriebstellung war für den Dezember vorgesehen. Die Überführung zur DBW Werft nach Tangermünde zur Endausrüstung -u.a. das Aufsetzen der Aufbauten- erfolgte unter schwierigen Eisverhältnissen. Die KOLLMAR wurde letztendlich nach erfolgreich abgeschlossener Probefahrt am 31. Januar 1996 an das WSA Hamburg übergeben. Sie ist benant nach der Gemeinde Kollmar, gelegen zwischen Glückstadt und Elmshorn an der Elbe im Landschaftsschutzgebiet Kollmarer Marsch.

Den Auftrag für den Bau des fast 26 m langen Arbeitsschiffes für das WSA Hamburg erhielt die Werft Malz nach einer EU-weiten Ausschreibung durch das damalige WMA Rendsburg (heute FMN Rendsburg), das auch die Bauaufaufsicht durchführte. Die Konstruktionsunterlagen lieferte das Bremer Ingenieurbüro Lasse+Partner.

Das Arbeitsschiff KOLLMAR ist ein modifizierter Nachbau eines Beschaffungsprogrammes der WSV, speziell für das Einsatzgebiet Elbe ausgelegt. Sie wird im Bauhof Wedel (Tonnenhof genannt) zur die Sicherung des Schiffahrtsbetriebes (u.a. auch Betonnung) auf der Niederelbe. In den mir vorliegenden Unterlagen habe ich auch von Rindertransporten zur Elbinsel Pagensand gelesen, Landschaft und Naturschutz. Der Neubau soll ca. 3 Mio. DM gekostet haben.

Meinerseits habe ich während meiner aktiven Tätigkeit diese neuentwickelten Schiffe am Rhein besichtigt, z.T danach auch konstruiert (neues Design u.a. im Antrieb), den Bau beaufsichtigt und auch an Probefahrten/Werftabnahmen teilgenommen und Berichterstattung abgegeben.

Beschreibung:
Die KOLLMAR wurde nach den Vorschriften des Germanischen Lloyd gebaut und auch beaufsichtigt. Ein Zertfikat de SUK für die Zone 2 mit dem Zusatz (Radar-Einmannfahrstand) wurde ausgestellt. Die Vorschriften der BSBG, BinSchUO, SeeSchiStrO und DIN Normen für den Schiffbau wurden beachtet. Der pontonförmige Schiffskörper wurde aus normalen Schiffbaustahl in Längsspantbauweise erstellt, die Aufbauten aus seewasserbeständigen Aluminium, durch ein Verbund-Schweißprofil verschweißt. Wasserdichte Querschotte unterteilen den Schiffsrumpf in fünf Abteilungen. Ganz achtern der Ruderpropellerraum angeordnet, davor Bunkerzellen. Der eigentliche Maschinenraum befindet sich auf halber Schiffslänge. Im Vorschiff sind der Bugstrahlruderraum und eine Leerzelle angeordnet. Die Kühlung der Maschinen erfolgt über eingetrenntes Außenhautkühlungssystem Die Unterdecksräume sind über Montageluken/Mannlöcher zu betreten. Das Deckshaus achtern erreicht man durch eine mittschiffs angeordnete Schiffstür und auch an Stb-Seite. Es sind Unterkunftsmöglichkeiten für sechs Besatzungsmitglieder vorhanden. Die Inneneinrichtung wurde von der Bauwerft fertiggestellt. Die Wärme-/Kälteisilierung besteht aus Mineralfaser, 80 mm dick, Der Steuerstand wurde nach einem vorher fertiggestellten Modell gebaut. Auf dem Oberdeck- mit einem Schleißbelag aus Holz ausgelegt sind die für diesen Schiffstyp erforderlichen technischen Geräte aufgestellt. Eine hydraulisch zu betätigenden Bugrampe (Tragkraft 7,5 t) ermöglicht das Anlegen. Außerdem ist an Bb-Seite eine Ankerwinde angeortnet die einen Anker mit hoher Haltekraft bedient. Gegenüber, auf Stb-Seite, die Verholwinde mit einer Zugkraft von 1,5 t sowie der dahinter der Deckskran, per Funkfernsteuerung ("Bauchladen") zu betätigen. Die Systemverantwortung dieser hydraulischen Anlagen oblag der Firma Hydro Control. Die Firma Hilgers (vormals auch ein Werftbetrieb) aus Rheinbrohl wurde für das Gesamtkonzept der Elektroanlage beauftragt. Meinens Wissens sind Behördenschiffe in der Konstruktion/Bau und Unterhaltung für eine Dienstzeit von bis zu 40 Jahren ausgelegt.

