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Thema: Dämsel

  1. #1
    Moderator Avatar von Norbert
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    Standard Dämsel

    Hallo Binnenschiffsfreunde,

    wer von euch kennt noch den Begriff Dämsel (ich hoffe das ist richtig geschrieben)

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
    Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.

    Eugen Roth

  2. #2
    Historische Bilder Avatar von Ernst
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    Standard Re: Dämsel

    Hallo Norbert
    ein Dämsel ist eine behelfsmäßige Abdichtung eines Lecks im Schiffsrumpf. Als Dichtmaterial wurde früher (als die Schweine noch dick und fett waren) eine Speckseite genommen. Die wurde dann mit einem Brett (Straudill) und Keilen zwichen den Spannten verkeilt. So konnte das Schiff bis zur nächsten Werft gefahren werden.

    Gruß Ernst
    Wer glaubt alles zu wissen ist dumm. © by E.Krobbach

  3. #3
    Gast

    Standard Re: Dämsel

    Hallo Binnenschiffsfreunde,

    da gibt es auch eine schöne Geschichte von Karin Scheubner!
    Hallo,

    Speck – mehr als nur ein Nahrungsmittel ?!?
    Meine erste Reise, nachdem ich geheiratet hatte, ging mit Gips von Marktbreit nach Castrop-Rauxel.
    Wir waren in Rauxel fast leer, als mein Mann in die Wohnung kam und mir erklärte, wir hätten ein Leck im Laderaum und ich müsse schnell zum Metzger, um fetten Speck zum Abdichten des Loches zu kaufen. Nachdem ich gehört hatte, dass in der Schifffahrt für „Nichtschiffische“ Mutproben zu bestehen seien – nach dem Beispiel der Handwerkergesellen, die den neuen Lehrling in die Apotheke schicken um „1 kg Owidum“ zu kaufen – dachte ich: nun bin ich dran, mit dem Reinlegen; aber ich bin ja nicht dumm! Speck zum Abdichten! Hat das schon jemand mal gehört? Nicht mit mir! Ich schaute meinen Mann so an: Ganz ernst, kein Grinsen im Gesicht! Er aber drängte, endlich loszugehen; er würde mir später erklären, warum und wieso, und er bräuchte mindestens 3 kg fetten Speck. Wenn’s irgendwie ginge, als ein ganzes Stück.
    So zog ich also los, von Zweifeln geplagt, verulkt er mich oder nicht, und fand auch gleich neben der Kirche eine Metzgerei. Ich stellte mich an und überlegte krampfhaft: Sollte ich nur ein bisschen frische Wurst kaufen und das mit dem Speck lieber sein lassen? Das würde mir eh’ keiner glauben und wie sollte ich etwas erklären, was ich selbst nicht wusste?
    Nun war ich dran: „ Ich hätte gern ein ganz großes Stück fetten Speck!“ „Wie bitte, ich habe Sie nicht verstanden?“ Also nochmals, aber ein bißchen lauter: „Ich hätte gern ein gaanz großes Stück fetten Speck!“ „Wie groß?“ „So mindestens drei Kilo!“. Die Verkäuferin schaute mich fragend an und verschwand dann hinter einer Türe. Ein paar Minuten später kam sie wieder, mit drei Stücken Speck in den Händen. „Dat sin´ so drei Kilo, reicht dat?“ „Ja, ich glaube schon; aber es sollte eigentlich ein Stück sein.“ Ganz entgeistert fragte sie: „Wofür is´ dat denn?“ Jetzt musste ich es doch sagen: Zum Abdichten eines Loches im Schiffsboden! Hinter mir fingen einige wartende Kunden an zu tuscheln und zu kichern, und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken! Gott sei Dank wollte die Verkäuferin nichts Genaueres wissen. Ich nahm dann, wohl oder übel, die drei Stücke fetten Speck, doch auf dem Rückweg zum Schiff war ich mir sicher: Diesmal hat er mich drangekriegt, 1:0 für ihn! Aber Rache ist süß!
    An Bord wurde ich schon sehnsüchtig erwartet. Mein Mann riss mir die Tüte mit dem Speck förmlich aus der Hand – und tatsächlich: Ich schaute ihm zu, wie er das Loch mit Speck abdichtete und mit Holz verkeilte. Nun war alles wieder dicht und wir fuhren noch viele Wochen, bis wir Gelegenheit hatten, an die Werft zu gehen.

