Zum Schleifanker fällt mir das Wort "grasen" ein.
Hier im Kanal ersetzte der Schleifanker aus den in # 2 genannten Gründen aber nur den Stockanker.
Gernot
Die Schleppschiffe hatten damals eine Holzstrau und konnten kein Ballastwasser in den Raum nehmen. Man baute eben oben alles ab, was zu hoch war und hatte dann ein Schiff, das ganz flach im Wasser lag. Das Schiff lief so sehr gut, war aber auch sehr windempfindlich.
Ohne Kopfruder - den "Bouteur" habe ich unter Schiffersprache vorgestellt - ging bei den Penischen leer im Kanal gar nichts und am Ludwigskanal war das sicher nicht anders. Man muß sich vergegenwärtigen, daß die geschleppten Penischen leer größtenteils nur mit dem Kopfruder gesteuert wurden! Das Heckruder wurde - so machte man es auf den französischen Kanälen - oft einfach mittig festgebunden. Das Heck folgte willig - es kam nur darauf an, den Kopf in der Mitte des Kanals zu halten und dafür war das Bugruder bei der Leerfahrt unentbehrlich.
Meist erfolgte in diesem Fall sogar die Steuerung des Schiffs von vorne, auch wenn hier und da eine Bedienung des Kopfruders über Seilzüge praktiziert wurde.
Vor diesem Hintergrund kann man die bestimmt recht wirkungsvollen Bohlen dieses leeren Schleppschiffs in dem engen Kanal gar nicht anders deuten als daß es sich um ein mit ganz einfachen Mitteln verwirklichtes Kopfruder handelt. Sieht die linke Bohle am Ende nicht auch naß aus, so als ob sie zuvor im Wasser gesteckt hätte?
Es wäre interessant, zu wissen, ob die speziellen Ludwigskanal-Schiffe die Leerfahrt ebenso handhabten. Allzu viele Fotos von leeren Schiffen auf dem Ludwigskanal gibt es ja nicht.
Gernot
...in der Tat. 1939 gab es einen offiziellen Bericht über den LDMK, der feststellte das gerade noch 36(!) Schiffe dort verkehrten - und das meist nur im Zubringerdienst. Tatsächlich war der Kanal zu diesem Zeitpunkt bereits zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Daher gibt es auch so extrem wenig Bilder über den LDMK und dessen Fahrzeuge. Und bis heute auch nicht annährend eine umfangreiche Liste - obwohl diese wahrscheinlich wirklich nicht sehr umfangreich ausfallen würde.
An der SB-Klüse sieht man auch gut, wie diese "Kopfruder" drehbar befestigt sind.
Grüsse,
Lorenz
...habe mal einen Detailauschnitt des Demerag-Kahns BEFREIUNGSHALLE herausvergrößert - aber so recht an die Ruderwirkung dieser Balken mag ich nach diesem Foto nicht so glauben. Gruß - Ronald;-)
Geändert von McRonalds (16.10.2013 um 21:00 Uhr)
...noch ein Bild von der BEFREIUNGSHALLE, diesmal bei einer Schiffsbegegnung auf dem Kanal (abenteuerlich eng). Wie man sieht wurden diese Hölzer wohl ständig ausgetauscht.
Danke für die Bilder, Ronald! Wie man sieht, gehören die Bohlen leer dazu. Man erkennt sogar, daß die Leine am absenkbaren Ende zu den Pollern führt.
Wegen der Wirkung mache ich mir keine Sorgen. Eine am vorderen Ende des Schiffs schräg ins Wasser greifende Fläche sollte bei diesem Hebel und bei solch einem kleinen Schiff schon wirksam genug sein. - Man beachte den "Schnitt" des Kopfruders: unten geht es nach außen, um den Hebelarm zu vergrößern und die Fläche vergrößert sich am Ende!
Auf dem Bild zuvor steht der Schiffer an Backbord und hat eine Leine in der Hand. Leider liegt die Backbordseite im Schatten, aber ich meine, da ist doch etwas Senkrechtes an der Bordwand zu erkennen. Ich denke, der Schiffer hat die Backbord-Bohle in diesem Moment wegen der Begegnung ganz heruntergelassen. Sicherlich ist der nicht nur mit einer Bohle unterwegs gewesen.
Nur als weitere Bestätigung habe ich noch ein leeres Schiff mit dem Kopfruder gefunden, zu sehen beim Schiff GUTE FAHRT in diesem Link hier. Man erkennt das Ruder an der Steuerbordseite hinter dem Schleusentor (man beachte deren Öffnung mit Zugstangen - auf beiden Seiten gleichzeitig!).
Gernot
Noch mal einige Anmerkungen zum Schiff selbst; habe zwar versucht etwas darüber heraus zu finden, aber nix zu finden. Das Schiff transportiert Baumaterial, was in den 30er Jahren eine der häufigsten Frachten am Kanal gewesen ist. Von der Bauweise scheint es ein recht 'modernes' Eisenschiff zu sein, jedenfalls für den LDMK. Übrigens; den Namen des Pferdes herauszufinden dürfte recht schwierig werden, denn die meisten Schiffer hatten damals keine eigenen Treidelpferde - das Pferd könnte also wer weiss wem gehört haben:-))))