Anmerkung: Die KOLLMAR wurde seinerzeit (heute immer noch?) zum Viehtransport -zwei Mal jährlich- auf die in der Elbe gelegene unbewohnte Insel Pagensand eingesetzt. Die Rinder haben den Bewuchs klein gehalten und die Insel ist heute Naturschutzgebiet, mit ihrer Vielfalt an Flora und Fauna!

Hier sind einige Schifsdaten zur Zeit der Indienststellung:
Auftraggeber: WSV
Betreiber: WSA Hamburg
Bauwerft: DBW - Werft Malz
Bau Nr. 406
Gebaut in: D
ENI: 5037920
Entwurf: WSV, Bundesanstalt für Wasserbau (BaW)
Bauaufsicht: WMA Rendsburg
schiffstechnische Konstruktion: Ingenieurbüro Lasse+Partner, Bremen

Schiffsname: KOLLMAR
Heimathafen: Hamburg
ENI: 5037920

Hauptabmessungen:
Länge über alles: 25,30 m
Lange (CWL): 23,70 m
Breite über alles: 6,60 m
Breite auf Spant: 6,50 m
Seitenhöhe: 1,60 / 2,20 m
Tiefgang über Basis:
Tiefgang (über Kastenkiel): 1,15 m
Tragfähigkeit: ca. 13 t
Besatzung: 2 + 1

Schiffstechnik:
Hauptmaschine : 1 MAN Typ D 2966
Maschinenleistung: 206 kW/1.850 U/min
Antrieb: 1 Schottel Ruderpropeller SRP 110, elektrisch-hydraulische Co-Pilot-Steuerung
Probefahrtsgeschwindigkeit: 16.0 km/h
Bugstrahler: 1 Schottel Pumjet SPJ 22,

Stromversorgung:
1 MAN Schiffsdiesel Typ D 0226 ME, 43 kW/1.500 U/min
Generator: EME-DB 30/25-4 TS - 25 kV/A
Bordbatterien 24 DC nach Vorschrift
Bordspannung: 400/230 V/50 Hz

Decksausrüstung:
Hydraulikkran Fa. Palfinger, Typ PK 14.500, SWL 9,3 kN/12,5 m

Klassifikation: Germanischer Lloyd
Klassenzeichen: GL + 100 A5 I + MC I

Anliegend findet Ihr noch Links zur FMN Rendsburg, zur Insel Pagesand und der Gemeinde Kollmar. Diese unterliegen der Haftung der Anbieter

Anlagen:
Datenblatt der FMN Rendsburg
Pagesand aus Wikipedia

Literatur:
Hansa-Schiffahrt-Schiffbau-Hafen, 113 Jahrgang 1996, Nr. 6, Seiten 42-44, Verfasser unbekannt
Schiffahrt und Technik 1-96
THB 05. Dezember 1995. Seite 4
THB 02. Februar 1996, Seite 2
THB 03. Juni 1966, Seite 13
Hamburger Abendblatt-online 30. Mai 2005
Diese Unterlagen darf ich wg. den Urheberrechten nicht in das Forum einstellen!

Quellen:
viele weitere Recherchen

Ein Gruß aus Flensburg

Werner

Kollmar_96-WSA Hamburg -FMN Rd.pdf
Pagensand.pdf
http://www.kollmar-elbe.de/

**Hein Mück** · 09.05.2014, 18:07

Moin,

dann will ich mal ein paar Bilder der KOLLMAR beisteuern. Ich habe sie am 23.05.2012 aufgenommen, als das Schiff Lühe zu Berg passierte.

Tschüss
Hein Mück