    Nach Castrop-Rauxel sind wir in den darauf folgenden Jahren öfters gefahren. Ich habe auch noch einige Male in dieser Metzgerei eingekauft. Wenn mich die Verkäuferin sah, lächelte sie mich immer etwas mitleidig an. Das mit dem fetten Speck und dem Loch hat die mir bestimmt nie geglaubt!
    Karin Scheubner, MS „JENNY“
    Gruß Detlef

  4. #4
    Historische Bilder Avatar von Ernst
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    Standard Re: Dämsel

    Hallo
    dann gab`s noch den "Zement-Dämsel"
    Dazu wurde eine größere Menge Zement auf die "Leckasche" geschüttet und auf die nun bekannte Art fixiert.

    Gruß Ernst
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  5. #5
    Moderator Avatar von Norbert
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    Standard Re: Dämsel

    Hallo Freunde,

    in meinem Berichtsheft (Bordbuch) aus meiner Lehrzeit 1973 - 76 habe ich noch diese Zeichnung gefunden. Ich habe sie mit Paint ein wenig überarbeitet.
    [attachment=0:39t3sbgs]dämsel_1.JPG[/attachment:39t3sbgs]
    In diesem Berichtsheft befindet sich auch noch die Zeichnung von einem Leckbolzen, mal schauen was da noch schönes drin ist.

    Gruß Norbert
    Zu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum.
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    Eugen Roth

  6. #6

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    Standard Lecks mit Schweinefleisch abdichten?

    Ich habe mich mal auf einer Party mit einem Binnenschiffer unterhalten und der erzählte mir, dass manchmal kleinere Löcher am Schiffsrumpf mit Fleisch aus Schweinehälften repariert werden, weil dieses bei Feuchtigkeit aufquellen würde und das Loch abdichten können. Kann man auf diese Weise wirklich eine brauchbare (Not-)Reparatur erreichen?

  7. #7
    Avatar von Rolf Gertsch
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    Standard

    Das nennt man " Dämsel setzen".
    Man macht das mit einer Speckseite. Ich glaube nicht das dies mit einer Schweinehälfte geht

  8. #8

    Standard

    Ahoi Aldemarin, Ja einstmals wurden Nieten, Nietreihen und Riße mit Schweineschwarten
    und Fettrand verspannt mit Holzkeilen angepresst abgedichtet, das war aber eher nur als
    Notreparatur für einige Tage so gedacht, das Fettfleisch zersetzt und Vergammelte ja so!

    Ich habe da selbst noch so Erlebt und der Geruch steckt noch heute in meiner Nase dazu!

    Bei uns kamen mehrere Jahre Kanalschiffe/ Penichen an die so Repariert wurden um soweit
    Dicht zu halten das sie die Werft erreichen konnten und den "Geruch" habe ich noch heute in
    meiner Nase wenn ich daran Denke wie vergammeltes Schweinefettfleisch das im Wasser dann
    verrottet riecht - EKELHAFT schlimmer als Scheixxe oder was man sonst Stinkend nennt dazu!

    Gruß kaos
    (der sich oft schon mal was aus der alten guten Zeit zurück wünscht - DAS NICHT)
    Eine alte Schifferweisheit besagt:
    Gott beschütze uns vor Sturm und Wind - und vor den Booten die gechartert sind !!!

  9. #9
    Avatar von p-m
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    Standard Dämsel setzen

    Hallo zusammen

    An Bord von WILLI musste gegen Ende 2006 ein Rostloch im Laderaumboden durch das Setzen eines Dämsels behelfsmässig abgedichtet werden. Diese "Aktion" wurde von zwei unserer erfahrenen Schiffsführer durchgeführt, die anderen Vereinsmitglieder schauten staunend zu. Zuerst wurde ein angespitzter Besenstiel in das Rostloch gestossen und zwischen den Spannten um das Rostloch herum eine Holzschalung gebaut. Danach kam eine Schicht schnell anziehender Beton, dann eine Schicht weisser Schweinespeck und zuletzt eine weitere Schicht Beton in die Schalung. Der Dämsel war absolut dicht, bis WILLI für die ordentliche Reparatur am 16. Februar 2007 auf der Helling der Erlenbacher Schiffswerft war.

    Leider gibt es vom Setzen des Dämsels keine Bilder; es waren alle zu sehr beschäftigt (mit dem Bauen und Staunen). Es gibt nur ein Foto wie der Dämsel (Spitze des Besenstiels) kurz vor der Reparatur auf der Unterseite ausgesehen hat.

    Freundliche Grüsse

    Peter
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    Elektronik ist, wenn es trotzdem tut, und keine(r) weiss warum.

  10. #10
    Avatar von p-m
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    Standard Dämsel

    Hallo zusammen

    Das Thema «Dämsel» gibt es bereits im Forum: https://www.binnenschifferforum.de/s...p?690-D%C3%A4m

    Vielleicht kann ein(e) Administrator(in) die beiden Themen zusammenfügen.

    Freundliche Grüsse

    Peter
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